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Bregenz, 12.7.24. Zum zweiten Mal nach Rigoletto ist Florian Schmitt beim Spiel auf dem See dabei. Gemeinsam mit Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl zeichnet er für das Freischütz-Lichtdesign verantwortlich. Rund 200 Lichtstimmungen sind entstanden, die die jeweils richtige Atmosphäre auf die Bühne zaubern. Im Interview spricht der 39-Jährige aus Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) über die tägliche Team-Arbeit und technische Herausforderungen auf der größten Seebühne der Welt.
Sie haben 2019 erstmals bei den Bregenzer Festspielen mitgearbeitet. Was waren Ihre ersten Eindrücke?
Ich kannte bis dahin nur die Bühnenbilder und den James-Bond-Film. Das erste Mal hierher zu kommen, war schon sehr beeindruckend – allein schon die Naturkulisse des Sees. Damals war gerade der Rigoletto-Clown im Bau. Ich habe gemerkt: Das ist hier absolut ausgeklügelt und technisch auf sehr hohem Niveau. Eine Open-Air-Bühne mit diesen Dimensionen war Neuland für mich. Ich habe mich aber schnell an die Situation gewöhnt, auch weil ich gleich sehr gut aufgenommen wurde.
Rigoletto war Ihre erste Zusammenarbeit mit Philipp Stölzl. Wie hat sie funktioniert?
Wenn man das erste Mal mit jemandem zusammenarbeitet, muss man zunächst herausfinden: Was will der andere? Philipp hat genaue Vorstellungen. Er spricht viel in Stimmungen und Gefühlen, die es dann technisch umzusetzen gilt. Wir hatten schnell einen guten Draht zueinander. Die Kommunikation im gesamten Team war von Anfang an sehr angenehm, weil es sehr professionell ist und es keine Hierarchien gibt. Das gilt auch für diese Produktion. Auch menschlich hat es sofort funktioniert. Philipp ist, genau wie ich, kein klassischer Theatermensch.
Worauf kommt es beim Lichtdesign für den Freischütz an?
Unsere Aufgabe ist, sowohl Tages- als auch Nachtsituationen abzubilden. Tagsüber sind wir in einer Art Eiswelt, nachts ist es dunkel und schummrig, dazu kommt die Wolfsschlucht. Es geht darum, die einzelnen Spielbereiche und unterschiedlichen Szenen lichttechnisch voneinander abzugrenzen. In einem Theater ist der Wechsel von einer Welt in eine andere viel leichter. Bei einer Outdoor-Bühne ist dafür das Licht entscheidend. Es hilft dem Publikum zu verstehen, wo die Handlung gerade spielt.
Was sind die größten Herausforderungen für Sie?
Das ist vor allem die Situation, dass wir in einem Wasserbecken spielen. Und das Bühnenbild reicht bis zur ersten Zuschauerreihe heran, das gab es hier noch nie. Das Publikum soll nicht ständig durch Wasser-Reflexionen geblendet werden. Deshalb leuchten wir sehr viel von der Seite statt von hinten. Anders als beispielsweise bei Rigoletto wird außerdem das komplette Bühnenbild bespielt, von ganz oben auf dem Berg bis zur Kirchturmspitze. Das heißt für uns, mit verhältnismäßig wenig Lampen überall hinzukommen. Auf der Bühne sind teilweise bis zu 100 Leute gleichzeitig, die natürlich alle zu sehen sein sollen. Die Kunst liegt darin, so wenig Beleuchtungstürme aufzustellen wie möglich, weil sie im Bild stören.
Als Lichtdesigner für die Seebühne haben Sie zu einer ungewöhnlichen Zeit Feierabend, besonders jetzt in der heißen Phase ...
Bei so einer Freiluftveranstaltung können wir erst arbeiten, wenn es dunkel ist. Die szenische Probe am Abend startet zur Originalzeit, also um 21.15 Uhr. Ich filme mit einer kleinen Kamera mit, damit wir anhand des Videomaterials überprüfen können, was noch nicht funktioniert. Diesen Korrekturen widmen wir uns direkt danach in der Beleuchtungsprobe, die bis 2.30 oder 3.00 Uhr dauert. Das geht noch bis zum morgigen Samstag so. Am Mittwoch ist Premiere. Wenn alle drei Besetzungen einmal auf der Bühne gestanden haben, ist mein Auftrag erledigt.
(tb)
Die Bregenzer Festspiele 2024 finden von 17. Juli bis 18. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com und Telefon 0043 5574 4076.