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Wie geht es nach Werthers Tod weiter?

Regisseurin Jana Vetten setzt bekannten Stoff in neues Licht

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Bregenz, 14.7.23. Seit knapp zwei Wochen probt das Ensemble von Werther, der diesjährigen Produktion des Opernstudios. In der ersten Woche ging es rein um musikalische Aspekte, am Montag startete im Festspielhaus mit der Ankunft von Regisseurin Jana Vetten der szenische Teil. Sieben junge Musiker:innen aus aller Welt erarbeiten sich mit ihr, der musikalischen Leiterin Claire Levacher und Camilla Hägebarth (Bühne/Kostüme) das im Jahr 1892 entstandene Werk von Komponist Jules Massenet. Anfang August zieht das Ensemble ins Theater am Kornmarkt um, wo die Oper Mitte des Monats zu sehen sein wird.

Besseres Verständnis dank Internationalität
Der Inhalt ist anspruchsvoll, die Gesangspartien sind es sowieso – und die verschiedenen verwendeten Sprachen machen die Arbeit nicht unbedingt einfacher. Das zeigt beispielsweise der Besuch einer Probe am Mittwochvormittag: Auf der Bühne stehen der ukrainische Bariton Yuriy Hadzetskyy alias Albert sowie die Sopranistin Sarah Shine. Die Irin verkörpert Sophie. Das Libretto ist auf Französisch verfasst, Jana Vetten bespricht die Szene mit den beiden Sänger:innen auf Englisch. Für die Regisseurin ist diese Internationalität ein Vorteil: „Wenn ich nur mit deutschsprachigen Menschen probe, gibt es manchmal den Trugschluss, dass man sich automatisch versteht. Das stimmt aber eben nicht immer. In der Situation hier geht man einen Schritt zurück, das ist gut so.“ Für die Deutsche mit Wohnsitz in Wien ist Werther nach Lohn der Nacht im Theater KOSMOS (2021) die zweite Produktion bei den Bregenzer Festspielen.

Erweiterung der Perspektiven
Der zugrundeliegende Stoff, Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werther, hatte bei seiner Veröffentlichung 1774 für einen Skandal gesorgt. Schließlich begeht der Titel-Held wegen unerwiderter Liebe zu seiner Angebeteten Charlotte am Ende Selbstmord. In den darauffolgenden Jahren stieg die Suizid-Rate – noch heute kennt man den sogenannten „Werther-Effekt“.

Der Titelheld akzeptiert Charlottes „Nein“, das sie mehrmals deutlich formuliert, einfach nicht. Neben seinen eigenen Gefühlen hat keine zweite Perspektive Platz. Jana Vetten ist es wichtig, den Fokus zu verschieben: Sie möchte sich auf Charlotte und die Hinterbliebenen generell konzentrieren. Schließlich bleiben mit Werthers Tod jede Menge Schuldgefühle zurück. „Das ist das Tolle an der Oper. Während der Briefroman nur Werthers Sicht wiedergibt, haben in der Oper alle Figuren eine Stimme“, sagt sie.

Werther feiert Premiere am Montag, 14. August. Weitere Vorstellungen folgen am 16., 18. und 19. August – jeweils im Theater am Kornmarkt. Regisseurin Jana Vetten ist außerdem beim Festspielfrühstück 2 (Sonntag, 6. August, 9.30 Uhr) zu erleben. In der entspannten Atmosphäre des Seefoyers spricht sie mit der ORF-Journalistin Jasmin Ölz.

(tb)

13.07.2023 Werther v.l.n.r. Yuriy Hadzetskyy (Albert), Jana Vetten (Inszenierung Werther) und Sarah Shine (Sophie)
© Bregenzer Festspiele/ Lisa Mathis
13.07.2023 Werther v.l.n.r. Sarah Shine (Sophie) und Jana Vetten (Inszenierung Werther)
© Bregenzer Festspiele/ Lisa Mathis
13.07.2023 Werther v.l.n.r. Sarah Shine (Sophie), Jana Vetten (Inszenierung Werther) und Yuriy Hadzetskyy (Albert)
© Bregenzer Festspiele/ Lisa Mathis
13.07.2023 Werther Jana Vetten (Inszenierung Werther)
© Bregenzer Festspiele/ Lisa Mathis
13.07.2023 Werther Jana Vetten (Inszenierung Werther)
© Bregenzer Festspiele/ Lisa Mathis

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