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Traditionell verpflichten die Bregenzer Festspiele beim Spiel auf dem See mehrere Sänger:innen für einzelne Rollen. Bis zu drei Mitwirkende wechseln sich in einem Rotationssystem ab. Das schützt die Stimme vor Überbelastung und gewährt damit höchste Gesangsqualität.
Insgesamt 28 Mal steht die romantische Oper von Carl Maria von Weber in drei Aufzügen bei den Bregenzer Festspielen in diesem Jahr auf dem Programm. Das ist nur mit Mehrfachbesetzungen zu bewerkstelligen. Wer aber singt wann und wer entscheidet nach welchen Kriterien?
Außergewöhnlich wie das Spiel auf dem See selbst sind auch bestimmte Notwendigkeiten für das Aushängeschild der Bregenzer Festspiele. Weil in kurzer Zeit sehr viele Aufführungen über die Bühne gehen, sind es bei Der Freischütz gleich vier große Rollen, die dreifach besetzt werden: Agathe, Ännchen, Kaspar und Max. „Die Partien sind nicht nur stimmlich extrem anspruchsvoll, auch körperlich verlangen wir unseren Sänger:innen einiges ab“, erklärt der künstlerische Betriebsdirektor der Bregenzer Festspiele, Michael Csar. „Wind und Wetter, die enormen Dimensionen der Seebühne und ein Regiekonzept, bei dem die Darsteller:innen am, im und manchmal sogar unter Wasser spielen – all das ist mit einer normalen Opernbühne kaum vergleichbar.“
Auch wenn jeder topfit ist, gegen Krankheit ist niemand gefeit. Es reicht eine Verkühlung, um pausieren zu müssen. Bei einer Dreifachbesetzung der großen und doppelter Besetzung der anderen Partien sitzt das Leading Team ruhiger, wenn es weiß, es ist immer jemand da, der Ausfälle abdeckt. Die Mehrfachbesetzungen sind – bei rund 7000 Besucher:innen bei einer einzelnen Vorstellung – auch betriebswirtschaftlich sinnvoll, um mögliche Risiken zu reduzieren.
Wenn die einzelne Künstlerin und der einzelne Künstler normalerweise nur alle drei Nächte an der Reihe sind, ergibt sich daraus auch ein gewisser Luxus, den sich Bregenz leisten kann: Nach Probenbeginn bleiben rund drei Wochen Zeit herauszufinden, wer mit wem optimal harmoniert. Sowohl musikalisch als auch szenisch. „Es werden alle Konstellationen durchgespielt“, sagt Michael Csar, „und am Ende gibt es keine bessere oder schlechtere Besetzung, sondern drei sehr gut aufeinander abgestimmte, wo Klang und Chemie stimmt“
Die Entscheidung fällt in sehr enger Abstimmung zwischen Intendantin Elisabeth Sobotka, Michael Csar, dem Dirigenten und dem Regieteam etwa zwei Wochen vor der Premiere. Zu den Kriterien gehört auch die Einschätzung, ob sich jemand auf der riesigen Seebühne bis an den Rand gefordert fühlt oder tiefenentspannt mit der Gesamtsituation zurechtkommt. Das kann das Regieteam aus der Nähe am besten beurteilen.
Premierenbesetzung 17. Juli 2024:
Agathe Nikola Hillebrand
Ännchen Katharina Ruckgaber
Max Mauro Peter
Kaspar Christof Fischesser
Samiel Moritz von Treuenfels
(red)