Bregenz, 22.8.14. Wenn am Montagabend die Zaubertöne der letzten Vorstellung über den sanften Wogen des Vorarlberger Bodensees verklungen sind, werden die 69. Bregenzer Festspiele mit voraussichtlich insgesamt rund 263.000 Besuchern zu Ende gehen. Bei einer bereits feststehenden Auslastung von einhundert Prozent entfallen auf das Spiel auf dem See Die Zauberflöte maximal rund 204.000 Besucher, sofern keine weitere Regenabsage erfolgt. Bislang musste eine Vorstellung wegen schlechten Wetters ins Festspielhaus verlegt werden. Die Mozartoper in der Inszenierung von Festspielintendant David Pountney ist schon jetzt die bestbesuchte Oper seit Festivalgründung 1946 und könnte mit möglichen rund 406.000 Gesamtbesuchern in zwei Jahren das Musical West Side Story überflügeln, das 2003 und 2004 insgesamt 405.314 Menschen begeisterte. Insgesamt strömten im aktuellen und im vergangenen Sommer mit maximal rund 523.000 Besuchern so viele wie noch nie zu den Bregenzer Festspielen.
Am Sonntag Abschiedskonzert für Pountney
Mit einem facettenreichen Programm – darunter vier Musiktheater- und drei Kammermusik-Uraufführungen – verabschiedet sich Intendant David Pountney nach elf Jahren von den Bregenzer Festspielen. Unter dem Motto Wien zartbitter standen Werke des österreichischen Komponisten Heinz Karl Gruber im Mittelpunkt, darunter die Auftragskomposition Geschichten aus dem Wiener Wald als Oper im Festspielhaus sowie die satirische Oper Gloria von Jaxtberg im Theater am Kornmarkt. Am Sonntag spielt das Symphonieorchester Vorarlberg in einer Matinee als Abschiedskonzert Werke von Leonard Bernstein sowie das Singspiel Der Schauspieldirektor von Wolfgang Amadeus Mozart in einer von Pountney adaptierten Fassung.
Ein neues Operngenre und viel Zeitgenössisches
Die aus den beiden direkt hintereinander gespielten Opern Die Nachtigall und Die unerwartete Schwalbe bestehende und erstmals gezeigte Familien-Oper wurde von einem Mehrgenerationen-Publikum im fast vollbesetzten Parkett des Großen Saals jubelnd aufgenommen. KAZ – Kunst aus der Zeit zeigte auf der Werkstattbühne, im Kunsthaus Bregenz, im Seestudio und im Theater Kosmos, dass zeitgenössisches Musiktheater, Konzert und Puppenspiel ihr Festspielpublikum auch in diesem Sommer finden konnten. Die Auslastung beträgt 94 Prozent. Breit akklamiert war die von Benjamin Brittens War Requiem eröffnete Orchesterkonzertreihe der Wiener Symphoniker sowie Musik&Poesie im Seestudio des Festspielhauses. Bei freiem Eintritt lockten im Vorfeld der Festspielsaison die vier Seebühnenshows und der Tag der Wiener Symphoniker am 3. August mehrere tausend Besucher ins Festspielgelände.
Fulminantes, Populäres, Radikales und ein wirtschaftlicher Erfolg
"Die letzte Saison von David Pountney ist der mehr als gelungene Schlusspunkt einer fulminanten elfjährigen Ära des scheidenden Intendanten, in der sich das Festival maßgeblich weiterentwickelt und zahlreiche künstlerische Höhepunkte und Sternstunden beschert hat. Mein Dank gebührt aber nicht nur David Pountney, sondern allen Künstlern und Mitarbeitenden", erklärt Festspielpräsident Hans-Peter Metzler. "Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Nach einer solch großartigen Saison fällt dies gleichermaßen leicht wie schwer. Das Festival hat erneut Populäres und Radikales, Unterhaltsames und Avantgardistisches in sich vereint und sein Publikum gefunden. Das macht mich glücklich", erklärt David Pountney. "Wir konnten mit der noch laufenden Saison an den großen wirtschaftlichen Erfolg des vergangenen Jahres nicht nur anknüpfen, sondern diesen ausbauen. Das Kulturunternehmen hat beeindruckend unter Beweis gestellt, welches Potenzial abrufbar ist", erklärt der kaufmännische Direktor Michael Diem.
Festspielbuch Der fliegende Engländer
Ein in diesem Sommer erschienenes Festspielbuch mit dem Titel Der fliegende Engländer lässt auf 360 Seiten in Text und Bild elf Jahre des Festivals eindrucksvoll Revue passieren und blickt dabei auch auf bislang unbekannte Momente vor und hinter den Kulissen zurück. Das von Axel Renner und Dorothée Schaeffer herausgegebene Buch lässt in 103 Episoden ausschließlich Künstler oder andere direkt mit dem Festival verbundene Personen zu Wort kommen, was teils tiefe Einblicke in das Innenleben des Kulturunternehmens ermöglicht. David Pountney wird dabei nicht nur oftmals zum Thema, sondern ist selbst als Verfasser zahlreicher Beiträge im Buch vertreten. Daneben bieten 291 Abbildungen einen optisch-opulenten Streifzug durch die Inszenierungen des Festivals.
2015 Turandot am See, Hoffmanns Erzählungen im Festspielhaus
Die Bregenzer Festspiele eröffnen 2015 ihre erste Spielzeit unter der Intendanz von Elisabeth Sobotka mit der Oper Turandot von Giacomo Puccini als Spiel auf dem See. Regie und Bühnenbild stammen von Marco Arturo Marelli. Als Oper im Festspielhaus gelangt Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach in einer Inszenierung von Stefan Herheim zur Aufführung. Im Rahmen der Orchesterkonzerte stehen Werke der beiden Opernkomponisten sowie von Luciano Berio, Johannes Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Schubert auf dem Programm sowie erstmals in Österreich Miroslav Srnkas neuestes Orchesterwerk No Night No Land No Sky. Das Symphonieorchester Vorarlberg spielt die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner sowie Johannes Brahms' Symphonie Nr. 4 e-Moll.
Die Bregenzer Festspiele 2015 finden von 22. Juli bis 23. August statt. Der Ticket-Vorverkauf startet am Montag auf der Internetseite des Festivals unter www.bregenzerfestspiele.com.
(ar)