Erfolgreiche erste Uraufführung einer Oper im Festspielhaus
Bregenz, 19.08.11. Begeisterte Besucher eines unbekannten Werks auf der Seebühne, erstmals eine Auftragskomposition als Oper im Festspielhaus und ein nasskalter Sommer: So lässt sich die Festspielsaison 2011 kurz zusammenfassen. Mehr als 121.000 Menschen werden das Spiel auf dem See André Chénier von Umberto Giordano gesehen haben, sofern alle verbleibenden drei Vorstellungen unter freiem Himmel stattfinden können. Das entspricht einer voraussichtlichen Auslastung von 75 Prozent. Bis Sonntagabend werden für die Bregenzer Festspiele 2011 insgesamt mehr als 165.000 Besucher erwartet.
Achterbahnfahrt der Gefühle und ein kalkuliertes Risiko
“André Chénier, als großes Musiktheater auf der Seebühne inszeniert, hat gezeigt, dass sich das Repertoire noch erweitern lässt und auch vermeintlich unpopuläre Opernwerke - eine qualitätsvolle Umsetzung vorausgesetzt - vom Publikum mit Bravour angenommen werden", erklärt Festspielpräsident Günter Rhomberg.
Die Entscheidung Giordanos berühmtestes Werk André Chénier zu spielen sei ein kalkuliertes Risiko gewesen, das aufgegangen sei, erklärt Intendant David Pountney. Noch nie habe es weltweit so viele Aufführungen von André Chénier in direkter Folge hintereinander gegeben, sagt Pountney. Die mehr als 121.000 Seebühnen-Besucher hätten innerhalb von vier Wochen rund 80 normale Opernhäuser füllen können. Das sei ein Novum in der Werkgeschichte dieser Oper, die im deutschsprachigen Raum sonst sehr selten aufgeführt werde. „Unter dem Motto Schöpfung haben die Bregenzer Festspiele eindrucksvoll bewiesen, dass ein innovatives Programm quer durch alle Spielorte - inklusive der ersten Uraufführung einer Oper im Festspielhaus - vom Publikum angenommen wird“, so Pountney weiter.
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle war das Spiel auf dem See für den kaufmännischen Direktor Michael Diem: „Praktisch ausverkauft, wenn es warm und trocken war, schlechter besucht, wenn das Wetter trüb und nasskalt war: So sieht unsere Bilanz für die Seebühne im Sommer 2011 aus. Wir sind sicher, dass wir bei besserem Wetter mindestens 10.000 Besucher mehr bei André Chénier hätten begrüßen können.“
Dauerregen als durchgehendes Festspielthema
Der Festspielsommer 2011, der schon mit Dauerregen am Tag der offenen Seebühne am 18. Juni begonnen hatte, wird wohl als einer der kältesten und nässesten in die Geschichte des Festivals eingehen: „Und dennoch: Nur zwei Aufführungen mussten bisher ins Festspielhaus verlegt werden sowie eine Übersiedlung am gestrigen Abend. In dieser Hinsicht hatten wir diesen Sommer sogar eigentlich noch Wetterglück“, sagt Diem.
Schwerpunkt Schöpfung - Judith Weir: Zahlreiche Opern- und Konzert-Höhepunkte
Unter dem Motto Schöpfung stand der Festspielsommer abseits der Seebühne ganz im Zeichen des Schwerpunkts mit Werken der britischen Komponistin Judith Weir.
Höhepunkte waren die erste Uraufführung einer Oper im Festspielhaus, Weirs neuestes Werk Achterbahn, die Oper im Kornmarkt Der blonde Eckbert, die ebenfalls aus Weirs Feder stammt, sowie die zahlreichen vom Publikum bejubelten Orchesterkonzerte, die schöpferische Geister zwischen Byron und Michelangelo, Shakespeare und Goethe in den Mittelpunkt rückten.
Deutsches Theater und Schauspielhaus Wien mit erfolgreichen Gastspielen
Im Rahmen der Schauspielreihe waren das Deutsche Theater Berlin und das Schauspielhaus Wien 2011 Gast in Bregenz. Beide Bühnen zeigten Werke rund um die moralische Zerrissenheit großstädtischer Mittelschichten: Während sich Waisen des Engländers Dennis Kelly im Gastspiel des Schauspielhauses im Theater Kosmos vor allem um den Verrat unserer Grundwerte drehte, stand beim Deutschen Theater Berlin mit Gorkis Kinder der Sonne und Schimmelpfennigs Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes vor allem Fragen um Ignoranz, Ohnmacht und Verantwortung im Zentrum. Dabei war es vor allem das schon in Berlin von der Kritik bejubelte Kinder der Sonne, das auch in Bregenz begeistert aufgenommen wurde.
Auftragswerke, Performances und Gastspiele im Rahmen von Kunst aus der Zeit
„Nichts ist neu“ – „Nothing is New“ lautete die Antwort von Kunst aus der Zeit auf die diesjährige Festspielthematik. Zu sehen waren auf der Werkstattbühne das neueste Werk des französischen Komponisten und Multimedia-Spezialisten François Sarhan Home Work, ein Auftragswerk von Kunst aus der Zeit, der preisgekrönte amerikanische Tänzer und Choreograph Richard Siegal mit der Tanzperformance AS IF Stranger sowie das Stück Black Tie, das erste Bregenz-Gastspiel des bekannten Theaterkollektivs Rimini Protokoll. Eine ganz besondere Performance fand Anfang August in der Galerie K12 in Bregenz statt, wo der bekannte Pianist Marino Formenti im Rahmen von Nowhere einen achttägigen Klaviermarathon hinlegte.
crossculture mit umfangreichem Programm und vielen Besuchern
Das andere „Festival im Festival“, die Jugendreihe crossculture, konnte auch in diesem Jahr mit einem vielseitigen Programm Besucher und Teilnehmer überzeugen. Neben den Klassikern crossculture night und fest des kindes fand 2011 auch eine weitere Auflage der crossculture week statt. Das Familienkonzert der magische klang und die schurken zeigte, wie man seine größten Ängste musikalisch überwinden kann und so zitternde Knie mit Rhythmus in den Griff bekommt.