Bregenz, 3.2.17. Während auf der Baustelle im Bodensee die Carmen-Kulisse erste Formen annimmt, werkeln Techniker auch abseits der Seebühne in verschiedenen Außen-Werkstätten an einzelnen Teilen des Bühnenbildes. Etappenweise werden die Technik-Elemente am Festspielhaus angeliefert und wie ein Mosaik zu einem großen Ganzen zusammengefügt.
Wenige hundert Meter westlich des Festspielhauses beim Fußballstadion gelegen, entsteht in aufwendiger Handarbeit in einem 17 Meter hohen Bauzelt ein ähnlich hohes Carmen-Kulissenteil.
Eine riesige rechte Frauenhand
Mit Fingerspitzengefühl und 22-jähriger Festspielerfahrung formt Kascheur Frank Schulze aus Fassadenputz, Styropor und Farbe eine überdimensionale rechte Frauenhand. Gemeinsam mit ihrem linken Pendant wird sie im Sommer einen wesentlichen Teil der Carmen-Kulisse einnehmen. Die Oper von Georges Bizet um verhängnisvolle Liebe und spektakulären Stierkampf steht in den Saisonen 2017 und 2018 auf dem Spielplan des Sommerfestivals am Vorarlberger Bodensee.
Übermenschliches Körperteil
Seit Anfang Jänner werkelt der aus Berlin stammende Bildhauer an Verkleidung und Obermaterial der riesigen Hand, der sogenannten Kaschur. Sie verbirgt die darunter liegende, mächtige Stahlkonstruktion – ungefähr so, wie menschliche Haut und Fleisch die Handknochen überziehen. Übermenschlich hingegen sind Maße und Gewicht des Körperteils: Fast 20 Tonnen wiegt die Hand samt ihrem Unterarm, rund 17 Meter wird sie einmal aus dem Wasser ragen. Hinzu kommen nochmals 15 Tonnen Ballast zur Stabilisierung der Skulptur auf der Seebühne.
„Schicksalhafte Begebenheit“
Anfang kommender Woche soll das Kulissenteil, in mehreren Teilen zerlegt, zur Seebühne transportiert werden. Doch damit ist die Arbeit im Bauzelt nicht beendet. Frank Schulze legt erneut Hand an und modelliert vier Wochen lang die linke Riesenhand und ihren Unterarm. Die beiden Körperteile sollen im März auf der Seebühne aufgebaut werden.
Anlässlich der Programmpräsentation Ende vergangenen Jahres ließ sich Regisseur Kasper Holten ein klein wenig in die Karten blicken: „In einer Szene der Oper will Carmen durch das Legen von Spielkarten einen Blick in ihre Zukunft werfen. Diese schicksalhafte Begebenheit nehmen wir im Bühnenbild auf.“
Bizet am See, Rossini im Haus
Mit einer der weltweit beliebtesten Opern starten die Bregenzer Festspiele am 19. Juli 2017 in ihre 72. Saison: Als Spiel auf dem See zeigt das Sommerfestival an 28 Abenden Georges Bizets Carmen. Tags darauf folgt im Festspielhaus Gioachino Rossinis Oper Moses in Ägypten. Zum Festspielfinale ab Mitte August lädt nicht nur das Opernstudio erneut ins Kornmarkttheater, sondern soll auf der Werkstattbühne die Auftragskomposition To the Lighthouse das Licht der Opernwelt erblicken.
Dazwischen laden symphonische und poetische Konzerte ins Festspielhaus und ins Seestudio. Exotische Oper in ganz anderen Dimensionen gibt’s auf der Werkstattbühne zu erleben, zu bestaunen, zu bewundern. Ein Gastspiel des Berliner Maxim Gorki Theater bringt das Schauspiel zurück ins Festspielprogramm.
Meisterklasse bereits diesen Sonntag
Eine Meisterklasse (bereits am kommenden Sonntag), weitere Konzerte und das Jugendprogramm crossculture komplettieren den insgesamt 80 Veranstaltungen umfassenden Spielplan 2017. Insgesamt stehen für die bis 20. August dauernde Saison rund 214.000 Tickets zur Verfügung.
Die Bregenzer Festspiele 2017 finden von 19. Juli bis 20. August statt, Tickets und Informationen unter Telefon 0043 5574 4076 und www.bregenzerfestspiele.com.
(ar)