Bregenz, 4.10.18. Vom Carmen-Bühnenbild ist nichts mehr übrig. Nur der sogenannte Betonkern liegt regungslos im Wasser. Eine Art Seebühnen-Keller und Innerstes des Inneren, in dem sich Technikräume, Toiletten und Künstlergarderoben befinden. In zwei Wochen beginnen die ersten Rigoletto-Arbeiten, auch wenn davon zunächst wenig sichtbar sein wird.
Neben dem Betonkern dienen etliche Holzpfähle als Bühnen-Fundament. Erfahrene Festspieltechniker schwören auf Nordhang-Fichten, die langsam gewachsen und daher besonders widerstandsfähig sind. In der zweiten Oktoberhälfte rammt ein Arbeitskahn die ersten Rigoletto-Pfähle bis zu fünf Meter tief in den Bodenseegrund.
Direkt auf dem Betonkern entsteht ab Dezember ein Stahlgerüst, das als Unterbau für die eigentliche Bühnenkulisse dienen wird. Doch bis sich Bühnenbild-Konturen erahnen lassen, dauert es noch einige Wochen. „Voraussichtlich Ende Januar werden erste Teile des Bühnenbildes erkennbar sein“, erläutert Gerhard Gridling. Der Bühnenbau-Leiter der Bregenzer Festspiele ist einer der wenigen Eingeweihten, die das Bühnenbild bereits im Modell und als Computer-Grafik kennen. Für die Technikplanung zu Rigoletto gibt’s sogar eine wesentliche Neuerung.
„Wir können das Bühnenbild nicht nur am Computer-Bildschirm anschauen, wie das in den Vorjahren der Fall war, sondern auch die Regie-Abläufe und Bühnenbild-Bewegungen sichtbar machen“. Damit kennt Gridling die Inszenierung in ihrem groben Ablauf also bereits lange bevor der Regisseur mit den Proben auf der Seebühne begonnen hat. Das erstmals verwendete Verfahren erhöht die Planungszuverlässigkeit, macht mögliche Ungenauigkeiten sichtbar – und schließt Kollisionen aus. Ja, richtig: Kollisionen.
„Auf der Seebühne kommen oftmals bewegliche Bühnenteile zum Einsatz, so auch bei Rigoletto. Um frühzeitig und damit kostensparend zu erkennen, ob sich diese Teile gegenseitig behindern im Bewegungsablauf, sehen wir uns die jeweiligen Szenen am Bildschirm an, können also optische Kollisionsprüfungen vornehmen“. Präzision hat Vorfahrt. Im April soll Richtfest gefeiert werden, die Proben für die Verdi-Oper starten Anfang Juni, Premiere ist am 17. Juli. Dann sieht Gerhard die Inszenierung von Philip Stölzl erstmals live, in echt, ohne Computer-Bildschirm. Ein großer Moment, voll Emotion und ohne Kollisionen.
Übrigens, Spaziergänger können die Baustelle im Bodensee von der meistens geöffneten See-Tribüne aus beobachten. Wer’s warm von zu Hause aus mag, klickt die Webcam an.
Die Bregenzer Festspiele 2019 finden von 17. Juli bis 18. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com und Telefon 0043 5574 4076.
(ar)