Bregenz, 21.6.19. Das angeschwemmte Treibholz der letzten Tage ist in aller Munde. Beinahe könnte auch „Giuseppe“, der Clownskopf der Bregenzer Seebühne, sich an einem Ast verschlucken. Im Gegensatz zur täuschend echten Holzoptik des Bühnenbildes hat das Holz in der Bucht allerdings reale Konsequenzen.
Dem Clown geht es an den Kragen
Obwohl sich die Hölzer rein optisch gut in das Bühnenkonzept einreihen, verursachen sie rein praktisch einige Probleme: Bei den Rigoletto-Proben kann beispielsweise der Clownskragen nicht geöffnet werden, wenn sich darunter zu viel Schwemmholz sammelt. „Für den Fall, dass der Wasserspiegel weiter ansteigt, wurden auch zwei darunterliegende Elektro-Motoren vorsorglich ausgebaut“, erklärt Bühnenmeister Manfred Achberger. Denn bei starkem Wind schlage der See hohe Wellen und das Holz gegen Motoren, Hydraulik, Licht- und Tonanlagen. Um potentiellen Schäden vorzubeugen, wurde zu Wochenbeginn eine Wand aus Palisadenpflöcken um die Seebühne gelegt. „Das funktioniert bei schwachem Wellengang sehr gut. Bei hohen Wellen schwappen die Holzteile allerdings über die Absperrung herein“, so Achberger.
Holz zur freien Entnahme
Deshalb hält sich die Firma Salzmann, zuständig für Hafenbau und Pfahlanbringung, momentan auf Abruf bereit, um in der Bucht klar Schiff zu machen. Situationsbedingt wird sie zur Seebühne bestellt, wo sie vor Probenbeginn um 10.30 Uhr mit schwerer Maschinerie anrückt: Mittels Holzzange und Kran werden große Holzteile von zwei Schiffen aus herausgefischt und anschließend zu Abnahmestellen der Stadt Bregenz transportiert. Das Material kann im Kloster Mehrerau und überall, wo entsprechende Zugänge zum See vorhanden sind, kostenlos abgeholt werden. Das Gute daran: Interessierte können sich mit dem frisch gelieferten Feuerholz gleich gegen das nächste Unwetter wappnen.
Trotz Ausnahmesituation zuversichtlich
Treibholzteppiche um die Seebühne kommen laut Bühnenmeister regelmäßig vor, heuer sei es allerdings außergewöhnlich viel. Solche Mengen an Schwemmholz gebe es vielleicht alle zehn Jahre mal, stimmt auch Jürgen Salzmann zu. Im Extremfall bleibt er den ganzen Tag vor Ort, denn wenn der Wind mittags dreht, wird das Bruchholz von den hochwasserführenden Flüssen erneut hereingeschwemmt.
In Hinblick auf die Premiere zeigt sich Joachim Hering von der technischen Planung jedoch zuversichtlich: „Wenn das Wetter so bleibt, sollte es zu keinen gröberen Komplikationen kommen. Momentan haben wir alles im Griff“, meint Hering – und klopft auf Holz.
(sk)