Lech am Arlberg, 28.01.11. In einer kristallklaren Winternacht gastierten die Bregenzer Festspiele am gestrigen Donnerstag zum achten Mal im idyllischen Wintersportort Lech am Arlberg: Unter dem Titel André Chénier – am Busen verschneiter Musen feierte das Spiel auf dem See 2011/12, Umberto Giordanos Revolutionsoper André Chénier, seine erste Festspielpremiere in der majestätischen Bergwelt von Lech am Arlberg.
Außergewöhnliches Bühnenbild und neuer Besucherrekord
Florian Kradolfers außergewöhnliches Bühnenbild, ein überdimensionales weibliches Dekolletee, das sowohl den Ort der Handlung, die französischen Hauptstadt Paris, als auch die Verbindung zwischen dem Dichter André Chénier und seiner Muse in sich vereinte, lockte knapp 4000 Menschen an den Schlosskopfplatz und sorgte damit für einen neuen Besucherrekord.
Spiel auf dem Schnee erstmals live im Internet
Aber nicht nur die Gäste in Lech am Arlberg kamen in diesem Jahr in den
Genuss eiskalter Arien: Erstmals wurde die Premiere des Spiels auf dem Schnee in Zusammenarbeit mit der CTS
Eventim AG auch live auf ]www.bregenzerfestspiele.com im Internet
übertragen.
Laute Bravorufe und "sichtbarer Gesang"
Nicht nur die zweistelligen Minusgrade, auch Giordanos leidenschaftliche Dreiecksgeschichte und die packende Musik sorgten für Gänsehaut bei den Besuchern. Beeindruckt war man auch von der Leistung der Sänger, die nach jeder Arie mit lauten Bravorufen bedacht wurden. "Mit diesem Abend werde ich Lech mit nach New York nehmen", schwärmte ein amerikanischer Besucher, während eine Dame aus Deutschland sich vor allem vom Atemhauch der Solisten beeindruckt zeigte: "So wird Gesang einmal richtig sichtbar gemacht!"
Von der Stimmung mitgerissen
Die drei Sänger, die Armenierin Karine Babajanyan (Maddalena di Coigny), der Mexikaner Hector Sandoval (André Chénier) und der Schwede John Lundgren (Carlo Gérard) widerstanden tapfer den ungewohnten Witterungsbedingungen: "Normalerweise sollte man als Sänger bei einer solchen Kälte nicht einmal sprechen", hatte die Sopranistin Karine Babajanyan schon im Vorfeld erklärt. Von der besonderen Stimmung des Spiels auf dem Schnee würde man aber als Künstler sofort mitgerissen und spüre die Kälte nicht mehr, so Babajanyan.
Ungewohnt war in diesem Jahr in Lech aber auch das Bühnenbild: Ein überdimensionales Dekolletee bekommt man als Sänger nicht alle Tage als Hintergrund geboten: "Es ist für einen Mexikaner nicht leicht, unter einem so großen Busen zu singen", scherzte dann auch prompt Tenor Hector Sandoval auf die Frage, wie er sich während der Oper denn gefühlt habe.
Eiskalte Opernhighlights seit 2004
Seit 2004 präsentieren die Bregenzer Festspiele alljährlich in Lech am Arlberg eiskalte Opernhighlights unter freiem Himmel. In den vergangenen sieben Wintern gastierten Festspielkünstler mit den schönsten Arien und Melodien aus Seebühnen-Erfolgsproduktionen wie West Side Story, La Bohème, Tosca und Aida. Bei bis zu 25 Grad unter Null haben sie im Zentrum von Lech jedes Jahr jeweils mehrere tausend Besucher begeistert.
(bk)