Bregenz, 4.8.17. Auf der Seebühne spielt Wasser stets eine große Rolle bei Carmen eine ganz besondere. Wie sich das Ur-Element auf verschiedene Beteiligte des Spiels auf dem See auswirkt, berichten Sängerin Annalisa Stroppa (Carmen), Masken-Chefin Frauke Gose, Techniktaucher Markus Dreier und weitere Mitwirkende.
Annalisa Stroppa (Carmen)
Die Rolle des Wassers in verschiedensten Szenen der Carmen ist essentiell: Es unterstreicht ihre Handlungen, spiegelt ihre Gefühle und Launen und geht Hand in Hand mit Carmens Leben. Ich würde sagen, es ist ein Synonym für Carmen selber.
Ich hatte zuvor nie die Möglichkeit, während einer Show mit Wasser zu interagieren. Ich finde, dass das eine wirklich interessante und fesselnde Idee ist. Wasser zieht sich durch die ganze Performance, bis Carmens Leben dann auch im Wasser ein Ende nimmt.
Das Element Wasser in Carmen streicht die Dualität Leben/Tod und Freiheit/Liebe heraus. Während der Habanera wirkt es erfrischend nach der harten Arbeit in der Tabakfabrik. In der zweiten Szene wird im Wasser getanzt und Regen kommt von den Karten herab. Carmen liebt es, im Regen zu singen, sie hat Spaß! In der letzten Szene wird Carmen eins mit dem Wasser, sie muss sich ihrem Schicksal hingeben und wird ertränkt von Don José.
Frauke Gose (Leiterin der Maskenabteilung)
Wasser ist immer ein Thema am See. Wenn mehr Mitwirkende im Wasser spielen, wie bei dieser Inszenierung, ist natürlich der Aufwand Maskenabteilung entsprechend höher.
Es ist uns wichtig, dass in erster Linie die Natürlichkeit erhalten bleibt, deshalb arbeiten wir mit Echthaar – das Problem ist immer wieder das Trocknen im Anschluss. Wir haben in dieser Saison schon 40 Föhne nachgekauft. Die Schminke hingegen hält erstaunlich gut. Auch das Tattoo auf Carmens Unterarm ist besonders wasser- und reibfest – genauso, wie das große Pendant im Bühnenbild.
Claudia Raab (Leiterin der Kostümabteilung)
Wasser wirkt sich vor allem beim Carmen-Kostüm aus. Es gibt einen sehr schnellen Umzug, bei dem Carmen innerhalb von 2:30 Minuten in einer Schnell-Umzugskabine hinter der Bühne mit allem Drum und Dran versehen werden muss. Unter dem Kleid, das sie bei der Schlussszene trägt, bekommt sie einen Neoprenanzug angezogen, außerdem gibt es zusätzliche Reisverschlüsse, damit das Umziehen schneller funktioniert. Das Kleid versteckt auch eine Pressluftflasche – der Schlauch muss durch das Kleid hindurch und das Ganze wird hinter einer Rose versteckt, damit sie das Mundstück für die Ertränkungsszene unbemerkt zum Mund führen kann. Für den Applaus muss sie nochmal in Rekordzeit das Kostüm wechseln, damit sie sich nicht erkältet.
Arnold Rawls (Don José)
Wasser ist vielschichtig und einige Stufen dieses Elements sind ersichtlich in der turbulenten Geschichte von Don José, Carmens Geliebten.
Die Tränen für seine unschuldige Mutter sowie wie für die hinterlistige Carmen sind eine Art von Wasser, das sich in seinen Lebensentscheidungen auflöst.
Um mit C.G. Jung zu sprechen: der unschuldige Soldat Don José ist mit seiner Schattenseite nicht vertraut. Sie wird ans Licht gebracht von einer archetypischen Isebel – ein mörderischer Schatten, den nicht einmal Carmen kontrollieren kann. Der wütende Schatten und die Frau, die ihn hervorgerufen hat, können nur unter dunklem Wasser gefasst werden. Das ist ein kraftvolles Bild, das niemals auf einer „traditionellen“ Opernbühne wiederholt werden könnte.
Markus Dreier (Bühnenmeister & Taucher)
Meine Arbeiten haben alle mit Wasser zu tun. Hauptsächlich bin ich beim Bühnenbau beteiligt. Außerdem bin ich für die Tauchsicherheit verantwortlich. Carmen hat gewisse Besonderheiten: Schrauben und Befestigungen müssen immer kontrolliert werden, auch bei Technik-Elementen unter Wasser. Durch die Karten befinden sich bei diesem Bühnenbild relativ große Flächen im Wasser, die von den Wellen umspült werden. Auch bei vorherigen Opernkulissen waren große Teile im Wasser, die aber relativ schwer waren und durch ihr Eigengewicht Stabilität aufwiesen. Bei den Carmen-Karten ist das nicht der Fall, weil die einzelne Karte bloß 2,5 Tonnen wiegt. Das ist hier die Herausforderung für die Konstruktion.
Christl Dürr (T-Küche):
Die T-Küche direkt auf der See-Hinterbühne betreibe ich mit meinem Mann seit acht Jahren. Wir machen Pfefferminz- und Schwarztee für die Mitwirkenden des Spiels auf dem See. Es gibt auch Rindsbrühe und vegetarische Gemüsesuppe. Dieses Jahr ist das durch die vielen Berührungen mit dem Wasser besonders wichtig: Alle Tänzer sagen, dass sie sich vor allem wegen uns noch nicht erkältet haben. Neben dem Wasser ist auch das Schwitzen ausschlaggebend, weil die Akteure Salziges zu sich nehmen sollten. Insgesamt brauchen wir jeden Abend 50-60 Liter Suppe.
(rp)