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Leiche Royal

Bregenz, 29.7.16. Einen todsicheren Job übernimmt auf der Seebühne ein eher unscheinbarer Darsteller. Obwohl er nur wenige Sekunden zu sehen ist, hat es seine Rolle aber in sich: Die Rede ist vom

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Bregenz, 29.7.16. Einen todsicheren Job übernimmt auf der Seebühne ein eher unscheinbarer Darsteller. Obwohl er nur wenige Sekunden zu sehen ist, hat es seine Rolle aber in sich: Die Rede ist vom frisch geköpften Prinzen von Persien, der gleich zu Beginn der Oper Turandot rabiat vom linken Seebühnen-Turm geworfen wird und in die Tiefe stürzt. Verkörpert wird die royale Leiche von einem echten Profi mit Sturzerfahrung: Ein Bergrettungs-Dummy ist der stille Held der Seebühne.

Die lebensgroße Puppe musste heuer neu rekrutiert werden, denn ihr Vorgänger-Dummy (ein Veteran aus der Oper im Festspielhaus Solaris vom Sommer 2012) konnte den in jeder Hinsicht hohen Jobanforderungen nicht mehr gerecht werden. Diese sind tatsächlich enorm, denn der Wasseraufprall aus 20 Metern Höhe kommt dem Sturz auf eine Betonplatte gleich. Aber nicht nur stabil, sondern auch nicht allzu schwer soll der Prinzen-Dummy sein, schließlich müssen ihn zwei Statisten bei jeder Vorstellung über die Turmzinnen wuchten. Innen ein Stahlgerüst, Styropor und eine Menge Hohlraum, außen eine dicke Schicht aus PVC, dem strapazierfähigen Kunststoff – so gestaltet sich die Anatomie des Dummys. Anders als sein Vorgänger muss er dadurch nicht mehr nach jedem Fall zurechtgeflickt werden.

Auch ästhetisch muss der Prinzen-Dummy etwas hermachen: Nicht zu puppenartig soll er fallen, und beim Aufprall ins Wasser nicht sofort sinken, aber auch nicht zu flach auf der Wasseroberfläche schwimmen. Nach erfolgreichem Absturz-Auftritt wird er an einer dünnen Leine zur Hinterbühne gezogen und zum Trocknen aufgehängt, damit bei der nächsten Vorstellung dasselbe Spiel von Neuem beginnen kann. Für solchen Einsatz wäre mindestens ein Stunt Award angebracht!

(mg)

28.07.2016 Wolfgang Tschallener © Bregenzer Festspiele

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