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Kritikenspiegel "Trans-Maghreb"

Stand: 01.09.2014, 14:30 Uhr

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Stand: 01.09.2014, 14:30 Uhr

Opera Now, UK

Outside the theatre, before Trans Maghreb, the audience was ‘transported’ to Libya in rebellion, where this Austrian-Arabic chamber music theatre piece took place, with a recreation of the sights, sounds, and smells of the country. The audience became part of the action, herded around the stage, intermingling with the performers. (I was given a bullet-proof vest marked ‘Press’ to wear.) Unfolding in a black-box space amidst real sand evoking the endless Libyan desert and wall projections of Gaddafi encircled with fire (symbolically evoking his demise), the work became a terrifying experience of what it would be like as a Westerner caught up in the middle of the Arab Spring uprising.

[…] Trans Maghreb was commissioned as part of the ‘Kunst aus der Zeit’ (Art of our Times) series at Bregenz Festival. Director Ran Braun conceived the work as organised confusion, resulting in controlled chaos that immerses the audience. The overall effect was powerful and moving, and demonstrated how diverse the concept of ‘opera’ has become.

Süddeutsche Zeitung, München

Hinterher ist man klüger. Hinterher ist man beeindruckt, ja gar beglückt, dass es diesen Abend gab und dass er so gut funktioniert hat. „Trans-Maghreb“ ist klasse. Die Aufführung basiert auf einer Novelle von Hans Platzgumer, und auch wenn als Komponist Peter Herbert vermerkt ist, so kann man doch davon ausgehen, dass Platzgumer, der selbst während des Geschehens Gerätschaften zur elektronischen Klangerzeugung bedient, ein wenig zur Musik beigetragen haben mag.

[…] Die beiden sind zusammen also so etwas wie eine kreative Explosion.

[…] Allein schon die Musik ist absolut fabelhaft.

[…] „Trans-Maghreb“ ist die letzte Premiere, die letzte Uraufführung in Bregenz unter der Intendanz von David Pountney und zeigt noch einmal eindrucksvoll, wie sehr der die Festspiele verändert hat. Künstlerische Zeitgenossenschaft ist für ihn keine hohle Phrase, er stand dafür ein, ästhetisch und inhaltlich.

Neue Vorarlberger Tageszeitung, Schwarzach

Hautnah erlebt das Publikum ein atemberaubendes Ballett der Bauarbeiter am Anfang, wo der Laden noch lief, oder einen Wüstensturm, der den allgegenwärtigen Plastikmüll umhertreibt. Es erlebt, wie der penetrant optimistische Unternehmer (Wilfried Staber stimmgewaltig) mit Floskeln seine Leute hinhält, wie in der Zeit der Lethargie die Menschen sterben.

[…] Ob es die subtile Begleitung der arabischen Gesänge von Amal Murkus war, ob der jazzig aufgeladene Drive bei den hektischen Szenen oder die lähmende Melancholie: Alles vermittelte Peter Herberts Musik, ohne platt illustrativ zu sein.

[…] Ein dickes Lob gebührt dem Dirigenten Benjamin Lack, der das Instrumentalensemble, den Prager Philharmonischen Chor sowie die überall verteilten Sänger erstaunlich präzise führte.

Schwäbische Zeitung Online,  Ravensburg

Braun möchte das Publikum regelrecht in die Handlung hineinführen, um erfahrbar zu machen, wie man sich als direktes Objekt der Ereignisse fühlen würde. Die überschlagen sich in „Trans-Maghreb“ immer wieder von einem Moment zum nächsten.

[…] Robert Maszl (Tiefbauingenieur Gerald), Wilfried Staber (Corwald), Stanislav Kuflyuk (Statiker Gerhard), Markus Raab (Geologe Gonzo), Juliusz Kubiak (Chauffeur Mahmoud) und besonders Sebastian Campione als witziger Pizzeria-Besitzer Abdullah machen ihre Sache hervorragend.

[…] Die eindrücklichsten Momente schafft die palästinensische Sängerin Amal Murkus, die als arabische Fata Morgana europäischer Männerfantasien durch das Geschehen geistert und mit ihren unnachahmlichen orientalischen Koloraturen eine authentische Atmosphäre herbeizaubert. Ihr berührender Trauergesang über die in Holzsärgen liegenden „kollateralen“ Opfer der Kämpfe, aber auch das von Herbert dezent arrangierte Lied „Tahidaj“ („Wo ich bin, fühl ich mich wohl“) bleiben im Ohr.

Kultur - Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft Online, Dornbirn

Kontraste zwischen feinsinniger Musik und actionreicher Regieführung – Die Uraufführung von Peter Herberts „Trans Maghreb“ ließ niemanden unberührt

[…]Für die Atmosphäre des Raumes und für die psychischen Ausnahmesituationen, in denen sich die Protagonisten befanden, hat Peter Herbert eine sehr sinnliche und vielschichtige Musik komponiert. Die Kombination von arabischen Songs, improvisierten Passagen und flächig konzipierten bis hin zu Rhythmus betonten Passagen war hervorragend austariert. Das gesamte Ensemble dieser aufwendigen Produktion verdient höchste Anerkennung, denn das Niveau der Darbietung war enorm hoch und authentisch erlebbar.

[…] Die Musiker agierten vom Rand der Werkstattbühne aus. Sie wurden geleitet von Benjamin Lack, bei dem die Fäden gut und sicher zusammenliefen. Das Koehne Quartett, Hans Platzgumer, Kenji Herbert, David Helbock, Martin Eberle, Loy Ehrlich, Firas Hasssan und Claudio Spieler und mitten unter ihnen der Komponist und Kontrabassist Peter Herbert musizierten unglaublich gut aufeinander abgestimmt. Hoch konzentriert stellten sie sich ganz in den Dienst der Performance.

[…] Auch das Sängerensemble mit Robert Maszl (Gerald), Wilfried Staber (Corwald), Stanislav Kuflyuk (Gerhard), Markus Raab (Gonzo), um nur einige zu nennen, sowie der Prager Philharmonische Chor agierten hervorragend und schufen eine dichte Atmosphäre.

APA, Austria Presse Agentur

Verheißungsvoll war das Vorspiel, gab es doch eine inszenierte Demo vor der Werkstattbühne, Passkontrollen, Gefangene, die um Zigaretten oder Hilfe baten. Das Publikum wurde zum Teil auf die Zuschauertribüne, zum Teil in den Zuschauerraum geführt. Eine gute Einstimmung auf einen Abend, der die Geschichte des Bauträgers Anton Corwald erzählt, der 2011 einen Trupp österreichischer Arbeiter und Ingenieure nach Libyen verfrachtet, um eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für Muammar Al-Gaddafis Regime zu errichten.

[…] Letzterem [Dirigent Benjamin Lack] gebührt das größte Lob des Abends. Souverän, gelassen und mit großer Übersicht führte Benjamin Lack Sänger und Musiker durch das anspruchsvolle Werk. Eine ausgezeichnete Leistung bot dabei das Kammerorchester gemeinsam mit dem Koehne Quartett Wien.

Vorarlberger Nachrichten, Schwarzach

Lasst es uns gleich nochmals hören. Auf musikalischer Seite ist "Trans-Maghreb" ein uneingeschränktes Erlebnis.

Die Musik hätte ruhig noch andauern können, als ein Bewaffneter die Menschen nach knapp eineinhalb Stunden zum Verlassen des Ortes aufrief. So einigen wäre es wohl recht gewesen, wenn sich das wunderbare Orchester inklusive Solisten noch einmal auf den Plätzen postiert hätte. Nicht nur den Fans von Peter Herbert und Hans Platzgumer, sondern allen Kennern sollte es vergönnt sein, dass es die gestern Abend uraufgeführte Komposition "Trans-Maghreb" einmal auf Tonträger gibt oder dass sie wieder einmal bzw. noch oft auf die Bühne kommt. […]

Die Situation der Eingeschlossenheit bzw. des Ausgeliefertseins greifbar zu machen, ihr eine musiktheatralische Form zu geben, obliegt in einem großen Maß den in schwieriger Situation agierenden Sängern selbst. Man mag den einfachen Ausstattungsideen von Susanne Boehm zustimmen, die die Begegnungen von Gaddafi mit einer Reihe von Staatsmännern und damit die fragwürdigen Rituale unserer Welt an die Wand projiziert, man nimmt die wohltuend unaufdringlichen und nachvollziehbaren Kostümideen von Claudia Raab zur Kenntnis und bemerkt, dass alle Stunts und akrobatischen Effekte nicht einfach dem Spektakel dienen und damit zur Show verkommen, sondern nahtlos in den Ablauf eingewoben sind.

[…] Nicht nur Peter Herbert ist eine wesentliche Stütze des gesamten Unternehmens, er hat mit Benjamin Lack den zurzeit denkbar besten Dirigenten und Chorleiter im Team und mit dem Koehne Quartett, Hans Platzgumer selbst, Kenji Herbert, David Helbock, Claudio Spieler und anderen hervorragende Musiker. Die Musik fasziniert mit  rhythmischer Exaktheit und Farbigkeit im Zusammenspiel von opernhaften bzw. ariosen Passagen, Jazz-Elementen, eindeutiger Improvisation und Liedern aus dem arabischen Raum. Man wollte sich am liebsten immer dort postieren, wo diese Komposition gerade am besten wahrnehmbar ist, wo die feinen, kleinen Töne noch erfahrbar sind. Gerne in der Nähe von Platzgumer selbst oder dort, wo Spieler und Helbock mit perkussivem Einsatz auftraten und so manche Überraschung offerierten.

Bei der Sängerbesetzung waren die Bregenzer Festspiele, die diese Vorarlberger Produktion am Ende der bislang so ereignisreich und erfolgreich verlaufenen letzten Saison von David Pountney ansetzten, keineswegs kleinlich. Robert Maszl überzeugt als ungemein sicherer Tenor, Wilfried Staber als sehr beweglicher Bass. Stanislav Kuflyuk, Markus Raab, Sebastian Campione und Juliusz Kubiak blieben (neben der erwähnten Amal Murkus) über alle Hindernisse bestens mit dem Orchester und Mitgliedern des Prager Philharmonischen Chores in Verbindung. Sie sollten es auch bleiben, und zwar für eine Fortsetzung dieser besonderen Produktion, mit der "Trans-Maghreb" als phänomenale Komposition weiteren Hörern zugänglich gemacht wird.

19.08.2014 Fotoprobe Trans-Maghreb v.l. Gonzo, russischer Geologe: Markus Raab (Bass), Anton Corwald, Bauträger: Wilfried Staber (Bass)
© Bregenzer Festspiele / Anja Köhler

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