Stand: 28. Juli 2017, 15.10 Uhr
Die Premiere von „The Situation“ von Yael Ronen & Ensemble berührte und begeisterte am Mittwochabend die Besucher im vollbesetzten Kornmarkttheater in Bregenz. […] Das Publikum dankte mit stürmischem Applaus. […]
Die Besucher im Kornmarkttheater lachen über den unkomplizierten und offenen (Sprach-)Witz des Stücks, um in nachdenklich machenden Momenten still zu sein. Am Ende des unterhaltsamen Abends überwiegt wohl die von Noa ausgedrückte Hoffnung. Das dankbare Publikum spendet lang anhaltenden und immer wieder aufbrandenden Schlussapplaus.
[…] Ein Knaller ist die musikalische Einlage: Laila (Maryam Abu Khaled) studiert mit Karim (Karim Daoud) einen Hip-Hop-Song ein. Die Zeile „All Zionists should burn“ ist Stefan aber zu heikel. Der homosexuelle Pädagoge zeigt, wie Hip-Hop in Deutschland richtig geht, und präsentiert einen wunderbar schrägen Rap mit Analsex als Thema – frenetischer Szenenapplaus.
[…] Gegen Ende des Stücks verdichtet sich die Stimmung. Längere Monologe führen weiter in die Situation der Figuren, die Last der Vergangenheit und die Unsicherheit der Zukunft. […]
Kräftiger Applaus am Ende dieses Stücks, das zurecht den Titel „Stück des Jahres 2016“ („Theater Heute“) trägt.
Das Stück ist so unverfroren pathetisch, tieftraurig, komisch, banal, witzig und tragisch zugleich […].
Was an Vorurteilen, Vorbehalten, Sehnsüchten, Traumatisierungen mitgenommen wurde, erfahren wir nach und nach in einem wilden Schein- und Sein-Spiel (mit einem exzellenten Dimitrij Schaad als Lehrer), das […] – wenn etwa der Ex-Kasache vom Vater und seiner Angst vor Behörden spricht, ungemein wahrhaftig präsentiert wird. […]
[…] So weiß jedes Mitglied des Ensembles in seiner Darstellung auf eigene und persönliche Art zu gefallen. Die Charaktere sind vielschichtig, das vermitteln die Darsteller in sehr gelungener Weise in leisen und lauten Momenten. Sie zeigen, was Krieg, Flucht und Fremdenhass beim einzelnen Menschen anrichten. Die Inszenierung von Autorin und Regisseurin Ronen erscheint passend schlicht, ohne große Effekte und Gesten. […]
[…] Aber sie [Yael Ronen] widersetzt sich der Sprachlosigkeit, die den uralten Konflikten entwächst. Sie lässt ihre Darsteller von sich erzählen – authentisch, ungeschönt, unzensiert. […]
[…] Die Idee ist einfach, aber die Umsetzung spannend […].