Stand: 26. Juli 2016, 17.15 Uhr
Autor: Mark Ronan
A marvellous lost Hamlet opera, rediscovered
[…] a great contribution to Shakespeare 400: a lost Hamlet opera, no less. […] under the baton of Paolo Carignani with the Vienna Symphoniker and Prague Philharmonic Choir it carried terrific punch. Olivier Tambosi’s excellent staging served it well, with a clear focus on the high points and a well-judged first scene contrasting Hamlet’s melancholy with the gaiety of the court, before the appearance of the ghost, as a medieval armoured knight in an Arthurian setting.
[…] in Act II Hamlet’s „To be or not to be“ was superbly delivered by tenor Pavel Černoch, followed by a beautifully sung duet with Iulia Maria Dan’s lovely Ophelia. […] By the time of Act III, the emotional temperature has risen enormously with the king’s well-expressed remorse, a terrific duet between Hamlet and his mother Gertrude (Dshamilja Kaiser), and a fabulously sung aria when she admits her guilt.
Gravediggers, the duel and final death scene, all are there, as the music drives towards a very effective ending. […] Faccio’s opera is the one that should be performed, and if plans are not already afoot to bring it to the land of Shakespeare, they certainly should be.
Autor: Daniel Ender
Keine Ehrenrettung, sondern ein Coup
Franco Faccios Amleto wurde bei den Bregenzer Festspielen zu einer lohnenswerten Wiederentdeckung, der sowohl die konzentrierte Inszenierung Olivier Tambosis als auch das schwerelose Dirigat von Paolo Carignani weiteren Auftrieb verliehen. […]
Und so ist in Bregenz […] ein Werk ans Licht gekommen, das rundweg überzeugen konnte. […] das ganze Stück ist voll von solchen Volten und Finessen, die Partitur eine Fundgrube origineller Wendungen, eindrucksvoller Harmoniefolgen und lautmalerischer Wirkungen, die das Düstere der Szenerie stets pointiert servieren.
Dieser Eindruck hatte in Bregenz sicherlich auch mit dem Dirigenten Paolo Carignani zu tun, der die Wiener Symphoniker in ein schwereloses, dabei aber auch sehr zupackendes italienisches Opernorchester verzauberte, und mit einem durch die Bank festspielwürdigen Ensemble […].
[…] Originell ist die Oper […] so reichlich, dass das, was da bescheiden als "österreichische Erstaufführung" bezeichnet wurde, dazu führen könnte, dass sich nun einige Bühnen als Nachahmer und Faccio-Wiederentdecker finden.
Autorin: Eleonore Büning
Alles, was das Opernherz begehrt: Amleto von Franco Faccio ist eine sensationelle Opern-Entdeckung.
Jetzt hat es also doch noch geklappt, und das Shakespeare-Jahr kann sich mit einer atemraubenden Shakespeare-Ausgrabung schmücken, die nicht nur echt, sondern auch noch ernst zu nehmen ist. Ja, es gibt sie, die musikalisch satisfaktionsfähige, literarisch hochachtbare Hamlet-Oper!
Sie ist kitschfrei und unsentimental […]. Sie ist ein Manifest des „nuovo melodramma“, wie es sich die wilden jungen Opernreformer der „Scapigliatura“ auf die Fahne geschrieben hatten: wahrhaftig, wuchtig, antikisch-dramatisch und ironiefrei, dazu mit reichlich Brio aufgeladen, und auch die Eierschalen der alten Nummernoper sind darin noch nicht ganz abgestreift. Es gibt also eine zünftige Preghiera, ein Brindisi, Fernmusiken, Blechgepränge, mit Tempo in die Stretta rauschende Ensembles – kurz: alles, was das italienische Opernherz begehrt. […]
Autor: Egbert Tholl
Die Bregenzer Festspiele eröffnen mit der weithin unbekannten Hamlet-Oper und zeigen damit abermals eine spannende Entdeckung
[…] in der Folge gibt es in dieser Oper sehr viel sehr aufregende Musik zu entdecken. Aufregend auch deshalb, weil Paolo Carignani mit haltlosem Furor durch die Partitur fegt. […] der Hamlet von Pavel Černoch […] liefert eine immer aufregendere Studie in Klang und Gestalt ab.
[…] Hamlet, die Oper, ist ihre Ausgrabung wert. […] Elisabeth Sobotka setzt die Linie ihres Vorgängers David Poutney fort, das Festspielhaus für Ungewöhnliches zu öffnen. Das ist gut so.
Autor: Walter Weidringer
Mit Franco Faccios Amleto gelingt Intendantin Elisabeth Sobotka ein spannender, musikalisch wie szenisch gleichermaßen gelungener Blick in die italienische Operngeschichte neben Verdi. […] Pavel Černoch erinnert im Timbre ein bisschen an José Carreras […], in der Vortragsweise manchmal an Neil Shicoff […] – und erweist sich in gerade dieser Kombination als eindringlicher Amleto.
[…] Aus dem guten restlichen Ensemble nebst dem Prager Philharmonischen Chor ragt Paul Schweinester (Laerte) mit klarem Tenor und darstellerischer Wendigkeit heraus. Paolo Carignani und die Wiener Symphoniker erweisen sich im Graben jedenfalls als die leidenschaftlichsten Anwälte des Werks und finden fast durchwegs die rechte Balance zwischen feinsinnigen Details und dramatischer Schlagkraft.
Autor: Peter Dusek
Man fühlte sich an die Goldenen Jahre der Ära Wopmann in Bregenz erinnert. Eine absolute Opern-Rarität […] wurde glanzvoll inszeniert und grandios musiziert. […] Bregenz liefert exzellente Rahmenbedingungen: Paolo Carignani bringt die Wiener Symphoniker zu Höchstleistungen […]. Ausgezeichnet auch der Prager Philharmonische Chor (Leitung Lukas Vasilek). Und grandios die Inszenierung von Oliver Tambosi […].
Dazu reicht aber nicht nur der überwältigende Interpret der Titelrolle, der mit Pavel Černoch schlichtweg ideal bezeichnet werden muss. Auch der König […] ist imposant. Der italienische Bass-Bariton Claudio Sgura hat eine mächtige, klangschöne Stimme, […] Dshamilja Kaiser […] liefert Belcanto-Klänge in einer Rolle, die durchaus mit der Lady Macbeth verglichen werden kann. Dramatik und Lyrik in den höchsten und tiefsten Lagen. Großartig!
[…] die Besetzung ist insgesamt exzellent und bis zur kleinsten Rolle ausgeklügelt. Die Rumänin Julia Maria Dan ist eine innige, liebreizende lyrische Ofelia, Paul Schweinester […] fällt als Laertes positiv auf. […] Eine reine Freude. Der russische Bass Eduard Tsanga war ein eindrucksvoller Polonius, Gianlucca Buratto überzeugt als Geist des Vaters […] und Yasushi Hirano […] beweist […], dass er über eine der schönsten Bass-Bariton-Stimmen der Gegenwart verfügt. Am Ende Jubel, Trubel, Heiterkeit. Der Mut der neuen Intendantin war enorm. Aber er hat sich offenbar ausgezahlt.
Autor: Dieter David Scholz
Aufregendste Opernausgrabung seit Jahren
[…] Es gelingen [Bühnenbildner Frank Philipp Schlößmann] beeindruckende Bilder von magisch-suggestiver Traumhaftigkeit, die der Poesie und Doppelbödigkeit der Musik Faccios entsprechen […]. Die Kostümbildnerin Gesine Völlm hat prächtige, stilisierte Kostüme der Shakespearezeit entworfen, vornehmlich in schwarzrot und schwarzweiß. Es sind die dominanten Grundfarben der symbolreichen Inszenierung von Oliver Tambosi, dem mit einem Minimum an Mitteln […] ein Maximum an ehrlich anspringendem Theater ohne alle Regiemätzchen gelingt.
[...] auch das Sängerniveau der Bregenzer Amleto-Reanimierung ist außergewöhnlich hoch. […] Die Rumänin Iulia Maria Dan ist eine anrührende Ophelia, der apulische Heldenbaiton Claudio Sgura als König Claudius die stimmgewordene Zerbrechlichkeit des Bösen, die Mezzosopranistin Dshamilja Kaiser eine Singfurie von Ehebrecherin. Eine Klasse für sich ist der lombardische Bassist Gianluca Burato als Geist […].
Das Premierenpublikum bejubelte das Bregenzer Sängerfest, die fulminante Inszenierung und das beeindruckende Dirigat des Mailänder Dirigenten Paolo Carignani […]. Er ist der denkbar beste Anwalt der Musik Faccios […]. Die Wiener Symphoniker spielen klangprächtig und präzise, der Prager Philharmonische Chor singt tadellos. Eine beglückende Neuproduktion der diesjährigen Bregenzer Festspiele und eine der faszinierendsten Opernausgrabungen der letzten Jahre.
Autor: Klaus Kalchschmid
Wiederentdeckung einer effektsicheren italienischen Hamlet-Oper
[…] [Pavel Černochs] schöner, auch in der Mittellage und Tiefe klanglich gerundeter Tenor besitzt bei aller Intensität eine feine Aura von Melancholie […].Claudius ist bei Claudio Sgura ein baritonal auftrumpfender König, dessen Souveränität immer etwas Aufgesetztes hat, Gertud wird dank Faccio und der ungemein intensiven Dshamija Kaiser aufgewertet. […] Auch die kleinen Rollen wie Polonius (Eduard Tsanga), Horatius (Sébastien Soules) oder die beiden Totengräber (Yasushi Hirano, Hans-Jörg Ulm) sind exzellent besetzt.
Gewaltiges leisten aber auch die Wiener Symphoniker unter Paolo Carignani, der ein feines Gespür für das Tempo und den Facettenreichtum von Faccios Partitur besitzt und seine Leidenschaft auf jeden Musiker übertragen kann. […]
Autor: Fritz Jurmann
[…] Es ist, als hätte dieses Stück nur darauf gewartet, endlich aus seinem über einhundertjährigen Dornröschenschlaf erweckt zu werden – etwas, was Festspielintendantin Elisabeth Sobotka […] imponierend umsetzen konnte.
Entsprechend begeistert zeigte sich auch das mit viel Prominenz bestückte Premierenpublikum und feierte Ensemble und Leading Team am Schluss mit einer zehnminütigen Applausorgie. Die Bregenzer Festspiele haben es diesmal also wieder mit einer Rarität geschafft, gewaltiges Interesse beim internationalen Opernpublikum zu wecken. […]
Das Werk ist das, was man einen Wurf nennt. Große italienische Oper in prächtiger Ausstattung […]. Eine glänzende, rollendeckende Besetzung, wie man sie auch in großen Opernhäusern in solch stimmlicher Ausstattung und kompromisslosen Spielfreude nicht besser antreffen könnte.
Ein tolles Orchester, ein umwerfender Chor und ein ebensolcher Dirigent sorgen dafür, dass diese starke, sinnliche Musik beim Zuhörer in Bauch, Herz und Hirn (in dieser Reihenfolge) hängenbleibt. […] Pavel Černoch [ist eine] Idealbesetzung für diese ungemein kräfteraubende Hammerpartie, in der er als wandlungsfähiger Schauspieler und toller Sänger mit vielen Spitzentönen vollkommen aufgeht. […]
Paolo Carignani […] ist ein sehr energischer, klarer und gerade in diesem Bereich absolut kompetenter Führer durch die nicht immer einfache Partitur. Sein stimmstarkes Ensemble erlaubt ihm, seinem Temperament freien Lauf und auch das Orchester zwischendurch einmal ordentlich von der Leine zu lassen, ohne dass die Balance oder die vielen schönen Farben darunter leiden würden.
Autor: Klaus-Peter Mayr
Eine Auferstehung für Hamlet: Das Publikum jubelt
[…] Nach der Premiere im Festspielhaus ist nicht nachvollziehbar, warum die 150-minütige „lyrische Tragödie in vier Akten“ in Vergessenheit geriet. […] Paolo Carignani am Dirigentenpult bringt mit den Wiener Symphonikern die Farbigkeit und Geschmeidigkeit von Faccios Musik zum Leuchten. […]
Regisseur Olivier Tambosi […] hat, unterstützt von feinem Lichtdesign, eindringliche Bilder mit starken Farben und einigen grellen Effekten geschaffen. Viele setzt er wie altmeisterliche Gemälde in Szene. […] Die Welt ist eine Theaterbühne, das Leben ein (Rollen-)Spiel.
Der Tscheche Pavel Černoch als Hamlet ist unglaublich präsent. […] Der Tenorstimme verlangt Faccio Höchstleistungen ab. Černoch liefert grandios. […] Sängerisch ist Černoch – vom Publikum euphorisch bejubelter – Primus inter Pares.
Die Bregenzer Festspiele haben wieder einmal ein exquisites internationales Ensemble einschließlich des phänomenalen Prager Philharmonischen Chors zusammengestellt. Als Beispiel sei Sopranistin Iulia Maria Dan als Ophelia genannt, die atemberaubend ihren Wahnsinn auslebt. […]
Autor: Roland H. Dippel
Substanzreiche Opern-Entdeckung
Diese mehrfach von Applaus durchschnittene […] Festspieleröffnung ist eine substanzreiche Opern-Entdeckung! […]
Im Festspielhaus Bregenz holte Paolo Carignani mit den Wiener Symphonikern wirklich alles aus der hochrangigen, kontrastreichen, melodisch dichten und harmonisch spannenden Partitur. Mit Passion und Intelligenz. […] Bis in die kleinste Nebenrolle stimmig ist die Bregenzer Besetzung […]. Paul Schweinester wertet die wenigen Ariosi des zweiten Tenors Laerte gewaltig auf und ist mit einer Rückenrolle den Tisch hinunter dazu noch wendig. […]
Gesine Völlm rundet mit Roben in Schwarz-Rot-Weiß die vielen Spiele im Spiel zur beeindruckenden Totalschau. […] Mit Paolo Carignani zusammen zeigt sich der von Lukáš Vasilek beeindruckend präparierte Prager Philharmonische Chor auf Höhe der intensiven Aufgaben.
Diese Aufführung übersteigt das emphatische Plädoyer, sie fordert weitere Auseinandersetzungen mit Amleto regelrecht ein. […]
Autorin: Elisabeth Schwind
[…] Pavel Černoch meistert seine aufreibende Hamlet-Partie mit umwerfender Italianità. Wahnsinn in doppelter Hinsicht: Iulia Maria Dan als Ophelia. Eine Wucht ist Dshamilja Kaiser als an sich selbst zweifelnde Mutter Hamlets. Sehr gut besetzt sind auch die Rollen von Claudio (Claudio Sgura), Polonio (Eduard Tsanga), Orazio (Sébastien Soulès), Marcello (Bartosz Urbanowicz), Laerte (Paul Schweinester) und nicht zu vergessen der Geist von Hamlets Vater (Gianluca Buratto). Für den italienischen Zugriff im Orchester (Wiener Symphoniker) sorgt Paolo Carignani mit seinem zupackenden Dirigat. […]
Die Bregenzer Festspiele haben mit Hamlet einen Opernschatz gehoben. […] Vielleicht wird man sich ja jetzt wieder häufiger an die vollständige Oper erinnern.
Redakteur: Dieter David Scholz
[…] Elisabeth Sobotka, die Intendantin, hat einen guten Riecher gehabt, zum 70sten Jubiläum der Festspiele das Wagnis einzugehen, die nahezu unbekannte Oper aufs Programm zu setzen. Der begeisterte Zuspruch des Premierenpublikums gab ihr jedenfalls recht.
[…] Das Sängerniveau der Bregenzer Amleto-Ausgrabung ist durch die Bank außergewöhnlich hoch. Der tschechische Sänger Pavel Černoch ragt als heldentenoraler Hamlet aus dem erstklassigen internationalen Ensemble heraus. Ebenso die Rumänin Iulia Maria Dan als anrührende Ophelia, um nur zwei der vielen exquisiten Sänger zu nennen. Die Produktion ist schlicht ein Sängerfest. Aber auch orchestral und dirigentisch ist sie eine Offenbarung, denn der mailänder Dirigent Paolo Carignani […] zeigt große Affinität zur Musik Faccios. […]
Autor: Georg Rudiger
[…] Olivier Tambosi [greift] Shakespeares Nebeneinander von Unbeschwertheit und Tragik auf, wenn sich beim eröffnenden Fest von König Claudio (mit dunklem Bassbariton und enormer Tragfähigkeit: Claudio Sgura) schon seine dunkle Vergangenheit andeutet […] dem Komponisten gelingen auch perfekte Szenen wie der große Trauermarsch für Ophelia (vielschichtig: Iulia Maria Dan) im vierten Akt [...]. Auch die Bandamusik hinter der Bühne, die immer wieder in Dialog mit dem Orchester im Graben tritt, und die großen Chorszenen (kraftvoll: Der Prager Philharmonische Chor) haben ihren Reiz.
[...] Pavel Černoch gibt einen hochdramatischen Hamlet, der auch darstellerisch die Extreme berührt. Dshamilja Kaiser (Gertrude) und Paul Schweinester (Laerte) gelingen ebenfalls klare Rollenprofile. […]
Autor: Christoph Irrgeher
[…] Pavel Černoch ist als Prinz ganz dunkel glosende Rache: Schwarz gewandet und mit flackerhaften Gesten, changiert dieser Hamlet zwischen düsterem Wüterich und verbohrtem Irren; die volltönende Stimme meistert die Endlos-Deklamationen nicht nur ohne Verschleißerscheinungen, sie verleiht dem Ungestüm dieser Vendetta auch männlichen Schmelz. […] Applaus für alle Beteiligten, der Löwenanteil für Černoch. [...]
Reinmar Wagner („Musik&Theater“)
Es hat sich gelohnt, ich finde es ein interessantes Stück, es hat viele Farben, es ist im Orchester raffiniert, viel raffinierter als ich es erwartet habe. […] Es ist wirklich ein gutes Stück, das immer wieder für neue Ideen, für neue Raffinesse sorgt. […] Ich fand Pavel Černoch unglaublich gut, wie er das gemacht hat, hat sich nichts anmerken lassen von den Anstrengungen, die diese Partie mit sich bringt. […]
Eleonore Büning („Frankfurter Allgemeine Zeitung“)
[…] Ich fand es grandios. Ich bin sehr überrascht, wie gut dieses Stück funktioniert. […] Die Ensembles sind zum Teil genial – genial geformt, genial komponiert, die Melodie-Erfindung ist fantastisch. […] Einfach meisterhaft, muss ich sagen. […]
Pavel Černoch, der den Hamlet gesungen hat – großartig! Am Anfang hab ich gedacht, meine Güte, wenn der so anfängt, dann wird er das nicht durchhalten […] er war absolut überzeugend – die Fechtszene am Schluss, fantastisch! […] Auch die Königin, Dshamilja Kaiser, eine Entdeckung. Auch Claudio Sgura, der den bösen König Claudio gesungen hat, fand ich sehr schön. […]
Autor: Manuel Brug
Paolo Carignani entfesselt bei den Wiener Symphonikern und dem Prager Philharmonischen Chor straff rhythmisiert so viel Italianità wie möglich. […]
Amleto ist eine Well-made-Gesangsoper mit dankbaren Rollen. So inszeniert sie Olivier Tambosi auch routiniert in den edel-minimalistischen Bildern von Frank Philipp Schlößmann. Gesine Völlm hat an voluminösen Renaissance-Kostümen nicht gespart.
Redakteur: Hartmann
Umjubelte Premiere von Faccio's Hamlet in Bregenz
Die Eröffnungspremiere […] ist gestern zum umjubelten Erfolg geworden. […] Wunderschöne an Verdi erinnernde Musik, hervorragende Gesangsleistungen und historisierende Kostüme mit gestreiften Pluderhosen. Die Inszenierung setzt auf klare Bilder, große Gesten, die drehbare Bühne und manchmal trotz aller Tragik auf kleine Komödien- und Slapstick-Elemente. […] Das Publikum war begeistert. Es gab mehrfach Szenenapplaus und die Kritiker waren durchwegs positiv gestimmt.
Autor: Martin Fichter-Wöß
Intendantin Elisabeth Sobotka ist mit der vergessenen Opernpreziose auf Risiko gegangen – und hat gewonnen. Ein Werk als Eröffnungspremiere anzusetzen, das vor 145 Jahren bei einer missglückten Aufführung an der Mailänder Scala das letzte Mal in Europa zu hören war, erfordert Mut, hat sich aber vollkommen ausgezahlt. […] Teile der Oper besitzen durchaus das Potenzial, den Aufstieg in die „Best of Klassik“-Radioschienen zu schaffen.
Stimmlich ist dieser Hamlet durchaus fordernd mit harten Registerwechseln, wobei sich der junge tschechische Tenor Pavel Černoch in der Titelpartie als der klare Star des Abends etablieren konnte. Mit ebenso leichtem wie eindrücklichem Timbre und darstellerischer Intensität dominiert er die Bühne […].
Den Bregenzer Festspielen ist mit dem Hamlet jedenfalls eine beeindruckende Wiederentdeckung gelungen. Und für Černoch und das übrige Ensemble bleibt zu hoffen, dass sie ihre Partie nicht nur für die drei Bregenzer Aufführungen einstudiert haben. Die Chance auf weitere Aufführungen des Werkes dürfte nach dem gestrigen Abend jedenfalls deutlich gestiegen sein.
Gelungenes Comeback einer verschollenen Oper
[…] Das europäische „Comeback“ bei den Bregenzer Festspielen erhielt die Gunst des Publikums - und der Kritik.
So hat man einen Hamlet selten gesehen: Mit weiß geschminkten Gesicht steht der dänische Königssohn, fulminant gespielt von Pavel Černoch, vor dem Spiegel und zieht sich einen roten Strich quer übers Gesicht. Es war eine dieser einprägsamen Szenen, von denen es in dieser Inszenierung von Franco Faccios Hamlet - oder korrekter: Amleto - viele gegeben hat. Das Publikum war entsprechend begeistert: Am Ende der Oper spendeten die Premierengäste im Bregenzer Festspielhaus frenetischen Applaus. […]
„Ich fand es grandios“, lautete das Urteil von Eleonore Büning von der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. „Ich bin sehr überrascht, wie gut dieses Stück funktioniert, wie gut es komponiert ist.“ Die Ensembles, gerade im zweiten Teil, seien mitunter „genial“. […] Einhelliges Lob gab es für das Ensemble, allen voran Pavel Černoch als Hamlet bzw. Amleto, Claudio Sgura als Claudio, Dshamilja Kaiser als Gertrude und Iulia Maria Dan als Ofelia. […]
Autorin: Kathrin Drinkuth
[…] Pavel Černoch […] gelingt es, innerhalb weniger Szenen eine immer stärker werdende, nur schwer unterdrückte Aggressivität aus seinem Charakter herauszuholen. […] Ebenso überzeugend: Claudio Sgura als König Claudius und Dshamilja Kaiser als seine neue Frau Gertrude - die Mutter Hamlets. […]
Autor: Jürg Huber
[…] der erste Eindruck bestätigt: Die Reise hat sich gelohnt. […] Die Wiener Symphoniker legen sich unter dem geschmeidigen Dirigat von Paolo Carignani mächtig ins Zeug für die musikalische Genremalerei, für die Naturstimmungen und Abschattierungen, die Doppelbödigkeiten der Partitur. Zusammen mit dem Prager Philharmonischen Chor gelingen prächtige Steigerungen; in den solistischen Partien wird überdies die enge Verzahnung von Wort und Musik spürbar.
[…] alles nur gespielt, aber wie! Pavel Černoch geht in der Titelpartie fulminant auf, setzt seinen facettenreichen Tenor gekonnt ein, um den Weg vom verunsicherten Jüngling zum eiskalten Rächer glaubhaft zurückzulegen. […] Und Ophelia? Von ihr bleiben Iulia Maria Dans betörender Sopran und zwei Bilder in Erinnerung. Zunächst im ersten Akt, als sie Hamlet vergeblich in ihren wilden Tanz hineinziehen möchte, und dann natürlich ihre grosse Szene […].
[…] Am Bregenzer Hamlet-Interpreten jedenfalls könnte es diesmal nicht liegen, wenn die Aufführung wiederum eine Eintagsfliege bliebe und die Oper nicht Tritt zu fassen vermöchte. Denn der befindet sich im Gegensatz zu seinem Mailänder Vorgänger in Hochform.
Autorin: Ingrid Bertel
[...] Franco Faccio ist zu Shakespeares Drama eine überaus gefällige Musik eingefallen, Paolo Carignani dirigiert sie mit Schwung und einem feinen Ohr für Farbakzente, und Regisseur Olivier Tambosi schlägt eine klare Schneise durch das Drama. Das garantiert vor allem eins: Es bleibt unterhaltsam bis zur letzten Minute. […]
Faccio [ist] ein Mann der einprägsamen, stimmlich anspruchsvollen Motive. Bravourös gemeistert werden sie von Hamlet (Pavel Černoch), Ofelia (Julia Maria Dan) und dem Königspaar (Dshamilja Kaiser und Claudio Sgura).
Redakteur: Peter Jungblut
[…] Das Werk [hat] verdient, nachgespielt zu werden. In Bregenz gibt es nur ganze drei Aufführungen dieser opulent bebilderten Inszenierung, was mehr als bedauerlich ist. […]
Hamlet spielt viele Rollen […] und in jedem Part ist er absolut glaubwürdig. […] Perfekt ausgeleuchtet und technisch raffiniert umgesetzt gelingen dem Regieteam so überzeugende wie faszinierende Bilder. Pavel Černoch in der Titelrolle ist stimmlich absolut überzeugend, herrlich schwermütig und verschattet. […] Dshamilja Kaiser war eine packende Königin-Mutter […].
Autor: Helmut Christian Mayer
Spannende Wiederentdeckung: Hamlet überzeugt bei den Bregenzer Festspielen
[…] Die Oper wirkt auch umso mehr, weil sie so vital und aufregend von den Wiener Symphonikern unter dem energiegeladenen Paolo Carignani umgesetzt wird: Spannungsvolle Steigerungen, gepaart mit feinen Lyrismen sind aus dem Graben des Festspielhauses zu vernehmen.
Dazu kommt noch ein Tenor zum Niederknien: Denn der junge Pavel Černoch spielt und singt die mörderisch schwere Titelpartie mit unangestrengter Höhe, schöner Mittelage und Durchschlagskraft. […] Hamlets Mutter Gertrude wird von Dshamilja Kaiser mit enormer Intensität gesungen. […]
Iulia Maria Dan singt die Ofelia, der die schönsten Arien geschenkt wurden, mit großer Zartheit und Innigkeit. Paul Schweinester singt den Laerte ausgezeichnet. Gianluca Buratto besticht als bedrohlicher Geist. Den Prager Philharmonischen Chor hört man stimmgewaltig. […]
Autorin: Christa Dietrich
Dieser Prinz Hamlet hat enorme Überlebenskraft
Amleto kann in der Reihe der guten Shakespeare-Vertonungen durchaus mithalten. Hegte man den Wunsch, gleich noch einmal reingehen zu wollen, so war man am gestrigen Abend in durchaus guter Gesellschaft. Amleto […] hat jedenfalls das, was eine große Oper ausmacht, nämlich vielschichtige Partien, starke Szenen, gut aufgebaute Arien, Spannung und nicht zuletzt einen großartigen Stoff. […]
Pavel Černoch offeriert eine steile Vorgabe für all jene, die die Partie möglicherweise noch erarbeiten wollen. Die Spitzentöne, mit denen nicht gespart wird, erreicht er alle […]. Treibender, Getriebener, Verrückter – das Publikum folgt ihm, so viele Facetten werden selten in so rascher Abfolge durchgespielt. Gianluca Buratto ist als Geist geradezu eine Entdeckung für jene, die sich danach sehnen, dass wieder einmal einer ohne sichtbare Anstrengung der tiefen Töne mächtig ist, die die Opernliteratur vorsieht. Iulia Maria Dan ist eine wunderbar präsente Ofelia […].
Paolo Carignani setzt am Pult der Wiener Symphoniker auf viel Vitalität. […]
Autorin: Barbara Camenzind
[…] Das Experiment „österreichische Erstaufführung“ ist gelungen. […] Die Musik nimmt den Zuhörer von Anfang an in Bann.
[…] Um „singen oder nicht singen“ braucht sich Tenor Pavel Černoch nicht zu kümmern. Er agiert als stimmgewaltiger, sensibler und schauspielerisch sehr überzeugender Sänger-Darsteller. Seine facettenreichen Gesangslinien sind voller Schmelz und Verve, es ist eine Freude, ihm zuzuhören.
[…] Die Königin Gertrude (Dshamilja Kaiser) entpuppt sich als stimmliches Highlight in dieser Produktion. […] Ofelia (Iulia Maria Dan) ist eine Sängerin mit großen lyrischen Qualitäten. […] Publikumsliebling Geist: Gianluca Buratto erzeugt im Gegenlicht Gänsehaut.
[…] Das Bühnenbild, dominiert durch den roten Vorhang, zeigt, dass das Spiel um Hamlet dem Rätselhaften, Unerklärlichen verpflichtet ist. […] Die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Paolo Carignani spielen so, wie man sich eine italienische Oper vorstellt. Mit Schmiss und Eleganz. Bitter mehr davon, Bregenzer Festspiele.
Autorin: Franziska Stürz
Ganz große Shakespeare-Oper
[…] Das Wagnis hat sich gelohnt, das Premierenpublikum im Festspielhaus erlebte die Wiedergeburt einer vor Italianità strotzenden, hoch spannenden und ausdrucksstark inszenierten tragischen Oper.
[…] Paolo Carignani und die Wiener Symphoniker sind voll im italienischen Element. In dieser Musik kann bis zur Glückseligkeit baden und schwelgen, wer große Oper liebt. […] Zu hören gibt es auch herrliche Stimmen: Die in jeder Hinsicht mörderische Hauptpartie gestaltet Pavel Černoch absolut überzeugend und mit atemberaubender Kondition. Dshamilja Kaiser glänzt als Gertrude in einer Mezzosopran-Traumpartie […].
[…] der lang anhaltende, frenetische Jubel des Publikums für alle Beteiligten krönt diese Festspielpremiere zum verdienten Triumph.
Autor: Wolf-Dieter Peter
[…] Es ist eine faszinierend eigenartige „Opern-Blume“ geworden: mal leidenschaftlich leuchtende, mal düstere Farben in eigenwillig fesselnden Formen. […] In den aus Commedia-dell-arte-Erinnerungen heraus modernisierten Kostümen Gesine Völlms agierte ein perfekt rollendeckendes Ensemble. Claudio Sguras abgefeimter Königs-Bariton harmonierte mit dem leidenschaftlichen Mezzo Dshamilja Kaisers als Hamlets Mutter. Dem kolossalen „basso cantante“ von Gianluca Burattos Geist stand der leidenschaftliche Mädchen-Sopran von Julia Maria Dan gegenüber. Die durchweg guten Nebenrollen führte der schneidend helle Laertes-Tenor von Paul Schweinester an. […]
[Es] gelang Černoch mit über die finalen Fechtkünste hinaus mit strahlender Höhe und männlichem Kern ein Titelhelden-Porträt, das […] dem ganzen Werk das Format gab: Wer Rossinis Wilhelm Tell, Gounods Faust oder Romeo und Julia spielt, muss Franco Faccios Amleto den Vorzug geben. Unbedingt nachspielen oder die gesamte, nur noch zweimal hörende Bregenzer Produktion einkaufen!
Autor: Oliver Schneider
[…] Ein interessanter Ausflug ins Unbekannte. Dafür sind Festspiele da. […] Viel vom mittleren Verdi spürt man in den ersten beiden Akten des Amleto, vor allem in den effektvollen Chören (der Prager Philharmonische Chor sorgsam einstudiert von Lukáš Vasilek).
[…] In der anspruchsvollen Titelpartie des Dänenprinzen reüssiert Pavel Černoch mit leuchtkräftigem, sicher geführtem Tenor. […] Sehr überzeugend ist die aktionsreiche Schlussszene, wenn Laerte mit dem vergiften Florett und die Königin (Dshamilja Kaiser mit dem richtigen Stimmmaterial) mit ebenso vergiftetem Wein Amleto ermorden wollen und schließlich alle drei plus König ihr Leben lassen müssen. Am Ende gab es großen Jubel für die Beteiligten, in den auch Paolo Carignani und die Wiener Symphoniker eingeschlossen wurden […].
Autor: Werner Müller-Grimmel
[… Den] Hamlet [spielt] der an der Oper Stuttgart schon in Opern Janáceks gefeierte Pavel Černoch mit sensationellem Tenor […]. Auch Claudio Sgura (Claudio), Paul Schweinester (Laerte), Dshamilja Kaiser (Königin), Gianluca Buratto (Geist/Priester) und der Prager Philharmonische Chor überzeugen vokal und szenisch. Paolo Carignani erweist sich am Pult der Wiener Symphoniker als engagierter Anwalt Faccios.
Mark Ronan: Marvellously sung guilt aria by Dshamilja Kaiser as Gertrude in #Hamlet @bregenzfestival —
Markus Thiel: Ein Nebengleis parallel zu Verdi ist möglich: starke Wiederentdeckung von Faccios Amleto bei @bregenzfestival