Die Aufführung der Oper „Glora von Jaxtberg“ von HK Gruber aufgeführt im Rahmen der Bregenzer Festspiele, war – bei all der Sauerei – einfach köstlich.
[…] Schrill, schräg und ungemein rhythmisch wirbelt diese Satire über die Bühne zwischen Wurstvorhängen und drohender Kreissäge, Fröschechor und Krippenspiel. HK Gruber malt leidenschaftlich mit an diesem bunten Bild. Seine swingenden, rockigen, poppigen und volksmusikalischen Farben trägt das kleine, exquisite Orchester in vielen Schichten auf: an der Oberfläche dick, darunter subtil abgetönt. Und seinen singenden Star-Schweinen gönnt Gruber herzzerreißende Arien. Von der halsbrecherischen Koloratur bis zum intimen Duett.
Die Künstler dieser Inszinierung singen und spielen grandios. Die Leichtigkeit der feinen Ironie gelingt ihnen ebenso wie plakativer Sarkasmus und anarchische Ausbrüche.
Was sich bei der satirischen Oper „Gloria von Jaxtberg“ hinter und vor dem Würstl-Vorhang des Bregenzer Landestheater tat, war eine tolle schwarzhumorige Schweinerei. Präsentiert wurde sie dem Publikum von fünf Superstars der „Mahogany Opera Group London“.
[…]vom ersten Moment an wird der Zuschauer eingefangen von einer rosaroten Unsinn- und Unart-Wolke.
[…]Grubers situations- und rollengerecht konstruierte Musik unterstreicht punktgenau, was Librettist Herfurtner und Übersetzerin Holden an Text-Kapriolen zu Papier brachten. Von Geoffrey Paterson klug geführt, gleichen neun Streichinstrumente mal tierisch, dann wieder menschlich, gelegentlich gar transzendenten Stimmen.
[…]Begleitet werden sie dabei von jazzigen Klängen und flotten Synkopen einer kleinen Big Band, die hoch über der Szene hinter Notenpulten mit weißer Lackverkleidung thront. „Frank Furtwängler“ prangt als Schriftzug auf dem Frontschild des Dirigentenpults, das zwischen den soeben ins Wurstleben katapultierten Darstellern steht.
[…]Grubers Musik setzt bei den Gesangspartien auf sarkastische Musical-Anleihen, Rap-Elemente und drastische Ensemble-Kombinationen. Das Orchester kommt mit zehn Spielern (Bläser, Harfe und Schlagzeug) aus und steuert einen rhythmisch groovenden, bei ariosen Nummern meist sparsam begleitenden Klangteppich bei.
Die Session-Musiker vom Ensemble Chroma meistern die Schwierigkeiten der eineinhalbstündigen Partitur brillant.
Begeisterte Zustimmung im vollbesetzten Haus am Kornmarkt ausgelöst hat am Donnerstag bei den Bregenzer Festspielen ein früheres Werk des heurigen „Composers in Residence“.
[…]Da geht es hoch her in diesen pausenlosen 70 Minuten, ganz schön turbulent und frech und auch ein bisschen crazy, in einer grellen, revueartigen Abfolge kurzer Szenen rund um Gloria, dem aus eigener Sicht außergewöhnlich schönen, allerdings auch leicht dümmlichen und selbstverliebten Schwein mit seinen goldenen Locken.
[…]Der junge britische Regisseur Frederic Wake-Walker hat diese Chance genützt und legt eine tempogeladene Version vor, die im Graubereich irgendwo zwischen der Muppet-Show, Mr. Bean und Monty Python angesiedelt ist und von Wortwitz, überraschenden Slapstick-Elementen, schlitzohrig schwarzem Humor und Anspielungen auf herrschende Zustände nur so strotzt.
[…]Das Stück wird getragen von fünf Ausnahmetypen, die als Schauspieler, Sänger, Tänzer, Comedians und vor allem als Verwandlungskünstler brillieren. Jede und jeder von ihnen schlüpft behände in die verschiedenen Rollen dieses Spiels.
[…]Das Publikum kommt, wie sich an den Reaktionen zeigt, allerdings locker auch ohne solche Hilfsmittel mit dem englischen Wortwitz zurande. Und ist überhaupt am Ende hingerissen von Stück, Musik und Umsetzung und feiert das Ensemble, das Leading Team und natürlich den anwesenden Komponisten mit Ovationen.
[…] Zusammen mit dem Lichtdesigner Cis O’Boyle schaffte Ausstatter Mamoru Iriguchi eine herrliche Kabarettatmosphäre. Schnell wird klar, das Stück will vor allem eines: Anspielungen schaffen.
[…] Die Oper ist aber trotz eingebauter Satire-Kindersicherung sehens- und vor allem hörenswert. Fünf hervorragende Sänger, in der Hauptrolle die kanadische Sopranistin Gillian Keith, die trotz Doofblondchen-Perücke schnell klarstellt, dass sie eine musikalische Spitzensportlerin ist […]
Freche Ensembles wechseln sich ab mit rasanten Solopassagenn – den Sängern in die Kehle geschrieben. Mal nähert er sich der Avantgarde, mal wieder den Expressionisten, bleibt aber unverkennbar einzigartig. Highlights sind die Bläsersätze, grandios umgesetzt vom Ensemble Chroma. Der heitere Ernst in diesem kompositorischen Meisterstückchen wirkt in Kombination mit der schrummen Handlung tatsächlich (sa) tierisch gut.
[…] Doch man täte der Schweineoper unrecht, würde man sie nur auf ihre schweinischen Effekte reduzieren.
[…] Die Oper ist gespickt mit visuellen Anspielungen auf die Pop- und Unterhaltungskultur und mit Liebe zum Detail arrangiert. Die gelungene Ausstattung, welche als rosa Reizüberflutung gut zum bizarren Gesamtpaket passt, stammt von Mamoru Iriguchi.
[…] Die Musik ist im Vergleich zum bedrohlichen Subtext betont fröhlich, was den absurden Charakter der Oper unterstreicht. Der ständige Stilwechsel von Klassik zu Jazz, Blues und Revue-Musik der Zwanzigerjahre machte es den Musikern wahrlich nicht leicht – zu merken war von etwaigen Schwierigkeiten aber nichts. Auch der Gesang der Mitglieder der britischen Mahogany Opera Group, zu der auch Jessica Walker (Mezzosporan) und Charles Rice (Bariton) gehören, ist äußerst anspruchsvoll[…]
[…] Zum Glück sind Gillian Keith als kulleräugige Gloria, Sion Goronwy als Rodrigo, Andrew Dickinson als Metzger Gerhard, Jessica Walker (Soloschwein) und Charles Rice (Bauer) nicht nur tolle Sänger, sondern auch erstklassige Comedians.
[…] HK Gruber steuert von musikalischer Seite leichtfüßige, pointierte Bizarrerie bei […]Eine klein besetzte Bigband (plus Harfe) unterlegt die achterbahnhaften Kantilenen der Sänger permanent mit kleingehäckselten Ton- und Harmoniesplittern. Das von Geoffrey Paterson souverän geleitete Ensemble Chroma präsentiert diese präzise sowie mit britischer Distinguiertheit. Am Ende große Freude und eine Erkenntnis, die allen Vegetariern dieser Welt schmecken wird: Das Gegenteil von Wurst ist Liebe. Oink!
[…] "Gloria von Jaxtberg" die Geschichte vom eitlen Schwein [...] ist von Anfang bis zum Ende derart souverän durchkomponiert, dass selbst die reinen Erzählpassagen wie Musik im Ohr klingen.
[…] Ariose Stellen sind ebenso zu vernehmen wie anspruchsvolle, liedhafte Ensemblepassagen, harte Rhythmen und jazzige Farbe.
[…] Das Wichtigste daran: Hier bleibt alles so wunderbar im Fluss, nichts ist nur dem dramaturgischen Ablauf geschuldet, bis zum kleinsten Cocktailwürstchen gibt’s lauter klangliche Delikatessen. Verantwortlich dafür ist freilich auch Dirigent Geoffrey Paterson, der am Pult (mit der witzigen Aufschrift Frank-Furtwängler) das über der Szene postierte Ensemble „Chroma“ ebenso umsichtig leitet wie die Sänger. Diese haben viel zu bieten. Vor allem Gillian Keith, die mit prachtvoller Opernstimme auch noch bestens tänzerisches Können beweist […]
Großen Anteil am Gesamterfolg hat Regisseur Frederic Wake-Walker, der bei allem Spaß den Ernst in der Geschichte nicht aus den Augen verliert […]
[…] da Gruber das Ganze für die englische Uraufführung in der dortigen Landessprache komponiert hat, prägen eben zwei Stilkomponenten das Ganze: die typisch österreichische hass-liebende Selbstpersiflage wie sie sich in der TV-Satiresendung „Wir sind Kaiser“ auslebt – und das dann nochmals durchtobt von der grotesken bis herrlich absurden Situationskomik à la Monty Python. Genau diese Stilebenen hat das Bühnenteam um Jungregisseur Frederic Wake-Walker erkannt und immer wieder getroffen
[…] „Einen Jux will er sich machen“ – das ist HK „Nali“ Gruber gelungen, auch dem von Geoffrey Paterson akkurat dirigierten und Gilian Keiths Gloria-Sopran überstrahlten vier Partnern in Mehrfachrollen: eine Musikgroteske für einen lauen Sommerabend.
Ungeheuer gut, witzig, schwarzer Humor … herrlich gemacht. Von der Musik her, von der Story her … sehr schön, sehr aufwändig. Hat mir enorm gut gefallen.
HK Grubers satirische Oper wird in Wake-Walkers Inszenierung zum verrückten Kabarett zwischen Monty-Python-haften Gags, der Muppetshow und einem skurilen Metzgerladen. Schwarzer britischer Humor at it’s Best. Dabei wurden extra Österreichwitze eingebaut […]
Wer glaubt, dass es in klassischen Konzerten steif zugeht, wird hier eines Besseren belehrt. Es wird laut gelacht […] Die Kritiker waren ebenso begeistert wie das Publikum.
[…] Die Gesangssolisten wirbelten in der Inszenierung von Frederic Wake-Walker durch eine kurzweilig-abwechslungsreiche Revue mit Wurst-Kabarett ohne Conchita, einem Frosch-Chor, politischen und religionskritischen Anspielungen und mit letztlich melancholischem Ausgang. Das wirkliche Happy End folgte erst nach 75 Bühnen-Minuten voll musikalischem Spaß mit Tempo, Witz und Tiefgang: Das Premierenpublikum bedachte alle Mitwirkenden und auch Komponist "Nali" Gruber mit herzlichem Beifall für dessen eingängige, aber nie banale Musik zwischen Oper, Jazz, Revue und Kabarett.