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Kritikenspiegel "Geschichten aus dem Wiener Wald"

Stand: 31. Juli 2014, 11:30 Uhr

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Stand: 31. Juli 2014, 11:30 Uhr

DIE ZEIT, HAMBURG

[...]Prominent ist auch diese Uraufführung besetzt. Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager als Tabaktrafikantin, Bassist Albert Pesendorfer als Zauberkönig, Spielzeughändler und Vater jener Marianne, deren uneheliches Baby von einer garstigen Großmutter zu Tode gebracht wird, die von keiner geringeren als Anja Silja verkörpert wird, sämtliche weitere elf Solisten auf demselben Niveau- was soll denn da schiefgehen, wenn zudem die Partitur griffig, kurzweilig, durchsichtig geschrieben ist und vom Komponisten am Pult der Wiener Symphoniker auch noch genau so dirigiert wird? Gar nichts geht schief […]

Es gibt große Vokallinien, gern von instrumentalen Echos nachgezeichnet, knackige Duette und Terzette, rotierende Rhythmen, in denen Strawinsky als jazzophiler Neoklassizist grüßen lässt, es gib Wiener Walzer und Zitate aus dem Rosenkavalier, es gibt Sphärenklang und Blechbläsereruption, die Kombi aus verstimmtem Klavier und Tuba, selbst ein Gebet gibt es wie einst in der Grand opéra, und all das ist trefflich gefügt, getimt, kontrastreich und nachvollziehbar [… ]

SAARBRÜCKER ZEITUNG

Eine gute, packende Geschichte, die von Michael Sturminger, der bei der Uraufführung auch Regie führte, geschickt in ein Libretto übertragen wurde (Bühnenbild, Kostüme: Renate Martin, Andreas Donhauser).

[…]HK Gruber trifft bereits in der Ouvertüre diese typische Mischung aus süß und bitter, wenn er zu den hellen Walzeranklängen die Blechbläser und das Schlagzeug animalisch dreinfahren lässt. Für die Protagonistin Marianne hat der Wiener Komponist eine extrem hoch liegende Partie geschrieben, mit der sich die großartige Sopranistin Ilse Eerens von der Umwelt abhebt.

[…] Aber auch andere Figuren wie Mariannes Vater, der Zauberkönig (schön polternd: Albert Pesendorfer) kommen musikalisch näher. Gruber lässt ihn Verse und Melodiepartikel wiederholen, um dessen Beschränktheit zu zeigen. Angelika Kirchschlager macht aus der Kioskverkäuferin Valerie eine vielschichtige Persönlichkeit, die noch die menschlichsten Züge trägt. Große Auftritte hat Anja Silja, die die gehässige, verbitterte Großmutter mit beängstigender Wucht auf die Bühne bringt. Großer Applaus.

DER LANDBOTE, WINTERTHUR

[…] Aus Horvaths Stück ist eine richtige, grosse «Oper» geworden – musikalisch farbig, vielfältig, expressiv und auch klangmalerisch reizvoll bis zur witzigen Miniatur des Schellackplattengeräuschs. Und das heisst auch, die Aufführung ist eine fulminante, herausfordernde und bravourös gemeisterte Aufgabe für das vielköpfige Ensemble und die Wiener Symphoniker unter der Leitung des Komponisten.

Eine Art «Wozzeck» sind HK Grubers «Geschichten aus dem Wiener Wald» tatsächlich geworden, und darum zu Recht vom Publikum auch mit grossem Beifall aufgenommen […]

FRANKFURTER NEUE PRESSE

Die knapp drei Stunden dauernde, von Gruber dirigierte Oper passt zu Horváths Erzählstil und überzeugt vom ersten Auftritt des 14-köpfigen Ensembles an: Im Morgen-Dämmerlicht des Wiener Walds baden, musizieren, streiten, hoffen und „scharmützeln“ sie. Sturminger stellt all das bis zum Finale in fotografisch wie dramaturgisch aufregenden, stimmigen Bildern vor.

Auch die musikalische Leitung durch den Komponisten machte die Uraufführung zu etwas ganz Besonderem. Sie dürfte somit wahrscheinlich auch der geplanten Ko-Produktion mit dem Theater an der Wien und der späteren dortigen Aufführung der Oper zum Erfolg verhelfen.

Dass Sturmingers Libretto und Grubers Musik Tonart und Gefühle des Horváth-Textes exzellent spiegeln, beweist gleich der erste, vom Orchester schrill gespielte Tusch. In der Folge glänzt dann nicht nur die stets rollengerecht singspielende Interpretin der hart geprüften Zauberkönig-Tochter und Metzger-Verlobten Marianne, die belgische Sopranistin Ilse Eerens.

Auch Tenor Jörg Schneider, der 1995 Mitglied des Staatstheaters Wiesbaden wurde, füllte die Rolle perfekt aus; er brachte den Leibesumfang und die „falsche Sanftheit“ für die Rolle des Metzgermeisters Oskar mit. Der Bariton des Frankfurter Opern-Ensembles, Daniel Schmutzhard, machte aus der Rolle des schmierigen Hallodri Alfred eine Glanzfigur. Und Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager ist als Trafikantin und Circe Valerie eine feminine Wuchtbrumme. Genau in Horváths Textmelodie siedelt auch der Berliner Bassist Albert Pesendorfer seinen Zauberkönig an. Die in Frankfurt und Bayreuth unvergessene Sopranistin Anja Silja bedankte sich als Mariannes böse Großmutter zu Recht für Szenen-Applaus. Mezzosopranistin Anke Vondung, die unter anderem an der Metropolitan Opera in New York sang, überzeugte beängstigend gut als Mariannes Mutter und Mörderin von deren Baby Leopold.

Die Kostüm-Ausstatter Renate Martin und Andreas Domhauser versorgten sowohl die Solisten als auch das Ensemble mit clever entworfenen Kostümen. Das Nova-Vokalensemble und die im Orchestergraben und auf der Bühne stets präsenten Wiener Symphoniker tragen wieder durch Perfektion und Engagement zum Erfolg dieser Uraufführung bei.

BASLER ZEITUNG

Er liebt den leichten Ton, bezieht Text und Chanson als selbstverständliche «Farben» gekonnt in seine Musik ein, deckt den Text niemals zu und bringt sich nicht in den Verdacht elitäre Musik schreiben zu wollen. Da hat sich einer erfolgreich vom Modernitätszwang der musikalischen Avantgarde abgenabelt.

[…] Eine exzellente Sängerbesetzung und das klangschöne Spiel der Wiener Symphoniker unter der Leitung des Komponisten sorgen für eine musikalische Umsetzung der Extraklasse. Die junge Ilse Eerens […] brilliert mit ihrem agilen Sopran als Marianne […] Glänzend auch die Besetzung der Männerrollen […]

SÜDKURIER, KONSTANZ

[…] Wuchtig natürlich. Mit lärmigen Blechbläsern. Und dem Komponisten im Graben, der die Wiener Symphoniker dirigierte. Und dann geht der Vorhang auf und Marianne (Ilse Eerens) steht allein im Nebel und stimmt ihr „Lied von der Wachau“ an. Ein Bild voll rührender Naivität und voller Einsamkeit. Ein starkes Bild. HK Gruber hat das einst populäre „Lied von der Wachau“ neu vertont. Vordergründig wirkt es volkstonhaft, aber das ist es nicht.

[…] Dann ist Gruber in seinem Element. Das in einen Walzer gepackte Entlobungsduett zwischen Valerie (die großartige Angelika Kirchschlager scheint wie geschaffen für diese Rolle) und Alfred (Daniel Schmutzhard) ist an Süffisanz kaum zu überbieten […] Deren Erfolg ist freilich auch einem ganz hervorragenden Sängerensemble zu verdanken, das bis in die kleinste Rolle hinein passend besetzt ist  […] Großer Festspieleröffnungsapplaus.

SALZBURGER NACHRICHTEN

Der Komponist HK Gruber jedenfalls ließ in Bregenz auch als Dirigent seiner Musik die Muskeln (der Wiener Symphoniker) spielen, das Bühnenbild (donmartin supersets) hatte eine rasche und durchsichtige Leichtigkeit, die Regie enthielt sich aller falschen Realistik, und von den Sängerinnen und Sängern lässt sich nur das Beste berichten.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, MÜNCHEN

Aus der „Schönen blauen Donau“ macht Gruber mit einem verstimmten Klimperklavier und exquisit zerdehnten Streicherfiguren ein Tänzeln am Rande des Abgrunds, voller Lust und Gier. Angelika Kirchschlager, die die Trafikantin Valerie gibt, verkörpert damit die Verführung an sich, herrlich böse […]

Gruber liebt die Marianne. Für sie schreibt er Ariosi  und eine Musik der tiefsten Verzweiflung, die Ilse Eerens mit mädchenhafter Rührung versieht. Da trifft einen das Stück ins Herz. […]

Alles andere ist hervorragendes Handwerk, von Gruber selbst dirigiert, von den Wiener Symphonikern sicher, leuchtend und glänzend gespielt.

SÜDWEST PRESSE, ULM

Der Walzer kracht schon im ersten Dreivierteltakt furchtbar in sich zusammen. Der Wiener Wald: vom Orchester unter dissonantem Getöse gefällt. Schön böse!

[…] Und so ist es Gruber, der im Bregenzer Festspielhaus selbst die hervorragenden Wiener Symphoniker dirigierte und am Ende vor ihnen dankend niederkniete. Seine  Musik klingt oft eingängig, auch zartbitter […] Gruber hat das Libretto von Sturminger direkt, geradeaus vertont, es wird lyrisch-empathisch gesungen, auch gesprochen, und gerne gibt die Tuba das Tempo vor.

[…] Kurzum: Dank eines ausgezeichneten Ensembles darunter Angelika Kirchschlager als Valerie und die mittlerweile 74-jährige Anja Silja als dämonische Mutter, war das eine glanzvolle Premiere […]

KURIER, WIEN

Nach der knapp dreistündigen Premiere am Bodensee lässt sich jedoch zweifelsfrei konstatieren: Die "Geschichten aus dem Wiener Wald" von HK Gruber können gleichrangig neben jenen von Horváth bestehen, sind vielleicht sogar noch beklemmender und gewaltiger. Sie wirken so überzeugend, dass man sich fragt: Waren die "Geschichten" nicht immer schon auch eine Oper?

[…]HK Gruber, "Nali" genannt, erweist sich in Bregenz als meisterhafter Tonsetzer und raffinierter Rhythmiker, er ist auch klug genug, in die Fallen, die es bei Horváth gibt, nicht zu tappen.

[…]Das Werk beginnt und endet mit einem dissonanten Akkord als Aufschrei. Dazwischen beweist Gruber, dass er mühelos zwischen Stilen zu changieren vermag, keinen Dogmen verpflichtet ist.

[…]Die Wiener Symphoniker spielen das harte, fordernde, rhythmisch enorm anspruchsvolle Werk mit Hingabe und Überzeugungskraft, sodass der Komponist, in Personalunion auch Dirigent, am Ende vor ihnen kniet.

[…] Das enorm präzise, Horváth ideal für die Opernbühne aufbereitete Libretto stammt von Michael Sturminger, der auch Regie führt. Eine derart klare, bildgewaltige Inszenierung und eine so fabelhafte, kitschbefreite Bühne […] kann man sich vor allem bei der Präsentation einer neuen Oper nur wünschen.

NEUE VORARLBERGER TAGESZEITUNG, SCHWARZACH

Da stimmte einfach alles, man saß in dieser Aufführung und fühlte, dass es genauso sein soll und nicht anders. Kein bemühtes Verstehen müssen zeitgenössischer Klänge, kein duldsames Zudrücken der Augen vor Unausgegorenem, kein hinuntergeschluckter Ärger über die Egotrips eines Regisseurs.

[…]Gruber erschafft durch seine atemberaubende Instrumentationskunst mannigfache Stimmungen und meisterhafte Klangfarben. Da klingen die groß besetzten Wiener Symphoniker unglaublich zart und sphärisch, um sich im nächsten Moment wild aufzubäumen wie ein Tier.

MÜNCHNER MERKUR

Was Gruber kann: Ensembles schreiben, gleich zu Beginn etwa, wenn er mit Textbearbeiter und Regisseur Michael Sturminger mitten ins Drama springt, zur Szene an den Donau-Auen. Horváths Textmenge erklingt hier, nur das kann eben Oper, als geordnete Gleichzeitigkeit. Ein hinreißend überdrehtes Tableau, von verbeultem, verbogenem Humtata durchzogen.

[…]Der Dreivierteltakt, mal offensiv und grell ausgespielt, mal als subkutane, wie lauernde Klangschicht eingesetzt, ist nicht nur Dekor, sondern auch strukturbildend.

[…]In der Sängerbesetzung fahren die Bregenzer Imponierendes auf. Ilse Eerens operiert als Marianne traumsicher und mit glasklaren Lyrismen in Sopranbereichen, wo die Luft für andere dünn wird. Daniel Schmutzhard (Alfred) ist ein kerniger, etwas braver Bariton-Stenz, Jörg Schneider (Oskar) geht mit seiner Tenorpartie und seiner Körperfülle virtuos um. Albert Pesendorfer gibt den Zauberkönig mit wohldosiertem Schmäh als Cousin des „Rosenkavalier“-Ochs […]

FINANCIAL TIMES, LONDON

Tales from the Vienna Woods is not the slapstick ebullience of Gruber’s famous Frankenstein. This is the opposite of Verdi’s Falstaff, a serious work at the end of a long career of hilarity.

[…]Renate Martin and Andreas Donhauser’s sets and video projections provided a necessary element of irony, with grim depictions of today’s Donau and suburban Vienna. A superb cast gave meticulous polish to Gruber’s vocal lines, which closely followed the rhythms of Horváth’s words, sat well, and hovered between tonality and fragmentation. Ilse Eerens well captured the innocence, willfulness and desperation of the fallen Marianne; Daniel Schmutzhard was smooth and creepy as the playboy Alfred; Jörg Schneider kept the part of Oskar, the butcher to whom Marianne is betrothed, just this side of sinister, while Angelika Kirchschlager exuded humanity and vivacity as Valerie.

[…] Good as the singers were, it was ultimately Gruber’s deft orchestration that most impressed. Solid playing from the Wiener Symphoniker gave full scope for his clever colours, his droll references, and his fine sense of balance.

DIE WELT, BERLIN

Da war Musik drin, von Anfang an[…]Und in Bregenz, wo der Engländer David Pountney nun nach zehn erfüllten Spielzeiten auf und um den Bodensee als Intendant geht, sind diese "Geschichten aus dem Wiener Wald" als Opernkreation ein stimmiges, einfühlsames, generös lokalpolitisches Finale.

[…]Sie werden von großartig zusammengestellten Protagonisten vorwiegend in einem plappernden Dauerparlando brillant absolviert.

[…]Ja, und natürlich biedert sich HK Gruber an, schmiegt und schmeißt und schleimt sich mit Wonne ans verlogene Wiener Gemüt. Ihm ist ein zerborsten melodieselige, raffiniert rhythmisierte, wimmernde, bibbernde, klappernde, klirrende Partitur gelungen, die man sich erst einmal trauen muss.

DIE PRESSE, WIEN

[…] Er lässt seine Sänger viele Passagen des Textes schnell sprechgesangsartig ausführen. Darunter hat er, selbst am Pult der famos aufspielenden Wiener Symphoniker stehend, einen farbenfrohen Klangteppich ausgelegt. Ein reich collagiertes, lebendig filigranes Paralleluniversum, bei dem sich keiner vor zu neuen Klängen fürchten muss.

[…] Das Ergebnis klingt meist leicht und ansprechend, fordert rhythmisch aber gewaltig.

[…]Die Sänger bewältigen allesamt bewundernswert ihre neuen Rollen. Ilse Eerens ist mit ihrem hellen Sopran eine eindringliche, anrührende Marianne, die ihrem Oskar (Jörg Schneider glänzt mit seinen lyrischen Tenorqualitäten) doch nicht entkommen kann. Mit schöner stimmlicher wie darstellerischer Lebendigkeit kann Angelika Kirchschläger als Valerie punkten, ebenso Albert Pesendorfer als beinahe zu sympathischer Zauberkönig […]

DER STANDARD, WIEN

In den Arien schreibt Gruber den Sängern weit ausholende Melodien wie vor ihm zuletzt Herr Puccini. Regisseur und Librettist Michael Sturminger inszeniert das Geschehen in stimmungsvollen Bildern, deren Graulastigkeit die bleiernen Umstände der Entstehungszeit ahnen lässt.

[…] In all dem Grau(en) gibt Ilse Eerens eine berührende Marianne, die mit einem kleinen kompakten Sopran gegen ihr Schicksal ansingt.

[…]Im Orchestergraben leitet der Komponist sein eigenes Werk. Die Wiener Symphoniker meistern die anspruchsvolle Partitur respektabel bis beeindruckend.

ALLGÄUER ZEITUNG, KEMPTEN

Gruber hat viel kreative Leidenschaft in seine Schöpfung gelegt […]

Lustvoll lassen sich die grandiosen Wiener Symphoniker, dirigiert von Gruber selbst, auf schräge Akkorde  ein und zelebrieren ständig wechselnde Rhythmen zwischen aus den Fugen geratenem Dreivierteltakt, brachialem Polka-Gestampfe und lebhaften Off-Beats.

[…] Den Darstellern hat Gruber ihre Charaktere in die Noten geschrieben […] Dass die Sänger diese Herausforderung meistern und gleichzeitig die Melodien dramatisch und farbig gestalten, verdient höchste Anerkennung.

SCHWÄBISCHE ZEITUNG, RAVENSBURG

Die Partitur imponiert mit ihrer gelungenen Mischung aus komplexer Faktur und hörerfreundlicher Oberfläche. Gruber hat großen Wert auf Textverständlichkeit und Kantabilität der Solopartien gelegt. Der brillant instrumentierte Orchestersatz darf in Zwischenspielen mächtig aufrauschen.

[…] In vielschichtigen Ensembles trifft ariose Eindringlichkeit auf erschütternde Orchesterdramatik.

STUTTGARTER NACHRICHTEN

Die Oper „Geschichten aus dem Wiener Wald“ ist ein handwerkliches Meisterstück. Exzellente Sänger verstärken diesen Eindruck: die wundersam höhenschöne Sopranistin Ilse Eerens, die zupackend gestaltende Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager als Valerie, die beiden exzellenten Tenöre Jörg Schneider (Oskar) und Michael Laurenz (Erich) dazu Daniel Schmutzhard als Alfred und Alfred Pesendorfer als Zauberkönig, ja sogar die alte Anja Silja als Großmutter.

WIENER ZEITUNG

Diese Musik hat Macht. Mit einem Brennstoff namens Rhythmus hält Gruber drei Opernstunden auf hoher Temperatur. Kaum ein Moment, da die Wiener Symphoniker nicht rattern würden wie eine Höllenmaschine, wirbelnde Klangstrudel entfachten oder vertrackte Motive ineinanderschöben. Darüber schwirren die Singstimmen - rasend oft auch sie in ihrer Mischung aus Sprechgesang, Deklamation und Arie. Es hilft dem Ohr in diesem Schnellbeschuss, dass Grubers Musik, bei aller Komplexität, doch aus einem tonalen Urgrund strömt. Und: Die Partitur des 71-Jährigen bleibt der Bühne gefühlsecht verbunden.

[…]Lob gebührt freilich auch Michael Sturminger. Mit (fast) durchwegs sicherem Sinn für Spannungsbögen und Abwechslung hat er das Drama auf ein kompaktes Libretto eingedampft. Als Regisseur setzt er es dann auch weitgehend selbsterklärend in Szene.

[…]Da gibt Angelika Kirchschlager die kokett-klangvolle Trafikantin, wimmert Daniel Schmutzhard als wehleidiger Schlawiner im Zuhälterzwirn, leidet Jörg Schneider (Oskar) stimmschön und zürnen Anja Silja als böse Großmutter und Michael Laurenz als tenoral wendiger Waffennarr […] die Stimme von Ilse Eerens (Marianne) schraubt sich in herzzerreißende Leidenshöhen: Chapeau. Applaus natürlich vor allem für Gruber, der den Abend auch dirigiert hat.

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG

[…] Vermeintlich die Fäden in den Händen zu halten scheint die reife Kioskbesitzerin Valerie mit ihrer Vorliebe für junges Blut. Eine Paraderolle für die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager, die Grubers Forderung nach Textverständlichkeit am besten umsetzt und ihren On-off-Liebhaber Alfred (Daniel Schmutzhard) eher blass aussehen lässt. Punktgenau dagegen der Auftritt von Anja Silja, die als kleinbürgerlich böse Grossmutter brilliert.

KULTURRADIO, KÖLN

[…] Erstaunen: all das hat HK Gruber in eher zart zurückhaltende, auch mal mitleidig leise Orchesterpassagen gefasst. Allen Sängern mutet er nicht das in der zeitgenössischen Moderne übliche Diskant-Geschreie zu, sondern eine fast mediterran klingende Sanglichkeit, die nur gelegentlich mal schrill und grell wird.

[…] Auch szenisch bot der Abend keinen Regie-Egotrip, keine  Dekonstruktion. Grubers langjähriger Mitarbeiter, Librettist und nun auch Regisseur Michael Sturminger erzählte die Geschichte klar und eingängig.

[…] Darin war die junge Belgierin Ilse Eerens eine anrührende Marianne, im Kontrast zur herrlich lebenstüchtigen und liebeslustigen Trafikantin von Angelika Kirchschlager. Leider geriet Anja Silja die mordende Großmutter nicht zur schwärzesten Figur, während aus dem perfekt rollendeckenden Typen- und Stimm-Ensemble Tenor Jörg Schneider herausragte: der Metzger Oskar als erdrückende „Wuchtbrumme“ an Mannsbild mit vordergründig liebevollen, aber gefährlich kleinbürgerlichen Phrasen. Sie alle, den Kleinbürger-Chor des Vokalensembles NOVA und die Wiener Symphoniker führte HK Gruber als Dirigent mit klarer Zeichengebung in die Stilrichtung „Neue Einfachheit“ – einhelliger Beifall dafür.

DREHPUNKTKULTUR.AT, SALZBURG

[…] Gruber überstülpt den starken und fesselnden Worten mit seiner Musik nichts, was ihre Wirkung schmälern würde. Im Gegenteil, wenn die ausnahmslos hervorragenden Solisten singen oder deklamieren, ist die Musik fast immer ins Piano zurückgenommen […] Grubers Musik ist eingängig, zeigt – wie immer – keine Angst vor der Grenze zur „Populärmusik“ oder zum Jazz.

[…] Sturminger erzählt die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ als zeitlos gültiges Werk. Auf unnötiges Beiwerk verzichtet er und lässt stattdessen die Protagonisten minutiös geführt miteinander agieren. Das ist genauso fesselnd wie die Musik […]

Jörg Schneider präsentiert sich in Bregenz als Oskar hervorragend. Angelika Kirchschlager ist für die Trafikantin Valerie stimmlich und darstellerisch eine Idealbesetzung, Anja Silja in der Rolle der mordlüsternen Großmutter als Charakter-Singschauspielerin ohnehin in ihrem Element […] Auch mit der Besetzung der kleineren Partien, dem Vokalensemble NOVA und - nicht zu vergessen - mit den ausgeruht klingenden Wiener Symphonikern wird man rundherum glücklich.

DEUTSCHLANDRADIO KULTUR, BERLIN

Sauber instrumentiert und professionell inszeniert […]

Jede Figur ist präzise gezeichnet. Ilse Eerens singt mit knackigem Sopran die junge Marianne, eine traurige Titelheldin, die an üble Männer und ins Rotlichtmilieu gerät, deren Kind von der Großmutter (großartig: Anja Silja) ihres Geliebten Alfred (kraftvoll: Daniel Schmutzhard) umgebracht wird […] Jörg Schneider überzeugt mit einer szenischen und vokalen Meisterleistung! Die Wiener Symphoniker und das Vokalensemble NOVA folgen HK Grubers Anweisungen präzise und kommen auch bei den anspruchsvollsten Taktvorgaben nicht aus selbigem.

[…] Regisseur und Librettist Michael Sturminger hat Ödön von Horváths Schauspielklassiker adäquat bearbeitet, minimal modernisiert, ziemlich gekürzt und szenisch fein gewürzt.

MUSIK & THEATER ONLINE, ZÜRICH

Wie er etwa den «Donauwalzer» zerlegt, oder die Operettenseligkeit gewisser Schnulzen gleichzeitig aufnimmt und konterkariert, ist witzig und gekonnt. Gruber ist keiner, der Angst vor Terzen und Sexten hat, für die Hauptpartie Marianne schreibt er sogar eine richtige grosse Opernarie. Komplexe Rhythmen und witzige Stilzitate sorgen oft für musikalische Abwechslung […]

Gesungen wird im ganzen Ensemble sehr gut […]Bariton Daniel Schmutzhard lässt keine Wünsche offen der Tenor Jörg Schneider noch weniger. Speziell war der Auftritt der 74jährigen Anja Silja in der Rolle der bösen Grossmutter: Noch immer von grosser Bühnenpräsenz, stimmlich durchaus auf der Höhe ihrer Aufgaben.

KULTUR ZEITSCHRIFT ONLINE, DORNBIRN

Grubers Musikdrama ist ein erstklassiges Stück Gegenwartskunst, rangiert imponierend auf der Höhe der Zeit, ohne den Zuhörer zu verschrecken. Eine exzellente Besetzung mit prominenten Namen und die auf Topniveau musizierenden Wiener Symphoniker unter Leitung des Komponisten sorgten trotz der blassen Regie von Michael Sturminger für einen atmosphärisch ungemein dichten, beklemmenden Abend, wie man ihn sich für den Start eines so ambitionierten Kulturfestivals nicht besser gewünscht hätte.

[…] Wenn Komponisten bei einer Uraufführung ihre eigenen Werke dirigieren, wird das zumeist zu Glücksfällen an bis zuletzt ausgetüftelter Authentizität an Balance und peniblem Feinschliff. Auch bei Gruber, der dem exzellent agierenden Sängerensemble oft wunderbar sangliche Melodien geschenkt hat und nun seine Protagonisten geradezu auf Händen trägt.

[…] In der Einstudierung und Ausführung der rhythmisch oft sehr komplexen Vorlage leisten die Sänger Unglaubliches und zeigen sich dabei auch schauspielerisch durchwegs auf der Höhe. Ilse Eerens als Marianne zeigt enorme Wandlungsfähigkeit, bricht aus dem strengen Moralkorsett ihres Vaters aus, überrascht stimmlich mit unglaublicher, nie schriller Höhe.

NEUE MUSIKZEITUNG ONLINE, REGENSBURG

Seine Partitur (HK Gruber) zeugt von immenser Könnerschaft, mit enormer Bandbreite von Klangfarben und instrumentalen Effekten, gleichzeitig von einer Transparenz und Luftigkeit, welche die Singstimmen nie zudeckt. Das Problem liegt in der Opernvorlage, denn Horváth, wie es Gruber selbst erkannte, „braucht keinen Komponisten“, zumal dessen „Text ja schon Musik für mich war“

[…] Die geschickte, überaus wohlklingende, tonale Mixtur von Elementen Bernsteins, Weills, Eislers und Schrekers, die Nachtclubszene mit einer Jazzcombo (aus Mitgliedern das Jazzorchesters Vorarlberg) oder die Live durch einen Grammophontrichter gesungene Arie „Wie eiskalt ist dies Händchen“ aus Puccinis „La Boheme“, lassen Grubers Novität als eine arg verspätete Zeitoper erscheinen.

Als Dirigent sorgt der Komponist mit den Wiener Symphonikern, dem Vokalensemble Nova als Chor und den ausgezeichneten Solisten für Stringenz. Die kurzfristig eingesprungene Sopranistin Ilse Eerens gefällt als die durch ihre unbedachte Liebe zu Alfred (Daniel Schmutzhard) auf die „schiefe Bahn“ geratene, nach dem Diebstahl an einem Freier inhaftierte Manianne. Der makellose Jörg Schneider gestaltet den ihr als Bräutigam bestimmten Fleischhauer Oskar, als Angelika Kirchschlager brilliert als etwas zu jugendliche Trafikbesitzerin Valerie. In weiteren Partien rollendeckend der Bariton Markus Butter (Rittmeister und Beichtvater), der Bassbariton David Pizttman-Jennings (Mister), die Tenöre Michael Laurenz, Alexander Kaimbacher und Robert Maszl. Die Stars der Aufführung aber sind Albert Pesendorfer als facettenreicher Vater Mariannes, der Zauberkönig, und Anja Silja, mit einer die kindermordende Kabanicha geradezu replizierenden Großmutter, die selbst auch einige Akkorde auf der Zither spielt.

RADIO VORARLBERG: VORARLBERG RUNDSCHAU, DORNBIRN

Die Bregenzer Festspiele haben mit den Geschichten aus dem Wiener Wald gestern Abend eine umjubelte Uraufführung erlebt. Bei dem Stück handelt es sich um eine bitterböse Satire über die Boshaftigkeit, Verlogenheit und Grausamkeit von Menschen. Aus dem Theaterstück von Ödön von Horváth hat HK Gruber eine Oper gemacht. Sein Konzept ist aufgegangen: Musik, die nicht allzu weit von den Hörgewohnheiten des durchschnittlichen Opernbesuchers entfernt ist, die die Texte der Sänger nicht gnadenlos überdeckt und das Ganze nicht zu lang.

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, ELEONORE BÜNING IM ORF - INTERVIEW

Ich fand die Regie toll, das Orchester fand ich großartig, ich fand die Darsteller zum größten Teil sehr toll. Ganz großes Kino war die Darstellerin der Marianne […]

Also da muss ich sagen haben die Bregenzer Festspiele nicht gespart, also an Probenzeit, an Menschen, an Material. Das muss man schon sagen. Chapeau. Für eine Uraufführung großartig.

NEWS.ORF.AT, WIEN

[…] strömt Grubers Musik hinein, die Elemente der Strauß-Walzer und Heurigenmusik mit dissonanter Harmonik und überraschenden Rhythmen kombiniert. Gruber spielt mit den vertrauten Um-ta-ta-Folklore-Nummern, die auch Horvath zitiert, verformt und verfremdet sie, als ob sie fehlerhaft, verstimmt, schräg klingen. Zugleich komponierte er den Gesang so nahe an Horvaths Text, dass Melodie und Sprechgesang immer wieder ineinander übergehen.

Die kreative Fülle geht bei Gruber einher mit Opulenz, einer instrumentalen Farbigkeit und dynamischen Rhythmik, die an Igor Strawinsky erinnern. Das musikalische und textliche Quellenmaterial bekommt ein neues Kleid übergestülpt, das zwischen Sicheinlassen und Beobachten, zwischen Faszination und Parodie changiert, aber letztlich mit dem eben noch verfemten aha-seligen Kitsch dialektisch identisch wird.

DEUTSCHE PRESSE AGENTUR, HAMBURG

In vielen Szenen spielt Gruber dann auch mit Worten und Wortfetzen, unterstreicht und betont sie durch eine - weniger eingängige, aber mitunter sehr rhythmische - Melodie. Vor allem mit Ensemble-Szenen habe er ein «ganz verrücktes Stilmittel» angewandt: Mehrfach reden dabei die Personen wild durcheinander, werfen sich Stakkato-Sätze und einzelne Wörter regelrecht zu. Handlung und Musik gewinnen dadurch nicht nur an Schärfe, sondern auch an Schnelligkeit und Dichte.

BR KLASSIK, MÜNCHEN

[…] die Hauptdarsteller finden sich bewundernswert authentisch in ihre Rollen: Star-Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager als unerschrockene Valerie, die Sängerlegende Anja Silja als bigotte Großmutter. Die belgische Sopranistin Ilse Eerens hatte die Marianne übernommen und überzeugte in dieser zentralen Partie vor allem im zweiten Teil. Als schmieriger Lebemann Alfred wirkte der Bariton Daniel Schmutzhard etwas zu harmlos, Tenor Jörg Schneider hatte dagegen eine überzeugende Ausstrahlung und Stimme für die Rolle des gutmütigen, aber tumben Fleischers Oskar.

VORARLBERGER NACHRICHTEN, SCHWARZACH

[…] HK Gruber verändert die Rhythmen, verzerrt es nicht, gibt ihm aber einen anderen Klang, einen, so möchte man festhalten, der sich befreit hat von Klischees, von der scheinbaren, oberflächlichen Gemütlichkeit […]

Man mag sich mit der Gruber’schen Melodiebehandlung, mit der speziellen Orchesterbesetzung, mit Einsprengseln aus Strauß-Walzern, Swing und Volksliedern und den Taktwechseln beschäftigen und dabei ungemein viel Spannung empfinden. Man mag da aber vor allem hineinhören und entdeckt ein intensives, gescheites und lustvolles Ineinanderwirken von Sprache und Musik, das da und dort an Kompositionsneuerungen in der Horváth’schen Zeit erinnert, an Dichte und Ausdruck aber wohl einzigartig ist […]

Eine Nummer für sich sind die filmisch fein akzentuierten Bühnenbilder von Renate Martin und Andreas Donhauser. HK Gruber und sein Auftraggeber haben richtig gehandelt. Nur einmal hatte Gruber Unrecht, damals, als er meinte, dass Horváth gar keinen Komponisten braucht.

AUSTRIA PRESSE AGENTUR, BREGENZ

[…] Ödön von Horvaths berühmte Geschichte des Mädchens Marianne, das an den Männern und der Welt zerbricht, erzählt sich auch im Libretto von Michael Sturminger eindrücklich. Das Ausstattungs-Duo Renate Martin und Andreas Donhauser hat die Schauplätze gänzlich kitschlos ins Heute transferiert […] Auch HK Gruber hat den Griff in die Klischeekiste vermieden, macht nur selten verfremdete Anleihen an Walzer-Vorbilder, interpretiert Wiener Lieder neu und sorgt für eine reiche Musik voller bunter Klangfarben und unterschiedlicher Einfälle.

HK Gruber, den alle Welt "Nali" nennt, verzichtet auf traditionelle Abfolgen von gesprochenen Dialogen und Gesangsnummern. Anstatt, dass er die Handlung vom Text weitertreiben lässt und sich auf starke, auratische, emotionale Wendepunkte konzentriert, unterlegt er das gesamte Stück mit einer Musik, die aus dem Vollen schöpft, aber kaum je zur Ruhe kommt […]

Es ist ihm eine Menge eingefallen. Er sorgt für eine üppige, häufig ins Fortissimo getriebene Musik voller bunter Klangfarben, eine Idee jagt die andere. Die von Gruber selbst dirigierten Wiener Symphoniker, denen der Komponist im lange anhaltenden Schlussjubel mit einem Kniefall dankte, sind pausenlos gefordert.

[…] wie souverän er allen Gefahren des Epigonentums ausweicht, wie subtil er mit der Wiener Musiktradition umgeht - das Einbauen des titelgebenden Strauß-Walzers als abgehacktes Übungsstück ist dabei beispielgebend - und den Griff in die Klischeekiste vermeidet. Grubers Musik ist wienerisch und modern zugleich, unterhaltend, aber nicht anbiedernd […]

Für die Sänger bieten diese "Geschichten aus dem Wiener Wald" viele Möglichkeiten zur Profilierung. Herausragend nützt dies Angelika Kirchschlager, die ihre Trafikantin Valerie zur zentralen Figur macht, in Spiel und Stimme die richtige Mischung aus Vulgarität und Herzenswärme, Erotik und Biederkeit finde

21.07.2014 Fotoprobe Geschichten aus dem Wiener Wald © Bregenzer Festspiele / Karl Forster
21.07.2014 Fotoprobe Geschichten aus dem Wiener Wald Marianne (Ilse Eerens) und Alfred (Daniel Schmutzhard)
© Bregenzer Festspiele / Karl Forster
21.07.2014 Fotoprobe Geschichten aus dem Wiener Wald © Bregenzer Festspiele / Karl Forster

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