Stand: 04. August 2014, 14:30 Uhr
Mozart’s The Magic Flute is notoriously difficult to stage. But a work that is a director’s graveyard when trapped in the confines of a proscenium theatre becomes a playground when released into its natural element(s), as David Pountney proves in his giddy, joyous and thoroughly over-the-top production for the outdoor stage of the Bregenz Festival.
Now in its second year, Pountney’s Magic Flute is an exuberant, cartoonish contrast to recent more brutalist visuals. Designer Johan Engels has created an enchanted world that reveals new secrets throughout the evening. Cartoonish without being kitsch, charming without being overly precious [...]
Daniel Schmutzhard’s Papageno plays for laughs, and while in a conventional opera house he’d get them in plenty, here his gentle comedy is dwarfed by the scale of everything around him. Daniela Fally’s Queen of the Night is perilously tight and undernourished, her fate on that high F sealed from the start, but the trios of both Ladies and Boys are excellent, and Hanna Herfurtner’s Papagena is a cameo delight.
Eine 200 Jahre alte Oper – Schnee von gestern, todlangweilig, eher auf die Nerven gehend als begeisternd? Könnte mancher denken. Aber dem ist keineswegs so. Vor allem, wenn es sich um Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ handelt. Und speziell, wenn sie so inszeniert wird wie bei den Bregenzer Festspielen.
David Pountney holte diesen Klassiker mit seiner Regie mitten in unsere Zeit hinein, untersützt von dem grandiosen Bühnenbildner Johan Engels. […]
Albert Pesendorfer als Sarastro, Nikolai Schukoff als Tamino, Gisela Stille als Pamina, Daniella Fally als Königin der Nacht boten wie Kaimbacher absolute Höchstleistungen - und das bei strömendem Regen. Chapeau! Einfach klasse!
Bei der Bregenzer „Zauberflöte“ kommt man sich wie im Zirkus vor. Ausdrücklich: Das ist als riesiges Lob zu verstehen. Ständig ist was los (auch dank der Stuntmen-Truppe um Ran Arthur Braun und den unglaublichen Puppenspielern vom Blind Summit Theatre), ständig warten Überraschungen, der Mund will vor Staunen gar nicht mehr zugehen. Das Beste aus der Kindheit kehrt zurück: sich wundern, sich hingeben, sich ohne Scheu der Begeisterung und den Gefühlen hingeben können. Die Zauberflöte wirkt. Auch noch heute. Auch das ist die Botschaft dieser Inszenierung.
Mit ihr feiert in Bregenz ein Werk Rekorde, das vor 223 Jahren als kalkulierter Kassenschlager begann, mit ihr outet sich David Pountney zum Abschied als Intendant als Wiedergänger des Showprofis Immanuel Schikaneder, der auch ein Pionier der Freiluftevents und technischer Gimmicks war. 210 000 Menschen werden sich in diesem Sommer ansehen, was der Brite im Vorjahr für die Seebühne inszenierte: Ein Theater großer Wunderbilder, bei dem sogar der Sonnenuntergang überm See mitspielt, pünktlich und dunkelrot.
Da werden 7000 Besucher gemeinsam zu Kindern, die himmelhohe Drachenhunde bestaunen und selbstfahrende Gondeln und eigensinnige Riesengrashalme, vom Seewind gestreichelt, den Bungeeangriff der Spidermänner, indonesische Fabeltiere und singende Puppen, die Königin, die von ihrer Krinoline in die Nacht gehoben wird, kurz, die schikanederische Zauberflöte seit 1791, deren Widersprüche sich in Farben auflösen und, natürlich, in Mozart. Auch hier funktioniert alles fabelhaft. Zum Glück. Denn die Utopie brauchen wir so dringend wie die Beunruhigung.
"Ich, ein Spion?", fragt Papageno (Markus Brück) und blickt ungläubig an seinem auffälligen knallgelben Rapper-Outfit hinab. Kaum macht der Publikumsliebling in David Pountneys furios-humorvoller Inszenierung von Mozarts "Zauberflöte" auf der Bregenzer Seebühne den Mund auf, sind Lacher programmiert. [...]
Johan Engels märchenhaftes Bühnenbild und vielfältige Show-Effekte [...] umrahmen die Sinnsuche des Prinzen Tamino und der entführten Königstochter Pamina (höhensicher: Bernarda Bobro) mit drei bis zu 27 Meter hohen knallbunten Drachenhunden, akrobatischen Spinnenmenschen um den doppeldeutig angelegten Priester Sarastro, einer sich mit ihren Koloraturen geradewegs selbst in den Himmel schraubenden Königin der Nacht, zauberhaften Marionetten, Rauch und Feuerwerk. Der Opernfan weiß kaum, wo zuerst hinschauen. Wäre da nicht der pragmatisch-sympathisch angelegte Papageno, der immer wieder die Lacher auf sich zieht. Obwohl er zunächst so erfolglos seiner Papagena (Susanne Grosssteiner) hinterherjagt wie dem diese Saison neu hinzugekommenen Paradiesvogel.
[…]Er hat noch ein bisschen geschraubt und präzisiert, der Bregenzer Intendant und Regisseur David Pountney, und seiner «Zauberflöte» ein Finish verpasst, das die ohnehin schon spektakuläre, seetaugliche und dennoch dramaturgisch interessante Inszenierung noch aufwertet. Zum Beispiel erhält Pagageno ein paar Vögel, die er als Vogelfänger natürlich dankbar entgegen nimmt, obwohl er sie nie wirklich erwischt. Aber die Rolle wird aufgewertet, und Markus Brück machte sie mit seinem unwiderstehlichen Charme zu einem Höhepunkt des Premierenabends. Auch weitere Sänger-Kollegen brillierten[…]
[…]Und erfreulich auch: Die Wiener Symphoniker unter Patrick Summers haben sich in Mozarts Klangbild auf einem historisch informierten Niveau eingefunden. Der dicke, oft pauschale Klang im Vorjahr ist einem schlanken, differenzierten, sehr lebendigen und nur selten platten Mozart-Idiom gewichen.
David Pountney versetzt mit seiner Interpretation von Mozarts Zauberflöte - in der zweiten Saison mit kleinen Anpassungen versehen - sein Publikum in kindliches Staunen.
Zusammen mit seinem Leadingteam, einem hervorragenden Sängerensemble und den in allen Takten und Tempowechseln sensibel reagierenden Wiener Symphonikern (Leitung Patrick Summers)beweist er Mut, mit Regietraditionen dieser Oper zu brechen.
Schon im vergangenen Jahr war die Inszenierung ein Festspiel-Schmuckstück, das man in der Form wohl nie mehr erleben wird.Was machte diese „Zauberflöte“ unter freiem Himmel so einmalig? Schon die drei von Bühnenbildner Johan Engels konstruierten gewaltigen Figuren der Zauber-Drachen, deren riesige Glubschaugen in „begehbaren“ Köpfen gefährlich rot glühen, wenn dem Liebespaar Tamino und Pamina Gefahr droht, sind Hingucker.
[…]Davon profitieren vor allem Kathryn Lewek als Königin der Nacht. Ihr makelloser Sopran blieb bis in höchste Koloraturen geschmeidig, ihr Spiel im Schwung zwischen Mütterlichkeit und Eros.
[…] Ihrer keineswegs untadeligen Parallele Papageno und Papagena überlässt Pountneys Inszenierung fast alles, was dem Lachen und Jubeln dient. Da flattern von Menschlein „geführte“ Vögelchen durch den wogenden Wald der Seebühne. Da schwimmt Papagena als das sprichwörtliche Gelbe im Ei zwischen Seebühne und Zuschauern im Bodensee. Atemberaubend und faszinierend wieder die Balance von Leweks Nachtkönigin auf einem haushohen, schmalen Podest, wenn sie ihre berühmte Rache-Arie schmettert. […]Spielerisch – und märchenhaft.
Es ist, wie zu erwarten war, mit kleinen Adaptierungen das opulente und turbulente vorjährige Fantasy-Gewand, mit dem David Pountney die traditionelle Mozartoper clever ein Stück in unsere Gegenwart geholt hat und das auch heuer gleich beim ersten Mal die Massen auf der ausverkauften Tribüne samt politischer und gesellschaftlicher Prominenz begeistert.
[…] Die „Königin der Nacht“ ist bei der Premiere mit der Amerikanerin Kathryn Lewek besetzt, die diese Partie bereits an der Met gesungen hat und demnächst an der Wiener Staatsoper singen wird. Mit flammender Attacke schleudert sie ihre beiden gefürchteten Koloraturarien mit den extrem hohen F’s in den nachtschwarzen Himmel.
[…] Diese geistige Botschaft ist angekommen, ebenso wie der Spaß, den die meisten wohl mit diesem spannenden und kurzweiligen Abend hatten. Der finale Beifall der Premierenbesucher für Darsteller und Leading Team ist lange und herzlich.
Besser geht’s nicht. Mit Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ haben die Bregenzer Festspiele den goldenen Griff getan. […]
Regisseur Pountney hat aus der Story um die vom Priester Sarastro entführte Königstocher Pamina und den Rettungsversuchen des Prinzen Tamino ein farbenfrohes Fantasy-Spektakel in XXL-Dimension geschaffen – wohl das einzig Richtige für die Seebühne. Action, Akrobatik in schwindelerregender Höhe, Stunts, Knalleffekte: Es verblüfft, was Pountney mit Bühnenbildnern, Lichtdesignern und Puppenspielern inmitten von meterhohem Gras und umrahmt von riesigen Drachenhunden in Szene setzt und mit Witz und Poesie garniert.
Zudem bürstet der Regisseur die Zauberflöte gehörig gegen den Strich. Sarastro ein ehrenwerter Priester? Nein, sag Pountney. Er ihm jegliche edle Absichten ab, führt stattdessen einen pathetisch parlierenden Bösewicht vor, der die geraubte Pamina bewusst der Gefahr einer Vergewaltigung preisgibt. Gnadenlos lotst Pountney Klerus und Adel in den Untergang und kehrt im –arg kitschig geratenen- Schluss die aufklärerischen und bürgerlich-emanzipatorischen Gehalte heraus.
Alles in allem ein unterhaltsames Gesamtkunstwerk mit Tiefgang, bei dem auch eingefleischte Opernfreunde auf ihre Kosten kommen. Die stimmgewaltige Sängerriege tut ihr Übriges dazu, ebenso die feinfühligen Wiener Symphoniker. Die High-Tech-Lautsprecheranlage mit Surround-Sound schafft großes Kino für die Ohren.
Bleiben wir bei Papageno, und da zeigt sich die Grundhaltung von Pountney und seinem Team mit Johan Engels (Bühne) und Marie Jeanne Lecca sehr schön: Wenn schon, denn schon, und nicht gekleckert, sagen sie. Es wird aber auch nicht geklotzt – es lebe die Poesie, es lebe der Flug der Fantasie! Und so flattert und hüpft der Wiedehopf neckisch um den Vogelfänger, wo und wie immer der gerade beschäftigt ist. Die geniale Verbindung des Sänger Theaters mit dem Puppenspiel in den riesigen Dimensionen der Seebühne ist um eine Facette, der Abend um einen Protagonisten reicher geworden.
Eine besondere Freude war es allerdings, an der Premiere in der Partie des Tamino wie letztes Jahr den souveränen Tenor Norman Reinhardt zu hören. Auf Festspiel Niveau waren aber auch die weiteren, überaus köstlich der Papageno von Markus Brück, fulminant die Königin der Nacht von Kathryn Lewek, stark und berührend die Pamina von Bernarda Bobro, der auf der Seebühne recht zwiespältig herrschende Sarastro von Alfred Reiter, um nur einige zu nennen.
Bei seiner (vorläufig?) letzten Regiearbeit für die Festspiele setzt David Pountney auf blanke Überwältigung. „Die Zauberflöte“ auf der Seebühne erweist sich auch im zweiten Jahr vor allem und zuerst als Riesenspektakel mit allem, was dazugehört. Feuer und Rauch, Akrobatik und Puppenspiel, und Mozartliefert quasi den Soundtrack zu diesem Action-Movie im Hollywood-Stil.
Die 7000 Gäste der Premierenvorstellung jedenfalls ließen sich vorbehaltlos ein auf das bunt-poppige Spiel auf dem grünen Schildkrötenbuckel mit den überdimensionalen Höllenhunden. Die wirken mit ihren kurzen Ärmchen eigentlich ganz putzig, fast wie die großen Brüder des kleinen Drachen Tabaluga. Doch sie fauche gar fürchterlich, wenn der lustige Papageno mal wieder dreist gelogen hat.
Gesungen wird vom gesamten Ensemble auf einem Niveau, das nichts zu wünschen übrig lässt. Norman Reinhardt und Bernarda Bobro begeistern als Liebespaar Tamino und Pamina mit ihren schön geführten, reinen Stimmen. Die Auftritte der Königin der Nacht werden beklatscht, nicht nur weil Kostümbildnerin Marie-Jeanne Lecca für die Darstellerin ein fantastisches blau-silbern-schimmerndes Gewand und einen prächtigen Kopfschmuck entworfen hat. Auch der Trick von Bühnenbildner Johan Engels, die machtbewusste Herrscherin mit einem Lift in schwindelerregende Höhe zu hieven, verfängt auch dieses Jahr wieder. Aber was wäre das alles ohne die hohe Gesangskunst von Kathryn Lewek? Die aberwitzigen Koloraturen – sie kommen glaskar und lassen schaudern.
[...] Wenn einer den perfekten Riecher für die Riesenbühne entwickelt hat, dann er [David Pountney]. Wie Sänger zu führen sind, die aus der letzten Reihe auf Ameisengröße geschrumpft sind, wie man mit Gags, Schau- und Staunwerten arbeitet, das demonstiert Pountney mit Johan Engels (Bühne), Marie-Jeann Lecca (Kostüme), Ran Arthur Braun (Stunts samt Choreografie) und den wunderbaren Puppenspielern vom Blind Summit Theatre auf exemplarische Weise. […]
[…] neben der Inszenierung wird noch mit 1A-Sängern gewuchert. Traditionell sind die Rollen mehrfach besetzt. In der Premiere singt Norman Reinhardt einen beherzten Tamino und Bernarda Bobro eine geerdete Pamina. Abräumer sind zwei andere: Kathryn Lewek als Königin der Nacht und Markus Brück als Papageno. Letzterer, weil er den Vogelfänger ohne Baisersüße gibt, in jedem Schauspiel-Ensemble Platz hätte und eine Stimme mitbringt, die für den Baritonschönheitspreis reicht. [...]
Die drei gigantischen Höllenhunde, die die „Zauberflöten“-Bühne umzingeln, stoßen ein infernalisches Fauchen aus, bös funkeln die Augen, aus ihren Schlünden quellen beißende Schwaden. Pountneys Papageno ist gar nicht feige, wenn er vor ihnen zusammenzuckt, er besitzt ein überaus realistisches Gespür für Gefahren. Ein heiterer Melancholiker, den man noch nie einen der prächtigen Puppenspielvögel hat fangen sehen. Papageno ist mit Markus Brück von der Deutschen Oper Berlin nicht nur trefflich besetzt, er steht auch als ein Beispiel dafür, wie es dem Intendantenregisseur gelingt, Intimität auf der Riesenbühne zu schaffen. Sie dient Pountney dazu, am Ende mithilfe von Luftakrobaten, verwunschenen Barken und allerlei Feuerwerk sämtliche Autoritäten hinwegzufegen. Wenn das kein starker Abgang ist! […]
In ihrem zweiten Jahr ist diese "Zauberflöte" nicht nur um einige Regie-Sperenzchen reicher. Die Premierensänger (gespielt wird in alternierender Besetzung) übertrumpfen die Leistungen des Vorjahres; ein Trumpfass ist der Papageno. Zwar wirkt Markus Brück anfangs ungefähr so motiviert wie ein Beamter am Frühpensionierungstag. Diese Trägheit aber ist eine bewusste und, im Verbund mit einem Batzen Naturschmäh und Klangkultur, die Basis für eine köstliche Darbietung. Ja, das ist schon ein glaubwürdiger Exponent der Neigungsgruppe Wein, Weib und Vogelhandel - auch wenn ihn sein "Kiddy Contest"-Kostüm (das Kalkül dahinter lautet wohl: Unterhaltung für die ganze Familie) denkbar zu verharmlosen sucht.
Alles noch da? Mal schauen. Da ist der mächtige grüne Schildkrötenpanzer, auf dem sich das zentrale Geschehen abspielt: Die Gräser eines Zauberwaldes wachsen meterhoch aus ihm empor, und auch sonst birgt die flache Halbkugel jede Menge Überraschungen in sich.
Da sind natürlich auch die drei turmhohen Drachenhunde Marke Cerberus aus dem Kinderkanal: Die mythischen Figuren aus der südafrikanischen Heimat des Bühnenbildners Johan Engels stehen hier für die drei Tore von Sarastros Tempel, sind aber auch Blickfang und optische Trademark dieser im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Zauberflöten-Inszenierung des scheidenden Bregenz-Intendanten David Pountney [...]
Ist das Ganze eine Hetz in Bregenz? Ein Spektakel, eine Action-Show? Ja. Aber auch ein Triumphzug der Fantasie, auch dank der tollen Kreationen von Jeanne-Marie Lecca, deren Drei Damen etwa als übergroße Puppen auf Science-Fiction-Drachen reiten.
Die musikalische Umsetzung von Mozarts Märchenoper überzeugt bei der Premiere ebenso: Norman Reinhardts Tamino ist vokal ein wenig heldisch timbriert, fein Bernarda Bobros Sopran (Pamina). Alfred Reiter singt eher einen Allerwelts-Sarastro, Kathryn Leweks Stimme hat für einen Koloratursopran erstaunlich viel Substanz, Weichheit, ist mehr erdenschwer als sternennah, hat aber dramatische Power.
Ein bisschen Hippie, ein bisschen Raubein, ein komödiantisches Schwergewicht: Markus Brück als Papageno, süß Susanne Großsteiner als Papagena […]
Ein herausragender Bass-Bariton und eine einzigartige Inszenierung: Kritiker und Publikum waren sich gestern Abend einig – David Pountneys Version von Mozarts Zauberflöte bei den Bregenzer Festspielen hat auch im zweiten Jahr bei der Premiere restlos überzeugt. Das Wetter war, wie schon so oft, gnädig.
Was im letzten Jahr in David Pountneys Neuakzentuierung von Mozarts „Zauberflöte“ in der Premiere durch Überfülle noch hakte und das Tempo hemmte, klappte diesmal als zeitgemäße Form des einstigen Wiener Zaubertheaters in der Vorstadt. Das Totenschiff mit Paminas Vater, von dem Monostatos und Sarastro den Sonnenkreis als Machtsymbol entführen; Tamino, die drei Knaben, die gefangene Pamina reisen per Kahn; die Seeschlangenattacke gelingt nahe an einem „Alien“-Alptraum; und die Stuntmen-Truppe um Monostatos und Blitz und Feuer und Knall und Peng… bis hin zum unvergesslichen Riesenkrinolinen -Kleid der „sternflammenden“ Königin der Nacht, zu dem auf dem Halbrund über 100 LED-Sterne aufblitzen.
Drei riesige Drachenhunde spucken Nebel; Akrobaten, die aus „Spiderman“ stammen könnten, erobern die Bühne; die drei Damen (zumindest ihre Puppen) reiten auf Urzeitvögeln, die möglicherweise direkt aus der „Unendlichen Geschichte“ am Bodensee gelandet sind; Sarastro sieht aus, als bekäme er es gleich mit einer Klingonen-Delegation unter Mr. Spock zu tun; und Papageno wirkt optisch wie ein in die Jahre gekommener Hip-Hopper, der in eine „Star Wars“-Episode geworfen wurde.
Kathryn Lewek ist als Königin der Nacht die Beste mit klarer Höhe und schönen Koloraturen, Alfred Reiter ein markanter Sarastro, Bernarda Bobro eine höhensichere Pamina mit schönem Timbre, Norman Reinhardt ein etwas zu stark forcierender Tamino, Markus Brück ein amüsanter und fein lyrischer Papageno […]
Selbst das Wetter spielte punktgenau mit und ermöglichte ungetrübten Genuss. Markus Brück als Papageno gelang sängerisch und szenisch eine begeisternde Partie. Auch Bernarda Bobro als Tamina überzeugte mit ihrem sympathischen warmen Sopran. Kathryn Lewek war nach etwas schrillem Beginn eine souveräne Königin der Nacht. […] Ein glanzvoller Abschied für David Pountney, den Regisseur der Aufführung und Intendanten der Bregenzer Festspiele.
Ein dichtes, farbintensives Bild jagt das nächste, oft weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Die Zauberflöte in Bregenz bietet - inklusive Feuerwerk und Artistikeinlagen - eben soviel für die Augen wie für die Ohren. Die musikalische Leitung an diesem Abend übernimmt Patrick Summers, der die Wiener Symphoniker und den Prager Philharmonischen Chor ruhig durch Mozarts Opernklassiker führt.
Markus Brück, von Marie-Jeanne Lecca dottergelb gekleidet, sprüht vor Komödiantik, Susanne Grosssteiner (Papagena) kontert mit guter Stimme. Tamino (Norman Reinhardt) sehnt sich seine bezaubernd präsente Pamina (Bernarda Bobro) mit schöner Höhe herbei, Kathryn Leweks Königin der Nacht kommt ausdrucksstark und koloraturensicher […] Zu den Besonderheiten der Inszenierung zählt ein ausfahrbares Podium, das die Königin quasi in den Nachthimmel trägt. Die Österreicherin Daniela Fally, die als Ensemble-Neuzugang groß angekündigt wurde, wird man erst in den nächsten Aufführungen in dieser Position erleben können. Der Monostatos kann noch etwas dünkler sein als jener von Alexander Kaimbacher, der dem vom Dirigenten Patrick Summers vorgegebenen Tempo aber tadellos folgt.
Die Feuerprobe ist im Vergleich zum Vorjahr etwas heißer geworden, Papageno erhält in einem Wiedehopf einen gewitzten Begleiter, der mit der Inszenierung begründete, kurze Playback-Einsatz am Schluss wurde schon bei der ersten Premiere in Frage gestellt, dass sich Akrobaten über die Bühne schwingen, verleiht dem Märchen einen Comic-Touch, aber nicht zu viel an Spektakel. Es bleiben die Künstler, die (auch hoch oben agierend) alles im Lot halten.
Die drei hoch aufragenden "Drachenhunde" von Ausstatter Johan Engels wurden zum vielfotografierten neuen Wahrzeichen der Vorarlberger Landeshauptstadt, der eine wandelbare Spielfläche bietende Schildkröten-Rücken, auf dem ein Haar-Wald mit erektiler Multifunktion die Hauptrolle spielt, wird von Puppenspielern und Stuntmen sonder Zahl bevölkert. Das Ringen von Gut und Böse wird von Feuerwerkskörpern begleitet, die überarbeitete Feuer- und die sich im See besonders spektakulär anbietende Wasserprobe sind ebenso eindrucksvoll wie die Tamino bedrohende Schlange.
Mozarts Musik liegt bei Patrick Summers und den Wiener Symphonikern in guten Händen, und auch für das Sängerensemble muss man sich keineswegs genieren. Alfred Reiter gefiel wie im Vorjahr als volltönender Sarastro, Kathryn Lewek beeindruckte als in gesangs- wie bühnentechnischen Höhen gleichermaßen sichere Königin der Nacht. Alexander Kaimbacher sang als Monostatos passabel, Norman Reinhardt und Bernarda Bobro als Tamino und Pamina waren mehr als das. Dass sie ihre zarte Liebesgeschichte auch in diesem grellen Ambiente zu erzählen wissen, ist keine geringe Leistung, dass sie am Ende als Regenbogenkinder eine friedliche Zukunftsvision repräsentieren […]
Der Fokus liegt weiterhin auf einprägsamen Bildern, die mit Puppenspielern und Stuntmen mehr Mozart-Spektakel als Oper bieten. Patrick Summers sorgte mit den Wiener Symphonikern für die Musikuntermalung. Alfred Reiter gefiel wie im Vorjahr als Sarastro, Kathryn Lewek beeindruckte als Königin der Nacht, Norman Reinhardt und Bernarda Bobro waren ein mehr als passables Paar Tamino und Pamina, das sich am Ende als Regenbogenkinder eine glückliche Zukunft erhoffen darf.
Reimar Wagner, „Musik & Theater“ im ORF - Interview
Sie [Wiener Symphoniker] sind vielleicht nicht zeitgemäßer geworden, sie sind aber deutlich besser geworden. Ich hab am Anfang ein bisschen gefürchtet, dass man wieder in das Fahrwasser reinkommt, ein bisschen dicker Klang und so weiter. Das hat sich aber sehr schnell gebessert. Es war schlank, es war bewegt, beweglich, es war vom Gestus her sehr frisch, aber ohne dick und plump zu sein. Also hat mir mit der Zeit sehr gut gefallen. […]
Markus Thiel, Musikredakteur des „Münchner Merkur“ im ORF - Interview
Ja eigentlich noch besser als im letzten Jahr. Also, man kann das gar nicht oft genug sehen, diese Produktion. Ich finde der David Pountney hat einen Blick für Personen auf dieser riesen Bühne. Er hat natürlich auch eine unglaubliche Routine entwickelt, durch die vielen Produktionen die er hier gemacht hat und es ist eine Produktion, von einem Stück, was man zuerst glaubt, dass es gar nicht auf die Seebühne vielleicht passt. Aber David Pountney hat das wirklich geschafft.
Volker Hagedorn, „Die Zeit“ im ORF - Interview
Ich muss gestehen das ist mein erster Besuch auf der Seebühne. Dass mich das sehr beeindruckt hat, wie sich das in der Verteilung zwischen links und rechts räumlich abbildet und man vermisst da eigentlich nichts mehr, abgesehen davon, dass man vom Ambiente geplattet ist. […] Sogar diese gewagte Mischung aus spacigen Soundeffekten mit Übergängen zu Original Mozart find ich auch schlüssig.