Stand: 04. August 2017, 12.00 Uhr
[…] So grundlegend sind die Urgewalten der Natur, die hier verhandelt werden, dass sie nicht nur die Menschheit bestimmen, sondern auch das Tierreich. Weswegen es nur folgerichtig ist, Wagners „Ring“ einmal in die Welt der Insekten zu verlegen, wie es jetzt das niederländische Theaterkollektiv Hotel Modern bei den Bregenzer Festspielen getan hat.
Die eigentliche Attraktion allerdings war nicht Wagner, sondern die Arbeitsweise des Hotel Modern. […]
[…] Und in Zeiten des Überangebots an computergenerierten Filmeffekten sind die handgemachten Bilder des Hotel Modern Wohltat und Faszinosum gleichermaßen. […]
[…] das Publikum liebt es.
Das niederländische Bläserensemble (mit Kontrabass und Schlagwerk) beweist an diesem Abend, dass Wagner auch in kleiner Besetzung noch seine Wirkung zeigt. […]
[…] Seine [Bart Schneemanns] kraftvolle Musik hat an diesem Samstagabend die letzten anderthalb Stunden beherrscht. […] Nicht zuletzt wegen der Musik, die das „Niederländische Bläserensemble“ so effektvoll-dunkel zum Klingen bringt, als wäre es ein richtiges, grosses Orchester.[…] Schon in Gioachino Rossinis Oper „Moses in Ägypten“ hatte Hotel Modern ein Spiel im Spiel eingefügt. Beim „Ring in 90 Minuten“ wird das Miniaturhafte zur Hauptsache. [...]
[…] mithilfe des niederländischen Künstlerkollektivs „Hotel Modern“ wagen die Österreicher den beherzten Perspektivwechsel in Wagner-Dingen: weg von den hehren Höhen des Mythos hin zum Mikrokosmos der Insektenwelt.
[…] Denn erstens ist die „Ring“-Bearbeitung für Bläserensemble und Kontrabass von Willem van Merwijk ein echter Wurf, der den Meister effektfreudig jazzig schon mal in die Nähe eines Kurt Weill rückt. Und zweitens strotzt die Übertragung der Geschichte von der germanischen Götterwelt in die Biosphäre von Käfern und Quallen, Taranteln und Schmetterlingen von einer fantasieprall kindlichen Freude, die wie nebenbei, mit ganz leichter Hand zum ausgeprägten Tierfreund Richard Wagner zurückführt. Dazu wird das live gezeigte Puppenspiel von „Hotel Modern“ per Handkamera auf eine Leinwand projiziert – ein kleiner Geniestreich.
[…] In mühevoller Kleinarbeit sind Vitrinen mit üppiger Vegetation, Wasser, Erde oder einem dichten Geflecht von Spinnfäden und verpuppten Insekten entstanden. Natürlich sind es Puppe, die an dünnen Metalldrähten geführt, gefilmt und auf die Leinwand hinter dem Orchester vergrößert werden, doch die Illusion von verwesenden Mäusen, gefräßigen Heuschrecken oder bedrohlichen Spinnen ist ziemlich perfekt. Auf leisen Sohlen bewegen sich die Puppenspieler, werden eins mit ihren Objekten. […]
Richard Wagners bombastische, pathosgeladene Helden- und Götterwelt aus "Der Ring des
Nibelungen", geschrumpft auf Insektenformat. Diese, auf den ersten Blick abstruse Idee hat das niederländische Theaterkollektiv Hotel Modern gemeinsam mit dem niederländischen Bläserensemble bei den Bregenzer Festspielen beeindruckend umgesetzt. Ohne Worte wird gekämpft, gestorben und ein bisschen geliebt.
[…] Mit einer radikal gekürzten, aber sehr kreativen Version von Wagners vierteiligem „Ring“ haben die Bregenzer Festspiele Samstagabend auf der Werkstattbühne in einer Aufführung des Theaterkollektivs Hotel Modern einen wunderbaren Abend – nicht nur für Wagner-Fans – geboten. Das Publikum dankte mit großem Beifall.
Während zeitgleich in Bayreuth mit dem „Rheingold“ Richard Wagners monumentaler „Ring des Nibelungen“ seinen Ausgang nahm, wurde in Bregenz die extrem komprimierte Version der Tetralogie, „Ring in 90 Minuten“, erfolgreich aufgeführt. Hotel Modern hatte vor einer Woche bereits bei der Hausoper „Moses in Ägypten“ wesentliche Bühnenimpulse gesetzt und nun gemeinsam mit dem Niederländischen Bläserensemble den im Wagner-Jahr 2013 geschaffenen „Ring in 90 Minuten“ für Bregenz wieder aufgenommen. Dabei benötigte man noch nicht einmal die avisierten eineinhalb Stunden, war die Aufführung doch nach kurzweiligen 75 Minuten zu Ende. […]
[…] wie die Leitmotive in der umarrangierten Partitur, die das Niederländische Bläserensemble (auch in der Instrumentierung), aber als spannende Klangcollage zu Gehör bringt. Zwischen Pflanzen und Bastelmaterial schafft das Ensemble märchenhafte Bilder. […] Mehr noch, das gesamte Setting hat das Publikum begeistert, ist der Insekten-„Ring“ doch […] reich an Ideen.
Der sonst 16-stündige Opernzyklus von Richard Wagner, "Der Ring des Nibelungen", als Kurzversion in 90 Minuten und gespielt von 15 statt über 100 Musikern, mit Insekten als Hauptdarstellern - das gab es am Samstagabend auf der Werkstattbühne der Bregenzer Festspiele. Das niederländische Theaterkollektiv Hotel Modern sowie das niederländische Bläserensemble übertragen Wagners große mythische Welt in das schöne, aber gleichzeitig brutale Reich der Insekten. Es ist eine sehr freie Interpretation von Wagners Oper, dabei finden sich in der Natur alle zentralen Motive der Geschichte wieder. Die Miniaturversion des Opus Magnum kam beim Publikum sehr gut an.