Stand: 17.08.2010
Unter der musikalischen Leitung des Bulgaren Rossen Gergov am Pult des Symphonieorchesters Vorarlberg bot "Das Portrait" zweieinhalb Stunden hervorragendes Musiktheater. Die Regie des Briten John Fulljames, Bühne und Kostüme (Dick Bird), die Lichtregie (Bruno Poet) und nicht zuletzt magische Videoprojektionen (Finn Ross) tauchten die Oper in eine bis ins Absurde gesteigerte, symbolträchtige Spiegelung eitler Gesellschaft und des Innenlebens der Akteure. Die Premierengäste spendeten Beifall für alle Mitwirkenden und bedachten den Hauptprotagonisten (Tenor Peter Hoare) mit Extra-Jubel. Aus dem Ensemble stachen vokal auch Tschartkows Diener Nikita (Bariton David Stout) sowie Bariton Claudio Otelli in verschiedenen Rollen hervor.
[…] Musikalisch war der polnisch-russische Komponist Weinberg kein Revolutionär, aber sicher ein ausgezeichneter Komponist des 20. Jahrhunderts, dessen Oeuvre bisher unverdientermaßen vergessen oder gar unentdeckt war.
Fulljames wendige Regie bettet den Stoff in eine Flut von erzählenden und kommentierenden Bildern. Flinke, in Wellen schäumende Video-Einblendungen und eine das Guckkastenformat sprengende und belebende doppelseitige Drehwand geben der Oper […] Format, Kraft und Witz. Unter Rossen Gergov Dirigat wurde Weinbergs „tonmalerische“ Musik souverän ausgeschöpft. Mit seinem kräftigen, zuweilen explosiven Tenor ist Engländer Peter Hoare eine ideale Besetzung der Tschartkow-Rolle, dazu ein exzellenter Schauspieler. Ihm gleich Bariton David Stout als des Malers Diener Nikita […] Starker Beifall.
Weinberg und der vor wenigen Tagen verstorbene Alexander Medwedew, der wie auch in „Die Passagierin“ das Libretto zu dieser 1983 uraufgeführten Oper verfasste, schufen einen bunten Bilderreigen von 23 Personen rund um den Maler Tschartkow. Peter Hoare verkörpert ihm mit aller Intensität und Hingabe an die vielschichtigen Seelenzustände des Malers. […] Eine Charakterrolle als mephistophelischer Bösewicht übernimmt mit farbenreichem und wandelbarem Bariton Claudio Otelli (er verkörperte auf der Seebühne bereits den Scarpia), David Stout ist ein ebenso warmherziger wie pfiffiger Diener, dem Weinberg eine seiner jüdischen Volksmelodien in den Mund gelegt hat. […] Der junge bulgarische, in Wien ausgebildete Dirigent Rossen Gergov und das Symphonieorchester Vorarlberg setzten die Partitur Weinbergs mit Lust, Temperament und Phantasie um. Auch hier spürt man die Begeisterung für den neu entdeckten Komponisten.
Die turbulente, slapstickreiche Inszenierung von John Fulljames im Bregenzer Kornmarkt-Theater greift tief in die Kiste russischer Originalkostüme aus Gogols Zeit, kommt aber sonst mit wenig Requisiten aus (Ausstattung: Dick Bird). Vor einer drehbaren Rückenwand wechseln die Schauplätze. Ein raffiniertes Spiel mit leeren Bilderrahmen und Videoprojektionen (Finn Ross) ermöglicht das Eigenleben der Bilder. Peter Hoare (Tschartkow), David Stout (sein Diener), Claudio Otelli (Journalist) und Ernst-Dieter Suttheimer (Laternenanzünder) singen exzellent […] Dem jungen Dirigenten Rossen Gergov gelingt mit dem Symphonieorchester Vorarlberg eine fulminante Aufführung. […]
[…] lighting and video effects were stunning and John Fulljames’s direction was highly effective.
Peter Hoare hat als Maler Tschartkow eine enorm anspruchsvolle Partie zu bewältigen, der auch mit Leidenschaft und Hingabe überzeugend gestaltet. Aber auch das restliche Ensemble überzeugt, darunter vor allem Claudio Otelli als Journalist, der den Maler zum Star hochschreibt, David Stout als Diener Nikita und Angelica Voje als eine der Adligen, sie sich von Tschartkow porträtieren lassen. […] Vor allem aber im zweiten Teil […] legt die Musik an Wucht und Ausdruck zu. […] Weinberg hat diesen Prozess der Selbsterkenntnis in eine ausgedehnte, schmerzvolle und sehr berührende Musik gegossen, die von Rossen Gergov am Pult des Symphonieorchesters Vorarlberg sehr kenntnisreich umgesetzt wird. […] John Fulljames’ Inszenierung stellt sich ganz in den Dienst der Geschichte, die aber in der Ausstattung von Dick Bird zu schönen und phantasievollen Bildern findet.
Die Inszenierung von John Fulljames versprühte – nicht zuletzt aufgrund der gekonnten Bühnenkonstruktion von Dick Bird und den Videoprojektionen von Finn Ross – eine ganz besondere Stimmung. […] farbreichen Musik Weinbergs – gekonnt dargeboten vom Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Rossen Gergov – und der durchwegs ansprechenden sängerischen Leistung der Solisten – allen voran Peter Hoare als Tschartkow
Mit einfachen, düster, aber effektiv gehaltenen Bühnenmitteln überzeugt die Bregenzer Inszenierung […] eine packende mysteriös-romantische Grundstimmung, der man sich kaum entziehen kann. Neben der kompakten und homogenen Gesangsleistung des gesamten Ensembles verdient noch ein überzeugender David Stout als Tschartkows Diener Nikita eine besondere Erwähnung. Ein insgesamt lohnender Abend, der mit großem Applaus bedacht wurde.
Faszinierende Klangwelten tun sich auf: Vielfältig ineinander geschichtete Streicherflächen münden in schneidende Schärfe. […] faszinierend wandlungsfähige Bariton Claudio Otelli […] Unter den Nebenrollen stechen David Stout als Diener Tschartkows, Ray M. Wade Jr. und Talia Or hervor.
[…] ist dem Inszenierungsteam im Kornmarkttheater ein großer Wurf gelungen […] Der Witz der Inszenierung, in der die Regie gleichsam in der Rolle des Staatskünstlers mitspielt, ist das eine, für das andere sorgt die Musik von Weinberg sowie das Ensemble auf der Bühne und das Symphonieorchester Vorarlberg im Graben unter der zupackenden Leitung von Rossen Gergov. […] Dem Diener […] gibt David Stout viel baritonale Wärme und drolliges Gemüt. […] Die große tenorale Skala bringt der Engländer Peter Hoare […] ins Spiel
Auch hier […] kümmert sich der Komponist um keine musikalische Moderne, folgt seinem eigenen Stil, ist komisch und gruselig, schafft unnachahmlich Atmosphäre. […] Regisseur John Fulljames kontrastiert in seiner flotten Inszenierung biedermeierliche Kostüme mit modernster Videotechnik.
Tenor Peter Hoare was a standout as Tchartkov. Among the many fine vocal performances were those by David Stout (Nikita, his servant), Angelica Voje (noble woman), and Talia Or (Lisa, her daughter).
Wenn die szenische und die akustische Malerei so hohe Qualität aufweist wie Samstagabend bei der dritten Opernpremiere der Bregenzer Festspiele, dann braucht man sich um die Attraktivität des Musiktheaters kaum Sorgen zu machen. […] Erkennbar traditionelle Muster und überraschend Zeitgenössisches ergeben ein Klangbild, dem man sich nach zweieinhalb Stunden gerne gleich ein zweites Mal ausgesetzt hätte – so viele feine Musterungen enthält es. Peter Hoare hat als Künstler Tschartkow diesen Weinberg bestens im Griff. Ihm obliegt es und ihm gelingt es, die existenzielle Essenz des Dramas zu vermitteln. […] Ernst Dieter-Suttheimer berührt als Laternenanzünder neben einem Ensemble ohne Schwachstellen. […] Hat sich Dick Bird mit seinem Spiegelvorhalten, Traumbildern und treffsicheren, aber der Dramaturgie dienenden multimedialen Projektionen doch eine Ausstattung ausgedacht, die nicht nur überzeugt, sondern auch darlegt, dass die Bregenzer Festspiele auch in diesem Haus ein enorm hohes technisches Niveau erreicht haben. Viel Applaus am Kornmarkt.
Doch die Oper ist viel mehr: eine Satire auf die Lebens- und Wohnverhältnisse von Künstlern; eine Entlarvung des Kulturjournalismus, der Stars macht und wieder fallen lässt; schon eine Attacke gegen moderne Medien-Hypes um sog. künstlerische Sensationen – und der westliche Kunstfreund muss über die entlarvenden Parallelen zu Andy Warhol bis herauf zu Damian Hirst staunen – denn da fallen Sätze wie „Er ist ein Knecht des Geldes“ und „Wahrheit leben wir nicht!“. […] Weinberg hat einfach dramatisch sofort verständliche, nie verstiegene Theatermusik geschrieben. Das machte Dirigent Rossen Gergov mit dem Symphonieorchester Vorarlberg hörbar.
Tiefen Eindruck hinterließ bei der Premiere an erster Stelle die farbige und vielschichtige Komposition Weinbergs. Das raffinierte Bühnenbild der Bregenzer Inszenierung (Dick Bird) verblüfft: Die Bilderrahmen Tschartkows füllen sich mit bewegten Bildern der Porträtierten. […] Komische Momente arbeitet die Regie (John Fulljames) gut heraus und unterstreicht damit die mit witzigen Ideen gespickte Musik Weinbergs. Auch die von Weinberg angelegten metaphysischen Stimmungen dieses Werks […] gestalten Regie und das Symphonieorchester Vorarlberg unter Leitung von Rossen Gergov wunderbar aus. Leidenschaftlich singen und spielen die Solisten.
Weinberg zieht im tragikomisch angelegten Portrait alle Register seines (beachtlichen) Könnens, surft stilistisch behände durch sein Jahrhundert; die (exzellent instrumentierte) Komposition gleicht sich mit filmmusikalischer Reaktionsschnelligkeit den unterschiedlichen Stimmungen des Librettos an; sie spöttelt, schwelgt, tänzelt, poltert, verängstigt, verzaubert. […] John Fulljames (Regie) lässt das Werkl nie ins Stocken geraten, findet passende Bilder für Tragisches und Komisches, Dick Bird (Bühne und Kostüme) konstruiert einen klugen Rahmen für das große Ganze, das Seinerzeit-Gewand, kombiniert mit den Videoprojektionen von Finn Ross, erschafft die Gruselmärchen-Atmosphäre Gogols gekonnt wieder. […] Ernst-Dieter Suttheimer ist in Lust (als Edelmann) wie im Frust (als Laternenanzünder) die Seele des Stücks. Das Symphonieorchester Vorarlberg unter Rossen Gergovs tut das ihm Mögliche, starke solistische Leistungen (Weinberg liebt ausgiebige vokal-instrumentale Zwiesprachen) inkludiert.
Mit einfachen, düster, aber effektiv gehaltenen Bühnenmitteln überzeugt die Bregenzer Inszenierung durch den jungen englischen Regisseur John Fulljames.[…] Neben der kompakten und homogenen Gesangsleistung des gesamten Ensembles verdient noch ein überzeugender David Stout als Tschartkows Diener Nikita eine besondere Erwähnung. Ein insgesamt lohnender Abend, der mit großem Applaus bedacht wurde.
„Suche Karte“ signalisierten Interessierte - das kleine Kornmarkttheater war aber längst ausverkauft. […] Unter der musikalischen Leitung des Bulgaren Rossen Gergov am Pult des Symphonieorchesters Vorarlberg bot „Das Portrait“ zweieinhalb Stunden hervorragendes Musiktheater. Die Regie des Briten John Fulljames, Bühne und Kostüme (Dick Bird), die Lichtregie (Bruno Poet) und nicht zuletzt magische Videoprojektionen (Finn Ross) tauchten die Oper in eine bis ins Absurde gesteigerte, symbolträchtige Spiegelung eitler Gesellschaft und des Innenlebens der Akteure. […]Aus dem Ensemble stachen vokal auch Tschartkows Diener Nikita (Bariton David Stout) sowie Bariton Claudio Otelli in verschiedenen Rollen hervor. Die Dimensionen des Theaters am Kornmarkt wurden von der musikalischen und vokalen Intensität zeitweise beinahe gesprengt. In der Maske als satirisch-makabre Persiflage auf gesellschaftliche Eitelkeiten und finanziell erfolgreiche Society-Künstler behandelt „Das Portrait“ Fragen nach finanzieller Verführbarkeit, nach künstlerischer und menschlicher Wahrhaftigkeit.
Nach der «Passagierin» macht auch «Das Porträt» deutlich, dass ein Kontinent zu entdecken ist. […]Mit den Figuren in Roben und Uniformen wie aus dem satirischen Bilderbuch, mit einem abstrakten Bühnenbild, das selber wie ein Bild funktioniert, mit der raffinierten Videoprojektion der Gemälde und auch mit dem grotesken Spiel mit leeren Rahmen ist dem Inszenierungsteam im Kornmarkttheater ein grosser Wurf gelungen: die Bühne selber ist ein verführerisch schillerndes Pandämonium der Kunst. Von der Mannschaft, die hier offenbar auch mit Lust am Werk war, tragen beim Schlussapplaus alle den Staatsorden, den sie sich für diese ungefährliche Klassikerinszenierung reichlich verdient haben.[…]
Das hat man an diesem Ort noch nicht erlebt. […] Etliche Leute halten Täfelchen in der Hand „Suche Karten!“, […] für ein unbekanntes Stück, von dem man bis vor kurzem nicht einmal den Namen des Komponisten kannte. […] Die satirische Oper „Das Portrait“ […] erweist sich auf Anhieb als amüsant kurzweiliges, manchmal auch überzogenes Sittenbild von zeitloser Gültigkeit. Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert. […] Weinberg findet in diesem Spätwerk von 1980 zu einer verblüffend aktuellen filmmusikartigen Collage, die die geheimnisvoll zauberischen Elemente der Bühne oft in einen sehr subtil und gekonnt instrumentierten Klangzauber verwandelt. […] Bariton Claudio Otelli, der an diesem Abend brillant nicht weniger als sechs verschiedene Rollen bewältigt […]. In der Riesenpartie des Tschartkow der britische Tenor Peter Hoare, glänzend in seiner schauspielerischen und stimmlichen Präsenz, seiner Wandlungsfähigkeit und Aussagekraft, gefolgt von […] dem stimmkräftigen Bariton David Stout als Diener. Eine berührende Studie gibt der betagte deutsche Tenor Ernst-Dieter Suttheimer als Laternenanzünder. […] Die musikalische Leitung liegt bei dem jungen Bulgaren Rossen Gergov […] in sicheren Händen […]. Das Symphonieorchester Vorarlberg gestaltet die vielen Klangmischungen zwischen transzendent und knallig mit großer Spielfreude
Eine Satire auf die Lebens- und Wohnverhältnisse von Künstlern; eine Entlarvung des Kulturjournalismus, der Stars macht und wieder fallen lässt; schon eine Attacke gegen moderne Medien-Hypes um sogenannte künstlerische Sensationen […] Weinberg hat dramatisch sofort verständliche, nie verstiegene Theatermusik geschrieben. Das machte Dirigent Rossen Gergov mit dem Symphonieorchester Vorarlberg hörbar. Der englische Regisseur John Fulljames beließ alles im zaristischen Kostüm und ließ den glänzenden Tenor Peter Hoare als Tschartkow sogar Züge des Phantasten der schwarzen Romantik, von E.T.A. Hoffmann annehmen. Doch die technisch und dramaturgisch bestechenden Video-Einblendungen der Bilder von Finn Ross signalisierten: Das Werk verdient eine Inszenierung in der heutigen Kunstszene – und könnte eine ätzende schwarze Satire werden.
Die Partitur Weinbergs ist einfach dramatisch sofort verständliche, nie verstiegene Theatermusik. Das machte Dirigent Rossen Gergov mit dem Symphonieorchester Vorarlberg hörbar. […] glänzenden Tenor Peter Hoare […] technisch und dramaturgisch bestechenden Video-Einblendungen