Stand: 14. August 2012
Kolossale Statue, Bühnenzauber, Sensenmann [...] Wie die Wellen gegen die Schulter klatschen, in der noch die Wunde zu sehen ist, die der Dolch geschlagen hat, und wie der Blick sich weitet auf den See, auf die leuchtende, abenddämmrige Ferne – das hat etwas Fantastisches. Als würde die Musik direkt aus den Elementen entstehen, schaumgeboren. Tatsächlich sitzen die Wiener Symphoniker mit Dirigent Ulf Schirmer völlig woanders, der Klang aber wird von dem wundersamen, viel gepriesenen Lautsprechersystem BOA (Bregenz Open Acoustics) so unmittelbar, so erfrischend und direkt auf die Tribüne übertragen, dass man das Orchester direkt vor sich wähnt, in den Wellen.
[...] Die technische Perfektion, mit der diese Maschinerie abschnurrt, verlangt Respekt [...]
Wie 2011 singt auch jetzt Héctor Sandoval den Chénier, mit herrlich weichem, geschmeidigem Tenorkern und großer Strahlkraft. John Lundgren ist sein Gegenspieler Gérard, [...] dessen Bariton sich kräftig und kernig verströmt. In der Rolle der unglücklichen Maddalena [...] berührt Tatiana Serjan mit eingedunkeltem, sich aber zu lichten Höhen aufschwingendem Sopran, vor allem in der berühmtesten Arie des Stücks, „La Mamma Morta“.
Atemberaubender Verismo-Thriller [...] Bei diesem Feuerwerk an spektakulären Bildern sperrt denn auch nicht nur der leblose Bühnengigant Augen und Mund auf - auch das Publikum blickt und lauscht gebannt Giordanos gut zweistündiger Oper, die Regisseur Keith Warner zu einem wahrhaft atemberaubenden Verismo-Thriller verdichtet hat.
[...] Héctor Sandoval verströmte als Titelheld abermals mit warm tönendem Tenor lyrische Grandezza. [...] Eine vokale Wucht bei dieser stürmisch gefeierten Wiederaufnahme war Tatiana Serjan, die ihrer Adelsvertreterin Maddalena mit edler Phase den Liebes- und Leidensweg bis zum Schafott in den schönsten Farben ausleuchtete.
[...] So oder so garantiert dieser André Chénier Gänsehautfeeling pur.
Die Bregenzer Festspiele sind zwar bekannt für ihre opulenten Inszenierungen auf der Seebühne, aber was nun auch in diesem Sommer in David Fieldings spektakulärem Bühnenbild zu André Chénier [...] an Verwandlungen und Lichtspiel geschieht, das ist zweifellos spektakulär und sprengt vermutlich alle Erwartungen selbst langjähriger Seebühnen-Besucher.
[...] Aber es ist eben ganz sicher nicht nur ein Spektakel, und es ist auch nicht nur einfach zum Hinschmelzen schön. Dieser Bregenzer André Chénier, inszeniert von Keith Warner, trifft im Gewand des musikalischen Historiengemäldes vielmehr punktgenau eine Stimmung unserer Zeit [...]
So werden die Seebühnen-Zuschauer zwei Stunden lang gebannt von einem Musiktheater, das vom Reichtum der Bilder und der Prägnanz der Ideen ebenso lebt wie von einem Ensemble voll schöner Stimmen.
[...] Spektakuläre, schwelgende, aktuelle Oper - da der Regisseur und der Intendant Briten sind, darf man sagen: Bregenz at it's best.
Kaum ein Stück passt besser auf die Bregenzer Seebühne. [...] diese effektvolle Melange aus heftig flammender Liebesgeschichte und noch schrecklicher züngelndem Politdrama, bleibt das Mauerblümchen. Wenn, ja wenn da nicht diese Produktion wäre. Für ihre Wiederentdeckung [...] sind daher die Bregenzer Festspiele nicht hoch genug zu preisen.
[...] Tatjana Serjan, eine Maddalena mit dramatisch dunklem, Aida-fähigen Sopran, mithin also eine Idealbesetzung. Ihr dicht auf den Fersen ist John Lundgren als gefährlich dröhnender Gérard [...]
Es ist mutig, von der Bregenzer Festspielleitung, eine kaum bekannte Oper auf die größte Seebühne der Welt zu stellen, die auf den Zuspruch eines breiten Publikums angewiesen ist. […] Der scheidende Intendant David Pountney hat es gewagt. Und gewonnen. Regisseur Keith Warner hat mit Umberto Giordanos André Chénier ein wahres Gesamtkunstwerk auf die nicht einfach zu bespielende Riesenbühne gezaubert. [...]
Ein Bühnenbild (David Fielding), das nicht nur staunen lässt, sondern auch viele intelligente optische Kommentierungen der Handlung enthält, halsbrecherisch-akrobatische Choreografien und selbst kleine Dialogszenen, die nicht im Bildermeer ertrinken. Dazu kommt noch ein hohes musikalisch-künstlerisches Niveau. Ulf Schirmer treibt die Wiener Symphoniker zu frischem, temperamentvollen Klang, der Prager Philharmonische Chor bewältigt seine Aufgabe verblüffend synchron. Und diese Solisten! Vor allem Tatiana Serjan als Maddalena und Héctor Sandoval (Titelrolle) wuchsen über sich hinaus und lieferten große Partien.
Was für eine herrliche, bunte Revolution [...] Die Revolution ist herrlich, erwartungsgemäß fällt sie ins Wasser, erwartungsgemäß gehen auch die Schrecken der Gegenrevolution baden, und die Oper André Chénier beweist [...] wieder, wie sehr an diesem Ort und bei dieser Kunstform selbst die Guillotine ein Genuss sein kann.
Ja, dieser André Chénier ist schon ein Prachtbeispiel für die gefühlspralle italienische Oper [...] Regisseur Keith Warner [ist] Mustergültiges auf der Seebühne geglückt - nämlich maximale Schauwerte unter Beibehaltung von Intelligenz.
[...] Wiewohl schon im Vorjahr pausenlos, scheint die zweistündige Aufführung nun noch bündiger: Flinke Einsätze der eruptiv aufspielenden Wiener Symphoniker vereiteln Szenenapplaus. Unverdient wäre er aber nicht gewesen: Héctor Sandoval stattet den Dichter mit zartfühlenden Piani und männlichen Attacken aus; Tatiana Serjan trumpft als Todesgefährtin vor allem im weiten Melodiebogen mit weichglänzender Wendigkeit auf [...] ein Beweggrund für einen Bregenz-Aufenthalt ist das allemal.
[...] das Finale ist nicht nur eine ganz große Opern-Liebes-Hymne, sondern auch szenisch ein Höhepunkt. [...] In der Titelrolle sang wie schon letztes Jahr der mexikanische Tenor Héctor Sandoval wiederum einen glanzvollen, in jeder Hinsicht umwerfend grandiosen Chénier. Das ist große italienische Oper, und Sandoval versteht es, alle Register zu ziehen und seine scheinbar unbeschränkten stimmlichen Fähigkeiten in eine beeindruckend ausdrucksvolle Interpretation dieser Figur zu stellen. Tatiana Serjan, neu in der Partie der Maddalena, stand ihm kaum nach: Auch sie überzeugte mit einem breiten Spektrum an stimmlichen Möglichkeiten und schaffte es immer wieder, mit nur ganz minimalen vokalen Gesten große Wirkung zu erzielen.
Der ausgesprochen anspruchsvollen Rolle des André Chénier ist der Mexikaner Héctor Sandoval ebenso gewachsen wie den gewaltigen Dimensionen der Seebühne. Mit sichtbarer Lust am Spiel und hörbarer Leidenschaft verkörpert er bei der Premiere den Helden. Wie Sandoval war auch Tatiana Serjan schon mehrmals in Bregenz zu hören. Ihre warme, starke Stimme spiegelt Schmerz und Liebe der Maddalena ebenso wie die Entschlossenheit, gemeinsam mit Chénier den Weg zur Guillotine zu beschreiten.
[…] Tatsächlich funktioniert sowohl die tragische Liebesgeschichte als auch die blutige Revolution in der Kulisse des riesigen Marat-Kopfes im Bodensee. Keith Warner hat durch kleine Korrekturen in der Regie einzelne Szenen in der Wiederaufnahme fassbarer gemacht und Feinheiten herausgearbeitet.
Eine gehaltvolle Geschichte, prächtige Bilder, starke Sänger und farbige Musik, überwältigt gespielt von den Wiener Symphonikern unter Ulf Schirmer: All das gibt Keith Warner recht. André Chénier ist „a bloody good piece“.
Was da vor einem überdimensionalen Marat, wie ihn Jacques-Louis David mehr oder weniger malte, vorgeführt wird, ist eine Mischung aus melodramatischem Pathos, Arena di Verona und Cirque du Soleil.
Oper am und im Kopf also – und man darf erneut sagen: auch mit Kopf. Was Keith Warner inszenierte, ist abermals nicht nur ein grandioses optisches Ereignis – es rangiert unter den intelligenten See-Realisationen ganz oben, und das nicht nur, wenn die aristokratische Society mit ihren gepuderten Kopfputztürmen in einer hinreißend getrippelt-gezierten Rokoko-Satire veräppelt wird.
[...] Der – unterdessen bis zur Makellosigkeit verfeinerte – Lautsprecherklang der aus dem Festspielspielhaus zugeschalteten Wiener Symphoniker wird vom See-erfahrenen Ulf Schirmer erneut mit viel Liebe zum kompositorischen Detail ausgeformt. Das wieder dreifach besetzte Protagonistentrio: unumwunden Weltklasse. Wie in der Vorjahrespremiere: Héctor Sandoval als Dichter Chénier – ein italienischer Tenor comme il faut, mit großer Emphase und in der Höhe sich regelrecht öffnend. Mit weichzeichnendem, dabei vollem, rundem dramatischem Sopran: Tatiana Serjan als Chéniers Lebens- und Todesgefährtin Maddalena di Coigny. Und John Lundgren als Diener und Revolutionär Gérard: ein Bariton, dunkel glühend, voluminös und wie aus Erz.
Die anfängliche Skepsis vieler Opernfreunde hinsichtlich dieser Programmwahl wurde mit der gestrigen Wiederaufnahme glatt hinweggefegt. Die Intensität der Aufführung mit einer unter die Haut gehenden Dramatik, einer starken musikalischen Aussagekraft, noch verstärkt durch das magische Ambiente des Sees, hat diesen Abend zu einem einzigartigen Erlebnis werden lassen.
[...] Diese Aufführung des André Chénier ist auch aus musikalischer Sicht einzigartig. Weder an der Mailänder Scala noch an der Metropolitan Oper wird das Werk mit einer solchen unmittelbaren Intensität und musikalischen Qualität zu erleben sein. Für eine Oper, die aus sängerischer Sicht als schwer zu besetzen gilt, gelang es Bregenz, gleich drei gleichwertige Besetzungen an den Bodensee zu holen, die alle auf höchstem Niveau agieren. [...] Den vielschichtigen musikalischen Reichtum der großartigen Partitur enthüllten Dirigent Ulf Schirmer und Wiener Symphoniker auf eine Art und Weise, die das bekannte hohe künstlerische Niveau übertrifft und eine völlig neue Sicht auf das Werk ermöglicht.
[...] Auch die in den letzten Jahren stetig verbesserte Akustik, an der Ulf Schirmer und Wolfgang Fritz maßgeblich beteiligt waren, zeigte an diesem Abend höchste Perfektion.
Als Titelheld schien Héctor Sandoval buchstäblich um sein Leben zu singen, so tief verinnerlicht scheint er die Partie des Poeten Chénier zu haben. Seine expressive Tenorstimme besitzt ein starkes Fundament, auf die er sicher jeden Spitzenton setzen kann, und das gelingt bravourös. Darstellerisch sehr ausdrucksstark ist er eine Idealbesetzung für diese schwere Partie. In Tatiana Serjan, zurückgekehrt an den See nach 'Aida', hat Sandoval eine ebenbürtige Partnerin als Maddalena. Beide scheinen sich gegenseitig zu beflügeln. [...] Alle Beteiligten sind hier nicht aufzulisten, aber jeder zeigte, was eine grandiose Ensemblearbeit erwirken kann.
Der totale Einsatz für ein grandioses Werk hat an diesem Abend Früchte getragen und dem Publikum wirkliche Inspiration geben können.
Unter der musikalischen Leitung von Ulf Schirmer entstand auf der Seebühne eine packende Atmosphäre, die die Zeit der Französischen Revolution lebendig werden ließ. Die Inszenierung von Keith Warner war pompös, die Musik mal kraftvoll und imposant, mal träumerisch und verspielt.
Gelegentlich passiert „es“: dass drei ausgezeichnete Sänger aufeinander treffen und sich wechselseitig beflügeln; dass Dirigent, Orchester und Chor das ganze exzellente Ensemble „tragen“ und sowohl zu intimen Momenten wie zu dramatischen Höhepunkten führen; dass Regisseur und Bühnenbildner den Solisten, dem Chor, einer Fülle von Statisten und auch noch Stunt-Darstellern eine verdichtete, dennoch viele Einzelaktionen umfassende Gleichnishandlung abverlangen – und all das zu jener Utopie vom Gesamtkunstwerk zusammenwächst, das Glut und Seele, Feuer und Zartheit im Zuschauer anspricht und dann auch schlankweg überwältigt … oder einfach: Umberto Giordanos zu Unrecht unterschätzter André Chénier im zweiten Jahr auf der Bregenzer Seebühne.
[...] Man konnte nur hingerissen, ja überwältigt sein [...]
Grandios gesungen und gespielt von internationalen Ausnahme-Stars gelang es US-Regisseur Keith Warner zudem, das historische Thema der Oper und deren dramatische Lovestory neu, kraftvoll und aufregend „sozialkritisch“ zu deuten. [...]
Obwohl groß angelegte Massen-Szenen, gewagte Akrobatik in schwindelnden Höhen und oft bestürzende Licht- und Farbspiele um, im und aus dem dominanten Marat-Kopf nach wie vor fesseln, lenkte Warner den Blick 2012 nun auch auf die menschenvernichtenden Seiten von „Volksaufständen“: Da entfachte Hector Sandoval (Chenier) als Freigeist und Liebender mit der Stahlkraft seines geschmeidigen Tenors und der eines herrlich virilen Körpers Wut und Bewunderung […] Tatjana Serjan (Maddalena de Coigny) schmiegte sich mit einem Sopran, der wogte, weinte, wärmte und wonniges Zuhören auslöste, an ihn. John Lundgren gab der Rolle des Ex-Dieners, Revoluzzer und (als Maddalena Liebender) Kontrahent von Chénier – mit voluminös – schwelgenden Bariton exakt, was schon Komponist Giordano […] der Oper zubilligten.
Das hochintelligente und optisch wie akustisch faszinierende Freiluftspektakel wurde im zweiten Jahr deutlich aufpoliert und dürfte Musiktheaterfreaks ebenso wie eher zufälligen Opernbesuchern viel Freude bereiten.
Das […] Meisterwerk […] scheint in der Umsetzung durch Regisseur Keith Warner […] wie geschaffen für die Bregenzer Seebühne. Dank präzisierter Lichtführung […] sind Besucher trotz der riesigen Bühnendimensionen stets im Bilde, wer gerade und vor allem wo singt. Die Protagonisten der drei Hauptpartien überragen stimmlich das insgesamt hervorragende Ensemble.
Akustische Abrundung erfährt die grandiose Seebühnen-Produktion durch den Prager Philharmonischen Chor und den Bregenzer Festspielchor, für optische Abwechslung sorgen akrobatische Stunts mit jeder Menge handlungsgerechter Sprünge bzw. Stürze in den Bodensee.
André Chénier ist genau so so stark wie letztes Jahr. André Chénier passt auf die Seebühne, diese Meinung hat sich noch mehr verstärkt. Es ist ein etwas paradoxes Stück. Sie haben sehr intime Szenen nach der Massenszene am Anfang, die mit einer raumgreifenden Musik verbunden sind. [...] Dies kann nicht in ein Opernhaus eingesperrt werden.
Auf, in und an diesem Kopf spielt die Inszenierung des bayreutherprobten Regisseurs Keith Warner, und sie gerät deshalb so packend, weil sie populäre Elemente aus Show, Zirkus, Film sowie Oper aufgreift und dennoch eine schlüssige, zeitlos aktuelle Geschichte erzählt - wie der Freiheitsgedanke einer Revolution in blutigem Terror endet.
[...] Neu im zweiten Jahr ist Tatiana Serjan, die ihr Rollendebüt als Maddalena mit warmem, vollem Sopran zu einer Glanzpartie macht. Héctor Sandovals Dichter André Chénier ist ein Feuerkopf mit viel tenoralem Schmelz, und John Lundgrens Carlo treibt das Geschehen mit kraftvollem Bariton voran. Ulf Schirmer sorgt mit den Wiener Symphonikern im 7000-Personen-Halbrund für einen filmmusikalischen Prachtsound à la Puccini. Und am Ende wachsen dem Mammut-Marat 33 Stacheln aus dem Kopf - halb Strahlenkranz, halb Dornenkrone. Ein tolles, grandioses, vieldeutiges Bild. Viel Jubel und heftiger Applaus.
[...] Umberto Giordanos Oper hat alles, was große Oper braucht. [...] David Fieldings Idee, den Kopf des Revolutionärs Marat zur Bühne zu machen, ist grandios. Und Keith Warner spielt souverän mit den Möglichkeiten dieses Bildes, ohne sich im rein Spektakulären zu verlieren.
[...] das gesamte Ensemble singt auf einem Niveau, das großer Häuser würdig ist. [...] Es muss nicht immer Verdi sein. André Chénier auf der Seebühne ist ein Erlebnis. [...] Großes Kino am See.
Eine Revolution für alle Sinne [...] Umberto Giordanos André Chénier ist bei den Bregenzer Festspielen optisch und musikalisch ein echter Genuss.
[...] die Wiener Symphoniker liefern unter der Leitung von Dirigent Ulf Schirmer Operndramatik vom Feinsten ab, kosten aber auch die lyrischen, ja intimen Szenen schön aus. Der Prager Philharmonische Chor und der Bregenzer Festspielchor fügen sich in diese schöne Klangarchitektur stimmgewaltig ein.
Fazit: Ein großes Spektakel am See.
Da sind sie wieder, die faszinierenden Lichtstimmungen, die den Kopf des Marat bald wächsern, bald blutrot oder bläulich wirken lassen und die sich durch die dramatischen Wolken und den grauen bewegten See im Hintergrund noch intensivieren. [...] Immer wieder staunt man, was dieser von Bühnenbildner David Fielding ersonnene Kopf an Möglichkeiten bereithält. [...]
Das „intelligente Spektakel“ [...], zieht also auch im zweiten Jahr in seinen Bann in einem Gesamtkunstwerk von Bühne, Ausstattung, Licht und natürlich in erster Linie Musik, inklusive die besonderen Raumklangmöglichkeiten, mit denen BOA (Bregenz Open Acoustics) aufwartet.
[...] Ulf Schirmer gibt den Wiener Symphonikern leidenschaftliches Feuer, lockt ebenso zartere Farben heraus und sorgt mit dem Prager Philharmonischen Chor und dem Bregenzer Festspielchor für intensive
Opernerlebnisse. André Chénier hat mehr zu bieten als ein paar schöne Lieblingsarien, das zeigt sich beim wiederholten Hören noch mehr.
Die Bregenzer Festspiele zeigen ihre erfolgreiche Vorjahresproduktion der Revolutionsoper Andrea Chénier heuer auf noch gesteigertem Niveau. Die sorgfältig ausgewogene Balance zwischen Leidenschaft und Dramatik, Ironie und Poesie hatte schon im Vorjahr nachhaltig beeindruckt. Heuer wirkt Keith Warners Inszenierung des Revolutionsreißers Andrea Chénier von Umberto Giordano [...] noch stärker und packender.
Großartiges Freiluftspektakel [...] Keith Warner inszenierte ein bravouröses Revolutionsspektakel und nutzte dabei jeden Winkel der Bühne aus, um auch mit kleinen, allerdings ins Überdimensionale gesteigerten Gesten das Spiel zu verstärken. Die Musik war bei Ulf Schirmer, der mit den wunderbaren Wiener Symphonikern detailverliebt, energiegeladen und austariert musizierte, in besten Händen.
Regisseur Keith Warner hat seine Inszenierung auf geglückte Weise leicht nachjustiert und versteht es erneut virtuos, die Handlung in unzählige, von artistischer Komparserie eindrucksvoll unterstützte Einzelelemente zu gliedern [...] Großer Jubel für alle.
[...] nach wie vor beeindrucken die technischen Effekte [...] Ulf Schirmer hat am Pult der Wiener Symphoniker die Fäden fest in der Hand [...]
[...] gelingt es am Bodensee, dass [...] Tausende ein Werk entdecken können, dem sie wohl sonst nie begegnet wären.
André Chénier ist fast meine Lieblingsoper. Ich bin sehr froh, dass sie David Pountney auf das Programm gesetzt hat. Sie ist ideal für die Seebühne. Keith Warner ist einer der besten Regisseure, die wir weltweit haben. Die Wiederaufnahme ist so fantastisch ausgelotet, dass Sie dieses Werk weder an der Scala noch an der Met so erleben. André Chénier wird sehr selten aufgeführt, weil man drei perfekte Sänger haben muss. Bregenz hat drei Besetzungen, die auf ganz hohem Niveau agieren. Ich kann jedem empfehlen, diese Oper anzuschauen.
Der Erfolg hat sich uneingeschränkt wieder eingestellt. Für das packende Liebesdrama, gezeichnet vor dem Hintergrund der Französischen Revolution, schuf Regisseur Keith Warner [...] gemeinsam mit Bühnenbildner David Fielding eine grandiose Synthese aus einem technischen Spektakel im besten Sinne und einer musikalischen Darstellung.
[...] Die in der Zeit belassenen Kostüme von Constance Hoffman sind eine wahre Augenweide und schaffen eine dem Werk angemessene Atmosphäre. [...] Dynamisch so schön durchgestaltet hat der Dirigent Ulf Schirmer am Pult der schon opernerfahrenen Wiener Symphoniker in Bregenz selten noch musiziert. Davon profitierten ganz besonders die Protagonisten, die auf der Seebühne gastierende russische Primadonna Tatiana Serjan mit ihrem fulminanten Rollendebüt als Maddalena, Héctor Sandoval in der schwierigen Partie der Titelfigur abermals eine Qualität für sich, und nicht nur gesanglich von auffallendem Format ist John Lundgren, der den inneren Wandel des Gérard ergreifend zum Ausdruck brachte. Seine Szene mit Maddalena hinterließ einen der stärksten Eindrücke der Aufführung.
Unter der musikalischen Leitung von Ulf Schirmer entstand auf der Seebühne eine packende Atmosphäre, die die Zeit der Französischen Revolution lebendig werden ließ. Die Inszenierung von Keith Warner war pompös, die Musik mal kraftvoll und imposant, mal träumerisch und verspielt. Neben Héctor Sandoval beeindruckten auch John Lundgren als Carlo Gérard und Tatiana Serjan als Maddalena di Coigny durch eine starke Bühnenpräsenz und mitreißende Dynamik.
[…] die Entscheidung des Intendanten David Pountney, ein eher unbekanntes Werk zu wählen, hat sich ausgezahlt […]
Doch nicht nur die Stückauswahl macht die Oper am Bodensee zum Erfolg: Auch bei der Besetzung gibt es kaum Kritikpunkte. [...] Als Chénier agierte bei der Wiederaufnahmepremiere erneut der mexikanische Tenor Hector Sandoval, dessen strahlend klare Stimme die Rolle voll und ganz ausfüllt und keine Wünsche offenlässt. An seiner Seite steht heuer erstmals Tatiana Serjan als Maddalena, die mit ihrem leidenschaftlichen, vor allem in der Höhe fast explosiven Sopran zu überzeugen weiß und über das nötige Drama für Arien wie „La mamma morta“ verfügt.
Trotz allem: Der Megastar des Abends ist und bleibt die Bühne, die dem Gemälde „Der Tod des Marat“ von Jaques-Louis David nachempfundene Riesenskulptur mit einem kippbaren 60 Tonnen schweren Kopf. […] Immer wenn man denkt, dass sich so ein Koloss eigentlich nicht noch mehr bewegen können kann, kommt das nächste Aha-Erlebnis.
Regisseur Warner hat die riesige Bühne bis zur kleinsten Ecke ausgenützt. […] Ein Lichtkonzept (Davy Cunningham) mit zahlreichen Spielereien, Projektionen und Videoüberblendungen sowie Lynne Pages facettenreiches Kostümbild komplettieren das optische Gesamterlebnis.
[...] Stück bestens für die Seebühne geeignet. […] Und wo immer man jemanden traf, der die Aufführung gesehen hatte, hörte man begeisterte Kommentare.
Die Freilufttauglichkeit der wuchtigen Musik hat sich unter Ulf Schirmer am Pult der Wiener Symphoniker […] gestern wieder erneut bestätigt. Hector Sandoval […] meisterte die schwierige Partie auch gestern absolut höhensicher. Tatiana Serjan […] bringt enorme Energie ein. […] Gemeinsam mit Sandoval sorgt sie für Gänsehaut. […] Eine dynamische Krysty Swann bestätigt den Eindruck, dass das Casting für die Seebühnenproduktion wieder mit großer Sorgfalt und Kenntnis vonstatten ging.
David Fielding […] und Keith Warner […] haben sich nach David Pountney und Stefanos Lazaridis oder Anthony McDonald und Richard Jones als ein Dream-Team für das Musiktheater auf dem See erwiesen.André Chénier ist letztlich auch ein Musiktheater, in dem große menschliche Konflikte und große Emotionen zum Ausdruck kommen. Eingebettet in die Landschaft am Bodensee wurde damit ein Gesamtkunstwerk von großer Wirkung geformt. Ein starker Start für ein steiles Stück.
Ich habe den Abend nicht nur genossen, ich war hingerissen. Im Vergleich zur letztjährigen Premiere ist die Inszenierung stärker geworden. Sie ist sogar ernster geworden. Ernster im positivsten Sinne. Dieses Mal hat man die bösen Seiten eines Volksaufstandes viel stärker gespürt und ist erschrocken. Die Betonung der Ernsthaftigkeit des Themas, neben dem großen Liebesthema, finde ich ungeheuer wichtig und positiv. Es gibt der diesjährigen Inszenierung einen ausgesprochenen Push nach oben.
Die Kritiker sind überwiegend begeistert, die Inszenierung sei durch kleine Veränderungen noch besser als im Vorjahr.
Mit André Chénier wurde eine im letzten Jahr vielfach umjubelte Produktion mit einem spektakulären Bühnenbild wieder aufgenommen. [...]
Viel Applaus gab es für alle Beteiligten, vor allem aber für Hector Sandoval in der Titelrolle und Tatiana Serjan als Maddalena di Coigny.
Ich fand Tatiana Serjan auf dem Niveau von Héctor Sandoval. Es war ein tolles Liebespaar. Sowohl die darstellerische als auch die sängerische Ausdrucksfähigkeit, die sie haben. Die Farben, die sie in dieser Gesangslinie einbringen, auch in kleinen Details. Ich finde das Protagonistenpaar außergewöhnlich gut, auch dieses Jahr wieder.
Ulf Schirmer und die Wiener Symphoniker sorgen für intensive, packende italienische Operntöne [...] John Lundgren überzeugt als menschlicher Revolutionär Gérard mit Stimme und Darstellungskraft trotz der Weite der Körperlandschaft [...]
Den Kritikenspiegel zur ersten Spielsaison von André Chénier 2011 finden Sie hier.