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Konzerterlebnis und Nachwuchsarbeit:

Bregenz, 4.8.17. Martin Kerschbaum, Schlagzeuger der Wiener Symphoniker und Dirigent bei Brass Espagnole, erzählt im Wochenpost-Interview, wie er das dritte und mit 100 jungen Musizierenden das

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Bregenz, 4.8.17. Martin Kerschbaum, Schlagzeuger der Wiener Symphoniker und Dirigent bei Brass Espagnole, erzählt im Wochenpost-Interview, wie er das dritte und mit 100 jungen Musizierenden das bislang größte Blasmusikcamp leitet.

Am 13. August gibt’s ein fulminantes Abschlusskonzert im Festspielhaus.

Schon zum dritten Mal leiten Sie das internationale Blasmusikcamp. Wie gefällt Ihnen die Arbeit mit den Jugendlichen?
Die Workshops finde ich sehr spannend, weil man nie genau weiß, was einen erwartet. Oft bekomme ich von den jungen Musikerinnen und Musikern neue, kreative Inputs in musikalischer Hinsicht.

Obwohl die teilnehmenden Jugendlichen auf einem außergewöhnlich hohen Niveau sind, besteht eine andere Gefahrenlage als bei Erwachsenen. Ein jugendliches Orchester verlangt mehr Führung. Dafür sind Jugendliche meist sehr offen und versuchen Tipps bestmöglich zu realisieren. Im Gegensatz zu Erwachsenen bringen sie weniger Erfahrung mit und sind daher flexibel und unvoreingenommener.

Wie sieht das Programm aus?
Wie jedes Jahr nehmen wir natürlich Bezug auf das Festspielprogramm. Wir spielen unter anderem ein Wagner-Stück und einen Ausschnitt aus Berlioz‘ Symphonie fantastique. Das Repertoire ist international angelegt: Heuer gibt es, inspiriert von Carmen, vor allem sehr viel spanische, aber auch französische und italienische Stücke zu hören.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Dozenten der Wiener Symphoniker?
In einzelnen Blasmusikgruppen feilen die Jugendlichen mit zehn Dozenten an ihrer Technik. Die jungen Musikerinnen und Musiker werden von Spezialisten des jeweiligen Instruments betreut, was einen unglaublichen Mehrwert für die Studierenden darstellt. Bei den Orchesterproben geht es um ein perfektes Zusammenspiel. Die Übungsstunden mit den Symphonikern gehen dagegen fachspezifisch ins Detail. Das Camp wird dadurch nicht nur zum Konzerterlebnis, sondern auch zur Möglichkeit für die Jugendlichen, mehr über ihr eigenes Instrument zu lernen.

Wie lange probt das Jugendorchester?
Fünf Probentage sind eingeplant. Für dieses anspruchsvolle Programm ist das äußerst knapp. Aber da geht’s mir jedes Jahr gleich: Ich denke immer, heuer ist es einfach zu schwierig und dann schaffen wir’s doch. Die knappe Probenzeit verstärkt auch den Eifer der Jugendlichen. Wir alle wissen, sobald die Proben losgehen, haben wir keine Minute zu verlieren. Die gemeinsamen Probentage sind sehr intensiv.

Wie viele Musikerinnen und Musiker spielen mit?     
Heuer sind es 100 Jugendliche. Das ist die größte Besetzung, die wir je hatten. Wir geben den Jugendlichen natürlich auch Zeit, um sich gegenseitig kennenzulernen. Dieser persönliche, kreative und musikalische Austausch, der hier stattfindet, ist für junge Leute sehr spannend. Das weiß ich auch aus eigener Erfahrung.

Das technische Niveau der teilnehmenden Musizierenden liegt am oberen Limit. Gibt es Aufnahmekriterien für das Camp?
Wir müssen eigentlich niemanden ablehnen. Die Teilnehmer aus Österreich, Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz haben in ihrer bisherigen Ausbildung schon die höchste Qualifikation, das heißt die Leistungsprüfung in Gold oder D3 erreicht. Das ist nötig, um das anspruchsvolle Programm meistern zu können. Auch für erfahrene Orchesterprofis sind die ausgewählten Werke ein hartes Stück.

Haben Sie ein Lieblingsstück im Programm?
Ursprünglich bin ich Schlagzeuger, daher sprechen mich rhythmische Stücke besonders an. Ein Lieblingsstück habe ich aber nicht. Wenn ich das Programm zusammenstelle, wähle ich prinzipiell nur Kompositionen, die mir gefallen. Wir haben kein Stück, das wir nur spielen, um das Programm aufzufüllen.

Welches ist das schwierigste Stück?
Heuer spielen wir zum ersten Mal ein Solokonzert für Pauke. Das ist ein ganz tolles Stück, aber schwierig zu realisieren, weil wir einen Solisten brauchen und das Zusammenspiel mit dem Orchester heikel werden kann. Auch von der Spielart hebt sich das Stück vom Rest des Programms ab. Aber ich bin sicher, dass wir das gut schaffen.

Sind Sie nächstes Jahr wieder bei den Festspielen dabei?
Als Wiener Symphoniker werde ich sicher dabei sein. Nächstes Jahr gibt’s aber auch ausnahmsweise wieder das Blasmusikcamp, das gewöhnlich nur alle zwei Jahre stattfindet. Wir verlegen das Camp auf das zweite Festspieljahr, weil im Premierenjahr der Seeaufführung ohnehin so viel los ist. Das gibt uns die Chance, uns noch mehr auf die jungen Musizierenden zu konzentrieren. Außerdem soll das Konzert im Festspielprogramm mehr in den Vordergrund rücken und einen noch höheren Stellenwert erreichen.

(ah)

02.08.2017 Martin Kerschbaum © Martin Kerschbaum
02.08.2017 Martin Kerschbaum © Bregenzer Festspiele / Anja Köhler

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