Bregenz, 23.3.2018. Ein klarer Freitagnachmittag Anfang Februar, draußen riecht es nach Schnee. Drinnen, im Saal Bodensee des Festspielhauses, läuft während der Anmeldung zum ersten Workshop für Lehrerinnen und Lehrer die Carmen-Ouvertüre, die Sommer verheißt. Die Stuhlreihen sind schnell dicht besetzt. Das Interesse an Carmen. Der Star im Zirkus Sevilla, der ersten Bregenzer Kinder-Oper zum Mitmachen, ist groß: Rund 140 Lehrerinnen und Lehrer mit 2.000 Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren sind dabei.
„Zur Vorbereitung erhalten alle Kinder ein Heft, welches nicht nur den Inhalt der Oper enthält, sondern auch Spiele, Bastelanleitungen und Noten zum Mitsingen. Für den Unterricht stehen Lehrerinnen und Lehrern zusätzlich ein Büchlein sowie eine CD mit Text und Musik zu unserer Kinder-Carmen zur Verfügung“, sagt Nina Wolf, die Leiterin des Kinder- und Jugendprogramms crossculture.
Theorie und Praxis
Martina Beria ist aus Italien angereist. Die sympathische Projektmanagerin des federführenden Teatro Sociale di Como macht in ihrer Einführung klar, worum es ihr geht: Musik, speziell die Oper, kann Brücken bauen. Dazu steht im Heft, das die Lehrerinnen und Lehrer erhalten haben: „Jedes Musikstück ist eine 'Hörweise' der Welt. Die Oper kann unsere Fähigkeit erhöhen, mit anderen in Einklang zu kommen, sie zu hören." 1995 entstand die Methode Opera domani, die seither pro Jahr bis zu 100.000 Kindern und Jugendlichen weltweit die Faszination Oper nähergebracht hat. Nach der Theorie folgen an diesem Nachmittag praktische Übungen: Der Projektor wirft Fotos aus Opera-domani-Produktionen an die Wand – welche Assoziationen kommen den Teilnehmern spontan in den Sinn? „Staunen" ruft eine Lehrerin, „Entdeckung" eine andere. Ein Dritter hebt den Begriff „Interaktion" hervor.
Funke springt über
Komponist Giuseppe Califano hat beobachtet, dass Kinder mit der gleichen Begeisterung wie in einem Rock-Konzert dabei sind. Seine Empfehlung für die Kinder: „Besser schlecht als nicht singen – und Spaß dabei haben!" Er setzt sich ans Klavier und begleitet einige typische Szenen – einen Kindermarsch, drei Zigeunerinnen sowie den Auftritt des leidenschaftlichen Toreros – mit den passenden Klängen. Elmar Halder (Mittelschule Bregenz-Stadt) zeigt sich sehr angetan vom Workshop: „Ich bin total fasziniert davon, wie Giuseppe in die Musik eingetaucht ist. Für unsere Kinder wird das wieder ein Riesen-Erlebnis." Christine Endres von der Volksschule Bregenz-Weidach hat früher selbst im Festspielchor gesungen und erlebt, dass Kinder Oper lieben. Ihr geht es darum, „dass dieses wichtige Kulturgut nicht verloren geht."
Carmen. Der Star im Zirkus Sevilla entsteht in Zusammenarbeit mit dem Teatro Sociale di Como, dem Symphonieorchester Vorarlberg und Superar Vorarlberg. Rund 1.000 Kinder pro Vorstellung werden selbst Teil der Aufführung, die sie mit Gesang, Gestik und selbstgebastelten Requisiten unterstützen. Ende Mai wird an zwei Terminen zu sehen sein, was die Klassen erarbeitet haben. Zudem gibt es eine Vorstellung für Familien mit kleinen Workshops vor der Vorstellung. Mit der Kartenbuchung wird Begleitmaterial ausgehändigt, das eine Vorbereitung auf Carmen zuhause ermöglicht.
(tb)
Die Bregenzer Festspiele 2018 finden von 18. Juli bis 20. August statt, Tickets und Infos unter 0043 5574 4076 und www.bregenzerfestspiele.com.
Der Text stammt aus der akutellen Ausgabe des Magazins "Festspielzeit".