Bregenz, 10.8.18. Nicht nur für Thomas Larcher, der mit Das Jagdgewehr seine erste Oper geschrieben hat, und Karl Markovics, Debütant als Opernregisseur, ist diese Produktion eine Premiere: Auch der musikalische Leiter Michael Boder betritt Neuland. Er arbeitet zum ersten Mal bei den Bregenzer Festspielen. Uraufführungen hingegen gehören für den 59-Jährigen schon seit Langem dazu: „Ich dirigiere fast jedes Jahr eine neue Oper, das war immer mein Ziel. Das hält wach.“
Der Reiz des Unbekannten
Seit fünf Wochen laufen die Proben für Das Jagdgewehr, erst drei Tage zuvor hielt Michael Boder die Partitur für den dritten Akt in Händen. Knappe Zeitpläne ist er gewohnt, der kreative Prozess reizt ihn immer wieder. Umsetzen wird dieses Stück auch das Ensemble Modern – eine der führenden Formationen für Neue Musik, die der Dirigent seit 30 Jahren kennt. Die Musiker werden in dieser Inszenierung ungewöhnliche Instrumente wie Zymbal oder Akkordeon einsetzen: „Sie ticken genau wie ich: Je schwieriger die Aufgabe wird, desto reizvoller ist sie.“
Trotz seines breiten Repertoires, das auch beispielsweise Bruckner, Puccini und Wagner einschließt, gilt Michael Boder als Experte für Neue Musik. „Wo in den letzten Jahren eine neue Oper aus der Taufe gehoben worden ist, stand Michael Boder am Pult“, schrieb Peter Hagmann 2013 in der Neuen Zürcher Zeitung. „Naja, ganz so ist es ja auch nicht“, sagt Boder lächelnd zu diesem Zitat, „ich mache gar nicht so viel Neue Musik, im Schnitt sind es zwanzig bis vierzig Prozent meiner Arbeiten. Meine Kollegen machen nur so wenig. Man muss den Komponisten immer wieder Chancen geben. Die ersten drei Verdi-Opern waren nicht gerade seine besten. Hätte er dann aufgehört, hätten wir jetzt die danach entstandenen Werke nicht.“
„Farbenreiche Partitur“
Yasushi Inoues Novelle Das Jagdgewehr hat Friederike Gösweiner für die Oper bearbeitet. „Sie hat ein sehr kluges Libretto geschaffen, das nach Musik geradezu ruft. Gösweiner lässt gewissermaßen Platz zwischen den Sätzen, die die Musik dann füllen kann“, lobt Boder. Thomas Larchers Partitur sei ebenso sehr gelungen: farbenreich, spannend und mit einer eigenen Art, Dramatik zu entwickeln: „Die Musik verwandelt diese Novelle in Theater.“ Die Zusammenarbeit mit ihm funktioniere hervorragend.
Das gelte auch für Tenor Robin Tritschler in der Rolle des Dichters und Giulia Peri (Midori), die beide kurzfristig engagiert wurden. Sie stehen für eine „neue Generation leistungsfähiger Sängerinnen und Sänger in der Umsetzung Neuer Musik. Die Ausbildung ist viel besser, die Künstler sind offener geworden. Wir haben keine Angst mehr vor dieser Musik – im Gegenteil, sie macht unheimlich Spaß. Jetzt müssen wir nur noch das Publikum mitnehmen.“
Das Jagdgewehr von Thomas Larcher (Libretto: Friederike Gösweiner, Inszenierung: Karl Markovics) feiert seine Uraufführung am 15. August, weitere Vorstellungen folgen am 17. und 18. August auf der Werkstattbühne.
(tb)