Bregenz, 25.6.21. Nach dem technischen Probelauf haben diese Woche auch die künstlerischen Proben für die Wiederaufnahme von Rigoletto offiziell begonnen. Natürlich steht auch die Vorbereitung des Spiels auf dem See unter den besonderen Vorzeichen der Pandemie. Mit der Maskenvorschrift können jedoch alle Beteiligten überraschend gut leben.
Es ist Mittwochmittag, es ist heiß und das Wetter ist prächtig. Stacey Alleaume aus Australien als Gilda und der Weißrusse Pavel Petrov als Herzog von Mantua sind mitten in ihrem Duett der 5. Szene aus dem 1. Akt, als sich Rigolettos Hand hinter ihnen öffnet. Die Stuntmen des Wired Aerial Theatre aus England auf der Hand müssen sich festhalten. Die Pressefotografen, die den Probenbeginn der Rigoletto-Wiederaufnahme dokumentieren, blicken zufrieden auf die Szenerie, die dann über Rigolettos Kragen auf die rechte Seite wechselt.
In diesem frühen Probenstadium sind fast alle noch in Straßenkleidern. Wer was macht und wofür zuständig ist, ist nicht immer auf Anhieb zuzuordnen. Doch schnell wird auch Außenstehenden klar, dass die Männer mit blauen Büchern in der Hand hier nicht singen werden, dafür etwas zu sagen haben. Einer von ihnen ist Daniel Hackenberg. Er leitet die Proben der Wiederaufnahme und ist sozusagen capo di capo, denn insgesamt sind es acht Personen, die der Regieassistenz zugerechnet werden. „Das ist der Dimension der Seebühne geschuldet“, erklärt Hackenberg, „da ist es manchmal erforderlich getrennt zu agieren.“ Steven Whiting, einer der acht, ergänzt: „Für die Statisten, den Chor, für Kostüm … für alle Abteilungen sind konkrete Ansprechpartner innerhalb der Regieassistenz ausgemacht.“ Wenn es, beispielsweise wie an diesem Tag, um ein in die Inszenierung eingebautes Sicherheitssignal für eine folgende Bewegung der Hand geht, sind drei unterschiedliche Gruppen involviert.
Für Daniel Hackenberg ging die Vorbereitung schon vor etwa einem halben Jahr los, um „durch sehr viel Dispositionsarbeit“ möglichst für die gesamte Produktionsdauer einen Übersichtsplan zu schreiben. „Im zweiten Jahr ist es dann immer schon viel leichter, wenn man zum Beispiel weiß, wie lange und wann man den Ballon für die Proben braucht.“ Doch 2021 ist rund ein Drittel aller vor und hinter den Kulissen Beteiligten neu bei Rigoletto. Das ist wesentlich mehr als üblich für eine Folgesaison, denn Corona hat sowohl bei der Besetzung als auch im technischen Stab das „Normal“ außer Kraft gesetzt. Mehr neue Gesichter im Team, das bedeutet automatisch auch höheren Erklärungs- und Einführungsaufwand.
Hinzu kommt, dass bei den Proben außer in den Singszenen alle Masken tragen müssen. Das sieht eigenartig aus und Katrin Wundsam nennt es auch genauso: „Eigenartig, Maske runter, singen, Maske wieder rauf … es ist jetzt halt so.“ Sie probt als eine der beiden Maddalenas an diesem Tag. „Sie ist quasi Teil des bösen Geschwisterpaares, das hilft die Gilda zu beseitigen. Das macht Spaß! Es ist einfach eine schöne Rolle. Nicht wahnsinnig groß, aber eine wunderschöne Musik.“ Nach der Corona-Zwangspause genießt es die Sängerin wieder auf der Bühne zu sein: „Ich bin ja auch viel umgänglicher, wenn ich arbeiten darf“, sagt sie und fügt mit liebenswertem oberösterreichischem Tonfall hinzu: „Des g’spürt ja auch jeder rundum.“
Fotos vom Fototermin zum Probenbeginn von Rigoletto finden Sie hier.
Die Bregenzer Festspiele 2021 finden von 21. Juli bis 22. August statt, Tickets und Informationen unter www.bregenzerfestspiele.com sowie Telefon 0043 5574 4076.
(ami)