Bregenz, 30.3.17. Bevor Susanna Boehm im Jänner 2017 die Stelle als Ausstattungsleiterin der Bregenzer Festspiele antrat, war sie bereits 25 Sommer lang als Bühnenbild-Assistentin und Mitarbeiterin der Ausstattungsabteilung tätig, zuletzt als deren stellvertretende Leiterin.
Was ihre Aufgaben sind und wie die Mitarbeit bei dem Festival am Bodensee zustande kam, lesen Sie hier im Kurz-Interview.
Was sind die Aufgaben einer Ausstattungsleiterin?
Alle Designthemen gehören dazu. Bei der Seebühne beginnt das, wenn der Bühnenbildner mit einem Designvorschlag kommt. Die Designer kennen nicht alle Aspekte, die bei einer Seebühne berücksichtigt werden müssen. Wir arbeiten dann gemeinsam mit den Technikern an Lösungen, wie wir sowohl technisch als auch visuell das beste Ergebnis erzielen. Das wird dann wiederum dem Bühnenbildner vorgeschlagen.
Für alle anderen Aufführungen mit Bühnenbild gilt das genauso. Nur, dass die Zusammenhänge bei der Seebühne besonders komplex sind und es sich um eine sehr große Dimension handelt. Bei Carmen besteht die Kulisse auch aus der überdimensionalen Nachbildung zweier Frauenhände – diese in einer Dimension mit zirka zwanzig Metern Höhe umzusetzen ist eine sehr große Herausforderung.
Allerdings war es fast genauso aufwändig die Farbabstimmung der Carmen-Spielkarten in den Griff zu bekommen, die über drei völlig verschiedenen Oberflächen verfügen: Gitterroste, verputzte Holztafeln und netzbespannte Tafeln mit Lautsprecherboxen dahinter sollen am Ende möglichst identisch aussehen. Dazu hat es eine Unmenge an Versuchen gebraucht, bis wir endlich zu einem guten Ergebnis kamen. Diese Versuchsreihen kann man nicht durch reine Erfahrungswerte ersetzen. Das muss man wirklich ausprobieren.
Wie bist du damals zu den Bregenzer Festspielen gekommen?
Ich kannte die Bregenzer Festspiele von einer Fahrradtour, die ich mit 16 Jahren unternommen hatte. Sofort faszinierte mich die Seebühne. Als ich dann mit 20 in Rom studierte, lernte ich eine Bregenzerin kennen, die mir eine Bewerbung empfahl. Sie hat mich so lange gedrängt, bis ich mich bewarb– ein Glückstreffer!
Was waren deine bisherigen Höhepunkte?
Ehrlich gesagt, ist jedes Seebühnenbild ein Höhepunkt. Es muss zwar nicht jedes mein persönlicher Lieblingsentwurf sein, aber die Arbeit macht immer gleich viel Spaß. Schließlich entwickeln wir alle zwei Jahre einen Prototyp mit komplett neuen Anforderungen.
Was ist das Besondere?
Genau das, dass wir alle zwei Jahre einen Prototyp mit komplett neuen Anforderungen entwickeln. In einem Opernhaus hat man einen sehr klaren Rahmen, in dem sich ein Bühnenbild bewegen kann. Diese Gesetze gelten am See nicht. Und selbstverständlich will jeder Bühnenbildner neue Grenzen ausloten. Und wir mit ihm.
Was sind die größten Unterschiede von der Seebühne zu „normalen“ Theaterhäusern?
Der Unterschied ist, dass in einem Haus alles trocken, ohne Wellen- und Windangriff, ohne Schneelast und UV-Resistenz geplant wird! Außerdem müssen wir auf der Seebühne ohne Vorhang, Zugstangen und Beleuchtung von oben auskommen.
(lk)