Bregenz, 24.4.2013. Es misst an der höchsten Stelle fast 28 Meter über der Wasseroberfläche und ist zweieinhalb Meter tief auf dem Grund des Bodensees von einer kreisrunden Schienen-Fahrbahn mit 61 Metern Durchmesser umsäumt: Seit Herbst entsteht auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele das von drei riesigen Drachenhunden dominierte Bühnenbild für Wolfgang Amadeus Mozarts sogenannter Märchenoper Die Zauberflöte. Pünktlich zum Probenbeginn Anfang Juni müssen die Bauarbeiten an der außergewöhnlichen Kulisse vollendet sein, heute Nachmittag lud das Festival zum Richtfest direkt in das fabelhafte Bühnenbild.
"Fließend an den Augen des Publikums vorbei"
Noch tüfteln täglich rund dreißig Festspieltechniker und Mitarbeitende von Spezialfirmen an der Fertigstellung der von Bühnenbildner Johan Engels entworfenen Opernkulisse. Doch schon jetzt lassen sich einige Regie-Abläufe anhand der bereits vorhandenen technischen Einrichtungen erahnen. Was es mit der Unterwasser-Fahrbahn auf sich hat, möchte Festspielintendant und Zauberflöten-Regisseur David Pountney zwar noch nicht im Detail verraten, aber es sei "eine Art Karussell, das die Requisiten verschiedener Szenenbilder sozusagen fließend an den Augen des Publikums vorbei führen kann".
Fabelwesen aus Südafrika
Das dralle Zentrum der Bühne bildet eine an einen Schildkrötenpanzer erinnernde siebeneinhalb Meter hohe und vollständig mit Treppenstufen überzogene grüngefärbte Kuppel, deren oberer Teil nach Fertigstellung um die Vertikalachse drehbar sein soll. Darauf herab blicken grimmig-drollig drei bis zu 28 Meter große drachenartige Fabelwesen, deren inspirative Vorlage aus Südafrika stammt, dem Heimatland Engels'. Ihre gehörnten Köpfe werden durch begehbare Stege in luftiger Höhe verbunden sein - ob diese als Auftrittsort nicht nur für Stuntleute sondern auch für Künstler geeignet seien, werde sich spätestens bei Probenbeginn feststellen lassen, erklärte Pountney.
Technische Präzision
"Die Bühnenbilder im See sind zwar nicht für die Ewigkeit gebaut, deswegen aber trotzdem mit äußerster Präzision und höchstem technischen Standard geplant und gefertigt. Nicht nur, weil Wellen und Wasser besondere Belastungen darstellen, sondern auch, weil wir Techniker letztlich für die Sicherheit der Künstler verantwortlich sind", unterstreicht Bühnenmeister Manfred Achberger den Qualitätsanspruch der Technikmannschaft.
"Eine Topleistung"
Und Technikdirektor Gerd Alfons betont: "Alle zwei Jahre bauen wir quasi ein komplettes Opernhaus in den Bodensee, das als Prototyp sozusagen sofort Serienreife erlangen muss und über zwei Sommer hinweg Abend für Abend rund 7.000 Menschen verzaubern soll. Eine enorme Herausforderung und Topleistung aller Beteiligten - vom externen Ingenieurbüro bis zu den Werkstätten im Haus."
Dem Licht entgegen
Die Mozartoper feiert am 17. Juli Premiere und steht bis zum 18. August weitere 27 Mal auf dem Spielplan des Festivals. Darüber hinaus zeigen die Bregenzer Festspiele im kommenden Sommer unter dem Motto Dem Licht entgegen als Uraufführung die Oper im Festspielhaus Der Kaufmann von Venedig, sechs Orchesterkonzerte, eine weitere Ur- sowie eine österreichische Erstaufführung im Rahmen der Reihe KAZ - Kunst aus der Zeit sowie Kammermusikalisches bei Musik & Poesie. Tickets sind verfügbar unter Telefon 0043 5574 407-6 und im Internet unter www.bregenzerfestspiele.com.
(ar)