Bregenz, 7.7.16. Aus zwei Kieskähnen entstand eine Opernbühne inmitten des Bodensees, aus einer kühnen Idee erwuchs ein künstlerisches Konzept, aus Improvisation wurde Faszination. Was im August 1946 als Bregenzer Festwoche begann, stieg in sieben Jahrzehnten zum renommierten Sommerfestival empor. Am Vorabend der diesjährigen Eröffnung laden die Festspiele zu einer Zeitreise: In Erinnerung an die Geburtsstunde des Spiels auf dem See steht erstmals seit 1946 wieder das Mozart-Werk Bastien und Bastienne am Spielplan. Als Aufführungsort wurde mit dem Bregenzer Gondelhafen jener historische Ort gewählt, an dem vor 70 Jahren eine Idee ihren Ursprung nahm, die bis heute jeden Sommer 200.000 Menschen in ihren Bann zieht. Einziger Aufführungstermin ist Dienstag, 19. Juli, 21:00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Bei Schlechtwetter findet die Veranstaltung auf der Werkstattbühne des Festspielhauses statt.
Künstler aus 15 Nationen
Orangefarben und goldglitzernd schmiegt sich die geschwungene 72 Meter breite und 27 Meter hohe Wand im cineastischen Breitbildformat am Ufer entlang. Ab 21. Juli köpft Prinzessin Turandot wieder in der außergewöhnlichen Bühnenkulisse im Bodensee. Die gleichnamige Oper avancierte im vergangenen Sommer in der Regie und im Bühnenbild von Marco Arturo Marelli zum bestbesuchten Puccini-Werk in einem Premierenjahr. Marelli ergründete in seiner Interpretation des aus dem Persischen stammenden Märchenstoffes die psychologische Ebene der zunächst eisumgürteten und dann doch liebenden Turandot. Derzeit proben Künstler aus 15 Nationen täglich in bis zu drei Probenblöcken, um die letzte Oper des italienischen Komponisten Giacomo Puccini erneut zum Publikumsliebling zu machen.
Shakespeare auf der Opernbühne
Es sei eine „große Aufgabe, vor der man schon kurz schlucken darf“, mit Hamlet nicht nur ein bekanntes, großes Schauspielstück als Oper zu inszenieren, sondern auch eine Werk-Ausgrabung zu interpretieren, mit der Komponist Franco Faccio und Librettist Arrigo Boito 1865 die Kunstform Oper neu erfinden wollten, sagt Regisseur Olivier Tambosi. Seine Herangehensweise unterscheide sich jedoch nicht vom Umgang mit anderen Opern. Zentrales Anliegen sei vor allem, „den Shakespeare-Stoff verständlich und spannend zu erzählen“. Die diesjährige Oper im Festspielhaus ist seit 1871 nicht mehr in Europa aufgeführt und seither nur einmal in den USA gezeigt worden. Premiere der österreichischen Erstaufführung ist am 20. Juli, es folgen zwei weitere Vorstellungen. Am Pult der Wiener Symphoniker steht sowohl bei Turandot als auch Hamlet der aus Italien stammende Dirigent Paolo Carignani.
„Vom Kieskahn zur Opernbühne im See“
Die Ausstellung „Bregenzer Festspiele 1946 | 2016“ blickt im vorarlberg museum von 14. Juli bis 11. September auf die Geburtsstunde des Festivals zurück und beleuchtet vor allem die Anfangsjahre sowie die Zeit bis zur heute bestehenden Neu-Konzeption des Festivals Mitte der 1980er Jahre. Ergänzend dazu fasst eine 76-seitige Broschüre unter dem Titel „Vom Kieskahn zur Opernbühne im See“ wesentliche Teile der von vorarlberg museum und Bregenzer Festspielen gemeinsam realisierten Jubiläums-Ausstellung zusammen. Herausgeber sind Ausstellungskurator Manfred Welte und Festspiel-Pressesprecher Axel Renner (ISBN 978-3-200-04656-6).
Turandot: Drei Viertel aller Tickets gebucht
Auch im Wiederaufnahme-Jahr ist Turandot begehrt: Für die 24 Vorstellungen sind derzeit rund 75 Prozent der 162.000 aufgelegten Karten gebucht. Für alle Aufführungen sind in fast allen Kategorien noch Tickets erhältlich. Von den insgesamt 4.636 aufgelegten Hamlet-Karten sind derzeit ebenfalls 75 Prozent gebucht. Bis zum 21. August stehen rund 80 Veranstaltungen auf dem Programm, für die insgesamt 183.000 Tickets aufgelegt sind (ohne Generalproben und crossculture night). Die Bregenzer Festspiele 2016 finden von 20. Juli bis 21. August statt, Tickets und Informationen unter www.bregenzerfestspiele.com sowie Telefon 0043 5574 4076.
(ar)