Bregenz, 13.7.18. Das Programm der Bregenzer Festspiele ist umfangreich und vielfältig. Nicht nur den rund 2.000 Gästen der Eröffnungsfeier soll ein betörender Vorgeschmack geboten werden, auch die Fernsehzuschauer zu Hause sollen Appetit auf die 73. Saison am Bodensee bekommen.
Nur: Was stellt man in dieses internationale Schau-Fenster, wenn die Live-Übertragung am kommenden Mittwoch unerbittlich auf 65 Minuten begrenzt ist? Als Eröffnungs-Projektleiterin bereitet Katja Nawka bereits seit Herbst den optimalen Ablauf vor.
Die Eröffnungsfeier ist der Höhepunkt jeder Festspielsaison. Eine regelrechte Inszenierung auf anspruchsvollem Niveau. Fünf TV-Kameras übertragen sie via ORF2 und 3Sat in die Wohnzimmer und zum Public Viewing auf den Festspielhaus-Vorplatz. Der größte Nervenkitzel, sagt Katja Nawka, wird wieder sein, wie diszipliniert sich die drei Redner an die vereinbarte Zeitvorgabe halten, um nicht das enge, durch die Fernsehübertragung vorgegebene Zeitkorsett zu gefährden. Auch beim fünften Mal bleibt das für die Projektleiterin die einzige Unbekannte. Alles andere ist generalstabsmäßig getaktet. Der Countdown läuft.
Die einmalige Gelegenheit
Am Sonntag findet eine erste Durchlaufprobe im Original-Setting, aber noch ohne Orchester, sondern mit Klavierbegleitung, und fast allen Beteiligten statt. Die Generalprobe folgt Dienstagabend in Originalkostümen. Denn ist es eine einmalige Gelegenheit, mit Ausschnitten die bis 20. August folgenden Stücke und Konzerte zu bewerben. Nawka: „Die Eröffnungsfeier ist ein Potpourri aus allem, was die Bregenzer Festspiele zu bieten haben.“
Da hat gar nicht alles Platz. Und wunderbare Musikstücke, die dafür ausgewählt wurden, dauern im Original schlicht zu lang. Also mussten sogenannte Striche (Ausschnitte, Kürzungen, Anm.) mit den Wiener Symphonikern abgesprochen werden. Immer wieder wurden im Frühjahr Noten zwischen Bregenz und Wien hin und her geschickt. Am Dienstag, unmittelbar vor der Generalprobe, werden die Wiener Symphoniker ihren Part mit neuen Übergängen einzelner Werke in der Orchesteralleinprobe einspielen.
Uhrenvergleich, wie im Spionagethriller
Die Generalprobe am Dienstag ist die letzte Gelegenheit, noch kleine Änderungen vorzunehmen, Bewegungsabläufe „telegener“ zu arrangieren. Es ist auch der Zeitpunkt für den Uhrenvergleich zwischen Bregenzer Festspielen und ORF – wie im Spionagethriller. Der ORF wird alle Musikbeiträge aufzeichnen und kann sie über das Live-Bild legen, falls am Eröffnungstag ein technisches Problem auftauchen sollte. Sicher ist sicher. Für jede Eventualität ist vorgesorgt. Freigebliebene Sitze schauen im Fernsehen nicht gut aus. Ein gutes Dutzend Personen der Bregenzer Festspiele ist deshalb samt Kleiderordnung dazu bestimmt, mögliche Lücken zu schließen, sollten eingeladene Gäste kurzfristig verhindert sein.
Ein Fest für alle
75 Musiker, drei Dirigenten, zehn Sängerinnen und Sänger haben bei der Eröffnung ihren Einsatz. Im Vorfeld wurden schon die Schminkzeiten kommuniziert, aber Dienstag gegen 15 Uhr erfahren die Künstler aus dem Tagesprobenplan, wann genau sie am nächsten Morgen für Maske und Kostüm an der Reihe sind. Lockerer wird es für alle Beteiligten erst um 11.35 Uhr mit Ende der Live-Übertragung, und wenn sich das Geschehen auf den Platz der Wiener Symphoniker verlagert, im Wortsinn gut bürgerlich zum Volksempfang für alle.
Unzählige Telefonate, E-Mails und Besprechungen liegen dann hinter dem Team der Bregenzer Festspiele, die Anspannung bei Katja Nawka und allen in die Vorbereitung Involvierten abfallen. Dann können auch sie auf den Auftakt der Bregenzer Festspiele 2018 anstoßen.
(ami)