Bregenzer Festspiele
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Die Welt der Bücher als Zufluchtsort

Bregenz, 22.7.22. Die Bregenzer Festspiele sind in vielerlei Hinsicht einmalig. So ist es unter anderem das einzige Festival, bei dem Musiktheater auf drei unterschiedlichen Bühnenformaten

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Bregenz, 22.7.22. Die Bregenzer Festspiele sind in vielerlei Hinsicht einmalig. So ist es unter anderem das einzige Festival, bei dem Musiktheater auf drei unterschiedlichen Bühnenformaten aufgeführt werden kann: als opulentes Freilichtspiel auf der größten Seebühne der Welt, im sogenannten Guckkastentheater im Festspielhaus und – was alle experimentellen Möglichkeiten offen lässt – auf der Werkstattbühne. Dort findet nächste Woche die österreichische Erstaufführung von Johannes Kalitzkes Oper Kapitän Nemos Bibliothek statt.

„Es sind die verschiedenen Orte, es ist der faszinierende See, aber gleichzeitig gibt es die beiden grandiosen Spielstätten Festspielhaus und Werkstattbühne“, schwärmt Festspielintendantin Elisabeth Sobotka von der bereits Tradition gewordenen „großen Vielfalt in Bregenz, die viele verschiedene Aspekte von Musiktheater beleuchtet“. In diesem Jahr ist es Puccinis Meisterwerk Madame Butterfly als Spiel auf dem See, Umberto Giordanos Sibirien im Festspielhaus und – in Kooperation mit den Schwetzinger SWR Festspielen eben Kapitän Nemos Bibliothek.

Für den Kompositionsauftrag haben sich der in Köln und Wien lebende Johannes Kalitzke und die Librettistin Julia Hochstenbach Per Olov Enquist gleichnamigen Roman zur Vorlage genommen. Kapitän Nemos Bibliothek erzählt die Geschichte zweier Kinder, über die das Gericht entscheidet, sie seien bei Geburt vertauscht worden. Der Wechsel in ihr „richtiges“ Leben stürzt die beiden sechsjährigen Buben in Unglück und Wahnsinn. Alle Vertrautheit ist verloren, Erinnerungen und Erfahrungen erscheinen in neuem Licht. In der unerträglichen Lebenssituation findet der Ich-Erzähler Zuflucht in seiner Fantasiewelt. Er taucht zur Bibliothek in Kapitän Nemos Unterseeboot „Nautilus“, das Jules Vernes Roman „Die geheimnisvolle Insel“ entnommen ist. Wir lesen Literatur, so Johannes Kalitzke, „um uns mit Menschen zu vergleichen, die das, was wir erfahren haben, auch schon erlebt und bewältigt haben.“

Dieses subtile Spiel zwischen Erinnerung und Gegenwart, zwischen Wirklichkeit und Fantasie fangen Regisseur Christoph Werner, Intendant des Puppentheaters Halle, und Ausstatterin Angela Baumgart durch den Einsatz von lebensgroßen Puppen der beiden Protagonisten ein. „Ich wollte schon immer einmal eine Oper für Puppen schreiben“, sagt der 63-jährige Komponist und Dirigent Johannes Kalitzke und erklärt Parallelen zum Roman mit dessen „wiederkehrenden Worten, Motiven und Assoziationen“: „Die Grundkonstruktion der Oper basiert auf einer Intervallfolge, die sich verhält wie eine Möbius-Schleife, wie ein Loop. Der sich immer wiederholende Kreislauf dieser Intervalle durchzieht die gesamte Komposition, vergrößert und verkleinert, staucht bzw. dehnt sich … auf diese Weise findet eine kontinuierliche Vertauschung von Innen- und Außenwelt statt.“

Während des Stücks kann das Publikum sehen, wie die Puppenspieler und -spielerinnen die Figuren lebensecht animieren, und blendet das doch irgendwann aus. „Als Zuschauer hat man große Freude an dieser Illusion und lässt sich von diesem Spiel verführen. Es ist Theater in seiner reinsten Erscheinungsform“, weckt Christoph Werner große Neugier auf die Premiere am 27. Juli.

„Meine Überzeugung war es immer, dass die künstlerische Gesamtheit des Festivals entscheidend ist und weiter gestärkt werden soll“, betont Intendantin Elisabeth Sobotka. Daher das Experimentierfeld Werkstattbühne, wo am 18. August auch die Oper Melencolia von Brigitta Muntendoff uraufgeführt wird. „Der See ist wichtig, aber nicht alles“, sagt Sobotka, „Kunst will und muss permanent Neues ausprobieren, andernfalls wäre sie irgendwann tot.“

Kapitän Nemos Bibliothek
27. Juli 2022 / 29. Juli 2022
Werkstattbühne

Tickets und weitere Informationen zum Stück finden Sie hier.

Die Bregenzer Festspiele 2022 finden von 20. Juli bis 21. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com Telefon 0043 5574 407 6.

(ami)

T +43 5574 407-228
presse@bregenzerfestspiele.com

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