Bregenz, 26.7.17. Dirne, Soldat, Stubenmädchen, junger Herr, junge Frau, Ehemann, süßes Mädel, Dichter, Schauspieler und Graf: Fünf Frauen und fünf Männer begegnen und begehren sich in Arthur Schnitzlers Werk aus dem Jahre 1903. Das Bühnenstück in zehn Dialogen sorgte damals für einen Skandal.
Die Bregenzer Festspiele blicken mit zwei unterschiedlichen Werken auf den Stoff: Arthur Schnitzler: Reigen ist im Festspielhaus am 15. August zu erleben. Auf der Werkstattbühne feiert Der Reigen am 30. Juli seine Premiere. Eine weitere Vorstellung gibt es am 31. Juli.
Formal folgt das Original dem Reigen-Tanz: Für die nächste Szene reicht immer eine Figur einer neuen die Hand. „Hauptsächlich geht es um die Mechanik von sexuellen Beziehungen fernab einer Liebesabsicht“, sagt Dramaturg Olaf A. Schmitt.
Er ordnet die Auswahl des Reigen-Stoffs in das diesjährige Festspielprogramm ein: „In Rigoletto gibt es mit dem Herzog von Mantua einen mächtigen Mann, der seine Position ausnutzt, um sich Frauen gefügig zu machen. Dieses Prinzip birgt auch eine gewisse Mechanik in sich wie beim Reigen.“ Auf Schnitzlers Vorlage basieren zwei Produktionen, die bei den Bregenzer Festspielen zu sehen sind.
Arthur Schnitzler: Reigen
Bei diesem „Konzert mit Drama“ treffen zwei renommierte Schauspieler – Regina Fritsch und Sven-Eric Bechtolf – auf die Musicbanda Franui. Dieses Musikensemble aus Osttirol komponiert selbst und stellt dabei auch die Werke anderer Künstler in seinem unverwechselbaren Stil zusammen: humorvoll und mit deutlichem Augenzwinkern. So auch in diesem Fall: Beispielsweise erklingen in der zweiten Szene zwischen Soldat und Stubenmädchen ausgewählte Tänze von Franz Schubert. Die Musicbanda Franui macht diese Szene zum „Alptraum eines österreichischen Pianisten“. Zum Dialog zwischen junger Frau und Ehemann sind ein Duett aus Rigoletto und ein Bolero zu hören, in dem die Künstler verschiedene Brahms-Lieder ineinander verschachtelt haben.
Neben Mozart werden auch Erik Satie und Gustav Mahler zu hören sein. Dazu lesen die beiden Schauspieler einen Großteil des Originaltextes. Schmitt freut sich auf einen lebendigen Abend und „ein immer wieder überraschendes Spiel mit bekannter und unbekannter Musik“.
Der Reigen
Als österreichische Erstaufführung in Koproduktion mit der Neuen Oper Wien kommt Der Reigen von Bernhard Lang (Libretto: Michael Sturminger) auf die Werkstattbühne. Diese zeitgenössische Oper besticht laut Schmitt mit ihrer „mitreißenden, leichtfüßig wirkenden Musik, die unglaublich Spaß macht und den Fokus auf die menschliche Stimme legt“. Außergewöhnlich daran ist, dass Lang Mittel einsetzt, die das Publikum vor allem aus einem ganz anderen Genre kennt – nämlich aus dem Techno. Zentrales Element ist für ihn der Loop, also schleifenartige Wiederholung. „Das passt bei kaum einem Stück so brillant wie beim Reigen“, sagt Schmitt.
(tb)