Bregenz, 7.7.23. Ran Arthur Brauns Karriere startete als Pianist und Tenor. „Aber meine Stimme war leicht unterdurchschnittlich“, sagt er mit einem Lächeln. Bald fand er den besseren Weg für sich hinter der Bühne; unter anderem als Bühnenbildner, Regisseur und vor allem als Stunt-Koordinator. Der gebürtige Israeli, der in Polen lebt, kam vor 19 Jahren erstmals zu den Bregenzer Festspielen. Heuer ist er in Ernani, der Oper im Festspielhaus, als Stunt-Choreograph tätig – oder, wie er sagt, als Action-Director.
Welche Produktion war Ihre erste in Bregenz?
Das war Der Kuhhandel im Theater am Kornmarkt 2004, inszeniert von David Pountney (dem ehemaligen Festspiel-Intendanten, Anmerkung der Redaktion). Seitdem habe ich immer wieder gemerkt: Es ist schön, bei so einem Festival die Chance zu bekommen, gemeinsam mit Kolleg:innen persönlich zu wachsen. Einige von ihnen sind zu langjährigen Freund:innen geworden. Ein Beispiel ist Lotte de Beer, die Regisseurin von Ernani.
Wie fällt darüber hinaus Ihr Rückblick auf die vergangenen 19 Jahre aus?
Ich habe hier eine Menge lernen dürfen, bei Produktionen auf der Kornmarkt-Bühne über die Oper im Festspielhaus bis zum Spiel auf dem See. Das Besondere hier ist, dass die Festspielleitung uns Kreativität erlaubt. Das ist nicht überall so. Und Bregenz hat ein bisschen etwas von einer Oase. Nicht nur die Arbeit, sondern auch die Umgebung mit dem See macht hier viel Spaß und sorgt für Ausgleich zu den langen Arbeitstagen. Die Technik ist hier immer auf dem neuesten Stand. Mir gefällt auch der Ansatz, neben den großen Produktionen auf der Seebühne unbekanntere Werke zu präsentieren. Da übernehmen die Festspiele Verantwortung, generell Oper zu fördern.
Was hat sich in den vergangenen Jahren verändert?
Es ist deutlich spürbar, dass wir nach der Pandemie in noch größerer Konkurrenz zum Fernsehen und zu Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime stehen. Von diesen Medien ist das Publikum actionreiche Shows oder Filme gewohnt. Wir haben den Live-Vorteil: Die Zuschauer:innen nehmen das Stück mit allen Sinnen wahr und keine Techniker:innen können sie nachbearbeiten, bevor sie ausgestrahlt wird.
Sie unterrichten Bühnenkampf, beispielsweise am Royal Opera House Covent Garden in London. Wenn ich zu einem Ihrer Workshops kommen wollte: Was bräuchte ich vor allem – Muskeln? Mut?
Keins von beidem. Mit Arroganz oder Überheblichkeit wird es gefährlich, weil man sich dann der Gefahr nicht mehr bewusst ist. Sie müssen sie annehmen, denn die Gefahr ist immer da. Es ist nicht nötig, ein Muskelpaket zu sein. Ich bin ja weiß Gott selbst keins (lacht). Kopf und Herz müssen am rechten Fleck sein, das ist das Wichtigste. Und Offenheit.
Werden auch bei Ernani Stunts eine wichtige Rolle spielen?
Ja, wir haben acht Stuntleute dabei, so viele wie noch nie bei einer Oper im Festspielhaus. Mich faszinieren alle Elemente. Ich versuche, sie in die Stuntarbeit einzubeziehen. Sie ist für mich eine eigene Kunstform. In Kombination mit Musik werden die Stunts magisch. Das wird auch bei Ernani so sein. Details verrate ich noch nicht, bleiben Sie neugierig!
Die Bregenzer Festspiele 2023 werden am 19. Juli mit Giuseppe Verdis Ernani eröffnet. Die Premiere ist ausverkauft, für die folgenden Vorstellungen am 23. und 31. Juli gibt es noch Karten.
(tb)