Bregenzer Festspiele
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„Der Sturm", „Sibirien", „Madame Butterfly": 1. Orchesterkonzert nimmt Bezug auf Festspielprogramm

Bregenz, 22.7.22. Das 1. Orchesterkonzert dieser Saison nimmt Bezug auf drei Säulen des diesjährigen Festspielprogramms, quasi eine musikalische Reise durch die Saison 2022. Den Beginn macht Peter

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Bregenz, 22.7.22. Das 1. Orchesterkonzert dieser Saison nimmt Bezug auf drei Säulen des diesjährigen Festspielprogramms, quasi eine musikalische Reise durch die Saison 2022. Den Beginn macht Peter I. Tschaikowski, der sich von Shakespeares Der Sturm (23., 25. und 26. Juli) inspirieren ließ, Dmitri Schostakowitsch erleben wir in seiner Interpretation des symbolhaften Sibirien (Giordanos Oper Sibirien am 24. Juli und 1. August) und freilich darf ein Konnex zu Madame Butterfly, dem Spiel auf dem See, nicht fehlen. Dabei wird auf der Bühne des Festspielhauses etwas nicht Alltägliches zu hören und zu sehen sein.

Mehrfach hatte Tschaikowski seine Bewunderung für William Shakespeare in Noten gegossen. Aus Romeo und Julia wollte er Ende der 1860er gar eine eigene Oper formen. Es blieb jedoch bei einer fragmentarischen Ouvertüre, wie auch bei der Adaption von Hamlet. Vollendet ist hingegen die 1873 entstandene Fantasie in f-Moll auf Basis von Der Sturm. Beim Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker unter Conductor in Residence Enrique Mazzola erleben die Besucher, wie Tschaikowski den vertriebenen Herzog Prospero mit Hilfe von Magie und seines Luftgeists Ariel die Feinde überwinden lässt.

Nach Tschaikowski gelangt, zum Spiel auf dem See korrespondierend, ein Werk der japanischen Komponistin Malika Kishino zur Aufführung. Als ästhetische Leitlinie ihrer Kompositionen ist die Erschaffung eines „Klangorganismus“ vorherrschend, der Vorstellung, dass eine Komposition – wie jedes organische Leben – einen Entwicklungsdauer, eine Eigenzeit und eine charakteristische Form hat. Ihr Konzert für Koto und Orchester beschreibt die Solistin des Abends Naoko Kikuchi als „ganz modernes Stück, aber in seiner Seele mit dem authentischen Klang Japans“.

Wie ein Koto klingt, das hat jeder im Ohr, auch wenn vermutlich die wenigsten auf Anhieb das Instrument benennen und mit dem korrekten Artikel versehen könnten. Wobei: „Wir haben im Japanischen keine Artikel“, sagt Naoko Kikuchi, und so sind hierzulande sowohl die weibliche und sächliche Zuschreibung gebräuchlich. Sie selbst, die wie zufällig auch die Komponistin seit mehreren Jahren in Deutschland lebt, „spreche immer von das Koto …,“ Jedenfalls: Es handelt sich um eine sogenannte Wölbbrettzither aus dem sehr speziellen Paulownienholz, das in Ostasien vorkommt. Die Ausmaße sind im Vergleich zu ihrer alpenländischen Verwandten mit bis zu 2 Meter Länge stattlich. Das klassische Koto hat 13 Saiten, wobei sich die Stege verschieben lassen. Beim Orchesterkonzert am kommenden Montag gesellt sich ein 21-saitiges Basskoto hinzu – auch das eine Besonderheit, so Kikuchi, „denn normalerweise benutzen wir nur ein Koto“.

Dass es das Koto überhaupt auf die Konzertbühnen gebracht hat, sei dem europäischen Einfluss geschuldet, wodurch sich auch Japans Musik gegenüber dem Westen öffnete, berichtet die Koto-Meisterin. Denn das Koto ist ein altes, ursprüngliches Volksmusikinstrument, das zuhause gespielt wurde: „Bis zu meiner Muttergeneration war es Tradition, dass Frauen zur Vorbereitung auf Ehe und Haushalt auch Koto spielen lernten.“

Den Abschluss des 1. Orchesterkonzerts bildet die Symphonie in c-Moll von Dmitri Schostakowitsch, dessen unmittelbare Vorfahren aus Sibirien kamen. Es war seine 10. und zugleich erste Symphonie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie wurde im Herbst 1953 uraufgeführt, rund ein halbes Jahr nach dem Tod Stalins. Vom Diktator war der bedeutendste russische Komponist des 20. Jahrhunderts mal verherrlicht, dann wieder erniedrigt worden. Es war auf beiden Seiten ein wohl äußerst zwiespältiges Verhältnis, nicht zuletzt als Tschaikowskis Schwester Maria nach Sibirien deportiert worden war. Tschaikowskis Sohn Maxim bezeugt, dass die Symphonie die Abrechnung seines Vaters mit Stalin gewesen sei: Ein Werk der Trauer und des Schmerzes, das allerdings in persönlichem Triumph und Selbstbehauptung ende.

Orchesterkonzert im Festspielhaus
Montag, 25. Juli 2022, 19.30 Uhr
Festspielhaus Bregenz

Die Bregenzer Festspiele 2022 finden von 20. Juli bis 21. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com Telefon 0043 5574 407 6.

(ami)

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