Bregenz, 24.06.10. Die Bregenzer Festspiele haben sich in den vergangenen zwanzig Jahren zu einem der faszinierendsten Sommerfestivals Europas entwickelt, um das Bregenz von nicht wenigen Städten beneidet wird. Dass in Bregenz seit über 25 Jahren ein Haus am See steht, das inzwischen nicht nur während vier Sommerwochen sondern ganzjährig für ein reges kulturelles Leben in Vorarlbergs Landeshauptstadt sorgt, hängt wesentlich mit der Erfolgsgeschichte der Bregenzer Festspiele seit 1946 zusammen.
Steter Einsatz von Privatleuten
Bei einer Pressekonferenz anlässlich des 30jährigen Bestehens des Bregenzer Festspielhauses betonte Festspielpräsident Günter Rhomberg heute, Donnerstag, dass es vor allem die stetige Initiative von Privatleuten war, die schlußendlich zur Erfolgsgeschichte nicht nur die Bregenzer Festspiele, sondern auch das Festspielhaus Bregenz geführt hat. Enstanden schon die Bregenzer Festspiele 1946 aus einer Bürgerinintiative, so seien auch die ersten Ideen und der vehemente Einsatz für ein eigenes Festspielhaus am Ufer des Bodensees der Bregenzer Festspielgemeinde zu verdanken, sagte Rhomberg.
"Premiumkunde Bregenzer Festspiele"
Der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart fasste 30 Jahre Festspielhaus Bregenz in einem Satz zusammen: "Am Anfang standen die Bregenzer Festspiele, als treibende Kraft und auch als Financier dieses Hauses, das heute das kulturelle Zentrum der Vorarlberger Landeshauptstadt darstellt". Auch heute würde der "Premiumkunde" Bregenzer Festspiele noch einen großen Teil der Unterhaltskosten des Festspielhauses finanzieren, so Linhardt weiter.
"Geburtstagsgeschenk an die Bevölkerung"
Der kaufmännische Direktor der Bregenzer Festspiele und des Festspielhaus Bregenz präsentierte das "Geburtstagsgeschenk" der Festspiele und des Festspielhauses an die Bevölkerung: Im Rahmen eines Tags der offenen Türs gibt es am 3. Juli Kunst, Kultur und Veranstaltungen zum Anfassen: Probenbesuche des Spiels auf dem See und der Oper im Festspielhaus, Tanzworkshops mit Aida-Choeograph Ron Howell stehen genau so auf dem Programm wie die Möglichkeit, nicht nur einen Blick hinter die Kulissen von Technik, Maske und Kostümabteilung zu werfen, sondern selbst Dinge auszuprobieren.
Aufbruch zu neuen Ufern im neuen Festspielhaus
Den kontinuierlichen Aufstieg, den die Bregenzer Festspiele seit dem Jahre 1982 genommen haben, steht in direktem Zusammenhang mit dem Bau des neuen Festspielhauses in den Jahren 1979/80: Ende der 70er Jahre waren zahlreiche provisorische Lösungen sowie eine Seebühne ohne fixe technische Installationen den Anforderungen der Bregenzer Festspiele nicht mehr gewachsen. Eine mit den wichtigsten technischen Neuerungen ausgestattete Seebühne, eine fixe Tribüne und ein großzügig gestaltetes Haus, das zudem bei Schlechtwetter erstmals einen direkten Umzug von "draußen" nach "drinnen" ermöglichte, erlaubten es dem Festival im Jahre 1985 mit Mozarts Zauberflöte auf der Seebühne zu neuen, ungeahnten Ufern aufzubrechen.
Befanden sich die Bregenzer Festspiele im Jahr 1979 noch in einer ernsten Krise, begann mit dem wagemutigem Entschluss des damaligen Intendanten Alfred Wopmann, auf der einzigartigen Seebühne nicht mehr klassische Operetten sondern populäre Opern in spektakulärer Inszenierung zu präsentieren, ein neuer Höhenflug des Spiels auf dem See, der bis heute andauert.
Untrennbar miteinander verbunden: Festspiele und Festspielhaus
Seit 1980 haben die Bregenzer Festspiele mit dem Festspielhaus aber nicht nur ein permanentes Dach über dem Kopf – die architektonischen Gegebenheiten haben auch die künstlerische Entwicklung des Festivals maßgeblich mitgeprägt. Denn ab 1988 gelang es, im großen Saal des Bregenzer Festspielhauses – ursprünglich als reine Schlechtwetter-Ausweichlösung für das Spiel auf dem See gedacht –, eine zweite unverwechselbare Schiene der Bregenzer Festspiele ins Leben zu rufen: Mit Samson et Dalila von Camille Saint-Saëns wurde erstmals einer in Vergessenheit geratenen Opernrarität auf der Bühne des Bregenzer Festspielhauses erfolgreich zu neuem Leben verholfen. Die Oper war der Auftakt einer ganzen Reihe von Werken – darunter La Wally von Alfredo Catalani, Mazeppa von Peter I. Tschaikowsky, Griechische Passion von Bohuslav Martinů und in diesem Sommer Mieczysław Weinbergs Die Passagierin, um nur einige wenige zu nennen – die seither die Spielpläne der internationalen Opernhäuser zurückerobert haben.
Ein Raum für das Zeitgenössische: Die Werkstattbühne
Aus dem künstlerischen und damit auch wirtschaftlichen Aufschwung der Bregenzer Festspiele und dem daraus resultierenden Bedarf an organisatorisch professionellen Lösungen entstand auf Eigeninitiative des Festivals ein weiterer neuer Veranstaltungsort, der heute aus dem kulturellen Leben der Stadt Bregenz ebenfalls nicht mehr wegzudenken ist: Die Werkstattbühne.
Wie schon für den großen Saal des Festspielhauses, so waren auch die ersten Ideen der Bregenzer Festspiele für diesen neuen Raum rein praktischer Natur: Nach langen Diskussionen gelang es dem Festival, die Subventionsgeber davon zu überzeugen, dass angesichts der Größe und Aufwändigkeit, die das Spiels auf dem See erreicht hatte, eine Probemöglichkeit in der Originalgröße der Seebühne existentiell notwendig war. Auch hier gelang es den Bregenzer Festspielen schließlich, aus einer Not Kunst zu machen: Unter dem Namen "Werkstattbühne" – eine Bezeichnung, die praktischen Nutzen und künstlerisches Konzept in sich vereint – hat sich der Raum inzwischen zum idealen Spielort für die zeitgenössische Reihe Kunst aus der Zeit gemausert.
"Ein ausdrückliches Bekenntnis zu den Bregenzer Festspielen"
Wie eng die Bregenzer Festspiele und das Festspielhaus Bregenz zusammenhängen und wie maßgeblich Initiative und Innovationsgeist des Festivals die kulturelle Geschichte der Vorarlberger Landeshauptstadt mitgeprägt haben, dafür fanden Staatsekretär Franz Morak und Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart bei der Unterzeichnung des Sanierungsvertrages im Juli 2004 sehr treffende Worte: "Die Entwicklung der Bregenzer Festspiele war nie eine Geschichte des Zögerns und Zauderns, sondern vielmehr der mutigen Schritte nach vorne", begründete Linhart damals den Sanierungsbeschluss, und Morak bezeichnete die Festspiele als ein "für ganz Österreich zentrales Kulturereignis. Die Beteiligung des Bundes verstehe ich als ausdrückliches Bekenntnis zu den Bregenzer Festspielen."
(BK)