Bath (GB) / Bregenz, 8.11.14. Die Bregenzer Festspiele trauern um Bühnen- und Kostümbildner Johan Engels, der ersten Angaben zufolge in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in seiner Wahlheimat im englischen Bath gestorben ist. Der im April 1952 in Südafrika geborene Künstler war seit dem Sommer 2005 eng mit dem Festival verbunden und schuf zuletzt die vielbeachtete Kulisse des Spiels auf dem See Die Zauberflöte. Er erlag vermutlich im Schlaf einem Herzinfarkt und wurde gestern Mittag tot aufgefunden, wie seine Künstleragentin auf Anfrage bestätigte. Die Beerdigung soll in Großbritannien stattfinden.
Die Zauberflöte, Die Passagierin, Maskerade und Show Boat
Johan Engels studierte Kunst und Design an der Universität Pretoria in Südafrika, ehe er zu einem der weltweit meistbeachteten Bühnenbildner avancierte. Seine erste Arbeit in Bregenz war das Bühnenbild für die Oper im Festspielhaus Maskerade im Sommer 2005 in der Regie des damaligen Festspielintendanten David Pountney. Es folgte mit Die Passagierin im Jahr 2010 seine bis dahin herausforderndste Bühnenbildkonzeption, wie er sagte. Die szenisch uraufgeführte Oper im Festspielhaus erhielt ein Jahr später vom Fachmagazin Opernwelt die Auszeichnung „Wiederentdeckung des Jahres“ verliehen, Regie führte ebenfalls David Pountney. Für das Spiel auf dem See der Jahre 2013 und 2014 Die Zauberflöte entwarf Engels drei rund 24 Meter hohe Drachenhunde, die um eine grüne Riesenschildkröte im Bodensee postiert waren. Die Mozart-Oper in der Inszenierung von David Pountney bescherte dem Festival einen Besucherrekord. Für das urspünglich anstatt der Zauberflöte auf der Seebühne geplante Musical Show Boat hatte Engels bereits ein Bühnenbild-Modell geschaffen.
Ring des Nibelungen in Chicago
Johan Engels war künstlerisch eng mit dem ehemaligen Bregenzer Festspielintendanten David Pountney verbunden, gemeinsam realisierten sie weltweit mehr als 25 Opernproduktionen. Meist zum Team zählte die ebenfalls an zahlreichen Produktionen in Bregenz beteiligte Kostümbildnerin Marie-Jeanne Lecca. Das Trio hätte unter anderem Anfang kommenden Jahres an der Lyric Opera of Chicago die Bregenzer Inszenierung von Die Passagierin und in den Jahren 2016 bis 2020 Der Ring des Nibelungen umsetzen sollen.
"Sein offener Geist lebt weiter"
„Johan Engels war an den großen Festspielerfolgen der vergangenen Jahre federführend beteiligt, das Festival hat ihm sehr viel zu verdanken. Sein positiver und offener Geist sowie seine sprühende Kreativität leben in seinen Opernproduktionen weiter. Wir behalten Johan als guten Freund und hochgeschätzten Künstler in Erinnerung. Gott hab ihn selig. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie und seinen Freunden“, erklärt Michael Diem, kaufmännischer Direktor der Bregenzer Festspiele.
"Ästhetisches Gespür, atemberaubendes visuelles Fingerspitzengefühl"
„Johans Tod hinterlässt eine enorme Leere in meinem persönlichen und künstlerischen Leben. Wir haben in den letzten zwanzig Jahren eng zusammengearbeitet, darunter wichtige Produktionen für die Bregenzer Festspiele und die Walisische Nationaloper. Wer seine Bühnenbilder kennt, trauert um einen Künstler mit hervorragendem ästhetischen Gespür und atemberaubendem visuellen Fingerspitzengefühl. Ich habe gleichzeitig eine Inspirationsquelle und einen guten Freund verloren. Das Theater hat einen seiner brillantesten und engagiertesten Fachmänner verloren“, erklärt David Pountney, Intendant der Walisischen Nationaloper und ehemaliger Intendant der Bregenzer Festspiele.
(ar)