Bregenz, 7.7.22. Zwei Mal täglich ruft Regisseur Andreas Homoki die Künstlerinnen und Künstler zur Seebühne. Noch wird ohne Kostüm geprobt, noch stammen die Musikklänge vom Klavier. Noch sind keine Projektionen auf dem überdimensionalen Blatt Papier zu sehen. Doch bereits am Samstag wird die „japanische Tragödie“ erstmals unter Originalbedingungen gespielt anlässlich der Klavierhauptprobe. Ab Montag komplettieren dann die Wiener Symphoniker das Spiel auf dem See. Stück um Stück fügt sich die Inszenierung zusammen wie ein kunstvolles Mosaik.
„Madame Butterfly ist große Oper, und bei Puccini ist eben auch ein Kammerspiel stets groß. Ich möchte die Personenbeziehungen glaubhaft zeigen, auch – oder gerade – über die räumlichen Distanzen der Seebühne hinweg“, sagt Andreas Homoki.
Ruhig treibt das Blatt Papier im Bodensee. Seine gewellte, zerknitterte Form zeugt von einer langen Verweildauer in der Natur. Es droht zu zerreißen, wirkt zart und verletzlich. Wie die Seele der japanischen Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly. Nach fünf Jahren Vorbereitungszeit ist es in zwei Wochen so weit: Madame Butterfly feiert Premiere als Spiel auf dem See. Die Oper von Giacomo Puccini wird erstmals bei den Bregenzer Festspielen gezeigt. Das Bühnenbild stammt von Michael Levine, die Kostüme entwirft Antony McDonald, Enrique Mazzola und Yi-Chen Lin dirigieren. Es spielen die Wiener Symphoniker.
189.000 Sitzplätze an 26 Abenden
Derzeit sind für Madame Butterfly rund 90 Prozent der nahezu 189.000 an 26 Abenden aufgelegten Eintrittskarten verkauft (inkl. Generalprobe und crossculture night). Das Spiel auf dem See eröffnet am 20. Juli die 76. Bregenzer Festspiele, die letzte See-Vorstellung geht am 21. August über die Bühne und beendet die diesjährige Festivalsaison am Bodensee. Insgesamt sind fast 220.000 Eintrittskarten für die diesjährigen Bregenzer Festspiele aufgelegt.
Tragisch endende Liebe auch im Festspielhaus
Eine ergreifende Oper mit starken Emotionen, russischem Lokalkolorit und großen Chorszenen erwartet die Besucherinnen und Besucher im Festspielhaus: Anstatt der im Jahr 1903 verschobenen Uraufführung von Madame Butterfly zeigte die Mailänder Scala Umberto Giordanos Sibirien. Am 21. Juli feiert die Oper Premiere im Festspielhaus, es folgen zwei weitere Vorstellungen. Regie führt Vasily Barkhatov, die musikalische Leitung hat Valentin Uryupin, den das Festspielpublikum von der Opernstudio-Aufführung Eugen Onegin kennt. Es spielen die Wiener Symphoniker.
Auch hier steht mit der Kurtisane Stephana eine Frau im Mittelpunkt, deren Liebe zu einem Mann tragisch endet. Der aus Russland stammende Regisseur versetzt den Stoff in zwei Welten, in zwei Handlungsebenen: In Rückblenden aus den 1990er Jahren erinnert sich eine alte Frau an die Geschehnisse aus einer früheren Zeit. „Ich habe mit der alten Frau eine Figur erfunden und in die Handlung eingefügt, um die Distanz zwischen Giordanos Musik einerseits und den äußeren Bedingungen der Geschichte andererseits zu überbrücken.“
Zwei Frauenschicksale auf der Seebühne und im Festspielhaus, zwei Mal experimentelles Musiktheater auf der Werkstattbühne, zwei Schauspiel-Klassiker und erstmals zwei Opernstudio-Inszenierungen in derselben Saison, darüber hinaus große und kleine Konzerte vom Feinsten: Die Festivalsaison 2022 bietet fünf Sommerwochen lang ein breites, vielfältiges Programm für mehr als 200.000 Besucher.
Die Bregenzer Festspiele 2022 finden von 20. Juli bis 21. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com Telefon 0043 5574 407 6.