Von "Opernwunder" bis "Riesenshow", von "Hollywood-Musiktheater" bis "fulminante Inszenierung" reichen die begeisterten Kritiken, die das Spiel auf dem See André Chénier, das berühmteste Werk des italienischen Komponisten Umberto Giordano, erhalten hat. Die packende Oper ist auch im kommenden Sommer als Spiel auf dem See zu sehen.
Im Festspielhaus wird 2012 die Oper Solaris, das neueste Werk des deutschen Komponisten Detlev Glanert uraufgeführt. Basiernd auf dem basierend auf dem gleichnamigen 1961 veröffentlichten Zukunftsroman des polnischen Science-Fiction Autors Stanislaw Lem dreht sich Solaris um das moralische Problem von Schuld und Erinnerung und unseres ganz persönlichen Umgangs damit.
André Chénier von Umberto Giordano als Spiel auf dem See 2012
Frankreich im Jahr 1789. Der Adel feiert, die Bürger murren. Und zwischen allen Stühlen: der Dichter André Chénier. Geliebt von den Reichen für seine einfühlsamen Verse, im Herzen aber ein Revolutionär.
Gezeichnet vor dem Hintergrund der Französischen Revolution ist André Chénier, uraufgeführt 1896 an der Mailänder Scala, ein historisches Drama von brillanter Schärfe und eine menschliche Tragödie von erschütternder Intensität; packend gleichermaßen als leidenschaftliches Liebesdrama und als historischer Krimi. Zentrale Gestalt ist der gleichnamige französische Dichter, der in den Wirren der französischen Revolution vom glühenden Anhänger zum erbarmungslos Verfolgten wird und am Ende, abgestoßen von den Exzessen der Gewaltherrschaft der Jakobiner, selbst auf der Guillotine endet.
Der Bodensee als Badewanne
Regisseur Keith Warner und Bühnenbilder David Fielding wählten Der Tod des Marat, das bekannteste Gemälde des Revolutionsmalers Jacques-Louis David, als Basis, Inspiration und Symbol für ihre Inszenierung von André Chénier. Erstmals dient damit ein historisches Gemälde als Vorlage für die 24 Meter hohe Bühnenkulisse im Bodensee: Sie zeigt den radikalen Revolutionsführer Jean Paul Marat, der 1793 von einer Anhängerin der Gegenpartei in seiner Badewanne erstochen wurde.
Flammender Überschwang der Gefühle
Giordanos Musik, getragen von jähzorniger Begeisterung und flammendem Überschwang der Gefühle, gipfelt in einer Hymne an die Brüderlichkeit, an die Liebe – und an die Befreiung durch den Tod. Giordano ließ in seine Musik historische Tänze und Märsche aus der Zeit vor der Französischen Revolution genauso einfließen wie bekannte Revolutions-Klänge, darunter das "Ça ira" und die "Marseillaise". Ergreifende Arien und atemberaubende Duette verleihen der Oper ihren einzigartigen Charakter.
Solaris von Detlev Glanert als Oper im Festspielhaus 2012
Am 18. Juli 2012 feiert Detlev Glanerts Oper Solaris, basierend auf dem berühmten, 1961 in Warschau veröffentlichten Zukunftsroman des polnischen Science-Fiction Autors Stanislaw Lem, ihre Uraufführung im Bregenzer Festspielhaus.
Solaris ist die Geschichten des Psychologen Kelvin, der auf eine Raumstation entsandt wird, die den fernen Planeten Solaris umkreist, und auf der sich seltsame Dinge abspielen. Gleich zu Beginn seines Aufenthalts wird Kelvin vor merkwürdigen Erscheinungen gewarnt. Seine ganz persönliche Erscheinung lässt nicht lange auf sich warten: Kelvins Frau Harey, die mit 19 Jahren Selbstmord beging, leistet ihm plötzlich Gesellschaft und lässt die schuldvolle Liebesbeziehung wieder aufleben.
Science-Fiction ist in Lems Solaris kein Selbstzweck, sondern ein Kunstgriff zur Konstruktion einer Metapher für das moralische Problem von Schuld und Erinnerung und unseres Umgangs damit. Angesichts einer unmittelbaren, körperlichen Konfrontation mit der eigenen, Form gewordenen Erinnerung zeigt Lem mögliche Reaktionen: die Unterdrückung mit technischen Hilfsmitteln, die Resignation und die Annahme der Verantwortung.
Der 1960 in Hamburg geborene Detlev Glanert gilt als Klangmagier und meisterhafter Orchestrator. Bewunderung genießen vor allem seine Orchesterwerke und Opern. Bereits im Alter von zwölf Jahren unternahm Glanert erste Kompositionsversuche, später studierte unter anderem in Köln bei Hans Werner Henze. Glanerts Werke widerspiegeln seine Faszination für die romantische Tradition, betrachtet von einem modernen Standpunkt aus. Zu seinen Vorbildern zählen Gustav Mahler mit seiner emotional grundierten Weltschau und Maurice Ravel mit seinen artifiziell-sinnlichen Klanglandschaften.
Nijinskys Tagebuch von Detlev Glanert als Oper am Kornmarkt 2012
Nicht nur die Oper im Festspielhaus, auch die Oper am Kornmarkt steht im Rahmen der Bregenzer Festspiele 2012 ganz im Zeichen des Schwerpunkts rund um das Werk des deutschen Komponisten Detlev Glanert. Zu sehen ist neben der Uraufführung von Solaris auch seine 2008 entstandene Kammeroper Nijinskys Tagebuch, eine Koproduktion mit dem Landestheater Linz. Premiere ist am 4. August 2012.
Nijinskys Tagebuch basiert auf Auszügen der vom 19. Januar 1919 bis zum 4. März 1919 geführten Tagebücher des berühmten polnisch-russischen Tänzers und Choreographen Waslaw Nijinsky (1888 oder 1890–1950), die er nach seinem letzten öffentlichen Auftritt in St. Moritz und vor seiner Einlieferung in eine Heilanstalt verfasste. Glanerts Werk zwischen Prosa, Melodram und Oper zeichnet musikalisch wie darstellerisch nach, wie ein hochbegabtes Individuum die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn unaufhaltsam überschreitet.
Werke von Anton Bruckner und Detlev Glanert stehen 2012 im Zentrum der Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker und des Symphonieorchesters Vorarlberg. Außerdem gibt es einen Ausblick auf die Musikwelt des Österreichers HK Gruber.
Im ersten Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker dirigiert der bekannte deutsche Dirigent Markus Stenz am 23. Juli Detlev Glanerts 2010 uraufgeführtes Werk Einsamkeit, eine Bearbeitung des gleichnamigen Schubert-Lieds, sowie Anton Bruckners 5. Symphonie. Das ist nicht Stenz einziger Einsatz im kommenden Sommer: Ihm obliegt auch die musikalische Leitung der Uraufführung von Solaris.
Am 30. Juli steht unter anderem Weinbergs Konzert für Violoncello und Orchester in c-Moll auf dem Programm und am 6. August nimmt der österreichischen Komponist und Dirigent HK Gruber gleich selbst den Taktstock in die Hand. Dem nicht genug: Auch als Chansonnier wird der vielseitige Künstler an diesem Abend zu erleben sein.
Auf dem Programm dieses Konzerts steht neben Kompositionen von Hanns Eisler und Kurt Weill auch HK Grubers eigenes Werk FRANKENSTEIN!!, in dem sich blaublütigen Blutsauger und wahnsinnige Wissenschaftler, Leinwand-Bösewichter und Kinderbuch-Scheusale die musikalische Türklinke in die Hand geben.
Das Symphonieorchester Vorarlberg spielt in seiner traditionellen Matinee am 12. August unter der Leitung seines Chefdirigenten Gérard Korsten Anton Bruckners 4. Symphonie und Detlev Glanerts Theatrum bestiarum.
Makulatur von Paulus Hochgatterer als Schauspiel 2012
Eine Frau lernt Techniken und Preise von Schönheitsoperationen auswendig. Ein Mann verfällt jenem Augenblick, in dem im Film unbemerkt die Überwachungskameras angehalten werden und für Sekunden Dinge passieren, die niemand ahnt. Die Angst eines Polizisten, keinen Parkplatz zu bekommen, nimmt ungeahnte Ausmaße an. Daneben geht ein Mädchen verloren. Mit Makulatur von Paulus Hochgatterer kehrt das Schauspielhaus Wien nach dem Erfolg von Waisen 2011 nach Bregenz zurück, Spielort ist 2012 erstmals nach längerer Zeit wieder die Werkstattbühne.
„Was sehe ich, wenn ich genau hinschaue, und was habe ich am Ende wahrgenommen?“, so fragt Paulus Hochgatterer, Kinderpsychiater und einer der prononciertesten österreichischen Prosaautoren, in Makulatur, seinem neuen, vom Schauspielhaus Wien in Auftrag gegebenen Stück. Hochgatterer untersucht in Makulatur mit der ihm eigenen scharfsinnigen Komik Mechanismen der Wahrnehmung und der Realitätsverweigerung – und den Blick in jenen Abgrund, den wir von ferne zu sehen beginnen, wenn wir uns zwingen, ganz genau hinzusehen.
Menschen, die keiner Norm gehorchen
Paulus Hochgatterer, geboren 1961 in Amstetten/Niederösterreich, lebt als Schriftsteller und Kinderpsychiater in Wien. Im Zentrum seiner Werke stehen zumeist Menschen, deren Verhalten keiner Norm gehorcht, sondern die Grenzen des Erwartbaren überschreitet.
Zu seinen bekanntesten Romanen zählen unter anderem Über die Chirurgie (1993), Wildwasser (1997), Caretta Caretta (1999), Über Raben (2002), Die Süße des Lebens (2006) und Das Matratzenhaus (2010). 2008 debütierte Hochgatterer mit Casanova oder Giacomo brennt als Dramatiker bei den Sommerspielen Melk.
Mit Hochgatterers neuestem Werk Makulatur gastiert das Schauspielhaus Wien nach dem großen Erfolg mit Waisen 2011 ein weiteres Mal in Bregenz, und zwar diesmal auf der Werkstattbühne des Festspielhauses. Premiere ist am 9. August 2012 um 19.30 Uhr.
Kunst aus der Zeit - Musiktheater
Petite messe solennelle von NICO AND THE NAVIGATORS
NICO AND THE NAVIGATORS, die Berliner Theatertruppe, die die Besucher von Kunst aus der Zeit schon mit ihren ganz eigenen Interpretationen von Schubert und Händel auf der Werkstattbühne begeistert hat, kehrt am 25. und 26. Juli 2012 zurück nach Bregenz: Diesmal ist es Gioachino Rossinis Petite messe solennelle – ein Werk voller zarter Gefühle und von blitzendem Humor –, die von den „Navigatoren“ mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Gesang und Tanz, Schauspiel und Slapstick erforscht wird.
Nachdem sie sich in Bregenz bereits mit Schubert (Wo Du nicht bist 2006), und Händel (Anaesthesia 2009) beschäftigt haben, ist es diesmal Rossini, der den Berliner Künstlern um Nicola Hümpel und Oliver Proske musikalischen Anlass für eine poetische Recherche gibt. Die sparsame Instrumentierung der Originalfassung für zwei Klaviere und Harmonium bietet ideale Voraussetzungen für ein Konzert der Körper, das nach der Erlösung in Fesseln fragt – also nach jener paradoxen Erfahrung, wie man sie auch in der fest gefügten und zugleich unendlich befreienden Musik Rossinis finden kann. Das Allerheiligste trifft das Allermenschlichste – musique sacrée oder sacrée musique.
Im Rahmen der Kunst aus der der Zeit Konzerte verschmelzen bei 1+1=1 am 1. August um 21 Uhr im Kunsthaus Bregenz die vielfältigst ausgeloteten Möglichkeiten 2er Bassklarinetten zu 1em Gesamtklang. Am 13. August gibt es bei Von Dunkelheit und Stille ein Wiedersehen mit dem jungen, virtousen Ensemble Lux im Seestudio des Festspielhauses.
Panta rhei – alles fließt! bei crossculture 2012
„Selber machen!“ lautet die Devise des Kinder- und Jugendprogramms crossculture: Neben den Fixpunkten fest des kindes, crossculture night, tours und workshops vereint das Community-Tanzprojekt Panta rhei – alles fließt! auf der Werkstattbühne neue und alte klassische Musik zum Thema „Wasser“ und bringt Bewegungsbegeisterte aller Alters- und Könnensstufen gemeinsam mit dem Ensemble Acht Cellisten der Wiener Symphoniker auf die Bühne.
Smetanas Die Moldau trifft auf eine Meisterklasse junger Komponisten und auf ein offenes Community-Tanzprojekt: Das Stück Panta rhei – alles fließt! ist das Ergebnis des ersten Kompositionswettbewerbs von crossculture und wird am 22. Juli 2012 auf der Werkstattbühne zu sehen sein.
(bk)