Bregenzer Festspiele
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Aus Platten werden Karten

Nenzing/Bregenz, 3.3.17. Auch in der Vorarlberger Marktgemeinde Nenzing bei Bludenz entsteht große Oper. Dreißig Quadratmeter messende Rechteck-Platten aus Holz und Metall stapeln sich derzeit in

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Nenzing/Bregenz, 3.3.17. Auch in der Vorarlberger Marktgemeinde Nenzing bei Bludenz entsteht große Oper. Dreißig Quadratmeter messende Rechteck-Platten aus Holz und Metall stapeln sich derzeit in der Montage-Halle der Stahlbaufirma Geiger. Zweieinhalb Tonnen bringt jede der insgesamt 27 Kolosse auf die Waage.

Ab den ersten Märztagen sollen sie auf der Seebühne montiert werden. Doch zuvor sorgt Kunsthandwerker und Maler Arno Hagspiel mit Putz und Farbe dafür, dass aus Heavy-Metal wunderschöne Opernkulisse wird.

„Die Oberfläche einer jeden Platte soll wie die Rückseite einer riesigen Spielkarte aussehen“, verrät der 46-Jährige Theaterspezialist. Seit 20 Jahren veredelt er Bühnenteile für das Sommerfestival. Die Herausforderung sei, die künstlerischen Vorstellungen von Carmen-Bühnenbildnerin Es Devlin möglichst genau zu treffen und dabei die besonderen Bedingungen der Seebühne zu berücksichtigen. „Die Farben müssen sowohl bei Tageslicht als auch abends im Scheinwerferlicht ihre Wirkung entfalten. Außerdem sorgen Wasser und Wellen für eine stärkere Belastung der Oberflächenstruktur, die Witterungseinflüsse insgesamt sind enorm.“

Unter einen Hut
Doch die Platten müssen nicht nur wie überdimensionale Spielkarten aussehen, einige von ihnen müssen für die Darstellerinnen und Darsteller auch begehbar sein. Daher sei Rutschfestigkeit ein weiteres Kriterium, das eine wesentliche Rolle spielt. „Ich muss sehr unterschiedliche Vorgaben unter einen Hut bringen. Das unterscheidet den Theaterbetrieb von den normalen Aufgaben eines Fassadenmalers.“ Andere Platten wiederum seien nach ihrer Montage hoch oben im Bühnenbild nur noch per Kran erreichbar. Eine nachträgliche Veränderung sei dann kaum noch machbar oder nur unter großem Aufwand.

Drei Einfamilienhäuser
Die Frage, ob außer dem sachten Muster des Kartenrückens noch andere Motive zu sehen sein werden, beantwortet Hagspiel zunächst mit einem verschmitzten Lächeln, bevor er sagt: „Ich trage meinen kleinen Teil zur Opernkulisse bei, die Inszenierung aber ist Sache des Regisseurs. Ich möchte den Besuchern die Überraschung lassen und nichts vorwegnehmen.“ Vier Meter dreißig mal sieben Meter sechzig misst jede Spielkarte. Zählt man die Quadratmeter aller 27 Karten zusammen, entspricht das fast der Fläche dreier Einfamilienhäuser. Zehn Karten bemalt Hagspiel in Nenzing, die weiteren Karten werden auf der Werkstattbühne des Festspielhauses von einem anderen Maler-Team gestaltet.

Dinge, die dem Auge verborgen bleiben
Sein steter Begleiter: Maximaler Qualitätsanspruch. „Die Bregenzer Festspiele setzen im internationalen Opernbetrieb sicher Maßstäbe hinsichtlich Aussehen, Dimension und Funktion ihrer Bühnenbilder.“ Eine Spielkarte müsse bei einem Meter Abstand genauso wirken, wie bei der Betrachtung aus 50 Metern Entfernung. Der Grund ist, dass TV-Kameras und Pressefotografen mit ihren Teleobjektiven sehr nah an die Kulisse heran rücken und Dinge sehen, die dem Auge normalerweise verborgen blieben.

Kein Glücksspiel fürs Kartenspiel
Bis ein Kulissenteil endlich an der Seebühne montiert werden darf, gehen zahlreiche Besprechungen sowie Begutachtungen von Farbmustern voraus, teilweise bis zu zwei Jahre vor der Premiere. „Rot ist nicht gleich rot. Jeder deutet Farbe anders – hell, dunkel, satt, glänzend oder matt“, erklärt Hagspiel. Selbst kleinste Korrekturen können wochenlange Zusatzarbeit und Mehrkosten verursachen. „Wir wollen nichts dem Zufall überlassen und kein Glücksspiel betreiben.“ In jedem Fall beginnt am 19. Juli das in jeder Hinsicht große Kartenspielen am Bodensee, wenn Carmen Premiere feiert.

(ar)

02.03.2017 Karten - Nenzing © Bregenzer Festspiele / Dietmar Mathis
02.03.2017 Karten - Nenzing © Bregenzer Festspiele / Dietmar Mathis
02.03.2017 Arno Hagspiel © Bregenzer Festspiele / Dietmar Mathis

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