Bregenz, 27.7.18. Karl Markovics Arbeit ist in diesem Sommer nicht nur auf der Werkstattbühne (Das Jagdgewehr) zu erleben, sondern auch im Bregenzer Metro Kino: In Zusammenarbeit mit den Bregenzer Festspielen präsentiert das Filmforum seine beiden Filme Atmen und Superwelt.
Karl Markovics ist ein künstlerisches Multitalent. Der 54-Jährige, der momentan mitten in den Proben zu Thomas Larchers Das Jagdgewehr steckt, seinem Debüt als Opernregisseur, entdeckte früh seine kreative Ader. Mit fünf Jahren übernahm er die erste Rolle: Beim Erntedankfest in seiner Heimatgemeinde Kapellerfeld bei Wien verkörperte er den „Hans im Glück“. In der zweiten Volksschulklasse versuchte er, wie es Walt Disney mit seiner Micky-Maus-Version filmisch gelungen war, Goethes Zauberlehrling auf die Bühne zu bringen.
„Im Gegensatz zu meinem triumphalen Auftritt als Schauspieler ging das total in die Hose. Meine Darsteller wollten viel lieber auf dem Schulhof Fußball spielen“, erinnert er sich lächelnd. Nach diesen ersten Erfahrungen konzentrierte er sich in seiner Laufbahn zunächst auf die Schauspielerei – „als unmittelbarerer Weg zum schnellen Glück“. Die größere Herausforderung, die Lust am Schöpferischen habe ihn erst viel später zur Regie und zum Schreiben von Drehbüchern gebracht.
Ausgezeichnet
Gleich seine erste Regiearbeit beim Film wurde im Jahr 2011 ein großer Erfolg: Atmen gewann sechs Österreichische Filmpreise, unter anderem für die beste Regie und das beste Drehbuch, das ebenso von Markovics stammt. Im Film geht es um einen jungen Mann, der seine Haftstrafe in einer Jugendanstalt abbüßt und als Freigänger einen Job als Leichenbestatter annimmt. Je näher er so dem Tod kommt, desto mehr möchte er leben. Der Kurier lobte die „beeindruckende Stilsicherheit“ und befand: „Karl Markovics hält der Kälte des österreichischen Realismus-Kinos erstaunliche Wärme entgegen: die Hoffnung, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen kann.“
Kleine Leute – große Themen
„Mich interessiert an einer Geschichte immer, ein einfaches Milieu mit einem großen Thema zusammenzubringen. Die sogenannten einfachen Verhältnisse, aus denen ich selbst stamme, kommen in der Wahrnehmung häufig zu kurz. In der Regel beschäftigen sich Filme eher mit Ausnahmepersönlichkeiten oder mit extremen Milieus“, sagt Markovics. Interessant werde es für ihn dann, „wenn man im Film diese einfachen Leute in eine Situation bringt, in der sie mit etwas Großem zu tun haben. Dann fragen sie sich: Welchen Sinn hat mein Leben eigentlich?“ Dieser Ansatz gilt auch für seinen zweiten Film Superwelt. Er handelt von der spirituellen Irrfahrt einer Kassiererin in einer burgenländischen Kleinstadt.
„Optimale Bedingungen“
Seinen Wechsel zum Opernfach erlebt er neugierig und entspannt: „Das Jagdgewehr ist eine Uraufführung. Dadurch gibt es keine Messlatten, was sehr angenehm ist.“ Als ihn der Komponist Thomas Larcher fragte, ob er Regie führen wolle, habe er sofort gespürt: „Jetzt ist der richtige Moment gekommen.“ Dieser Eindruck bestätigte sich, als er vor drei Jahren erstmals die Intendantin Elisabeth Sobotka und ihr Team in Bregenz traf: „Die Bregenzer Festspiele sind ein riesiger Apparat, der aber extrem menschlich funktioniert. Man hat hier als Künstler optimale Bedingungen und wird sehr schnell als Teil des großen Ganzen aufgenommen.“
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Sowohl Film als auch Oper sieht er als „Gesamtkunstwesen“, in denen sich viele Künste miteinander verbinden: Es gehe um die Kombination von Architektur und Malerei – die Wirkung von Raum und Licht –, Theater, Literatur und Musik. Diese letzte Form bildet zugleich den größten Unterschied in seiner aktuellen Tätigkeit: In der Oper ist die Musik zuerst da, beim Film folgt sie als letztes.
Die Suche nach dem Glück treibt nicht nur seine Protagonisten im Film, sondern auch in Das Jagdgewehr an – so schließt sich der Kreis für Karl Markovics, der sich bereits vor knapp fünfzig Jahren beim Erntedankfest in Kapellerfeld mit diesem Thema auseinandersetzte.
In Kooperation mit den Bregenzer Festspielen läuft Atmen am 2.8. im Rahmen des Filmforums Bregenz, Superwelt am 9.8. Los geht es im Metrokino jeweils um 20.00 Uhr. Regisseur Karl Markovics steht im Anschluss an beide Filme für ein Publikumsgespräch im Kino zur Verfügung.
Thomas Larchers Uraufführung Das Jagdgewehr in der Inszenierung von Karl Markovics feiert seine Premiere am 15. August auf der Werkstattbühne. Weitere Vorstellungen folgen am 17. und 18.8., jeweils um 20.00 Uhr.
(tb)