Bregenz, 10.7.17. Ihr Portfolio liest sich wie das Who-is-Who der Pop-, Rock-, Mode- und Theaterwelt. Sie designt Shows für Kanye West, Lady Gaga, Beyoncé, Rolling Stones, Adele und viele mehr. Sie entwirft Bühnenbilder für renommierte Theater- und Opernhäuser weltweit.2012 gestaltete sie die Abschlussfeier der Olympischen Spiele in London.
Es Devlin bezeichnet sich selbst als Bregenz-Junkie und wollte hier schon lange arbeiten. Die mehrfach ausgezeichnete Britin gibt Einblicke und verrät unter anderem, warum mit der Umsetzung des Carmen-Bühnenbildes für sie eine sechsjährige Verzweiflungsphase zu Ende gegangen ist.
„Was ich allen sagen möchte – das ist mir sehr wichtig – welche Bedeutung Bregenz für uns Bühnenbildner hat. Für sämtliche Bühnenbildner, mit denen ich jemals gesprochen habe, ist der größte Traum hier einmal arbeiten zu dürfen. Ich arbeite in Los Angeles, New York, London. Und wo wollen alle arbeiten? Hier! In Bregenz! Kanye West, mit dem ich zusammenarbeite, zeigte mir Bilder von André Chenier und sagte ‚Ich möchte so etwas wie das hier‘. Bregenz gilt weltweit als spektakulär. Ich weiß nicht, ob man sich dessen hier bewusst ist.“
Für André Chenier (2011 und 2012 auf der Seebühne) hätte Es, eigentlich Esmeralda, Devlin, schon gerne das Bühnenbild entwickelt. Damals arbeitete sie mit Keith Warner, der André Chenier für die Festspiele inszenierte, zusammen und hoffte auf den Bregenz-Auftrag. „Schon bei dem verflixten André Chenier wollte ich unbedingt dabei sein, aber Keith gab ihn mir nicht. Ich habe quasi eine sechsjährige Verzweiflungsphase durchgemacht. Als Elisabeth mich für Carmen fragte, sagte ich natürlich ja.“
Bühnenbilder werden nach der Aufführung abgebaut, nicht aber in Bregenz. Hier bleibt das Bühnenbild des Spiels auf dem See zumindest zwei Jahre lang stehen. Darin sah Es eine besondere Herausforderung. „Hier verschwindet das Bühnenbild nach der Vorstellung nicht. Es ist ein Zusammenspiel von Kunst und Architektur. Das Bühnenbild ist ein Stück Architektur. Demnach geht es um zwei Dinge beim Bühnenbild: die Geste, und dass diese Geste zwei Jahre lang eingefroren wird. Deshalb sollte es auch die richtige Geste sein.“
Es Devlin findet überall Inspiration, manchmal ist es ein Schatten, der auf einen Vorhang fällt, manchmal sind es ihre Kinder, die ihr neue Einfälle bringen, manchmal ist es der Zufall, der ihr in die Hände spielt, so wie bei Carmen. „Kasper (Holten, Regisseur Carmen) und ich waren in meinem Studio, und wir hatten unzählige Ideen mit verschiedenen Souvenirs – Fächer, Aschenbecher, Stierkämpfer, Schlüsselring, Spielkarten – ausprobiert. Frustriert nahm ich die Spielkarten und warf sie in die Luft. Kasper und ich sahen darin sofort die richtige Geste. Es ist kein Kartentrick, es ist bei dieser Geste nichts geplant, alles wird dem Zufall, dem Schicksal überlassen. Und wenn wir diesen Akt des alles in die Luft-werfens, betrachten, trägt er auch Anarchie und Chaos in sich. Wenn Carmen nicht diese Blume weggeworfen hätte, wenn José nicht an diesem Tag die Blume aufgehoben hätte…Wir wollten anhand des Bühnenbildes die Geschichte von Carmen und José erzählen. Die Geschichte von zwei Menschen, deren Zusammentreffen purer Zufall ist und die sich entschließen, alles, all ihre Regeln hoch in die Luft zu werfen und zu schauen, was passiert. Die Geste steht für die Geschichte der beiden.“
Als Bühnenmagiern und als weltweit führende Bühnendesignerin wird Es Devlin gefeiert. Ihre Magie setzt sie auch im Bühnenbild von Carmen um. „Als wir die Idee mit den Spielkarten hatten, realisierten wir, dass diese fantastische Projektionsflächen abgeben würden. Die Karten bewegen sich vielleicht nicht alle physisch, aber mit Hilfe der Projektionen wird es so aussehen, als würden sie sich drehen, als würden sie geworfen. Sie verändern ihren Charakter im Laufe der Aufführung. Zum ersten Mal werden Projektionen im großen Stil und über die gesamte Dauer der Vorstellung bei den Bregenzer Festspielen zum Einsatz kommen.“
Die Bregenzer Festspiele 2017 finden von 19. Juli bis 20. August statt, Tickets und Informationen unter www.bregenzerfestspiele.com sowie Telefon 0043 5574 4076.
(uf)