Bregenz, 29.7.16. Sie ist Feuer und Flamme für Bregenz, richtet ihr Augenmerk auf herausragende Sänger und der Job gleicht gelegentlich einer Riesen-Baustelle. Dennoch steht ihr das Wasser nie bis zum Hals. Verzaubert ist sie von großer Oper, für die sie Mauern einreißt.
Festspiel-Operndirektorin Susanne Schmidt begann bei der "Feuer-Oper" Der Troubadour ihre Tätigkeit bei den Bregenzer Festspielen und feiert heuer ihr 10-jähriges Festspiel-Jubiläum. Sie ist Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros und vor allem für das Casting und die Betreuung der Sängerinnen und Sänger verantwortlich.
Aida hat Höhenangst
Mit dem blauen Riesenauge von Tosca kam die erste Herausforderung: Für den Bondfilm „Ein Quantum Trost“ musste die gebürtige Rheinländerin in Windeseile bereits drei Monate vor Festspielstart Sängerinnen und Sänger aus aller Herren Länder zusammen trommeln. Bei der Baukran-Oper Aida beanspruchte eine Sopranistin das ganze pädagogische Geschick Schmidts, weil sie aufgrund von Höhenangst nicht in die hoch über der Seebühne und am Kranhaken hängende Boot-Gondel steigen wollte.
Moon-Walk auf der Seebühne
Die Aufführung von André Chénier kam einer Revolution gleich, weil die Festspiele nicht nur eine Raritäten-Oper am See zeigten, sondern auch, weil erstmals eine überdimensionale und bis zur Brust im Wasser liegende Männerleiche als Opernkulisse diente. Susanne Schmidt schickte die Sänger der Spitzel-Rolle zu einem Kletterkurs in die Berge, weil die Inszenierung ein Abseilen aus 11 Metern Höhe wollte. Bei einer nachmittäglichen Bühnen-Präsentation im Zauberflöten-Bühnenbild wollte Susanne Schmidt eine unter ihren Füßen wegdrehende Bühnen-Kuppel in entgegengesetzter Dreh-Richtung verlassen, kam deswegen aber keinen Zentimeter von der Stelle und schuf somit den „Schmidtschen Moon-Walk“, der alle verzauberte.
Die Mauer muss weg! - jene von Turandot erst in gut drei Wochen, und eine im Kopf war nie existent: Mitwirkende nämlich beschreiben Susanne Schmidt als weltoffen und grenzüberwindend. Herzlichen Glückwunsch dafür und vor allem: Zum Jubiläum!
(ar)