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Wie aus Alublech ein Bühnenstar wird

Das Bühnenbild der "Freischütz"-Inszenierung auf der Bregenzer Seebühne löst Gänsehaut aus. Besonders wenn die riesige Schlange, ein Meisterwerk der Theaterplastik, ihre Auftritte hat.

240423 Montage Schlange C Tim Meuchelböck (10)
© Bregenzer Festspiele / Tim Meuchelböck

Hinter einem großen Stein und zwischen Ästen lauert die wohl gruseligste Bühnenskulptur der Bregenzer Freischütz-Inszenierung: die riesige Schlange, Symboltier für das Böse. Sie wartet auf ihre zweite Festspielsaison. „Wie jede gute Schlange hat sie einen ausgiebigen Winterschlaf gemacht“, scherzt Ausstattungsleiterin Susanna Boehm und fügt hinzu: „Sie hat sehr gut überwintert, außer ein paar Farbtupfern sind keine Reparaturen notwendig. Wir werden das Rot am Bauch auffrischen, damit sie wieder dramatischer aussieht.“

Die Bühnenschlange, nach dem Vorbild einer Rotbäuchigen Schwarzotter entworfen, wurde aus robustem Aluminiumblech gefertigt. Sie besteht aus dem Kopf und dem Körper, der unter Wasser fixiert ist. Die Anforderungen von Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl an die Bühnenskulptur waren hoch: Sie sollte wie eine richtige Schlange aussehen und außerdem stabil genug sein, einen Menschen zu tragen. Vor allem sollte sie aber gut versteckt sein. Sie unter Wasser zu verbergen, war aus technischen Gründen nicht möglich. So entschied man sich für eine Verkleidung mit Bühnensteinen und Geäst. Von oben sieht die Schlange, die eine Gesamtoberfläche von 36 Quadratmetern hat, wie ein Stein aus. „Wenn sie auftaucht, sollte sie aber aussehen wie eine Schlange, nicht wie eine Schlange mit einem Stein auf dem Kopf“, schildert Susanna Boehm die Herausforderung. „Wir haben lange rumgedoktert, bis wir den richtigen Look gefunden haben.“

Davor war der Potsdamer Theaterplastiker Frank Schulze, seit 30 Jahren Mitgestalter der Seebühne, Monate lang mit dem Untier beschäftigt. Als Basis diente ihm ein Stahlrohr mit einem halben Meter Durchmesser. Das Rohr ist das Innenleben der Schlange, das Platz für Kabel und Beleuchtung bietet. Es ist das Gerüst für unzählige Metallschuppen, die ringförmig vernietet befestigt wurden. Jede Schuppe wurde einzeln von Hand aus dem Aluminiumblech geschnitten. Susanna Boehm: „Das Material ist eine große Herausforderung an den Bildhauer, so eine Plastik würde man normalerweise schnitzen. Das Metall zu bearbeiten ist schwerste körperliche Anstrengung, für die man sehr viel Zeit braucht, um seine Hände nicht zu überlasten.“

Der Schlangenkopf sollte zudem sehr realistisch wirken und einiges können: das Maul auf- und zumachen, die Zähne ausklappen und die Augen sollten leuchten. Zudem muss er so stabil sein, dass er eine Person tragen kann. Die einzelnen Bestandteile wurden aus dem Potsdamer Atelier nach Bregenz transportiert und hier in der Festspielwerkstatt zur Skulptur zusammengebaut. Boehm: „Mit äußerster Vorsicht wurde sie dann aufrecht stehend mit dem Kran auf die Bühne gehoben.“

Ihren großen Auftritt hat die Schlange, wenn sie in der Wolfsschlucht mit einem furchterregenden Feuerstoß den Feuerkreis entzündet. Das pyrotechnische Material ist unsichtbar und sicher verborgen. Sicherheit ist ein wesentlicher Aspekt bei dieser Skulptur. Einem Hubstapler gleich kann sie vertikal bewegt werden. Wenn die Schlange aus ihrem Versteck hochkommt, steht Samiel oder der Eremit auf ihrem Kopf. Der höchste Punkt der Skulptur liegt bei 3,7 Metern. „Der Darsteller muss natürlich absolut sicher stehen können“, sagt Susanna Boehm. Deshalb wurde auf dem Kopf ein als Ast kaschiertes Rohr angebracht, an dem sich der Schauspieler in luftiger Höhe anlehnen kann. Zusätzlich ist er mit einem Sicherheitsseil gesichert.

Ab 17. Juli wird die Schlange beim Publikum für Gänsehaut sorgen. Nach diesem Festspielsommer hat sie ausgedient und wird wie eine simple Blechkarosserie verschrottet.

(jb)

18.06.2025 Susanna Boehm mit Schlange © Bregenzer Festspiele / Eva Cerv
18.06.2025 Susanna Boehm mit Schlange © Bregenzer Festspiele / Eva Cerv
25.06.2024 Kaschur Schlange © Bregenzer Festspiele / Eva Cerv
03.04.2024 Kaschur Schlange © Bregenzer Festspiele / Eva Cerv
22.02.2024 Schlange © Bregenzer Festspiele / Franziska Harm
23.04.2024 Montage Schlange © Bregenzer Festspiele / Tim Meuchelböck
18.06.2025 3D-Modell der Schlange © Bregenzer Festspiele / Steuerungstechnik
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OT Susanna Boehm | Making of Schlange

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