Bregenzer Festspiele
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Aktuelles

Ein schaurig-poetischer „Freischütz“ kehrt zurück

George Enescus Oper „Œdipe“ eröffnet die 79. Bregenzer Festspiele

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© Bregenzer Festspiele / Anja Koehler

Bregenz, 21.11.24. Der 79. Festspielsommer steht ganz im Zeichen der neuen Intendantin Lilli Paasikivi: Als erste Oper im Festspielhaus unter ihrer Leitung ist die monumentale Tragédie lyrique Œdipe des 1881 im heutigen Rumänien geborenen Komponisten George Enescu zu sehen. Das 1936 uraufgeführte Werk eröffnet am 16. Juli 2025 die Bregenzer Festspiele. 

Tags darauf, am 17. Juli 2025 folgt auf der Seebühne die Wiederaufnahmepremiere von Carl Maria von Webers Der Freischütz. Das Spiel auf dem See avancierte im vergangenen Sommer in der außergewöhnlichen Inszenierung des deutschen Regisseurs Philipp Stölzl zum Publikumsliebling: Knapp 200.000 Menschen strömten im Sommer 2024 zum Freischütz an den Bregenzer Bodensee, alle 28 Vorstellungen waren restlos ausverkauft und die Besucher:innen von Stölzls Interpretation der Oper hingerissen. 

Ganz nah am Zuschauerraum liegt die gruselig-poetische Welt, die Stölzl, der nicht nur für die Regie, sondern auch für Bühnenbild und Lichtdesign des Freischütz verantwortlich zeichnet, für die romantische Schauergeschichte rund um die Liebe der Erbförstertochter Agathe zum jungen Amtsschreiber Max geschaffen hat. Letzterer kämpft inmitten einer kahlen Winterlandschaft, zwischen windschiefen, halb im Wasser versunkenen Häusern, Baumgerippen und Pferdeskeletten unter den Augen der argwöhnischen Dorfgesellschaft um die Hand seiner Geliebten. 

Für das Spiel auf dem See 2025 sind an 26 Abenden insgesamt 175.000 Tickets aufgelegt (inkl. Generalprobe und Young People’s Night), davon ist derzeit rund ein Viertel gebucht.

Statement Das Erzählen von Geschichten ist der Kern der Bühnenkunst, die Musik gibt ihr die Seele. Das Programm der Festspiele 2025 ist ein Bekenntnis zur Kunst des Geschichtenerzählens. Lilli Paasikivi Statement

Mit drei packenden Musiktheaterproduktionen auf der Werkstattbühne, darunter eine Uraufführung, dem Opernstudio, einer Uraufführung und Koproduktion im Rahmen des ersten Sommergastspiels des Burgtheaters in der jüngeren Festspielgeschichte sowie außergewöhnlichen Orchesterkonzerten, facettenreicher Kammermusik und einem vielfältigen Programm bei den Jungen Festspielen bietet das Festival am Bodensee von 16. Juli bis 17. August 2025 fünf Sommerwochen lang ein spannendes und reichhaltiges Programm. Insgesamt sind für nahezu 80 Veranstaltungen in der nächstjährigen Festspielsaison rund 213.700 Tickets (inkl. Generalprobe Der Freischütz) aufgelegt.

 

Info

Die Bregenzer Festspiele 2025 finden von 16. Juli bis 17. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com und Telefon 0043 5574 4076. 

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21.11.2024 Programmpräsentation 2025 v.l.n.r.: Babette Karner (Pressesprecherin, Lilli Paasikivi (Intendantin), Hans-Peter Metzler (Präsident), Florian Amort (Chefdramaturg), Michael Diem (kaufmännischer Direktor)
© Bregenzer Festspiele / Anja Koehler
21.11.2024 Programmpräsentation 2025 v.l.n.r.: Babette Karner (Pressesprecherin, Lilli Paasikivi (Intendantin), Hans-Peter Metzler (Präsident), Florian Amort (Chefdramaturg), Michael Diem (kaufmännischer Direktor)
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21.11.2024 Lilli Paasikivi Programmpräsentation 2025
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21.11.2024 Programmpräsentation 2025 v.l.n.r.: Lilli Paasikivi (Intendantin), Hans-Peter Metzler (Präsident), Florian Amort (Chefdramaturg)
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21.11.2024 Lilli Paasikivi Programmpräsentation 2025
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21.11.2024 Michael Diem Programmpräsentation 2025
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21.11.2024 Programmpräsentation 2025 v.l.n.r.: Babette Karner (Pressesprecherin, Lilli Paasikivi (Intendantin), Hans-Peter Metzler (Präsident), Florian Amort (Chefdramaturg), Michael Diem (kaufmännischer Direktor)
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21.11.2024 Programmpräsentation 2025 v.l.n.r.: Hans-Peter Metzler (Präsident), Lilli Paasikivi (Intendantin), Michael Diem (kaufmännischer Direktor), Florian Amort (Chefdramaturg)
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21.11.2024 Lilli Paasikivi Programmpräsentation 2025
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21.11.2024 Hans-Peter Metzler Programmpräsentation 2025
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21.11.2024 Programmpräsentation 2025 v.l.n.r.: Babette Karner (Pressesprecherin, Lilli Paasikivi (Intendantin), Hans-Peter Metzler (Präsident), Florian Amort (Chefdramaturg), Michael Diem (kaufmännischer Direktor)
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21.11.2024 Programmpräsentation 2025 v.l.n.r.: Babette Karner (Pressesprecherin, Lilli Paasikivi (Intendantin), Hans-Peter Metzler (Präsident), Florian Amort (Chefdramaturg), Michael Diem (kaufmännischer Direktor)
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21.11.2024 Lilli Paasikivi Programmpräsentation 2025
© Bregenzer Festspiele / Anja Koehler

Wenn der Teufel seine Hand im Spiel hat: Der Freischütz wieder auf der Seebühne
„Ich wollte diese Oper hier schon machen, als ich das erste Mal nach Bregenz gekommen bin“, verriet der renommierte Film- und Opernregisseur Philipp Stölzl, der 2019/21 bereits Verdis Rigoletto auf der Seebühne inszeniert hatte, beim Seebühnen-Richtfest im Frühjahr 2024. 

Der Form, die Stölzl für seinen Freischütz gewählt hat, lag eine ganz bewusste Entscheidung zugrunde: „Wir wollten die romantische Schauergeschichte, auf der diese Oper basiert, hier am Bodensee durch und durch umarmen.“ Und tatsächlich: Eine feuerspeiende Schlange gewährt dem Teufel Samiel einen Ritt nach oben, geisterhafte, unheimliche Wesen winden sich im schwarzen Wasser der Lagune, gespenstisch bleich tanzt Agathe auf ihrem Bett. 

Den Sprechszenen widmete Stölzl in seiner Bregenzer Inszenierung besondere Aufmerksamkeit, denn: „Diese Oper besteht fast zur Hälfte aus Sprechtheater.“ Zusammen mit Autor Jan Dvořák hat er die Sprechszenen neu gefasst, ergänzt und Samiel, den Teufel, zum Erzähler, Conférencier und Strippenzieher aufgewertet. Zur Faszination des Publikums wechseln sich im Bregenzer Freischütz die eingängigen Melodien und Arien Carl Maria von Webers mit zahlreichen Dialogen ab – und mit den beißenden Kommentaren des Teufels. 

Samiel, abwechselnd gespielt von den beiden Schauspielern Moritz von Treuenfels und Niklas Wetzel, ist im Freischütz immer und überall präsent. Er klettert auf Bäume, reitet auf dem Skelettpferd und erscheint auf der Spitze des Kirchturms. Dabei treibt er die Geschichte voran, dirigiert die Figuren, diktiert deren Handlungen und kommentiert sie scharfzüngig. 

Die Wolfsschluchtszene erwies sich als optischer und dramatischer Höhepunkt der Bregenzer Inszenierung: Webers düstere Klänge und die bedrohliche Orchestrierung, gepaart mit eindrucksvollen Lichteffekten, dichten Nebelschwaden, heulenden Wölfen und krachendem Donner verwandeln die Bühne in einen surrealen, albtraumhaften Ort. Wenn Kaspar inmitten eines Flammenmeeres Freikugeln gießt, herrscht Gänsehaut auf den Rängen.

Die Wiederaufnahmepremiere von Der Freischütz findet am 17. Juli 2025 statt. Die musikalische Leitung von Der Freischütz übernehmen im Sommer 2025 der schwedische Dirigent Patrik Ringborg und der Deutsche Christoph Altstaedt.

Unentrinnbares Schicksal: George Enescus Œdipe als Oper im Festspielhaus

Er tötet seinen Vater, heiratet seine Mutter und ahnt zu keinem Zeitpunkt, was er da tut: Das unheilvolle Leben des Ödipus, der schuldlos schuldig wird und sich immer tiefer in sein vorherbestimmtes Schicksal verstrickt, bewegt die Menschen seit der Antike. 1909 wohnte der Komponist George Enescu einer Aufführung der Tragödie König Ödipus des griechischen Dichters Sophokles an der Comédie-Française bei und war davon tief berührt. Seine Adaption des Stoffes in Form der monumentalen Choroper Œdipe gilt heute als Enescus Meisterwerk. Die Komposition verbindet französischen Impressionismus mit rumänischer Volksmusik und besticht durch farbenreiche Klänge, kraftvolle Rhythmen und liedhafte Melodien.

Œdipe feiert am 16. Juli 2025 im Festspielhaus Premiere. Für die Bregenzer Produktion zeichnet der international renommierte Regisseur Andreas Kriegenburg verantwortlich, der gemeinsam mit Bühnenbildner Harald B. Thor und Kostümbildnerin Tanja Hofmann jedem der vier unabhängig erzählten Akte ein Element widmet: Feuer, Wasser, Luft und Erde, kombiniert mit archaischen Materialien wie Holz, Ton und einfachem Stoff, aber auch blanker Haut. Die musikalische Leitung übernimmt der finnische Stardirigent Hannu Lintu. In der Partie des Œdipe ist der dänische Bariton Johan Reuter zu Gast in Bregenz.

Musiktheater auf der Werkstattbühne: Schatten und Licht, Hingabe und Freiheit

Die Werkstattbühne wird zum Schauplatz dreier ebenso packender wie unterschiedlicher Musiktheaterwerke: Borrowed Light, Study for Life und Emily – No Prisoner Be rücken Hingabe und Gemeinschaft, feinfühlige Empfindungen und die Freiheit des Geistes in den Mittelpunkt.

Für die beiden ersten Produktionen ist Ende Juli die Company des bekannten finnischen Choreographen Tero Saarinen erstmals zu Gast in Bregenz. Zum Auftakt ist am 23. Juli 2025 Saarinens Welterfolg Borrowed Light zu erleben, ein Werk, das mit einer hypnotischen Verschmelzung von Bewegung, Musik und Licht seit 2004 bereits mehr als 50.000 Menschen in seinen Bann gezogen hat. Tero Saarinen ließ sich für Borrowed Light von den traditionellen Liedern und Tänzen der Shaker inspirieren, einer im 18. Jahrhundert in den USA gegründeten religiösen Gruppierung, die für ihre strengen, asketischen Lebensprinzipien, ihren Gemeinschaftssinn und ihre handwerkliche Kunstfertigkeit bekannt ist. Im Mittelpunkt des Stücks steht aber nicht die Shaker-Bewegung selbst, sondern universelle Themen wie Spiritualität und Gemeinschaft. Saarinens Choreographie, unterstützt von den kraftvollen traditionellen Gesängen der Shaker, vermittelt ein Gefühl von menschlicher Verbundenheit und kollektiver Hingabe. 

In enger Zusammenarbeit mit The Boston Camerata, einem der führenden Vokalensemble für Alte Musik, und seinen langjährigen kreativen Partner:innen – Lichtdesigner Mikki Kunttu und Kostümbildnerin Erika Turunen – setzt Saarinen in Borrowed Light das Licht als kraftvolle religiöse Metapher ein und spielt mit Kontrasten: Schweres Filzmaterial trifft luftige, transparente Stoffe, während das Lichtdesign kongenial den Wechsel von mystischen Schatten und strahlender Helligkeit inszeniert.

Am 30. Juli 2025 folgt Study for Life, Tero Saarinens neuestes, immersives und multidisziplinäres Werk. Es ist eine Hommage an die Musik der finnischen Komponistin Kaija Saariaho, mit der ihn eine tiefe künstlerische Freundschaft verband. Insgesamt vier Kompositionen Saariahos sind zu hören, darunter auch die titelgebende Miniatur für Sopran, Elektronik und Licht nach einem Auszug aus T. S. Eliots berühmtem Gedicht The Hollow Men. Study for Life ist eine Koproduktion mit dem Holland Festival und feiert auf der Werkstattbühne ihre österreichische Erstaufführung. Kaija Saariaho (1952–2023) zählt zu den bedeutendsten Komponistinnen der Gegenwart. Bekannt für ihre dichte, farbenreiche Klangsprache, vereinte sie Elektronik und Orchester auf innovative Weise. Study for Life, Saariahos erstes für die Bühne konzipiertes Werk, bildet die Grundlage für einen multidisziplinären Abend, der das Publikum zunächst durch eine leere, einsame Landschaft führt, bis es schließlich in tiefe, synästhetische Empfindungen eintaucht. 

Am 14. August 2025 feiert Emily – No Prisoner Be, ein Auftragswerk der Bregenzer Festspiele, seine Uraufführung auf der Werkstattbühne. Im Zentrum stehen die kühnen, rätselhaften, bisweilen provokanten, aber auch humorvollen Verse der 1830 geborenen US-amerikanischen Dichterin Emily Dickinson. Der US-amerikanische Komponist Kevin Puts, ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis für Musik, die mehrfache Grammy-Gewinnerin Joyce DiDonato und das alle musikalische Konventionen überwindende Trio Time for Three werfen gemeinsam mit Regisseurin und Lichtdesignerin Marie Lambert-Le Bihan einen neuen Blick auf Dickinsons Lyrik. Diese thematisiert die Freiheit des Geistes, die Suche nach Identität und stellt dabei häufig den Glauben und gesellschaftliche Normen in Frage. Emily – No Prisoner Be erkundet einen einzigartigen poetischen Kosmos, der von tiefen Emotionen, existenziellen Fragen und einer besonderen Verbindung zur Natur geprägt ist.

Opernstudio am Kornmarkt: Menschliche Güte und humorvolle Verwicklungen

Gioachino Rossinis Opera buffa La Cenerentola, die zeitlose Geschichte von Aschenputtel, ist im kommenden Jahr als Produktion des Bregenzer Opernstudios im Theater am Kornmarkt zu sehen. Premiere ist am 12. August 2025. Lilli Paasikivi wird als erste „singende“ Intendantin der Bregenzer Festspiele auch die Meisterklasse für die jungen Sänger:innen selbst leiten. 

La Cenerentola, uraufgeführt 1817 in Rom, gilt als Meisterwerk der Opera buffa und als faszinierende Adaption des bekannten Aschenputtel-Stoffs. Bei Rossini wird daraus eine sehr menschliche Geschichte voller humorvoller Verwicklungen und unerwarteter Wendungen. Angelina, genannt Cenerentola, findet hier nicht dank märchenhafter Hilfe zum Glück, sondern durch ihre aufrichtige Güte und beständige Bescheidenheit. Regie führt die Britin Amy Lane, einst Regieassistentin von Keith Warner bei Umberto Giordanos Andrea Chenier auf der Seebühne und heute bekannt für ihre kreativen Inszenierungen. Die musikalische Leitung übernimmt der aufstrebende finnische Dirigent Kaapo Ijas. Bühnenbild und Kostüme entwirft die Britin Anna Reid.

Schon im März 2025 erhalten die jungen Nachwuchssänger:innen die Gelegenheit, ihr musikalisches Können in einer Meisterklasse zu vertiefen. Geleitet wird diese von Lilli Paasikivi und dem künstlerischen Betriebsdirektor Jaakko Kortekangas, die beide im Laufe ihrer erfolgreichen Sängerkarriere selbst in La Cenerentola aufgetreten sind.

Eine Gesellschaft im Ausnahmezustand: Burgtheater-Koproduktion im Juli 2025

Die Kooperation mit dem Burgtheater wird im Sommer 2025 fortgesetzt. Zum ersten Mal in der jüngeren Festspielgeschichte gastiert das renommierte österreichische Theater im Sommer zur Festivalzeit mit einer Uraufführung und Koproduktion. Zu sehen sein wird ab 18. Juli 2025 im Bregenzer Theater am Kornmarkt die Koproduktion bumm tschak oder der letzte henker, das neueste Werk des vielfach preisgekrönten österreichischen Dramatikers Ferdinand Schmalz. Das verstörend aktuelle Stück über eine Gesellschaft im Ausnahmezustand bildet den Auftakt einer neuen, mehrjährigen Zusammenarbeit. Regie führt der Schweizer Regisseur und künstlerische Direktor des Burgtheaters Stefan Bachmann.

Orchesterkonzerte: Epische Geschichten, packend vertont

Epische Geschichten stehen im Mittelpunkt der Orchesterkonzerte. Die Konzerte der Wiener Symphoniker entführen am 21. Juli unter der Leitung von Elim Chan mit Ravels Shéhérazade unter anderem in die Welt von Tausendundeiner Nacht. Am 27. Juli macht Dirigent Jukka-Pekka Saraste und ein 80-köpfiger Männerchor das Publikum mit dem finnischen Antihelden Kullervo bekannt. Petr Popelka widmet sich am 4. August mit Strauss’ Also sprach Zarathustra der Philosophie Friedrich Nietzsches. Die Matinee des Symphonieorchesters Vorarlberg beschließt mit einem Mahler-Programm unter der Leitung von Leo McFall den Festspielsommer 2025.

Am 21. Juli 2025 gibt die chinesische Dirigentin Elim Chan ihr Debüt bei den Bregenzer Festspielen mit einem französisches Konzertprogramm, das sich Werken der Umbruchszeit um 1900 widmet. Zu hören sind Claude Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune und La Mer sowie Maurice Ravels Shéhérazade, einer der ersten großen Erfolge des Komponisten. Solistin dieser drei von persischen Erzählungen inspirierten Orchesterlieder ist die tunesisch-kanadische Mezzosopranistin Rihab Chaieb. Femmes de légende der französischen Komponistin Mélanie Bonis, eine Serie von Charakterstücken für Klavier, die berühmte Frauengestalten aus Literatur und Mythologie musikalisch porträtieren, entstand zur gleichen Zeit. Drei dieser Stücke – über Ophelia, Salome und Kleopatra – hat die Komponistin für Orchester bearbeitet.

Jean Sibelius’ Kullervo, eine fünfteilige symphonische Suite, gilt als Meilenstein der finnischen Musikgeschichte. Sibelius ließ sich für sein 1892 uraufgeführtes Werk vom finnischen Nationalepos Kalevala inspirieren. Mit ihren Volksliedmelodien wurde die Komposition als „die erste wirklich finnische Musik“ gepriesen. Das monumentale Werk erzählt die tragische Geschichte von Kullervo, der unwissentlich seine Schwester verführt, und weist damit Parallelen zum Ödipus-Mythos auf. Unter der musikalischen Leitung von Jukka-Pekka Saraste erwecken am 27. Juli 2025 die Wiener Symphoniker, der finnische YL Male Voice Choir sowie die Herren des Prager Philharmonischen Chors und des Bregenzer Festspielchors die dramatische Wucht und die eindrucksvollen orchestralen und vokalen Klangwelten des Werkes zum Leben. In der Titelrolle debütiert der dänische Bariton Johan Reuter.

Bereits am 25. Juli 2025 kann man den YL Male Voice Choir, einen der weltweit führenden Männerchöre, in der Bregenzer Pfarrkirche Herz Jesu im Konzert Waldeinsamkeit mit einem besonderen A-cappella-Programm erleben: Finnische Chormusik steht dabei im Mittelpunkt, aber auch Chorkompositionen von Franz Schubert und Arnold Schönberg sind Teil des Konzerts. 

Mit Sergei Rachmaninows drittem Klavierkonzert, einem der anspruchsvollsten Werke der Klavierliteratur, gibt der japanische Pianist Mao Fujita am 4. August 2025 sein Debüt bei den Bregenzer Festspielen. Dieses „Elefantenkonzert“, das als „unspielbar“ und als „das Konzert mit den meisten Noten pro Sekunde“ gilt, erfordert höchste technische Virtuosität und  besondere emotionale Tiefe. Ergänzt wird das Programm unter der Leitung von Petr Popelka, Chefdirigent der Wiener Symphoniker, durch Richard Strauss’ Tondichtung Also sprach Zarathustra. Durch Stanley Kubricks Film 2001: Odyssee im Weltraum weltberühmt geworden, fängt das Werk die visionären Gedanken Friedrich Nietzsches ein – die Idee eines übermenschlichen Geistes, der sich von religiösen Normen befreit und immer wieder neu erschafft.

Das Symphonieorchester Vorarlberg widmet sich in seiner Matinee am 17. August 2025 unter der Leitung seines Chefdirigenten Leo McFall dem Leben und Werk von Gustav und Alma Mahler. Neben Mahlers Symphonie Nr. 4 in G-Dur erklingen mehrere Klavierlieder von Alma Mahler, orchestriert von David und Colin Matthews. Den Solopart übernimmt die Mezzosopranistin Dorottya Láng, in Mahlers „Vierter“ ist die Sopranistin Sonja Herranen zu hören. Ergänzt wird das Programm durch eine Komposition von Oskar Fried, einem engen Vertrauten Mahlers, der Motive aus Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel zu einer eindrucksvollen Fantasie verarbeitet hat.

Kammermusik im Seestudio und im KUB: Mad Kings, Nordic Cool und All about Eve

Zwischen traditioneller nordischer Musikkultur und zeitgenössischen elektronischen Klängen, zwischen Monarchen am Rande des Wahnsinns und „Evas ganz ohne Adam“ bewegt sich das Kammermusikprogramm im Seestudio und im Kunsthaus Bregenz. Darüber hinaus präsentieren sich die Wiener Symphoniker am 26. Juli sowie am 2. und 9. August 2025 im Seestudio einmal mehr „ganz persönlich“ in ihren musikalischen Lieblingsformationen.

Der Weg des britischen Königs George III. vom Feld in den Wahnsinn wird am 19. Juli 2025 im Seestudio nachgezeichnet. Der 1738 geborene Monarch galt zunächst als bescheidener, frommer und rechtschaffener König, bekannt als „Farmer George“ und mehr interessiert an Landwirtschaft als an prunkvoller Hofhaltung. Seine letzten Lebensjahre hingegen waren vom Wahnsinn geprägt. Erblindet und an Demenz erkrankt starb er isoliert von seinem Königreich und der Realität. Peter Maxwell Davies’ Monodrama Eight Songs for a Mad King handelt vom psychischen Verfall König Georgs III. und ist eine verstörende und bissige Auseinandersetzung mit dem Wechselspiel von Macht und Wahnsinn. Im für die Bregenzer Festspiele komponierten Gegenstück Farmer George hingegen beleuchten der finnische Komponist Osmo Tapio Räihälä und der deutsche Bariton und Librettist Thomas Florio das frühere Leben eines Mannes, der vergeblich gegen die aufkommende Dunkelheit ankämpft, die ihn schließlich verschlingen wird.

Die norwegische Sopranistin Hedvig Haugerud zählt zu den vielversprechendsten Stimmen ihrer Generation. Ihr Programm Im Sturm der Sehnsucht, das am 3. August 2025 im Seestudio Werke von Edvard Grieg, Jean Sibelius, zeitgenössischen Komponisten sowie Gösta Nystroems populären Liederzyklus Sånger vid havet (Gesänge am Meer) vereint, spiegelt ihre tiefe Verbundenheit mit der nordischen Musikkultur wider. Gemeinsam mit dem Pianisten Mats Knutsson entfaltet sie eine atmosphärische Klangwelt, in der die raue Schönheit des Nordens in all ihren emotionalen Facetten zum Ausdruck kommt.

Eine außergewöhnliche Zusammenarbeit zwischen der finnischen Kantele-Spielerin Ida Elina und dem Jazzsaxophonisten Jukka Perko ist am 5. August 2025 im Kunsthaus Bregenz zu erleben. Ida Elina ist bekannt für ihre virtuose Beherrschung des traditionellen finnischen Saiteninstruments Kantele, Jukka Perko ist ein international renommierter Jazzsaxophonist. In Nordic Cool lassen die beiden traditionelle nordische Klänge mit modernen elektronischen Elementen zu einer neuen, mythologisch aufgeladenen Klangwelt verschmelzen.

Im Konzert All About Eve am 10. August 2025 im Seestudio präsentieren Sophie Heinrich und Maria Radutu Werke bedeutender Komponistinnen aus verschiedenen Epochen und würdigen deren außergewöhnlichen Mut und kreative Vielfalt. Maria Radutu erweckt dabei die Musik zum Leben, während Sophie Heinrich mit Erzählungen und Zitaten aus Tagebüchern und Briefen die Komponistinnen als Menschen vorstellt. Das Programm widmet sich Frauen wie den Schwestern Lili und Nadia Boulanger, oder der Afroamerikanerin Florence Price, die zu ihrer Zeit wegen ihrer Hautfarbe von den Konzertbühnen ausgeschlossen wurde.  

Mittsommernacht am Bodensee: finnischer Tango in der Montagehalle

Die neue Montagehalle des Bregenzer Festspielhauses, deren riesige Tore sich direkt zum Bodensee hin öffnen, wird am 11. August 2025 zum Schauplatz eines ganz besonderen Festspielabends. Denn Tango am See gehört für die Finn:innen zum Sommer wie die Nordlichter zum Winter: Niemand liebt diesen Tanz so sehr wie sie. Das Konzert entführt direkt am Bodenseeufer in die Atmosphäre eines Mittsommernachtstanzes in der finnischen Landschaft. Zu Gast ist das finnisch-britische Alakulo Ensemble: Musiker des London Symphony Orchestra, die traditionelle und moderne finnische Tangos spielen werden. Als Solist:innen sind Arja Koriseva (Tangokönigin 1989) und Johannes Vatjus (Tangokönig 2019) zu erleben. Durch den Abend führt Roman Schatz, der zwar vom Bodensee stammt, aber schon seit fast 40 Jahren in Finnland lebt und mittlerweile als Experte für finnischen Tango gilt.

Junge Festspiele: Freischütz für Kinder und Brass Amore

Das Kinder- und Jugendprogramm Junge Festspiele bietet auch 2025 ein vielfältiges und vergnügliches Programm, das junge Menschen dazu einlädt, die faszinierende Welt der Musik für sich zu entdecken. Neben den Opern-Workshops und dem MINT-Projekt, dem Fest des Kindes und der Young People’s Night steht im März 2025 Der Freischütz für Kinder auf dem Programm. Regisseurin Kai Anne Schuhmacher erzählt in dieser Koproduktion mit der Staatsoper Unter den Linden, Berlin, eine heutige Version der Geschichte, die auf einem Schulhof spielt. Das junge Publikum ist eingeladen, aus dem Saal bei einzelnen Nummern mitzuwirken. Premiere im Festspielhaus ist am 31. März 2025.  

Beim 7. Internationalen Blasmusik-Camp (IBC) kommen von 5. bis 10. August 2025 junge Musiker:innen nach Vorarlberg, um unter der Leitung von Martin Kerschbaum, Dirigent und Schlagzeuger der Wiener Symphoniker, ein symphonisches Blasorchester zu bilden. Beim Abschlusskonzert am 10. August 2025 in Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Blasmusikverband erklingen unter dem Titel Brass Amore Melodien von Gioachino Rossini und Carl Maria von Weber, aber auch Kompositionen von Alfred Reed, John Philip Sousa und John Williams. 

 

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