Bregenzer Festspiele
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„Alles wunderbar“

Patrik Ringborg, schwedischer Dirigent, hat doppelt Premiere. Er leitet zum ersten Mal ein Spiel auf dem See und die Wiener Symphoniker. Er findet Qualität und Arbeitsatmosphäre in Bregenz „wunderbar“.

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© Bregenzer Festspiele / Daniel Ammann

Der Probenmarathon der letzten vier Wochen ist geschafft, die Premiere zur zweiten Saison von „Der Freischütz“ steht unmittelbar vor der Tür. Patrik Ringborg, international tätiger schwedischer Dirigent, sieht ihr mit freudiger Spannung entgegen.

Für den viel beschäftigten, mit zahlreichen Preisen honorierten Künstler ist die Premiere des Freischütz eine mehrfache: Er arbeitet zum ersten Mal für die Bregenzer Festspiele, das Spiel auf dem See ist für ihn eine neue Erfahrung und ebenso die Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern. Müsste er die letzten vier Wochen mit einem Wort umschreiben, würde es wohl „wunderbar“ lauten. „Ganz wunderbar“ seien die Proben verlaufen, die Symphoniker sind für Ringborg ein „gut gelauntes professionelles Toporchester“, Philipp Stölzl habe eine sehr besondere Produktion geschaffen. Für den Dirigenten ist der Bregenzer Freischütz „ein Gesamtkunstwerk - fantastisch, filmisch, spannend“.

Beeindruckt ist Patrik Ringborg vom Arbeitsklima bei den Bregenzer Festspielen. Hohe Qualität habe er andernorts auch erlebt, aber die Kombination aus Qualität und Teamgeist, die sei eine ganz seltene: „Die gute Stimmung, das schöne Miteinander von Tontechnik, Bühnentechnik, Chor, Solisten, Stuntmen und Orchester - das ist besonders. Fast wie im Sommercamp.“ Nein, Urlaubsstimmung komme nicht wirklich auf, schließlich probe man bis Mitternacht und am nächsten Vormittag gehe es dann weiter, sagt Ringborg lachend. Und noch etwas sei wunderbar: Das Wiedersehen mit Intendantin Lilli Paasikivi und dem neuen Leiter des künstlerischen Betriebsbüros, Jaakko Kortekangas: „Wir haben vor über 30 Jahren miteinander gearbeitet, jetzt trifft man sich wieder.“

Eine neue Herausforderung ist für den musikalischen Leiter die Arbeit abseits von Bühne und Orchestergraben. Denn beim Spiel auf dem See sind Bühne und Orchester räumlich getrennt, die Musiker:innen befinden sich im Festspielhaus. Das eigens für die Seebühne geschaffene Tonsystem BOA Bregenz Open Acoustic sorgt dafür, dass sich die Orchesterklänge mit den Stimmen der Solistinnen und Solisten vereinen. Monitore verbinden Orchester und Bühne und machen die Musiker:innen auch für das Publikum sichtbar.

Ziel der Bregenzer Tontechniker:innen war und ist, den Klangraum des Festspielhauses akustisch nachzubauen. Was 90 Mikrofone im Saal aufnehmen, wird über rund 400 Lautsprecher auf, hinter, neben der Bühne und Tribüne wiedergegeben. Zehn Tontechniker:innen sind bei jeder Aufführung anwesend, arbeiten mit Hochleistungsrechnern und sorgen dafür, das perfekt abgemischt und gesteuert wird. Das Publikum soll trotz großer Entfernung zur Bühne und den einzelnen Solist:innen deren Position und Bewegungen und auch die zahlreichen anderen Schallquellen Effekte genau wahrnehmen können. Eine Klanghülle wie in einem Konzerthaus wird geschaffen.

"Das Leise und Laute sollte der Dirigent regeln"

Patrik Ringborg sieht Parallelen zum Spiel in großen Konzerthäusern mit ihren sehr spezifischen Bauweisen und Ausstattungen: „Es ist erstaunlich, wie Tonanlage und Beschaffenheit der Tribüne Anpassung beim Spiel erfordern. Genauso wie man in unterschiedlichen Opernhäusern unterschiedlich spielt.“ Die Tonanlage biete extreme Möglichkeiten in der Qualität und Variation, erfordere aber auch Anpassung.

So echt wie möglich solle das Spiel klingen, sagt Ringborg. Dazu müsse die akustische Spannweite möglichst groß sein: „Was wir unheimlich leise spielen, soll auch als unheimlich leise wahrgenommen werden. Denn laute Stellen werden erst spannend, wenn es auch mal richtig leise sein darf. Daran arbeiten wir.“ Natürlich könnte man die Lautstärke auch mit der Tonanlage regeln. „Klar, mit über 400 Lautsprechern wäre die Technik übermächtig. Man könnte das Orchester laut oder leise regeln, sogar ganz wegschalten. Aber ich finde das Leise und Laute sollte der Dirigent regeln. Ich arbeite seit 35 Jahren daran, Orchester, Sänger und Sängerinnen auszubalancieren. Das mache ich auch gerne hier.“

Viel zu diskutieren gäbe es zwischen Dirigent und Tontechnik, „und noch viel mehr gute Zusammenarbeit“. Auf diese baut der musikalische Leiter bei jeder Aufführung. Denn jeder Abend sei anders. „Da kommt Wind und bläst den Ton weg. Oder es regnet und 7000 Regenponchos werden übergezogen. Das wird dann laut. Die Technik muss darauf reagieren, jeden Abend anders.“

Aber gerade Der Freischütz profitiere durch das Spiel mit und in der Natur, sagt Ringborg: „Wenn die Ouvertüre erklingt und man über den See guckt, die Sonne untergehen sieht oder Wald und Berge - besser kann die Stimmung für den Freischütz nicht sein.“

(jb)

14.07.2025 Patrik Ringborg © Bregenzer Festspiele / Daniel Ammann
14.07.2025 Patrik Ringborg © Bregenzer Festspiele / Daniel Ammann
14.07.2025 Patrik Ringborg © Bregenzer Festspiele / Daniel Ammann
14.07.2025 Wiener Symphoniker © Bregenzer Festspiele / Daniel Ammann
14.07.2025 Wiener Symphoniker © Bregenzer Festspiele / Daniel Ammann
09.07.2025 Prager Philharmonischer Chor © Bregenzer Festspiele / Eva Cerv

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