Von großer Erfahrung profitieren: „Unschlagbar!“

Fünf Fragen an Spencer Britten, Tenor in der Oper Die Italienerin in Algier

Bregenz, 24.6.22. Mit einem Jahr Verzögerung ist Die Italienerin in Algier zu sehen, eine Art Vorbote der Bregenzer Festspiele vor deren offizieller Eröffnung. Damit stehen – neben Armida im August – heuer zwei Produktionen des Opernstudios auf dem Festspielprogramm.

Intendantin Elisabeth Sobotka geht es in diesem Format darum, „jungen Sängerinnen und Sängern in einer hochprofessionellen Umgebung bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu helfen“. Und dabei eine Inszenierung zu erarbeiten, die dem Publikum Freude bereitet. Wie 2021 führt Kammersängerin Brigitte Fassbaender Regie bei Rossinis rasanter Italienerin in Algier. Und wie im Vorjahr ist Spencer Britten mit von der Partie. Bei seinem Debüt in Bregenz verkörpert er den Sklaven Lindoro.

Im vergangenen Jahr musste die Produktion am Tag der geplanten Premiere wegen des positiven Coronatests eines Ensemblemitglieds verschoben werden. Was hat sich in der Zwischenzeit bei dir getan?
Das vergangene Jahr wurde weiter durch COVID durcheinandergewirbelt, mit zahlreichen schnellen Um -und Neubesetzungen. The show must go on! Ich bin in einer Premieren-Produktion in der Staatsoper Unter den Linden in Berlin aufgetreten. Direkt danach bin ich ganz kurzfristig in Pilsen bei Die Sache Makropulos eingesprungen. Auf Tschechisch vor einem tschechischen Publikum zu singen, war wieder sehr aufregend. Außerdem ging es für mich darum, mich nach der Zeit im Opernstudio um neue Engagements als freischaffender Künstler zu kümmern. Eine herausfordernde, aber auch aufregende Aufgabe. Es stehen coole Projekte bevor!

Was hast du im Opernstudio gelernt?
Brigitte Fassbaenders Erfahrung aus einer so langen und großen Karriere ist für junge Sänger wie mich unschlagbar. Es ist ein großes Plus, dass sie sich der Regie zugewandt hat. So können wir direkt von ihr lernen, was Sänger brauchen. Sie kennt unsere Situation ja selbst bestens. Ihre intuitive Inszenierung macht es uns leicht.

Nun beginnen erneut die Proben für Die Italienerin in Algier. Musst du dafür wieder bei Null anfangen? Oder ist der Großteil der Arbeit schon getan und es geht nur noch um Feinabstimmungen?
Beim Einstudieren der Rolle muss ich definitiv nicht wieder ganz von vorne anfangen. Wenn ich eine große Rolle wie diese vorbereite, nehme ich mir gerne Zeit. So bleiben mir die Inhalte noch länger im Kopf. Das Schöne daran, zu einer vertrauten Rolle zurückzukehren, ist die Möglichkeit, tiefer in sie einzutauchen. Sowohl musikalisch als auch schauspielerisch kann man neue Facetten entwickeln – je nachdem, wie man seinen Part interpretiert.

Wie interpretierst du denn deine Rolle?
Lindoro ist ein klassischer Belcanto-Tenor: Er sehnt sich immer nach Liebe und vermisst seine Isabella. Ich möchte über diese typische Rolle hinausgehen und meinen Interpretations-Spielraum nutzen. Brigitte Fassbaender hat mir viel Freiraum gegeben, die Rolle selbst zu entdecken und eigene Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört auch der schauspielerische Teil, den ich sehr genieße. Ich komme ursprünglich aus dem Musical-Fach.

Der Lindoro scheint dir zu liegen, wie das Opernstudio gezeigt hat. Eine Journalistin hat dich sogar als „geborenen Rossini-Tenor“ bezeichnet. Was muss man speziell für Die Italienerin in Algier oder beispielsweise den Barbier von Sevilla mitbringen?
Diese Einschätzung schmeichelt mir sehr. Wichtig ist, dass man Koloraturen und hohe Töne beherrscht. Außerdem sind ein gewisses komödiantisches Talent und ein gutes Gespür für die Figuren wichtig.

Die Italienerin in Algier feiert am Freitag, 8. Juli Premiere. Weitere Vorstellungen folgen am 10. und 12. Juli, jeweils um 19.30 Uhr im Theater am Kornmarkt.

Die Bregenzer Festspiele 2022 finden von 20. Juli bis 21. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com Telefon 0043 5574 407 6.

(tb)

13.08.2021

Fotos "Die Italienerin in Algier"

© Bregenzer Festspiele / Karl Forster
12.08.2021

Spencer Britten

© Brent Calis