Stimmen zu "Die Judith von Shimoda"

Auszüge aus der Berichterstattung 2023

Stand: 19.08.2023, 12.15 Uhr

DER WESTALLGÄUER
„Für die Charakterisierung der einzelnen Figuren setzt Panisello ein vielfaltiges Instrumentarium ein, das die von den Sängerinnen und Sängern großartig gemeisterten, teils halsbrecherischen Arien und Duette farbreich flankiert. Die Inszenierung Carmen C. Kruses vor einem wirkungsvollen Spiegel-Buhnenbild erleichtert den Zugang zu der im Verlauf des Stücks immer fesselnderen Komposition."

SÜDKURIER
„Seine (Fabian Panisella) anspruchsvolle Partitur ist beim Amadeus-Ensemble Wien unter Leitung von Walter Kobéra in besten Händen. Durchweg erstklassig ist auch das Gesangsensemble, stellvertretend Anna Davidson als Okichi genannt.“

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
„Aber das Stück selbst, also das ursprünglich japanische, macht er zu einem Meisterwerk hochemotionaler Konversation. Panisello beherrscht viele Stile bis hin zum Jazzrock - eine E-Gitarre ersetzt kreischend die Shamisen, die traditionelle Laute, Instrument der Geishas. Auch flicht er - in einem betörenden Moment - ein altes japanisches Lied ein, aber nie so ostentativ, dass man darin Folkore vermuten könnte.

(…) Wie Anna Davidson die Okichi singt und spielt, mit einer Selbstbestimmtheit wie Alban Bergs Lulu, mit einem nie versiegenden Trotz, das ist fabelhaft.

(…) Auf der Werkstattbühne der Festspiele hat Susanna Brendel einen Spiegelraum gebaut, davor das Amadeus Ensemble unter Walter Kobéra, auf den Punkt wach.“

VORARLBERGER NACHRICHTEN
"Besonders beeindruckend wird dieser Klangraum, wenn er aus der Feder eines so herausragenden Komponisten wie Fabian Panisello entspringt.

(...) Anna Davidson verkörpert die Rolle der Okichi mit beeindruckender Tiefe und Emotionalität. Ihre nuancierte Darstellung gibt der Figur Authentizität; mit kraftvoller Stimme und bemerkenswerter Bühnenpräsenz gelingt es Davidson, Okichis innere Stärke und Wandlung berührend zum Ausdruck zu bringen.

Alexander Kaimbacher liefert als Saito eine ausgezeichnete Leistung, die von subtiler Charakterzeichnung und seiner warmen, ausdrucksstarken Stimme geprägt ist.

Megan Kahts beeindruckt als Ofuku durch ihre Fähigkeit, emotionale Nuancen in ihrer Stimme auszudrücken und verleiht der Beziehung zwischen Ofuku und Okichi eine tiefe Intensität. Auch darstellerisch ist sie absolut überzeugend.

Das 19-köpfige Orchester bildet das Fundament des Klangspektakels, wobei Fabian Panisello es geschickt versteht, ein scheinbar größeres Orchester zu schaffen.

(...) Bemerkenswert ist die Bläserbesetzung mit Flöte, Piccoloflöte, Altflöte, Oboe, Englischhorn sowie Bassklarinette, Kontrabassklarinette, Fagott und Kontrafagott.

(...) Die Einbeziehung von Harfe, Akkordeon und Klavier verleiht der Musik eine reiche Klangfarbe, während das Schlagwerk eine eindrucksvolle rhythmische Struktur schafft.
Die E-Gitarre und zwei Keyboards dienen nicht nur der Klangerzeugung, sondern machen gezielt Spracheffekte hörbar. Elektronik und Live-Elektronik spielen eine zentrale Rolle, um das Klangerlebnis auf eine neue Ebene zu heben.
Gesprochene und gesungene Sprache wird auf verschiedene Weise vervielfältigt und in den Raum gesendet. Dadurch entsteht eine einzigartige Atmosphäre des Raumtheaters, in der die Musik den Raum durchdringt.

Das Bühnenbild von Susanne Brendel schafft dazu eine atmosphärische Kulisse, die das historische Setting einfängt und gleichzeitig Raum für modern interpretierte Elemente bietet.

Ein bemerkenswertes Merkmal von Panisellos Komposition ist die Verwendung der Instrumente, um die Dialoge zwischen den Charakteren widerzuspiegeln. Die subtile Einbindung von Zitaten, wie die Begleitung von Okichis Konkurrentin, das Zitat der amerikanischen Hymne durch ein Horn oder die amerikanische Hymne im "Krebsgang", zeigt Panisellos künstlerische Raffinesse und schafft eine fesselnde Verbindung zwischen Musik und Handlung.

Der Wiener Kammerchor und das amadeus ensemble-wien unter der künstlerischen Leitung von Kobera ergänzen die Solisten mit eindrucksvollem Gesang und präzisem Spiel. Besonders bemerkenswert ist der innovative Ansatz, einzelne Solisten gleichzeitig als Chor auftreten zu lassen, was die Vielfalt der Perspektiven und Stimmen unterstreicht.

(...) Die musikalische Leitung von Walter Kobera verleiht der Aufführung eine kraftvolle Dynamik.

Carmen C. Kruse, die erst vor wenigen Wochen die Regie übernommen hat, vermag es mit beeindruckendem Geschick, in ihrer Inszenierung die fesselnde Welt von Okichi zum Leben zu erwecken. Ihre intelligente Herangehensweise ermöglicht es, sich tief in die Handlung hineinzuversetzen, und man empfindet eine außergewöhnliche Verbundenheit mit der Hauptfigur, die so mitreißend dargestellt wird."

NEUE
"Dieser sehr feministische Stoff wurde an diesem Abend gut transportiert. Beeindruckend war die Szene, in der sich Geisha Okichi auf die Bühne setzte und sich so vehement wehrte."

APA - Austria Presse Agentur
"Musikfassung der "Judith von Shimoda" überzeugt.

(...) Die mit der Neuen Oper Wien realisierte Musiktheaterproduktion lässt nahezu vergessen, dass der österreichischen Erstaufführung der bearbeiteten Nachdichtung eines japanischen Schauspiels durch Bertolt Brecht und Hella Wuolijoki wegen ihrer Oberflächlichkeit einst kein Erfolg beschieden war. Es wurde mit viel Applaus gedankt.

(...) Die unterschiedlichen Zeitebenen auszuklammern, stellt sich weder für die Regie noch für die Ausstatterin Susanne Brendel als Problem dar. Die Kostüme sind mehr oder weniger heutig und oft genderneutral, ein großer Spiegel über der leeren Spielfläche lässt die Bewegungen der Personen aus zwei Perspektiven betrachten, ab und zu dient er als Videowand, auf der Bilder von menschlicher Haut eine Intimität erzeugen, ohne dass dieser Effekt zu platt gerät. 

(...) Der rasche Wechsel der Szenen mit den Kommentierenden und den Handelnden, die zum Teil von denselben Sängerdarstellern verkörpert werden und eine Komposition, die vorsieht, dass einzelne Instrumentalisten immer wieder mit den Sängerinnen und Sängern in den Dialog treten, hält hellwach.

(...) Mit Streichern, einer E-Gitarre, viel Schlagwerk, Saxofon, Electronic und einer imposanten Bläserbesetzung erreicht Fabián Panisello ein Klangbild, auf dessen erkennbare Schichtungen Walter Kobéra mit dem amadeus ensemble wien gewinnbringenden Wert legt. Die Zuordnung der jeweiligen Instrumente zu den Protagonisten bleibt möglich, wird aber packend variiert, ohne die Narration ins Stocken zu bringen.

(...) Mit präziser Rollengestaltung und wie ein kleines Kraftwerk zieht Anna Davidson (Okichi) die Aufmerksamkeit auf sich. Schön, dass die Musik mit tönendem Herzschlag ihr Ende offen lässt. Auch Gan-ya Ben-gur Akselrod (Osai, Ray), Harald Hieronymus Hein (Heusken, Akimura), Alexander Kaimbacher (Saito), Martin Lechleitner (Tsurumatsu) und Megan Kahts (Ofuku) vermitteln, sich trotz des hohen Schwierigkeitsgrades in den jeweiligen stimmlichen Anforderungen wohl zu fühlen.

(...) Die Kombination einer ostentativen Botschaft in der Handlung mit einer komplexen Komposition ergibt frisches, neues Musiktheater, das "Die Judith von Shimoda" rehabilitiert. Das Uraufführungspublikum bedachte die Inszenierung mit viel Applaus."