Stimmen zu "Werther"

Auszüge aus der Berichterstattung 2023

Stand: 16.08.2023, 11.08 Uhr

VORARLBERGER NACHRICHTEN
"In der Inszenierung von Jana Vetten wird Jules Massenets "Werther", 1892 entstanden, zu einer zeitgemäßen Reflexion über das Wesen der Leidenschaft, den Kampf um Autonomie und die Kraft der Gemeinschaft. Die Regisseurin rückt die Figur der Charlotte in den Mittelpunkt, die nicht mehr nur Objekt der Begierde ist, sondern als moderne Frau ihre eigene Agenda verfolgt. Dabei gelingt es Vetten, die Oper aus einer neuen Perspektive zu erzählen und die vielschichtigen Motive der Handlung zu erforschen.

(...) Vettens Herangehensweise ermöglicht einen tieferen Einblick in das emotionale und psychologische Innenleben von Charlotte. Diese Interpretation eröffnet einen Dialog über Themen wie die MeToo Bewegung und das komplexe Zusammenspiel von Zustimmung und Ablehnung. Die Hervorhebung von Charlottes Perspektive verleiht der Geschichte zusätzliche Tiefe und unterstreicht die Entwicklung ihrer Charaktereigenschaften.

(...) Die intime und detailreiche Musik Massenets kommt in dieser Inszenierung voll zur Geltung, und die Präsenz des wunderbaren Kinderchors der Musikmittelschule Bregenz-Stadt schafft eine besondere Atmosphäre, die sowohl die zarten Nuancen als auch die emotionalen Höhepunkte der Partitur unterstreicht.

Die Vielfalt der musikalischen Farben spiegelt sich nicht nur in der Musik, sondern auch in der erzählten Geschichte wider. Akzente auf der Bühne werden durch die Wahl der Kostüme gesetzt - einfache Kleider in kräftigen Farben, die Visualisierung der Gegensätze zwischen der bunten, lebendigen Gemeinschaft und dem zerrissenen Inneren Werthers und Charlottes fügen der Aufführung eine visuelle Ebene hinzu, die emotionalen Kontraste unterstreicht.

Die herausragenden Momente der Produktion manifestieren sich in der fabelhaften musikalischen Darbietung des Symphonieorchesters Vorarlberg unter der Leitung von Claire Levacher sowie in den bezaubernden Gesangsstimmen der jungen Künstlerinnen und Künstler des Opernstudios der Festspiele. 
Raul Gutierrez verkörpert die zerrissene Seele des Protagonisten Werther mit leidenschaftlicher Hingabe.

(...) Kady Evanyshyn, eine virtuose Sopranistin, bringt eine fesselnde Präsenz auf die Bühne und verwebt ihre klare, strahlende Stimme mit der Handlung. Ihre Interpretation der Charlotte zeigt die innere Entwicklung der Figur, die zwischen Pflichtgefühl und eigenen Wünschen schwankt. Evanyshyn stimmliche Bandbreite ermöglicht es ihr, die emotionale Bandbreite dieser komplexen Figur eindrucksvoll darzustellen.
Ebenfalls großartig ist die irische Sopranistin Sarah Shine als Sophie.
Die musikalische Leitung von Claire Levacher, die präzise und einfühlsam dirigierte, verlieh der Aufführung einen beeindruckenden Zusammenhalt.

(...) Dem Symphonieorchester Vorarlberg gebührt ein großes Lob für seine Leistung. Insgesamt bietet die Inszenierung einen erfrischenden und tiefgründigen Zugang zu einem bekannten Werk und lädt das Publikum ein, über die zeitlosen Themen Leidenschaft, Liebe und Selbstbestimmung nachzudenken. Großer Jubel beim Premierenpublikum."

KRONEZEITUNG
"Jana Vetten reüssiert mit einer sehr gelungenen Inszenierung, an deren Aussagekraft die Ausstattung von Camilla Hägebarth einen wesentlichen Anteil hat.
Nur ein dunkler Mond bewacht das Liebespaar.

Sorgfalt herrscht auch in der Zusammenführung der Szene mit der Musik. Diese liegt sicher in den Händen von Claire Levacher am Pult des hervorragend spielenden Symphonieorchesters Vorarlberg - trotz der schwierigen, weil knalligen Akustik im Theater am Kornmarkt.

Kady Evanyshyn bezaubert als Charlotte. Von kokett bis dramatisch liefert ihr Mezzosopran alle Farben zwischen Leichtigkeit und großem Ausbruch.
Ebenso ideal ist Raül Gutierrez als leidenschaftlicher Werther. Sarah Shine als Sophie, Yuriy Hadzetskyy als Albert sowie Lucas Cortoos als Amtmann ergänzen das Ensemble, und die Kinder der Musikmittelschule Bregenz-Stadt machen ihre Sache ganz toll.
Somit gelingt die achte Produktion des Opernstudios der Bregenzer Festspiele herausragend."

ORF VORARLBERG
"Dabei sorgten die jungen Sängerinnen und Sänger des Opernstudios für einen frischen Blick auf ein Werk, das viele in der Schule gelesen haben.

(...) Die Premiere der 1892 entstandenen Oper im Rahmen der Bregenzer Festspiele wurde am Montagabend mit großer Begeisterung aufgenommen. Der aus Goethes Briefroman wohlbekannte tragische Held wird in der Inszenierung von Jana Vetten im Theater am Kornmarkt in moderner Optik und mit einem Hauch Feminismus präsentiert.

(...) 'Kady Evanyshyn ist eine Charlotte mit leuchtend-expressivem Mezzosopran und psychologisch fein austariertem Schauspiel. In Raul Gutierrez trifft sie auf einen kongenialen Werther, der seinen glanzvollen Tenor mit einer betörend reichen Farbpalette ausgestaltet', sagte Ingrid Bertel von der Kulturredaktion des ORF Vorarlberg.

(...) 'Jana Vettens Regie zeigt einen überzeugend feministischen Blick auf das Werk', so Bertel weiter, 'das Symphonieorchester unter Claire Levacher zeigt französische Transparenz und romantischen Schmelz samt leise impressionistischem Flimmern...'"

NEUE VORARLBERGER TAGESZEITUNG
"Großen Jubel gab es am Montagabend im Kornmarkttheater Bregenz bei der Premiere von "Werther".

(...) Bewegend und tiefgehend ist die Produktion des Opernstudios der Bregenzer Festspiele mit Jules Massenetsets vieraktiger Oper "Werther" im Theater am Kornmarkt.

(...) vor allem die kanadische Mezzosopranistin Kady Evanyshyn als Charlotte und der mexikanische Tenor Raul Gutierrez in der Titelpartie geben all ihr Herzblut.

(...) Die Bühnen- und Kostümbildnerin Camilla Hägebarth hat dazu einen abstrakten, vieldeutigen Raum gebaut, der Schutraum und Gefäß, aber auch Mutterschoß symbolisieren kann. Eine große Kugel hängt in manchen Szenen über der Bühne, wirkt je nach Beleuchtung (Dennis Scherf) bedrohlich oder auch poetisch wie ein Mond.
Ein üppiger Vorhang begrenzt die Bühne nach hinten, in der letzten Szene wird er über den sterbenden Werther gezogen, kaltes Bühnenlicht und das Gestänge des Schnürbodens zeigen die bittere Realität. Samtstoffe in warmen Farben werden immer wieder aufgebrochen, überbrücken die alte und neue Zeit...

(...) Die Regisseurin Jana Vetten legt den Fokus auf die starke, wenn auch zuletzt von widerstreitenden Emotionen zerrissene Frau, die Kady Evanyshyn mit klarer Körpersprache und den dunkel leuchtenden Farben ihrer Stimme durchlebt.

(..) er (Werther) teilt sich die schwere Partie gut ein und überzeugt in der Sterbeszene mit feinen Pianotönen. Mit ihrem hellen Sopran ist die Irin Sarah Shine eine liebenswerte Sophie...

(...) Ganz reizend sind die hellen Stimmen des Bregenzer Kinderchors, schließlich bilden ihre "Noel"-Rufe den stärksten Gegensatz zum Tod Werthers und dem verzweifelten Ruf Charlottes.

(...) Im kleinen Orchestergraben des Kornmarkttheaters ist wie immer das schlank besetzte Symphonieorchester Vorarlberg, das die Sänger mit weichen Bläserfarben und intensiven Streichern trägt. Die französische Dirigentin Claire Levacher meistert die in diesem Haus schwer zu erreichende Balance zwischen Bühne und Graben mit klug eingesetzten Steigerungen und viel Gespür für das Atmosphärische der französischen Oper. Großer, fast einhelliger Jubel für das gesamte Ensemble und die überzeugende Deutung des Werks."

ST. GALLER TAGBLATT
„Und da sind die stimmkräftigen Festbrüder Schmidt (Timothy Veryser) und Johann (Raoul Steffani), die den ersten Teil des Abends klimatisch stark aufhellen. Und die zusammen mit dem von Claire Levacher dirigierten Symphonieorchester Vorarlberg zeigen, wozu der im Opernstudio versammelte Nachwuchs musikalisch, sängerisch und darstellerisch fähig ist.

(…) Noch immer wirft Goethes «Werther» und mit ihm Massenets musikalisch wunderbar fein gezeichnete, im ersten Teil beschwingt vibrierende, im zweiten Teil in seelische Abgründe stürzende Oper Fragen auf. Das macht sie so modern. Eine dieser Fragen greift die Regisseurin Jana Vetten im Programmheft heraus, wenn sie sagt: «Wenn alle etwas grosszügiger wären, könnte auch ein Leben zu dritt möglich sein.» Ob das so ist? Man denkt darüber noch lange nach dem verdienten Schlussapplaus nach.“

AUSTRIA PRESSE AGENTUR
„Großer Applaus für feministischen „Werther“ in Bregenz.
Die Premiere der 1892 entstandenen Oper "Werther" im Rahmen der Bregenzer Festspiele ist am Montagabend mit großer Begeisterung aufgenommen worden.
Der aus Goethes Briefroman wohlbekannte tragische Held wird in der Inszenierung von Jana Vetten im Theater am Kornmarkt in moderner Optik und mit einem Hauch Feminismus präsentiert. Eingebettet in die impressionistische Musik von Jules Massenet ergibt das eine ebenso gewagte wie gelungene Mischung.Die eigentlichen Highlights des Opernabends sind die vom Vorarlberger Symphonieorchester (Leitung Claire Levacher) fabelhaft umgesetzte Musik und die wunderbaren Stimmen der jungen Sängerinnen und Sänger des Opernstudios der Festspiele.

(…) Charlotte (Kady Evanyshyn) und Sophie (Sarah Shine) sind es, die nicht nur gesanglich, sondern auch in Bewegung, Mimik und Gestik überzeugen …

(…) Die kleine Bühne des Kornmarkttheaters, die durch das Bühnenbild noch weiter verengt wird, ist für solche intimen Szenen wunderbar geeignet.

(…) Für ihre Leistungen ernten die Hauptdarsteller sowie insbesondere Claire Levacher und das Vorarlberger Symphonieorchester vom Premierenpublikum schließlich tosenden Applaus.“