„Wir haben viele Jahre auf diesen Tag hingearbeitet“
Start der Proben zu Madame Butterfly
Bregenz, 17.6.22. Jetzt wird es ernst. Und fühlt sich doch ganz leicht an. Während unten im Foyer eine Schülergruppe zur Führung durch das Bregenzer Festspielhaus empfangen wird, gibt es im Parkstudio ein Stockwerk höher erst recht ein großes Hallo. Die Künstlerinnen und Künstler, die an Madame Butterfly teilnehmen, treffen zum Probenauftakt aufeinander. Manche kennen sich aus früheren Jahren. Nach dem formellen Teil am Registrierungs-Stand schnappen sie sich ein Croissant, dazu einen Kaffee oder Fruchtsaft und plaudern angeregt an Stehtischen.
„Der letzte und wichtigste Schritt“
Kurz darauf geht es in der Seegalerie, wiederum eine Etage höher, weiter. Zur Rechten liegt der glitzernde Bodensee und nicht zuletzt das bereits jetzt beeindruckende Bühnenbild. Es kribbelt. Jede und jeder stellt sich kurz vor; vom Tontechniker über die Sopranistin bis zu Tänzern und der Kostümabteilung. Elisabeth Sobotka ist die Vorfreude deutlich anzusehen und anzuhören. „Das ist der beste Tag des ganzen Jahres. Viele Jahre haben wir auf ihn hingearbeitet. Nun kommt der letzte und wichtigste Schritt“, sagt die Intendantin. Wie dieser im Hinblick auf die Inszenierung konkret aussehen soll, erläutert Regisseur Andreas Homoki.
Ohne Kompromisse
Einige sehen Puccinis Oper als Kammerspiel: So stark konzentriert sich die Handlung auf die junge Japanerin Cio-Cio San (Spitzname Butterfly) und den amerikanischen Leutnant Pinkerton. Wie ist diese intime Stimmung auf diese große Bühne zu transportieren? Für Homoki ist diese Konstellation kein Widerspruch: Die emotionale Energie sei immens – und damit das Stück auf der Seebühne richtig. Er schwärmt von der Figur Cio-Cio San als „großer, kompromissloser Heldin. Selbst um den Preis ihres Lebens hält sie an ihrer Würde, ihrer Selbstbestimmung fest.“ Die Uraufführung des Stückes war im Jahr 1904, die darin verhandelten Themen sind aktuell geblieben. Es geht um Kolonialismus, Rassismus – „um die Frage, wie wir mit aufeinandertreffenden Kulturen umgehen“.
Gereifter Künstler
Homoki wäre fast vor 25 Jahren schon einmal in Bregenz tätig geworden. Damals hatte Alfred Wopmann, Elisabeth Sobotkas Vorvorgänger als Intendant der Bregenzer Festspiele, bei dem aufstrebenden Künstler angefragt. Rückblickend betrachtet ist Homoki froh, dass er erst jetzt am bzw. im Bodensee inszeniert. „Damals stand ich am Anfang meiner Karriere und mir war angesichts der Dimensionen hier etwas bange. Gerade auf der Seebühne braucht es jede Menge Fähigkeiten und Erfahrung.“ Ein Vierteljahrhundert und etliche eigene Inszenierungen später fühlt sich der Intendant des Zürcher Opernhauses gut gerüstet – und sprüht vor Energie für Madame Butterfly.
Madame Butterfly feiert am Mittwoch, 20. Juli Premiere. Weitere 25 Vorstellungen folgen bis zum 21. August.
Die Bregenzer Festspiele 2022 finden von 20. Juli bis 21. August statt. Tickets und Infos unter www.bregenzerfestspiele.com Telefon 0043 5574 407 6.
(tb)