Vom Brautmodenversand zu Dantes Inferno
Fünf Fragen an Bühnen- und Kostümbildner Dietrich von Grebmer (Opernstudio)
Zwei Einakter direkt hintereinander singen und spielen die jungen Künstler:innen des Opernstudios in diesem Jahr am Kornmarkt: Gioachino Rossinis Der Ehevertrag sowie Gianni Schicchi von Giacomo Puccini. Nur eine Bühne – nicht zwei – hat hingegen der Bühnen- und Kostümbildner Dietrich von Grebmer zur Verfügung. Für ihn eine "besonders willkommene Herausforderung".
Das Opernstudio-Publikum darf sich auf einen heiteren Abend freuen. Was bedeutet das für Ihre Herangehensweise? Welchen Einfluss hat der Charakter des Stücks?
Er ist die Grundlage für meine Arbeit an Bühne und Kostüm. In enger Abstimmung mit der Regie entstehen erste Ideen und Ansätze, dann Skizzen, Entwürfe und ein Bühnenbildmodell. Schritt für Schritt geht es dann gemeinsam weiter. In den meisten Fällen hat man etwa ein Jahr Vorlaufzeit bis zur Premiere.
Wie werden die Kostüme für die beiden Werke aussehen?
Wir tauchen in zwei ganz unterschiedliche Kostümwelten ein. Beim Ehevertrag sind wir im Heute, in einer kühlen Geschäftswelt-Atmosphäre. Die Farben sind eher gedeckt und zurückhaltend – bis auf eine Figur. Mein Stichwort dazu lautet: Brautmodenversand. Bei Gianni Schicchi wird es dann skurril, fantasievoll, auch ein bisschen unheimlich. Diese gewisse Verfremdung und Übertreibung in Kostüm und Maske hilft, auch die älteren Rollen glaubwürdig zu machen, weil alle Sänger noch sehr jung sind. Drei Stichworte: Florenz, Dantes Inferno und Gothic Style. Mehr soll nicht verraten werden.
Die diesjährige Produktion ist ein Doppelabend. Wie lösen Sie das Problem, nur eine Bühne für zwei direkt aufeinanderfolgende Werke zu haben?
Ich hatte schnell eine Grundidee und habe drei drehbare Bühnenbild-Elemente entwickelt. In der Pause zwischen den Einaktern werden alle drei Elemente gedreht, außerdem tauschen wir Möbel und Requisiten aus. Natürlich hat auch die Beleuchtung einen großen Anteil daran, beide Opern in ganz unterschiedliche Atmosphären zu tauchen. Für mich ist es eine besonders willkommene Herausforderung, in kürzester Zeit und mit wenigen Mitteln ein völlig neues und unerwartetes Bild zu zaubern.
Regie führt Brigitte Fassbaender, mit der Sie schon oft zusammengearbeitet haben. Was schätzen Sie an ihr?
Mit Brigitte Fassbaender hat sich durch die langjährige intensive Zusammenarbeit ein großes gegenseitiges Vertrauen und auch eine schöne Freundschaft entwickelt. Ich schätze ihre Vielseitigkeit als Künstlerin, ihr Interesse und ihre Neugier an allem und jedem sowie ihren Humor. Wir arbeiten meistens an Komödien, das Schwierigste überhaupt, wie sie immer sagt. Daher muss der Humor auf einer gemeinsamen Ebene liegen. Sonst funktioniert es nicht.
In den Jahren 2018 und 2022 haben Sie – für Inszenierungen von Brigitte Fassbaender – Bühne und Kostüme für das Opernstudio gestaltet. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Unser Einstieg war Der Barbier von Sevilla. Ein großer Erfolg: Die Produktion wurde vom Staatstheater Meiningen übernommen. Dann kam Die Italienerin in Algier, und auch dieses Werk von Rossini war ein schönes und lustiges Abenteuer. Die Arbeit der Werkstätten für Bühne und Kostüme bei den Bregenzer Festspielen ist von hoher Qualität und großem Know-how geprägt. Das trägt maßgeblich zum Erfolg bei. Es ist auch schön, so junge Sänger:innen bei den ersten Schritten ihrer Karriere zu beobachten und zu begleiten. Das "Urlaubsfeeling", das man in Bregenz ganz nebenbei mitnimmt, rundet die Arbeit hier perfekt ab.
Das Opernstudio am Kornmarkt mit den beiden Einaktern Der Ehevertrag und Gianni Schicchi feiert am 12. August Premiere. Weitere Vorstellungen folgen am 14., 16. und 17. August.
Beim dritten Festspielfrühstück am 11. August ist Kammersängerin Brigitte Fassbaender zu Gast, die dieses Jahr erneut das Opernstudio inszeniert. Beginn ist um 9.30 Uhr im Seefoyer des Festspielhauses.
(tb)