Stimmen zu "Nero"

Auszüge aus der Berichterstattung 2021

Stand: 09.08.2021, 10.00 Uhr

Deutschlandfunk
„Bühnenbilder Frank Philipp Schlössmann hat ein dreifach verschachteltes Labyrinth auf die Drehscheibe gestellt, dessen Einzelteile sich gegen- und miteinander bewegen können, neue Durchblicke freigeben, leuchten oder das Geschehen in geheimnisvollem Dunkel verschwinden lassen. Diese Oper will keine Eindeutigkeit, Boito unternimmt einen wilden Ritt durch den italienischen Symbolismus, der von Andeutungen lebt, von Mystizismus und Rätseln. [...] So ist es das ideale Werk für die Bregenzer Festspiele, denn mit einer Sparversion tut man dem Komponisten keinen Gefallen, die Partitur braucht ein großes Orchester, um zu wirken, braucht große Stimmen, um zu glänzen. Wie die von Rafael Rojas in der Titelpartie des Kaisers Nero. [...]

[...] wer Gefallen an Klangsinnlichkeit, an origineller Instrumentation, einfach an der hemmungslosen Wollust der italienischen Dekadenzkultur hat, der kommt in Bregenz voll auf seine Kosten. Zumal der Dirigent Dirk Kaftan mit den Wiener Symphonikern den nötigen Klangrausch entfesselt, ohne sich in ihm zu verlieren. [...]

[D]iese Oper hat keine Relevanz für die heutige Tagespolitik. Sie hat keinen Mehrwert als moralische Handlungsanleitung für das moderne Publikum zu bieten. „Nerone“ von Arrigo Boito ist eine Oper der zweiten oder vielleicht sogar dritten Sortierung, aber gerade darum ein Kennenlernen wert.“

Opernmagazin.de
„Der betriebene Aufwand für diese drei Aufführungen ist enorm. Das Einstudieren der schwierigen Rollen war für die Sänger eine anspruchsvolle Aufgabe, welche bestens gelungen ist. Sowohl den Sängern, wie auch dem Orchester darf man Respekt und Lob zollen.
Die Rolle des Nerone sang der Tenor Rafael Rojas mit Inbrunst und grosser Stimme. Mit starker Bühnenpräsenz gefiel der grossartige Lucio Gallo als Simon Mago. Als Fanuèl war der Bariton Brett Polegato mit einer souveränen Leistung zu erleben. Die russische Sopranistin Svetlana Aksenova konnte mit höhensicherem Sopran überzeugen. Die Mezzosopranistin Alessandra Volpe hinterlässt als Rubina einen hervorragenden Eindruck. Bassbariton  Miklós Sebestyén fiel durch grosse Spielfreude auf. Taylan Reinhard als Gobrias, Ilya Kutyukhin als Dositèo, Katrin Wundsam als Cerinto/Pèrside sowie Hyunduk Kim als Primo Viandante und  Shira Patchornik als Voce di donne, komplettierten dieses sehr ausgewogene Ensemble, welches durch die Statisterie der Bregenzer Festspiele unterstützt wurde. [...]

Unter der Leitung von Dirk Kaftan haben die Wiener Symphoniker die schwierige Partitur facettenreich ausgeleuchtet. Jede einzelne Stimmung wurde sorgsam gestaltet. Ein grosses Kompliment für diese Leistung!“

Der Rheintaler
„Regisseur Tambosi nutzt geschickt und unablässig die Drehbühne (Bühne: Frank Phillip Schlössmann), die schwarze Zimmer zeigt, durch Lichtsäulen voneinander abgetrennt. Damit führt Tambosi fast mosaikhaft, aber sehr sicher durch die Handlung. Und macht die komplizierten Gefühlslagen und Gefühlspolaritäten plastisch und nachvollziehbar. […]

In diesen Opernwelten, die gekonnt zwischen realen und surrealen, zwischen historischen und spirituellen Dimensionen inszeniert sind, bewegt sich auch Fanuél überzeugend. Der christliche Priester (Brett Polegato) begeistert am Ende mit lyrischer Feinheit und intimer Eindringlichkeit. […]

Die Frau als Erlöserin, als Engel, als Objekt der Begierde, das vereint variantenreich und präsent Svetlana Aksenova als Asteria. Boito gestaltet seine beiden Protagonistinnen als komplexe, facettenreiche Frauenfiguren. Auch verkörpert in der Figur der Rubria, die als geschändete Vestalin und als heilige Jungfrau für diesen Clash der Religionen im neronischen Rom steht. Alessandra Volpe überzeugt in diesem genau ausgespielten Zwiespalt intim und eindringlich zugleich.“

Die Welt
„Mit „Nerone“ strebte Arrigo Boito nichts anderes als die perfekte Verbindung von Text, Musik und Szene an. Sein Handlungsvorwurf, der den reifen Kaiser zwischen seinem Künstlerwollen, dem missmutigen Lenken eines von Intrigen wie religiösen Unruhen geschüttelten Staatsgebildes und persönlichen Liebes- und Mordaffären zeigt, schert sich nicht um Konventionen. […]“

Südkurier
„In „Nero“ steckt ziemlich viel unterschiedliche Musik. Im Grunde ist es ein Patchwork aus unterschiedlichen Strömungen und gerade das macht das Werk zu einem Solitär in der italienischen Operngeschichte. Man kann Wagner darin entdecken, aber auch italienische Oper, Puccini, viel Fin de Siècle inclusive Richard Strauss, und hier und da blitzt auch das 20. Jahrhundert hervor. Vor allem aber greift Boito tief in die Effektkiste. Und das kann er richtig gut -  was in Bregenz auch Dirk Kaftan mit den Wiener Symphonikern und dem Prager Philharmonischen Chor aufs Schönste unter Beweis stellt.“

Katholisches Kirchenblatt Vorarlberg
„Manche Kritiker/innen bemängelten, die Inszenierung von Olivier Tambosi würde vor allem das Bedürfnis nach religiösem Kitsch befriedigen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Kontrastierung des sadistischen Monsterkaisers Nero mit dem Heiligen des Christentums führt in eine gedankliche Tiefe, die etwas Mystisches hat. […]

Nero ist in der Bregenzer Fassung ein vollgültiges Gesamtkunstwerk, das die ewig-menschlichen Themen Liebe, Glaube, der Hochmut wie Gott sein zu wollen, Gier, Hass und Machtbesessenheit, ästhetisch vollkommen vor das innere und äußere Auge des Betrachters führt.“

Der Opernfreund
„Die Bregenzer Inszenierung beeindruckt vor allem durch die musikalische Umsetzung durch die Wiener Symphoniker, den Prager Philharmonischen Chor, sowie die elektronischen Einspielungen unter der musikalischen Gesamtleitung von Dirk Kaftan, der darauf hinweist, dass Boito auch musikalisch ‚die diversen Welten nebeneinander stellt, in einer Art Mosaiktechnik, die aber als Ganzes betrachtet eben doch eine Einheit bildet.‘ […]

Erst als die Oper zum zweiten Mal gesehen wurde, konnte man sich auch dem Geschehen auf der Bühne zuwenden. Und dieses war, sowohl bühnentechnisch wie von der Ausstattung her, ästhetisch bemerkenswert. Speziell die immer blutverschmierten Kostüme der Sänger und Darsteller wirkten wie expressive moderne Gemälde (Kostümbildnerin Gesine Völlm). und die Drehbühnen vermitteln subtil ein Voranschreiten des Geschehens (Bühnenbildner Frank Philipp Schlössmann). Als Darsteller und Sänger überzeugten Lucio Gallo, als Simon Mago, als intriganter Vertreter der alten magischen Ordnung mit seinen heidnischen Ritualen, sowie Brett Polegato als Jesus/Paulus Nachkomme Fanuèl und somit Vertreter des erleuchteten, ‚reinen‘ Zeitalters wie auch Svetlana Aksenova als leidenschaftlich in ihren Gott Nero verliebte Asteria und eigentliche Brandstifterin und Alessandra Volpe, als die Vestalin/Christin Rubria.“

Abendzeitung München
„Dirigent Dirk Kaftan machte Boitos stilistische Vielfalt, seinen Sinn für dramatische Umbrüche, Chor- und Instrumentalfernwirkungen und immer wieder auch vokale Entfaltung hörbar […].

Den Wiener Symphonikern, dem Prager Philharmonischen Chor, den […] durchweg sehr gut singenden Rafael Rojas (Nerone), Lucio Gallo (Simon Mago), Svetlana Aksenova (Asteria) und Alessandra Volpe (Rubria) und allen übrigen sei für vokales Festspielniveau gedankt […].“

Augsburger Allgemeine
„Arrigo Boito hat eine gediegene, farbenfrohe Komposition geschrieben für eine Geschichte mit viel Leid, Blut und Tod. Kaftan, von 2009 bis 2014 Generalmusikdirektor in Augsburg und nun in selbiger Funktion in Bonn tätig, lässt die Funken sprühen bei dieser (spät)-romantischen Musik, die vom Geigensäuseln bis zum Tubadonner unzählige Facetten bietet.

Regelrecht explosiv intoniert er sie mit den Wiener Symphonikern und dem Prager Philharmonischen Chor. Das Vokalensemble, Stammgast in Bregenz und auch bei der Seeoper „Rigoletto“ in Aktion, singt sensationell klar, dynamisch und ausdrucksstark. […]"

Badische Zeitung:
„Mit Blick auf die sängerischen Leistungen könnte das Stück an diesem Abend auch „Simon Mago“ heißen. Lucio Gallos rabenschwarzer, durchdringender Bariton verleiht dieser Figur maximale Dämonie – ein großer Auftritt. Aber auch Rafael Rojas in der undankbaren, weil oft an den Rand gedrängten Titelpartie brilliert: ein Spintotenor mit den dafür nötigen Ingredenzien: Durchschlagskraft, helle, klare Stimmfarbe und eine ziemlich strahlende Höhe. […]

Adäquat besetzt sind die zahlreichen mittleren und kleineren Rollen, großen, homogenen Klang entfaltet der Prager Philharmonische Chor. Wann hat man so etwas zuletzt live erleben dürfen? Bregenz hat die große Oper wiedererweckt.“

Südkurier
„Vor allem aber greift Boito tief in die Effektkiste. Und das kann er richtig gut – was in Bregenz auch Dirk Kaftan mit den Wiener Symphonikern und dem Prager Philharmonischen Chor aufs Schönste unter Beweis stellt. […]“

tz
„Dirigent Dirk Kaftan realisiert mit den Wiener Symphonikern eine Partitur, an der die Fliehkräfte zerren, mit bestechendem Handwerk. […]"

Südwest Presse
„Es geht um Dekadenz, den wahren Glauben und darum, wie den Kaiser Nero der Anblick von Leid und Tod gewissermaßen sadistisch-künstlerisch erregt. Und viel Blut ist im Spiel.

Regisseur Olivier Tambosi zeigt das sehr ästhetisch-drastisch auf der von Frank Philipp Schlössmann gestalteten Bühne und in pointierter 1920er-Jahre-Kostümierung (Gesine Völlm).  […]

Aber so ist auch die Musik – und die fasziniert in der von Dirk Kaftan dirigierten Aufführung der herausragenden Wiener Symphoniker.  […]

Bregenz bietet ein tolles Ensemble: Lucio Gallo mit mächtig brutalem Bariton als Simon Mago, Brett Polegato als Fanuél. Und natürlich Rafael Rojas mit lyrisch hochdramatischem Tenor als irgendwie verwirrter, staunender Nerone. Klingt einfach viel besser als Peter Ustinov. Großer Premierenbeifall in Bregenz.”

Der Standard
„Dirigent Dirk Kaftan macht mit den Wiener Symphonikern eine vielfältige […] Partitur hörbar, die von einfacher Volksliedhaftigkeit über komplex ineinander montierte Ensembles bis zu fast bitonalen und bruitistischen Effekten reicht."

Die Presse
„[D]er mexikanische Tenor Rafael Rojas erwischt mit wackerem Heldentenor die nahezu unendlichen Facetten von Neros (Un-)Persönlichkeit, Lucio Gallo ist zum Charakterbariton mit Donnerstimme gereift, Brett Polegato opfert sich bemüht als Fanuel auch unter der Last der Dornenkrone auf, die edel timbrierte Mezzosopranistin Alessandra Volpe darf als Rubria den Spagat versuchen, zwischen den Religionen zu vermitteln, die virtuose russische Sopranistin Svetlana Aksenova (Asteria) nimmt es sogar mit den Verrücktheiten von Boitos Schreibweise auf.“

NMZ:
„Dirigent Dirk Kaftan machte Boitos stilistische Vielfalt, seinen Sinn für dramatische Umbrüche, Chor- und Instrumentalfernwirkungen und immer wieder auch vokale Entfaltung hörbar.“

Donauwörther Zeitung
„Kaftan, von 2009 bis 2014 Generalmusikdirektor in Augsburg und nun in selbiger Funktion in Bonn tätig, lässt die Funken sprühen bei dieser (spät-)romantischen Musik, die vom Geigensäuseln bis zum Tubadonner unzählige Facetten bietet.
Regelrecht explosiv intoniert er sie mit den Wiener Symphonikern und dem Prager Philharmonischen Chor. Das Vokalensemble, Stammgast in Bregenz und auch bei der Seeoper „Rigoletto“ in Aktion, singt sensationell klar, dynamisch und ausdrucksstark.“

Neue Württembergische Zeitung
„Es geht um Dekadenz, den wahren Glauben und darum, wie den Kaiser Nero der Anblick von Leid und Tod gewissermaßen sadistisch-künstlerisch erregt. […] Regisseur Olivier Tambosi zeigt das sehr ästhetisch-drastisch auf der von Frank Philipp Schlössmann gestalteten Bühne und in pointierter 1920er-Jahre-Kostümierung (Gesine Völlm). […] Es klingt natürlich auch nach „Otello“, aber Puccini spielt mit, Wagner sowieso, und dann führt die Partitur schon weit ins expressive 20. Jahrhundert, Schrecker etwa lässt grüßen, aber es bleibt tonal, italienisch melodiös. Aber es ist zunächst mal Boito. Diverseste Klangfarben, Trompeten-Fanfaren wie zarteste Holzbläsertupfer und gewaltige Attacke. Ein Erlebnis.“

Salzburger Nachrichten
„Das Heterogene aber mag heute durchaus wieder modern genug sein. Insofern glättet der kraftvoll zupackende, plastisch und drastisch das Klanggeschehen ausformulierende Dirigent Dirk Kaftan an der Spitze der prächtig disponierten Wiener Symphoniker Brüche zu Recht nicht. Keine italienische Nummernoper ist das, wiewohl es schöne ariose Momente gibt, aber auch kein plumper Wagnerismus oder epigonaler Verdi, obwohl man etwa im Duett Nero/Asteria Tannhäuser und Venus durchschimmern hört, in der Rolle der Heidin auch Kundry ahnen kann. […]

Zeit zu berichten, dass Bregenz eine formidable Sängerbesetzung für das kräftezehrende Werk aufbietet, voran mit kaum erlahmender (Helden-)Tenorkraft Rafael Rojas in der Titelrolle und der in der Diktion kernig und expansiv singende Gegenspieler Lucio Gallo als Simon. Hochdramatisch agiert auch Svetlana Aksenova als die von obsessiver Zuneigung zu Nero besessene Asteria. […]“

Kronen Zeitung
„Die Idee sei es, das Haus zum Beben zu bringen, erklärt Regisseur Olivier Tambosi seine Inszenierung: "Es soll aber kein äußeres Beben bleiben, sondern sich in die Seele der Zuschauer hinein bewegen." Genau das gelingt Tambosi auf beeindruckende Weise und zeigt eine neue Perspektive des Werks. […]

Tosender Applaus für Dirk Kaftan am Pult der hervorragend musizierenden Wiener Symphoniker. Die klare Linie bestimmt alles. Er greift auf dramatische Effekte der Instrumentierung zurück, was das Bühnengeschehen plastisch untermalt. Bei seiner Interpretation legt Kaftan großen Wert auf Expressivität.

Das herausragende Ensemble wurde angeführt von Svetlana Aksenova (Asteria) und Alessandra Volpe (Rubria). Beide überzeugen mit schöner Tongebung und eindrucksvoller Rollengestaltung. Großartig Lucio Gallo als Simon Mago, der seinen Part mit hinterhältigem Charme singt. […]“

Oberösterreichische Nachrichten
„Rafael Rojas führte als stimmlich höchst präsenter Nero das feine Ensemble überzeugend an. […] In ein etwas eigenwilliges Christuskostüm mit Dornenkrone und kitschigem flammenden Herz Jesu gezwängt, begeisterte Brett Polegato als Christenführer Fanuel. Alessandra Volpe überzeugte als großartig gestaltete Rubria, Svetlana Aksenova spielte eine hinreißende Asteria […].“

Kurier
„Sehr exzessiv, höhensicher, charakterlich zwiespältig und von Ängsten durchzogen gestaltet Rafael Rojas den Titelhelden. Lucio Gallo ist ein sehr präsenter, furchterregender und stimmgewaltiger Magier Simon Mago. Sein Gegenspieler, der Christenführer Fanuel, wird von Brett Polegato mit sattem Wohlklang gesungen. Ihm gewährt neben Alessandra Völpe als wunderbar timbrierte Rubria der Komponist auch die schönsten Kantilenen. Svetlana Askenova kann als intensive Asteria punkten. Sehr homogen hört man den Philharmonischen Chor Prag. Die durchaus hörenswerte kraftvolle, polystilistische Musik wird von den groß besetzten Wiener Symphonikern unter Dirk Kaftan spannungsgeladen, nuancenreich aber feinsinnig wiedergegeben.”

Wiener Zeitung
„Rasende Rhythmen, Fernchöre und -Bläser malen die Illusion eines Wagenrennens in den Klangraum, und am Ende lässt eine rumorende Akkordsequenz die Mauern Roms zusammenkrachen: Monumentalfilm für die Ohren. Überhaupt erweist sich diese Partitur als origineller Stilmix. Boito formt seine Gesangslinien nach der Manier Verdis, nimmt aber in anderen Belangen bei Richard Wagner Maß: Statt einer Um-pa-pa-Begleitung kommen flirrende Streicher zum Zug, durchkomponierte Langstrecken ersetzen das Nummernoper-Korsett, und statt erwartbaren Harmoniefolgen überraschen verminderte Akkorde und Rückungen.“

Klassik begeistert
„Die Wiener Symphoniker wurden unter der Stabführung von Dirk Kaftan der anspruchsvollen Partitur voll gerecht und die Sängerinnen und Sänger boten Höchstleistungen. […]

Rom steht in Flammen, die blutüberströmten Leichen häufen sich auf der Bühne (ausgezeichnet: Frank Philipp Schlössmanns stilisiert-ästhetisches Bühnenbild mit weißen, oder beim Brand Roms, roten Lichtsäulen in perfekter Harmonie zu den Kostümen von Gesine Völlm), […].

Der mexikanische Tenor Rafael Rojas glänzte durch stimmliche Stärke und Wohlklang, ebenso sein Gegenspieler, der Jesus-Lookalike Fanuèl (Brett Polegato). Stimmlich bemerkenswert auch die Asteria der Svetlana Aksenova.“

crescendo-online
„56 Jahre lang hat sich Arrigo Boito an dieser Oper verausgabt – und sie am Ende doch nicht fertiggestellt. Im Bregenzer Festspielhaus erklang das sehr selten gespielte Werk nun zur Eröffnung der Jubiläums-Festspielsaison 2021. Zu Recht! Denn Boito – heute weniger als Komponist denn als Librettist Giuseppe Verdis („Otello“ und „Falstaff“) bekannt – greift nicht nur tief in die Emotions- sondern auch in die Klang-Schatzkiste. Dirk Kaftan öffnet diese zusammen mit den Wiener Symphonikern. Die Musik ist plakativ, aber nie platt, voller Effekte aber nicht affektiert – eine große Oper des 19. Jahrhunderts, die – besonders wenn sie musikalisch das Böse zeichnet – ins 20. Jahrhundert drängt! […]

Das Ensemble ist durchweg solide bis stark. Heraus sticht Lucia Gallo als dämonischer Simon Mago mit voluminösem Bariton, Rafael Rojas als zwischen Wahnsinn, Schwäche und Eskalation pendelnder Kaiser und der klangmächtige Prager Philharmonische Chor in den vielen opulenten Massenszenen.“

Vorarlberger Nachrichten
„Wie der gestrige Abend zeigte, ist die erste Premiere der Bregenzer Festspiele 2021 lohnend, szenisch besticht die Konsequenz des Vorhabens, […].

[…] die Stimme des mexikanischen Tenors Rafael Rojas bietet in ihrer Größe und ihrem Umfang einen derartigen Fixpunkt, dass der lange Abend auch dadurch Spannung erfährt, der Italiener Lucio Gallo (Simon Mago) kontert in der Baritonlage, die russische Sopranistin Svetlana Aksenova (Asteria) mit immensem Sopran, der Kanadier Brett Polegato (Fanuel) mit sattem Wohlklang. Alessandra Volpe (Rubria), die italienische Mezzosopranistin, brilliert mit wunderschönem Timbre. Die wuchtigen Orchesterstellen verlangen nach Feinarbeit, die die Symphoniker unter Kaftan bewältigen, und die der Prager Philharmonische Chor hören lässt."

BR24
„Kaftan gelang über drei Stunden hinweg ein ganz groß angelegtes Tongemälde, eine orchestrale Kolossal-Produktion, die für sich genommen absolut überzeugte, ja überwältigte, zumal der Prager Philharmonische Chor mit viel Elan und bestens geprobt bei der Sache war. [...]

Auch die Solisten gaben ihr Bestes und schonten sich nicht: Rafael Rojas in der Titelrolle des Nero, Lucio Galla als diabolischer Verschwörer Simon Mago und Brett Polegato als dornenbekrönter christlicher Prediger Fanuèl. Dasselbe gilt für Svetlana Aksenova als impulsive, von Neros Charme hingerissene Asteria und für Alessandra Volpe als Rubria, eine Nonne, die gleichzeitig Vestalin, also heidnische Priesterin ist und beide Religionen miteinander versöhnen will […].“

ORF Online
„Die Seelenschau des wahnsinnig werdenden römischen Kaisers – als düsterer Alptraum inszeniert – entpuppte sich dabei als inhaltlich schwierig, aber musikalisch fesselnd. [...]

Unter der musikalischen Leitung von Dirk Kaftan beeindrucken die Wiener Symphoniker mit präziser Präsentation der vielschichtigen Komposition, an die Boito – als Mitglied der italienischen Künstlerrevoluzzertruppe Scapigliatura – den Anspruch eines Gesamtkunstwerkes angelegt hatte. [...]

Gewaltige Massenszenen, in denen der beeindruckend auffahrende Prager Philharmonische Chor glänzen kann, wechseln sich mit intimen und introvertierten Momenten ab, die Musik oszilliert zwischen Romantik und modernen Ansätzen. [...]

Der mexikanische Tenor Rafael Rojas – der als Calaf in „Turandot“ und Rodolfo „Boheme“ schon einige Bregenz-Erfahrungen vorweisen kann – meistert die schwierige Rolle mit Bravour. Bariton Lucio Galla ist stimmlich perfekt als Verschwörer Simon Mago besetzt, Brett Polegato ist ihm als Jesus-Double Fanuel ein würdiger Gegner.

Svetlana Aksenova überzeugt als Verführerin Neros Asteria, die in Boitos Version als Brandstifterin Roms (mit Neros Duldung) die zündende Rolle hat. Mezzosopranistin Alessandra Volpe muss indessen als Rubria versuchen, die Religionen auszusöhnen und gleichzeitig Nonne und heidnische Priesterin sein, was der Sängerin gelingt, ihrer Figur aber am Ende den Tod bringt."

Oberösterreichisches Volksblatt
„Es mag ja auch nicht leicht sein, die zerrissene, dekadente Figur des römischen Kaisers als Muttermörder, Christenverfolger, Roms Zerstörer, Tyrann und zugleich Feigling, den gängigen Opernstoff von Monteverdi bis Mascagni, in allen seinen Facetten auf der Bühne zu zeigen. Regisseur Olivier Tambosi wusste die Lösung darauf. Er erzählt keine historische Begebenheit, sondern lässt die Figuren in einem symbolhaften Spannungsfeld agieren im Kampf zwischen Gut und Böse, Kreativität und Zerstörung, Paradies und Hölle, nach dem Dualismus-Rezept, wie es die Nero-Epoche der kaiserlichen Machtstellung im Widerstand gegen das Christentum diktiert. [...]

Boito komponiert nicht mit durchgehendem Konzept, zu sehr mit Ansätzen und Floskeln, dafür mit Stiltreue gegenüber der Zeit und einem durchdachten harmonischen Muster für die einzelnen Szenen. Die sängerische Besetzung kann sich hören lassen: der mexikanische Heldentenor Rafael Rojas trifft seine Charakterrolle als Nero großartig, Lucio Gallo als sein Gegenspieler Simon Mago verkörpert glaubhaft den eigentlichen Bösewicht, Brett Polegato als Fanuel im Herz-Jesu-Kostüm gelingt in der Abschiedsszene mit der Vestalin Alessandra Volpe als Rubria vor dem abgebrannten Rom einer der schönsten Momente [...].“

roccosound.ch
„Im Bregenzer Festspielhaus gibt es nun kaum römische Kulissen und Kostüme, das Team mit Olivier Tambosi (Inszenierung), Frank Philipp Schlössmann (Bühne), Gesine Völlm (Kostüme) und Davy Cunningham (Licht) verortet das Geschehen in einer phantastischen Ästhetik, in die viele Assoziationen hineinspielen, die Handlung tritt hinter die Bilder eines Mysterienspiels zurück. […]

Unter der Leitung des Dirigenten Dirk Kaftan sorgen die Wiener Philharmoniker, der Prager Philharmonische Chor und das durchwegs den immensen Herausforderungen der Rollengestaltung gewachsene Team für eine bruchlos spannende Aufführung.“

kulturzeitschrift.at
„Die Frage, wem man ein solches Opernmonstrum zur Realisierung anvertrauen könnte, löste sich in Bregenz fast von selbst, nachdem man für solche Spezialaufgaben einen Meisterregisseur wie Olivier Tambosi zur Hand hatte und schätzte. […]

Tambosi lässt gemeinsam mit der Ausstattung (Frank Philipp Schlössmann, Gesine Völlm) den Mief der Antike zur Zeit Kaiser Neros außen vor, dafür bedient er sich virtuos der Drehbühne des Hauses – „Alles dreht sich, alles bewegt sich“, aus der er mit viel Fantasie und Farbenfreude immer wieder neue Schauplätze und überraschende Auftritte hervorzaubert […]. Auch seine psychologisch raffinierten Charakterzeichnungen sind Legende, wie etwa dieser Nerino in seiner Zerrissenheit mit sich selbst, seinen Launen und seiner Umwelt umgeht. […]“