Stimmen zu "Michael Kohlhaas"

Auszüge aus der Berichterstattung 2021

Stand: 28.7.2021, 12.00 Uhr

Allgäuer Zeitung
“Kriegenburg inszeniert den Stoff düster und unglaublich dynamisch. Die acht Männer und zwei Frauen auf der Bühne entfalten eine bezwingende körperliche Präsenz, allen voran Max Simonischek in der Titelrolle. Wieder einmal hat das Ensemble aus der deutschen Hauptstadt überwältigende Theaterkunst nach Bregenz gebracht.“

nachtkritik.de
„Im Zentrum: Der Michael Kohlhaas des Max Simonischek. Während alle anderen fliegend die Rollen wechseln ("Ach du machst heute den Kurfürst?"), bleibt er ganz bei sich. Vom selbstsicheren, erfolgreichen Pferdehändler zum wütenden Racheengel zum gebrochenen, verängstigten Elenden, der erkennt, was für einen Fehler er gemacht hat. Der aber trotzdem nicht anders kann, als bis zum unerbittlichen Ende weiterzugehen. Simonischek geht diesen Weg mit packender Emotionalität und erschütternder Klarheit. Berührend auch Brigitte Urhausen als Lisbeth, die nicht ahnt, sondern weiss, in welches Unglück ihr Mann sich stürzen wird, die mit aller Kraft und selbstbewusst dagegensteuert und doch nichts ausrichten kann. [...]"

Vorarlberger Nachrichten
„Das Publikum feierte Max Simonischek als Titelfigur, der sich, im Grunde völlig logisch, in diesem Konzept nicht in den Fokus stellt. [...]"

Salzburger Nachrichten (online)
„Gerechtigkeit ist Michael Kohlhaas wichtiger als sein Leben. Und das seiner Frau. Und das seiner Kinder. Nein, obwohl ihm wirklich übel mitgespielt wird, ist er kein rechter Sympathieträger. Max Simonischek versteht es aber, aus ihm einen Schmerzensmann zu machen, mit dem man zweieinhalb Stunden mitleidet. […]

Während Kriegenburg in den sieben unterschiedlichen Bildern das insgesamt zehnköpfige Ensemble immer wieder spielerisch in Rollen schlüpfen und auch die Kleist'sche Sprache in vielerlei Ausformungen erproben lässt, bleibt Max Simonischek auf Kurs: Hier steht er und kann nicht anders. Der Leidende liegt ihm indes mehr als der Streitende. Viel lieber hätte er Recht als Rache.“

Süddeutsche Zeitung (online)
„Am Ende kriegt Michael Kohlhaas seinen großen Monolog, das muss so sein im Theater. Max Simonischek steht vor dem Mikrophon, ein Kerl wie ein Baum, das Antlitz wie aus hartem Holz geschnitzt, die Sprache vibriert, die Stimme droht brüchig zu werden. Der Monolog ist keine freie Rede, ist die Erzählung von Kohlhaasens Hinrichtung, wie Heinrich von Kleist diese aufschrieb. Darin kommen vor: der rührende Abschied von den Kindern, der rätselhafte Zettel mit der Weissagung der Zukunft des Hauses Sachsen, den Kohlhaas wie eine letzte Hostie isst, die Genugtuung, letztlich recht zu kriegen, auf zweierlei Art, weil der schändliche Junker bestraft und sein eigener Kopf abgeschlagen wird. Simonischek ist zutiefst beeindruckend. Wie so einiges an diesem Abend. […]

Kriegenburg überführt die Moritat vom einzelnen, dickköpfigen Rächer in ein Tableau aus sieben Kapiteln, beginnend mit der Begegnung von Luther, dem herrlich knarzenden Markwart Müller-Elmau, und Kohlhaas. […] Doch Kriegenburg unterläuft das kraftvolle Männertheater von Kerlen in groben Leinen, führt zwei Erzählerinnen ein, Lorena Handschin und Brigitte Urhausen, die die männliche Borniertheit, die Klüngeleien, die Dummheit kommentieren und eine ganz andere Lösung der Misere, eine menschlich kluge, aufscheinen lassen. Aber zu der kommt es nicht. Noch nicht.“

orf.at
„Die Koproduktion des Deutschen Theaters Berlin mit den Bregenzer Festspielen und Les Théâtres de la Ville de Luxembourg bringt wieder hochkarätiges Schauspiel ins Festspiel-Programm – und eine echte Premiere: In Berlin wird die Inszenierung erst ab 30. Oktober zu sehen sein. Wer will, kann den Rosshändler Kohlhaas, der im Beharren auf sein gutes Recht „zum entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“ wird, einen Bruder im Geiste von Rigoletto sehen, dem Hofnarren, der sich nicht zum Narren machen lassen möchte."

Kurier
„Hochkarätiges Schauspiel im Festival-Programm: Max Simonischek brilliert bei der multiperspektivisch angelegten Inszenierung als Schmerzensmann, der nicht zu seinem Recht kommt und mit dem man zwei Stunden mitleidet.“

Die Presse
„So bleibt über weite Strecken des Abends vor allem die Bewunderung für ein Ensemble, das sich gewaltig anstrengt. Immer wieder gibt es tolle Szenen, die stärkste ist jene, wenn Kohlhaas' Knecht Herse (Paul Grill) seinem Chef erzählt, was ihm beim Hüten der Rösser auf der Burg an Mobbing und Misshandlung widerfuhr. Schön sind auch die Szenen in Kohlhaas' trautem Heim. […]

Die schäbige Ausstattung (Harald Thor, Andrea Schraad) wirkt stimmig: rohe Kerle, rauer Stil. Diese Mächtigen reden zwar nobel und geschwollen daher, sind aber den Kriminellen und Terroristen, die sie jagen, erschreckend ähnlich.“

Neue Vorarlberger Tageszeitung
„Während die Auseinandersetzung mit der Spannung zwischen Gerechtigkeit und Recht, Staats- und Eigenmacht, zwischen der Elite und dem "einfachen Volk" hier wie dort stattfindet, hat Kriegenburg einen Bogen gespannt, der - über das Abklopfen patriarchaler Strukturen - zu den Rechten von Frauen führt. [...]

Die zwei Darstellerinnen Lorena Handschin und Brigitte Urhausen besitzen eine Schlüsselrolle, zudem tritt das gesamte Ensemble verstärkt heraus aus dem fiktiven Rahmen, kommentiert das eigene Erzählen, und wirft damit auch auf Michael Kohlhaas ein neues Licht. [...]

Max Simonischek führt seinen Kohlhaas makellos durch diese Stationen: einerseits wandelbar, denn die sieben Kapitel sind recht unterschiedlich aufgezogen. Auf der anderen Seite aber zeigt Simonischek die ermüdende Konstanz und hermetische Abgeschlossenheit von Kohlhaas Denken auf.“

Der Westallgäuer
„Für die Bregenzer Festspiele und das Deutsche Theater Berlin hat der auch als Filmregisseur bekannte Andreas Kriegenburg eine Theaterfassung von Heinrich von Kleists Novelle geschaffen. Mit seinem grandiosen, zehnköpfigen Ensemble erzählt er die Geschichte ganz neu, beleuchtet die Hauptfigur aus verschiedenen Perspektiven – und urteilt schließlich aus weiblicher Sicht. [...]

Schon der gesprochene Text allein entfaltet unglaubliche Dynamik. Ohne konkrete Kulissen, Requisiten oder Kostüme zu benötigen, zieht das Ensemble die Zuseherinnen und Zuseher immer tiefer in die Welt des Michael Kohlhaas‘ hinein.“